Herr, lehre uns beten!
I. Was sind die allgemeinen Schwierigkeiten, denen wir in unserem Gebetsleben begegnen?
Eine Schwierigkeit ist, dass wir von Gott keine akustisch wahrnehmbaren Antworten erhalten, wenn wir ihn suchen im Gebet. Da hatte es Mose viel einfacher. Gott sprach direkt zu Mose „von Mund zu Mund“ (Nu. 12,6-8). Gott suchte den direkten Kontakt zu Mose.
Auch Samuel und viele andere im AT hörten Gottes Stimme (1. Sam. 8,4-10).
In der heutigen Zeit offenbart sich Gott nicht mehr durch Stimmen und Erscheinungen. Alles, was wir brauchen zu unserem Heil, wurde uns durch die Bibel offenbart (2. Pet. 1,3). Wir brauchen bloss noch am Glauben festzuhalten (Eph. 4,15-16), der uns ein für allemal überliefert wurde (Jud. 3; 2. Thess. 2,15). Wir vertrauen darauf, dass Gott uns zuhört und uns versteht, weil wir nach seinem Willen trachten (1. Pet. 3,12; Joh. 9,31). Denn der Herr hat uns durch sein Wort zugesichert, dass er uns hört, wenn wir zu ihm beten (1. Joh. 5,14). Unser Glaube ist die feste Zuversicht auf Gott, ohne ihn sehen oder hören zu müssen (Heb. 11,1-3).
Eine weitere Schwierigkeit ist, dass Gottes Gedanken ganz anders sind als unsere. Jesaja sagte zum Volk (Jes. 55,8): „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr ...“ Es wäre viel einfacher, wenn wir geistlicher Denken könnten. Auch wir Gläubigen gehen so vieles im Leben menschlich an, was oft nicht dem Denken Gottes entspricht (Jes. 59,1-2).
Um Gebetserhörung finden zu können, ist es notwendig, Gottes Wege und Gedanken zu verstehen und kennen zu lernen. Bsp. Kinder sind oft ungeduldig, wenn es ums Essen geht. Wenn ein Kind zwanzig Minuten vor dem Mittagessen um Schokolade bittet, dann wird diese Bitte von den meisten Müttern abgelehnt. Das Kind versteht noch nicht weshalb - die Mutter jedoch schon. Leider kennen auch wir die Gedanken Gottes nicht im Detail, was er vorhat. Gott hat aber den Überblick über unser ganzes Leben und weiss genau, was wir bedürfen, ehe wir ihn bitten (Mt. 6,7-8). Auch wir wissen oft nicht, was uns wirklich gut tut. Es ist also Vertrauen angesagt, auch wenn wir nicht immer gleich erhalten, wofür wir bitten (Spr. 3,5-7). Wenn wir nach Gottes Gedanken und Plänen fragen, dann können wir leichter Gebetserhörung finden.
Ein anderes Problem ist die Erfahrung, dass es nicht immer einfach ist zu erkennen, wann wir beharrlich um etwas bitten und kämpfen sollen und wann nicht. Der Geist Gottes kommt unserer Schwachheit zu Hilfe.
Römer 8,26-28:
Die Zeit und die Erfahrung wird uns lehren, ob wir beharrlich für etwas weiter bitten sollen, oder ob Gott will, dass wir aufgeben und etwas fallen lassen sollen. Der Herr will für uns nur das Allerbeste (Mt. 7,9-11).
Wichtig ist, dass wir in allen Entscheidungen zuerst den Herrn befragen, egal wie er uns antwortet. Erinnern wir uns an die List der Gibeoniter? Sie konnten sich nur ins Land einschleichen, weil die Israeliten den Herrn nicht befragten (Jos. 9,14).
Erinnern wir uns an die Philister, die Kegila belagerten?
