Geistesfrucht-05: Güte

Frucht des Geistes

 

 Einleitung

Die fünfte Frucht des Geistes ist Güte (χρηστότης): In unserer alten Zürcherbibel wurde das griechische Wort „Chrestotes“ früher mit Freundlichkeit übersetzt. Dafür gebraucht sie für den nächsten Begriff, „Rechtschaffenheit“, das Wort Güte. Güte und Rechtschaffenheit liegen eng beieinander. Güte bedeutet auch Kulanz, Milde, Liebenswürdigkeit, Freigebigkeit, Wohlwollen.

Güte ist der Schlüssel zu allen guten Beziehungen, sei es zu Hause in der Ehe oder Familie, sei es in der christlichen Gemeinde, sei es am Arbeitsplatz oder überall dort wo Menschen einander begegnen.

 

 I.   Jesus lehrt uns, gütige Menschen zu sein

Die meisten Menschen können nur dann gütig oder freundlich sein, wenn man auch ihnen gütig oder freundlich begegnet. Doch das ist überhaupt keine Kunst; das kann jeder. Wenn mir z. B. ein Verkäufer freundlich begegnet, weil er mit mir ein gutes Geschäft abschliessen will, dann ist das nichts anderes als ein Werk seines fleischlichen Willens. Der Geist Gottes möchte aber, dass wir Gläubigen viel weiter gehen! Gottes Geist schaut nicht auf den persönlichen Profit! Gottes Geist ist gut und möchte seine Güte und Freundlichkeit verbreiten, egal wie die Empfänger darauf reagieren.

Jesus liess sich mit Menschen ein, mit denen er sich gar nicht hätte abgeben müssen. Er kam mit Menschen in Berührung, die seine Aufmerksamkeit nicht verdient hatten (z. B. Sünder, uneinsichtige und hochmütige Menschen). Er kümmerte sich auch um unwichtige und bedeutungslose Menschen, um Menschen, die ihm nichts geben konnten, weil sie nichts besassen.

Das Leben Jesu lehrt uns, dass es nicht bloss darum geht, ein gütiger Mensch zu sein. Es geht vielmehr darum, das Böse durch das Gute zu besiegen (Röm 12,21). Jesus lehrt: Matthäus 5,43-48. Christliche Güte beginnt dort, wo niemand damit gerechnet hat und niemand danach gefragt hat. Christliche Güte fährt vorerst unbeirrt fort, auch wenn sie abgelehnt und nicht erwidert wird. Es ist eine natürliche Reaktion unseres Fleisches, dass wir auf Ablehnung und Aggression sofort ablehnend und aggressiv reagieren. Doch Jesus sagt: „Das ist doch überhaupt nichts Besonderes!“ Das machen doch alle Menschen so, die den Geist Gottes nicht haben. Jesus will, dass seine Nachfolger zu mehr fähig sind als das, was alle anderen Menschen instinktiv auch tun.

Der Heilige Geist Gottes will in uns die Frucht des Geistes hervorbringen. Sowie der Herr die Sonne aufgehen lässt über Böse und Gute, über Gerechte und Ungerechte, so sollen auch wir mit allen Menschen gütig sein. Wir wissen ja nicht, was die einzelnen Menschen schon alles erlebt haben. Die meisten Menschen sind geschlagen und verwundet. Sie brauchen jemand, der sie in ihren Ängsten und Schmerzen versteht. Weil wir Gläubigen die Güte Gottes erfahren haben, können wir gütig sein. Gottes Güte lehrt uns, nicht darauf zu achten (Lk 6,35c), wer sie empfängt, wer sie verdient hat, wer sie dankbar annimmt, wer sie erwidert usw.

Selbstverständlich gibt es Menschen in unserem Umfeld, die uns näher stehen und uns mehr bedeuten als andere (wie z. B. unsere Glaubensgeschwister). Sie haben unsere Wertschätzung und Güte besonders verdient (Gal 6,10). Sie sind uns nicht egal, selbst wenn sie sich uns gegenüber nicht so verhalten, wie wir es von ihnen erwarten. Trotzdem sollen wir mit allen Menschen gütig sein, sagt Jesus, besonders auch mit denen, die uns nichts zurückzahlen können. Dann sind wir in unserem Gewissen rein und vollkommen, wie der allmächtige Gott es von uns haben will!

