Geistesfrucht-02: Freude

Frucht des Geistes

 

 Einleitung

Im Galater 5 wird die zweite Geistesfrucht aufgezählt: die Freude. Ich glaube nicht, dass wir die Bedeutung der Freude und des glücklich seins in Christus richtig begriffen haben. Alle Menschen möchten zwar glücklich sein, aber die Wenigsten wissen wie.

Wenn wir Christen jedoch die Freude pflegen, dann können wir diese Glaubensgesinnung in die Welt hinaustragen und in unserem Umfeld viel Gutes bewirken.

 

 I.   Wie sieht Gott aus für dich?

Gott will, dass wir Menschen glücklich sind. Die Bibel ist das Evangelium von Christus. Evangelium bedeutet frohe Botschaft oder gute Nachricht. Als der Engel des Herrn nach der Geburt Christi den Hirten auf dem Feld erschien, sagte er zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird: Euch wurde heute der Retter geboren, der Gesalbte, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lk 2,10-11).

Jesus sagte seinen Jüngern vor seiner Kreuzigung (Joh 15,11): „Das [alles] habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.“ Nachdem die Frauen das Grab Jesu leer auffanden und von einem Engel aufgeklärt wurden, dass Jesus auferstanden sei, gingen sie „eilends weg vom Grab voller Furcht und mit grosser Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu berichten“ (Mt 28,8). In der Bergpredigt spricht Jesus von Armen, Trauernden, Hungernden und Dürstenden, Verfolgten, die sich zu den Glücklichen zählen dürfen (Mt 5).

Gott will uns eine ganz andere Art von Glück und Freude beibringen als die Welt. Die Freude im Heiligen Geist soll von innen heraus kommen und ist echt. Es ist keine gespielte Freude, die zusammenbricht, sobald sie sich aus der Gesellschaft zurück zieht und die „Kameras“ verschwunden sind.

Wie stellst du dir Gott (oder Jesus) im Himmel vor, wenn er dich sieht? Wie sieht er aus, d. h. welche Gesichtszüge hat er, während er dich beobachtet? Stellst du ihn dir vor mit strengem, strafendem und überwachenden Blick? Oder stellst du ihn dir vor mit einem entspannten Lächeln oder Schmunzeln im Gesicht? Welche Gesichtszüge kannst du ablesen?

Wie sieht wohl Gottes Angesicht aus, wenn wir in geschwisterlicher Liebe zusammen-kommen, um Jesus zu feiern im Abendmahl, im Gesang und in unseren Gebeten zu lobpreisen? Auch wenn wir vielleicht manchen Mist gebaut haben letzte Woche; wie meint ihr, wird der Herr auf uns herabschauen, wenn wir ihn im Gottesdienst anbeten? Wie wird er auf seine Gläubigen herabschauen, die sich dem Herrn ganz hingeben, aber denen trotzdem immer wieder Fehler unterlaufen? Wird er uns mit der gleichen Freude betrachten, wie wir, wenn wir unsere Babys beobachten, die z. B. lernen zu gehen und immer wieder auf ihren mit Windeln verpackten Po fallen? Ist es nicht so, dass Gott Freude hat an unseren Glaubensbemühungen, egal ob sie uns gelingen oder nicht?

In der Bibel lernen wir einen vollkommen glücklichen Gott kennen (1Tim 1,11). Es ist gut, wenn wir unsere Vorstellungen über Gott gut überdenken und nötigenfalls revidieren. Gott ist die Quelle der Freude und des Glücks. Gott meint es gut mit uns und er möchte, dass auch wir in IHM glücklich sind!

Es gibt heute zahlreiche Bücher, die uns lehren, wie wir zufriedenere und somit auch erfolgreichere Menschen werden. Doch brauchen wir diese Anleitungen, die nur eine zeitlich beschränkte Freude anbieten? Diese Bemühungen sind doch bloss darauf ausgerichtet, unsere Fassade in ein besseres Licht zu stellen, um grossartig dazustehen, ungeachtet wie es in unseren Herzen aussieht. Niemand kann auf diese Art wirklich glücklich werden und langanhaltende Freude empfinden, besonders dann nicht, wenn es im Leben gerade sehr schlecht läuft.