David befragte den Herrn zweimal, ob er wider sie kämpfen sollte. Der Herr gab David und seinen Kriegern grünes Licht und sie brachten den Philistern eine grosse Niederlage bei (1. Sam. 23,1-5). In den Sprüchen 16,3 heisst es: „Befiel dem Herrn deine Werke, so werden deine Pläne gelingen.“ Der durchschnittliche Gläubige neigt dazu, aus sich selbst Entscheidungen zu treffen. Er ist so selbstherrlich, eigenwillig und ungeduldig, dass er gar nicht auf die Idee kommt, den Herrn zu befragen. Alles, was er handelt oder tut ist beschlossene Sache und sollte vom Herrn meistens nur noch abgesegnet werden (Bsp. er entscheidet irgendwo in die Ferien zu fliegen und bittet den Herrn, um Beistand).
Gottes Antwort und Wille in unseren Situationen zu akzeptieren, gehört sicherlich zu den schwierigsten Erfahrungen beim Beten (Mt. 26,39). Oder wurde Jesus vom Vater etwa nicht erhört, als er kurz vor seinem Tod sagte: „… doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt. 26,39). Der Vater stärkte zwar den Sohn im Geist, damit er durchhalten und seinen Leidensweg bis zum Ende gehen möge. Doch den Todeskelch konnte der Herr ihm nicht wegnehmen. Paulus hatte einen Dorn in seinem Fleisch (2. Kor. 12,7-9). Er bat den Herrn dreimal, dass er ihn davon befreien möge. Der Herr antwortete ihm mit einem klaren „Nein“.
II. Wie erhört denn Gott unsere Gebete?
Bei Hanna zum Beispiel liegen die Dinge ganz anders (1. Sam. 1 & 2): Jahr für Jahr flehte sie zum Herrn und erbat sich einen Sohn (nicht bloss ein Kind). Schliesslich wurden ihre Gebete erhört und sie gebar den Samuel (= erbeten). Obwohl der Herr mit Samuel grosses vorhatte, liess er Hanna zuerst flehentlich um einen Sohn bitten. Warum? Gott wollte Hanna soweit bringen, dass sie den Sohn nicht für sich erbat. Das Geheimnis ihrer Gebetserhörung lag im Versprechen, den Sohn dem Herrn zu weihen (1. Sam. 1,11). Wer etwas erbittet, um seine eigenen fleischlichen Wünsche zu befriedigen, darf von Gott keine Erhörung erwarten (Jak. 4,3-6).
Das Geheimnis der Gebetserhörung liegt auch darin, dass wir im Glauben mit Zuversicht beten.
Jakobus 1,6-8:
Niemand muss im Zweifel leben, wenn er etwas gläubig erbittet (Mt. 21,22). Niemals sollten wir um etwas bitten, wofür wir nicht bereit sind zu arbeiten. Es ist wichtig, dass wir uns gut überlegen, wofür wir bitten, denn Gott könnte uns das Erbetene schenken (Mk. 11,24). (Bsp. eine Berufslehre)
Wie erhalten wir unsere Gebetszuversicht?
1. Johannes 5,13-15:
Wir erhalten Gebetszuversicht darin, wenn wir in seinem Willen beten. Nach seinem Willen beten können wir aber nur, wenn wir - bereit sind, seinen Geboten zu gehorchen (1. Joh. 3,21-22), in Jesus und seinem Wort wandeln (Joh. 15,7). Echte Gebetszuversicht können wir dann haben, wenn unser Herz uns nicht verurteilt in dem worum wir bitten, zum Beispiel: Wenn wir dem Herrn unsere Sünden bekennen (2. Chr. 7,13b-14). Wenn wir den Herrn ohne Zorn und Zweifel anrufen (1. Tim. 2,8).
Gebetserhörung besteht nicht darin, dass wir Gott für unsere eigenen Pläne gewinnen, sondern dass wir seine göttlichen Pläne verstehen und ausüben wollen.
Psalm 143,8-10:
Die Gebetshaltung Davids ist vorbildlich. Er will Gott ganz vertrauen und seine Wege gehen. Er bittet Gott um Hilfe und ist bereit, seinen Willen zu tun. Es geht also bei der Gebetserhörung darum, dass wir uns Gott ganz hingeben und seinem Willen Gehorsam sind!
Gott verspricht, die Gebete der Gerechten zu erhören:
Gott ist allen nah, die ihn anrufen (Ps. 145,18-19).