Alles, was wir andern Menschen Gutes tun, tun wir nicht in erster Linie, um ihnen zu gefallen, sondern um Gott zu gefallen und IHN zu verherrlichen! Weil wir unser Fleisch mit Christus gekreuzigt haben, lassen wir den gütigen Geist Gottes in uns wachsen und leben ganz für den Herrn (Gal 2,19-20).

Was war das Ziel Jesu Christi auf Erden? Eines der grossen Ziele war es, Gottes Güte auf diese Welt zu bringen. Jesus Christus hat durch sein Leben allen Menschen gezeigt, dass unser Schöpfergott gütig ist! So sollen auch wir unser Licht, mit dem wir erfüllt worden sind durch den Heiligen Geist, leuchten lassen vor den Menschen, damit sie sich von der Güte Gottes angezogen fühlen (Mt 5,16).

 

 II.   Gottes Gnade und Güte

In den Psalmen wird immer wieder bestätigt, dass Gott gütig und gnädig ist (Ps 106,1; 107,1; 136,1): „Preist den Herrn, denn er ist gut, ewig währt seine Gnade.“ Hier wird das Wort Gnade für Güte eingesetzt. In älteren Übersetzungen lautet dieser Vers: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.“

Die Gnade ist eng mit der Güte verbunden (Eph 2,7). Gott zeigte uns seine überwältigende Gnade durch die Güte Jesu Christi. Mit anderen Worten; gütige Taten sind immer ein Akt der Gnade. Sie sind unverdient und unabhängig von dem, was zurückkommt.

Gottes Anliegen war es, dass alle Menschen von seiner Güte und Liebe erfahren, obschon sie keiner verdient hat (Tit 3,4-7). Gott ist gütig und menschenfreundlich, deshalb sandte er seinen Sohn. Gott erbarmt sich über seine Geschöpfe, deshalb ist ER mit uns gnädig. Gottes Wesen kann gar nicht anders als gütig sein.

Doch noch etwas ist nötig, um Gottes Wesen zu begreifen: Römer 11,22. Hier sehen wir, dass Gottes Güte viel mehr ist als sentimentale Gefühle. Gott kann auch anders; er kann streng sein. Göttliche Güte ist nicht doof! Sie lässt sich nicht ausnützen, einnehmen, ausrauben und zerstören. Sie schweigt nicht und entzieht sich nicht den Problemen. Sie hat ein klares Ziel; sie möchte das Böse durch das Gute besiegen.

 

 III. Unsere Pflicht, die Güte weiterzuverbreiten

Paulus sagt zur Gemeinde in Ephesus (Eph 4,32): „Seid gütig zueinander, seid barmherzig und vergebt einander wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.“ Das heisst, jeder, der Gottes Güte in seinem Leben erfahren hat, ist verpflichtet, diese Güte auch seinen Mitmenschen weiterzugeben. Der Apostel Johannes sagt das so (1Joh 2,6): „Wer sagt, er bleibe in ihm, ist ver-pflichtet, seinen Weg so zu gehen, wie auch er [Jesus] seinen Weg gegangen ist.“ Der Gedanke ist völlig absurd, dass wir als Kinder Gottes seine Gaben empfangen und sie dann nur für uns behalten. Nein! Der Sinn und Zweck liegt in der Vermehrung. Wenn wir den Glauben an den lebendigen Gott den Menschen im 21. Jahrhundert näher bringen wollen, dann geht das nur über die Güte Gottes und nicht über irgendwelche Zwänge! Wie äussert sich diese Güte?