Der einzige Weg wirklich Freude zu erfahren, selbst in schwierigsten Zeiten ist, wenn wir uns durch den Geist Gottes erfüllen lassen! Gottes Geist ist vollkommen und ruft uns zu, auf IHN zu schauen. Gottes Geist ist zuversichtlich und gut und bringt uns immer weiter. Nur wer mit Gott und seinem Geist verbunden ist, kann die Geistesfrucht der Freude hervorbringen!

 

 II.   Freude ist eine christliche Tugend

Es ist wichtig, dass wir die Freude in der Welt nicht mit der Freude im Heiligen Geist verwechseln! Im Englischen bedeutet Freude happiness und ist direkt verbunden mit dem Wort happening (Ereignis). Demzufolge neigt der Mensch dazu, nur dann fröhlich zu sein, wenn ein fröhliches Ereignis stattfindet. Bsp. Wenn wir eine Lohnerhöhung kriegen, dann fühlen wir uns glücklich. Bsp. Wenn wir ein neues Kleid kaufen, dann können wir uns freuen. Bsp. Vor den Ferien ist unsere Freude am grössten. Wenn der Doktor uns aber beispielsweise mitteilen muss, dass wir schwer krank sind, dann macht uns das unglücklich. Wenn wir z. B. unsere Arbeitsstelle verlieren, dann freuen wir uns meistens gar nicht darüber usw. Unser Freudenbarometer hängt also sehr stark von den äusseren Umständen ab. Wenn die Dinge im Leben so laufen, wie ich es mir wünsche, dann bin ich glücklich und wenn nicht, dann bin ich unglücklich und kann mich gar nicht freuen. Das ist die weltliche Freude, die gar nichts mit der Frucht des Geistes zu tun hat!

Die Freude eines Gläubigen hängt nicht von äusseren Lebensumständen ab! Sie hängt ab von der Gegenwart Gottes in unserem Leben! Wenn Gottes Geist in uns wohnt, dann können wir uns allezeit freuen im Herrn, selbst, wenn die äusseren Umstände miserabel sind! Der Mensch ohne Gott wird im Alter immer trauriger, bitterer und ist verängstigt. Der Mensch in Christus freut sich auf alles, was kommen mag, weil er auf Gott vertraut. Die Freude in Christus ist ein Zustand der inneren Zufriedenheit, die aus einer vertrauensvollen Beziehung zu Jesus Christus heranwächst. Diese Freude wächst durch den Heiligen Geist in uns heran, als Geistesfrucht! Während die weltliche Freude von kurzer Dauer ist und völlig abhängig von Ereignissen, ist die geistliche Freude beständig.

Diese Freude ist eine Haltung, eine Einstellung, ein Standpunkt! Sie ist kein Gefühl das kommt und geht, sondern sie ist eine feste Entscheidung! Sie hängt nicht von äusseren Umständen ab, sondern von einer guten Gesinnung und einem gesunden Geist. Sie ist ein Nebenprodukt einer wachsenden Beziehung zu Jesus Christus. Sie ist eine Lebenseinstellung, die ganz auf Gott vertraut und mit Zuversicht auf das schaut, was kommt. Sie ist kein billiges Schauspiel, sondern ehrlich, echt und beständig. Sie zieht und erfüllt uns, weil wir uns dem Herrn hingeben. Sie ist überzeugt vom siegreichen Ende und deshalb verlangt sie von uns Hingabe, Mut und Ausdauer. Sie ist verbunden mit Dankbarkeit und Liebe. Den Schmerzen kann man nicht ausweichen, aber der Freude schon.