Gott hört auf den Hilferuf des Gerechten (Ps. 34,16).
Er hört das Flehen derer, die nicht Unrecht denken in ihren Herzen (Ps. 66,18-20).
Gott hört das Gebet der Frommen (Spr. 15,29).
Viel vermag die Bitte eines Gerechten (Jak. 5,16b).
Gott vermag in viel höherem Masse etwas zu tun, als wir bitten können (Eph. 3,20).
Gott hört auf die Gottesfürchtigen (Joh. 9,31; Apg. 10,1-5).
III. Was geschah, als Menschen gläubig beteten?
Apostelgeschichte 4,24-31:
Wenn mehrere Gläubige beisammen sind und einmütig im Gebet vor Gott treten, vermag dies oft noch mehr zu bewirken als ein Einzelner. Dieses Gebet entsprach offensichtlich dem Willen Gottes. Deshalb antwortete der Herr sofort und liess den Ort erbeben. Gott bestätigte das Gebet der gläubigen Seelen, indem er alle mit dem Heiligen Geist erfüllte.
Apostelgeschichte 12,1-16:
Hier erfahren wir, dass Gott es zuliess, dass Jakobus hingerichtet - und Petrus freigelassen wurde. Die Gemeinde betete inständig für Petrus und der Herr schickte einen Engel, der ihn aus dem Gefängnis befreite.
Apostelgeschichte 16,22-34:
Statt mutlos zu sein und Gott anzuklagen, beteten Paulus und Silas im Gefängnis. Der Herr belohnte ihr Vertrauen, er liess ein starkes Erdbeben entstehen und sandte einen Engel, der die Gefangenen befreite. Manchmal lässt uns Gott in Versuchung führen, damit aus einem angeblichen Niederschlag ein glorreicher Sieg entstehen kann (Jak. 1,12-17; 1. Kor. 10,12-13). Beten heisst Gott vertrauen in jeder Lebenslage!
Jakobus 5,17-18:
Die Aufgabe des Elia bestand darin, ungehorsam gewordene Menschen zu Gott zurückzuführen. Elia konnte durch seine Gebete beim Herrn bewirken, dass die Regenzeit beeinflusst wurde. Elia war einer der grössten Propheten Gottes, dennoch war er ein Mensch wie wir. Das heisst: Wenn Gott die Gebete des Elia erhörte, dann wird er auch unsere Gebete erhören, wenn wir ihn nach seinem Willen um etwas bitten. Der Schlüssel zur Gebetserhörung liegt darin, dass wir nach Gottes Willen beten.
IV. Zusammenfassung
Es kann nicht geleugnet werden, dass es gewisse Schwierigkeiten gibt in der Verständigung mit Gott durch das Gebet. Wir können Gottes Antworten zwar akustisch nicht wahrnehmen, trotzdem antwortet der Herr uns auf seine Weise. Wir können Gottes Gedanken und Wege oft nicht verstehen, trotzdem dürfen wir mit seiner Führung rechnen. Wir können nicht immer erkennen, ob wir aktiv oder passiv sein sollen, deshalb kommt Gottes Geist unserer Schwachheit zu Hilfe. (Die Erfahrung mit dem Gebet wird uns lehren, wie wir Denken und Handeln sollen.)
Das Geheimnis der Gebetserhörung liegt darin, dass wir nach dem Willen Gottes etwas gläubig erbitten und ohne Zorn und Zweifel mit Zuversicht beten. Es ist wichtig, dass wir uns gut überlegen, wofür wir bitten, denn Gott könnte uns das Erbetene schenken. Niemals sollten wir um etwas bitten, wofür wir nicht bereit sind zu arbeiten.
Der Herr kann auch heute noch gewaltiges bewirken, wenn wir den Weg mit Ihm gehen und Ihm die Führung überlassen! Das bedeutet Vertrauen, auch dann, wenn es in eine andere Richtung geht, als wir uns das vorgestellt haben. Der Gehorsam und die Hingabe sind der Schlüssel zum erfolgreichen Gebet!