Güte im Richten!
Jesus lehrt (Mt 7,1): „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ Damit meinte er nicht, dass wir niemals die Werke anderer evaluieren sollen. Er wollte uns vielmehr auf unsere eigenen Fehler aufmerksam machen, statt andere zu beschimpfen (Mt 7,1-3). Zudem sollen wir uns davor hüten, unsere eigenen Fehler als weniger schwerwiegend zu beurteilen, als die der andern. Wir sollen auch nicht die guten Absichten anderer in Frage stellen. Und wir sollen nicht zu hart mit andern umgehen, indem wir sie richten. Gerade dieser letzte Punkt gibt leider immer wieder Anlass zum Streit und zur Trennung unter uns Menschen. Der Mensch neigt dazu, viel zu hart umzugehen mit andern (mit sich selbst aber ist er oft zu grosszügig). Wenn Gott, der Herr, jedes Mal so hart mit uns umgehen würde, wenn wir einen Fehler machen, dann könnten wir nicht bestehen vor seinen Augen. Göttliche Güte lässt viel Raum zu Verbesserung und gibt dem Guten immer wieder eine Chance. Gerade in der Gemeinde sind gütige Geschwister besonders heilsam.

Güte in unseren Reden!
Obwohl in der Gemeinde eine gesunde Offenheit gefragt ist, darf sie nicht dazu führen, dass wir einander alles sagen, was uns in den Sinn kommt. Es ist wichtig, dass wir eine bestimmte Kultur, ein bestimmtes Niveau pflegen, um nicht aneinander zu geraten wie die Menschen in der Welt. Die Zunge ist zwar ein kleines Glied an unserem Leib, trotzdem vermag sie ein riesiges Feuer anzuzünden (Jak 3,5-6). Darum lasst uns darauf achten, dass wir in unseren Beziehungen nicht unnötigen Schaden anrichten durch unachtsame Worte! Der Heilige Geist möchte die Güte in uns entfalten, indem er uns lehrt – Worte der Auferbauung und Ermutigung zu reden, Worte, mit Einfühlsamkeit und Verständnis zu sprechen, Worte, die mit viel Liebe und Wertschätzung ausgedrückt werden.  „Kein hässliches Wort komme über eure Lippen, sondern wenn ein Wort, dann ein gutes, das der Erbauung dient, wo es nottut, und denen, die es hören, Freude bereitet“ (Eph 4,29).

Güte in unseren Handlungen!
Besonders unsere engsten Beziehungen leben davon, dass wir uns immer wieder neu dazu entschliessen, eine extra Meile zu gehen (Mt 5,41). Jede Beziehung besteht aus Geben und Nehmen. Manchmal gebe ich, ein andermal gibt der andere. Auch in der Gemeinde pflegen wir unsere Beziehungen durch die Güte, die wir einander entgegenbringen.

Ein gütiger Mensch kann nicht nachträglich sein.

Ein gütiger Mensch kümmert sich um seine Geschwister und möchte, dass es ihm gut geht.

Ein gütiger Mensch erträgt den andern, wenn er nicht gleich erwidert, was wir zu geben suchen.

 

 Schlussfolgerungen

Was würden deine Mitmenschen und Glaubensgeschwister über dich sagen, wenn sie gefragt würden, ob du ein gütiger Mensch bist?

Es gibt noch viel zu tun, wenn wir die Frucht des Geistes in uns entfalten und vermehren lassen wollen. Denn unsere fleischliche Natur ist nur darauf beschränkt mit anderen Menschen gütig zu sein, die auch mit uns gütig sind. Doch der allmächtige Gott will, dass wir seine Güte auf dieser Welt verbreiten und viel weiter gehen als der Durchschnittsmensch. Es ist zu einfach, die ganze Welt zu lieben und generell gütig zu sein. Viel schwieriger ist es, unseren Nächsten und Glaubensgeschwistern gütig zu begegnen, besonders dann, wenn sie es nicht verdient haben.

Wer auf dieser Welt hätte einen besseren Grund gütig zu sein, als wir Christen? Wir empfangen Gottes Güte täglich im Überfluss! Wir sind die Gesegneten des Herrn. Darum lasst uns gütige Menschen sein, die in dieser Welt viel Gutes und Positives bewirken, denn dazu sind wir berufen in Christus Jesus! Lasst uns jeden Tag von neuem fragen: Was kann ich heute Gutes bewirken? Wem kann ich die Güte Gottes näher bringen? Wie kann ich die Güte Gottes auf dieser Welt sich vermehren lassen?