Der allmächtige Gott hat uns so viel Freiheit gegeben, dass wir selbst entscheiden können, ob wir traurig und betrübt sein wollen, oder ob wir die Freude pflegen wollen. Es gibt Menschen, die verbringen ihr ganzes Leben lang damit, sich unglücklich und schlecht zu fühlen, selbst wenn sie gut aussehen und gesund sind. Es liegt ganz allein an uns, wie wir unser Leben verbringen wollen; freudlos oder mit Freude erfüllt.

Die meisten Menschen verstehen die Freude als eine Erfahrung, die ihre äusseren Umstände verbessern. Das heisst, sie sagen sich: „Wenn ich in die Ferien fliege, dann freue ich mich.“ Oder: „Wenn ich meine Abschlussprüfung bestanden habe, dann kann ich mich wieder freuen.“ Oder: „Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann bin ich endlich frei und freue mich.“ Oder: „Wenn ich genügend Geld gespart habe, dann kann ich mir meinen Wunsch erfüllen und mich endlich freuen.“ Mit anderen Worten; sie schieben ihre Freude, die sie heute haben könnten, ständig vor sich her und machen sie abhängig von äusseren Lebensumständen. Vielleicht erreichen sie ihr Wunschziel nie und sind dann ein Leben lang freudlos gewesen.

 

 III. Die Freude in Christus

Die Freude ist ein Geschenk von Gott an alle, die sie empfangen möchten, egal in welchen Umständen sie sich befinden. Sie hat mehr zu tun mit dem, wer wir sind und nicht mit dem, was wir haben. Sie hat weit mehr mit einer gesunden Lebenseinstellung zu tun als mit einem gesunden Körper.

Gott möchte unsere Herzen dauerhaft mit Freude erfüllen. Wie ist das möglich? Es ist allein möglich durch den Glauben an Jesus Christus! Wer an Jesus Christus glaubt und seinen Worten gehorcht, der kann sich dauerhaft freuen. Denn seine Versprechungen beinhalten wahres Leben. Seine Worte sind die Anleitung zum glücklichen Leben.

Wer an Jesus glaubt, der kann in einer Gefängniszelle sitzen und Loblieder singen, wie Paulus und Silas (Apg 16,25).

Wer an Jesus glaubt, der kann Gott selbst in grossen Leiden preisen, wie Hiob.

Wer an Jesus glaubt, der kann sich sogar dann freuen, wenn er dem Tod ins Auge blicken muss, wie Jesus.

Deshalb kann Jakobus allen Gläubigen mit kühnen Worten folgendes sagen: Jakobus 1,2-3. Der Heilige Geist ruft uns auf zur Freude, und zwar gerade dann, wenn wir in Anfechtungen oder mancherlei Prüfungen geraten. Es sind Prüfungen von innen und von aussen gemeint, die weder gesucht, noch gewollt oder heraufbeschwört wurden. Prüfungen, die das Leben mit sich bringen. Denn Gott lässt uns prüfen, um unseren Glauben an ihn zu erproben und mit Ausdauer zu stärken. Dafür hat Gott uns das Leben auf dieser Welt geschenkt.

Das Schlüsselwort des Philipperbriefs ist die Freude. Ausgerechnet Freude! Wenn wir die Umstände betrachten, in der sich Paulus befand, als er diesen Brief schrieb, dann sind das alles andere als erfreulich. Der Philipperbrief zählt zu den vier Gefangenschaftsbriefen. Paulus schreibt den Brief während seiner ersten zweijährigen Gefangenschaft in Rom (60-62 n. Chr.). Im ersten Kapitel beschreibt er seine Reaktion auf die Brüder, die aus falschen Motiven das Evangelium verkündeten: Philipper 1,18. Im zweiten Kapitel reflektiert er seine Freude für Christus mitten im Leidenskampf für das Evangelium, indem er sagt: Philipper 2,17-18. Das dritte Kapitel eröffnet er mit den Worten: „Zum Schluss, meine Brüder und Schwestern: Freut euch im Herrn!“ Uns schliesslich sagt er im Kapitel vier: Philipper 4,4-7. Im Herrn ist grosse Freude! Keine rein emotionale Freude, sondern die Glaubensfreude! Die Freude, die auf den Herrn vertraut, egal was auch passiert.

Die Freude in Christus ist ein Zustand der inneren Zufriedenheit, die aus einer vertrauensvollen Beziehung zu Jesus Christus heranwächst. Wer sich zu Christus bekehrt hat, der vertraut darauf, dass Christus ihn führt, in guten als auch in schlechten Zeiten. Der weiss auch, dass Gott treu ist (1Kor 10,13): Er wird nicht zulassen, dass wir über unsere Kräfte versucht werden. Er wird mit der Versuchung auch den Ausweg schaffen. Er schenkt uns die Kraft, die Versuchungen zu bestehen. Darum werden wir Gläubigen aufgerufen uns zu freuen in Christus, denn ER sorgt für uns und bringt uns sicher zum himmlischen Ziel!

Das Reich Gottes besteht nicht aus perfekten Christen, aus endlosen Pflichten, aus Sorgen und Ängsten um weltliche Dinge: Römer 14,17-18. Der Glaube ans Reich Gottes hängt nicht von den irdischen Umständen ab. Der Glaube an das Reich Gottes besteht aus lauter Freude, dass wir jetzt und heute in seinem Reich wohnen dürfen und für uns gesorgt ist. „Gott hat uns der Macht der Finsternis entrissen und uns versetzt ins Reich seines geliebten Sohnes, indem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden“ (Kol 1,13-14). Diese Tatsache erfüllt uns mit Freude und Dankbarkeit im Glauben. Wir sind Freunde Gottes geworden und vertrauen voller Freude auf das Erlösungswerk Gottes.

Wer fest und unerschütterlich glaubt, dass Jesus Christus ihn zum unvergänglichen Leben wiedergeboren hat, der kann sich nur noch freuen auf alles, was die Zukunft bringt. Unser Leben ist in Christus geborgen! Christus sorgt für uns. Das heisst nicht, dass es nicht auch ganz schwierige Situationen im Leben geben kann! Jesus wusste, dass er am Kreuzestod nicht vorbeikam, wenn er durch sein Opfer die Welt retten wollte. Trotz seiner bevorstehenden Leiden hat er nicht gemurrt oder geklagt, sondern er liebte den Vater. Er diente dem Vater gehorsam bis zum Tod und erfuhr gerade darin die Freude, die er auch mit andern teilte.

Deshalb sagte Jesus die folgenden Worte zu seinen Jüngern: Joh 15,9-11. Mit anderen Worten sagt Jesus: In meiner Liebe seid ihr geborgen! Darum bleibt in meiner Liebe! Aus der Liebe wächst Gehorsam. Aus dem Gehorsam wächst die Freude. Die Freude eines reinen Gewissens. Die Freude eines Lebens in Christus.

 

 Schlussfogerung

Was ist das Gegenteil eines christlichen Lebens? – Es ist ein freudloses Leben! Denn Christen haben allen Grund zur Freude, weil Gott unser Leben zu einem guten Ende führen wird und wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Christen wissen, was Freude ist, weil sie dankbar auf Gottes Führung vertrauen. Sie haben die Vergebung Gottes erfahren, deshalb sind sie frei und können auch ihren Mitmenschen vergeben. Sie bemühen sich allezeit, zerbrochene Beziehungen wieder herzustellen. Sie sind erfüllt mit der Liebe Christi und lassen die Frucht des Geistes in ihnen wachsen und gedeihen. Sie schauen himmelwärts und bringen Frucht in jedem guten Werk (Kol 1,10). Der Glaube stärkt sie in ihrer Freude am Herrn und seinem Reich.

Darum heisst es: „Die Frucht des Geistes ist die Freude!“