Gleichnis-11: Vom reichen Narr

Gleichnisse Jesu

 

 

 Einleitung

Die Meisten betrachten sich als gute Menschen, auch wenn sie in Gottes Augen alle als Sünder bezeichnet werden. Sie denken bei sich selbst: „Ich bin schon recht, ich tue niemandem Unrecht. Da gibt es noch viel Schlimmere als mich. Ich brauche Gottes Gnade nicht.”

Sie fühlen sich in keiner Weise als Sünder. Ein Verbrecher, der wegen mehrfachen Mordes zum Tode verklagt vor dem Gericht stand, sagte einmal: „Im Grunde genommen bin ich ein friedliebender und guter Mensch, mit einem grossen Herz für andere.“

Was denken wir über uns selbst?
Gehören wir auch zu den selbstgerechten Menschen, die sich für gute Menschen halten? Ist das vielleicht der Grund, warum bei Konflikten immer die anderen Schuld sind und wir gut abschneiden? Sind wir in den Augen Gottes gerecht und haben deshalb keinen Grund bei Gott um Gnade zu bitten?

 

 I.   Nur Arbeit war sein Leben!

In Lukas 12 erzählt Jesus die Geschichte eines erfolgreichen Landwirts, der sich über „religiöse“ Fragen nicht den Kopf zerbricht: Lukas 12,16-21. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen klingt dieses Gleichnis sehr aktuell. Es ist die Geschichte eines Menschen, der zielstrebig den harten Weg zum Erfolg beschreitet. Er muss früh aufstehen und viele Stunden arbeiten. Trotz aller technischen Errungenschaften, wird von ihm schwere körperliche Anstrengung gefordert. Da ist z. B. die beständige Abhängigkeit vom Wetter. Es gilt auch, den Anbau rationell zu planen und den Gewinn sinnvoll zu investieren.

Dann kommt das glückliche Jahr! Es gibt genügend Winterfeuchtigkeit und einen pünktlichen Frühling. Die Felder werden planmässig bestellt. Mit den Arbeitskräften gibt es keinen Ärger. Die Maschinen funktionieren tadellos. Das neue ausländische Saatgut übertrifft alle Erwartungen. Das Wetter könnte kaum besser sein. Alles wächst und gedeiht wie nie zuvor, so dass eine neue Rekordernte erzielt wird. Ein reicher Strom goldener Körner fliesst aus dem Mähdrescher. Die Kartoffeln werden ganz früh geerntet und erzielen höchste Marktpreise. Die Rüben bringen ungeahnte Zuckererträge. Die Bilanz des Jahres ist überwältigend.

Das Herz des Mannes schlägt höher, als er die Bankauszüge durchsieht. Endlich hat er es geschafft! Er darf stolz sein auf seine Leistung. Nun kann er seine lang gehegten Pläne verwirklichen. Haus und Hof sollen renoviert werden und die Maschinen modernisiert. Ein neues Auto muss gekauft werden. Eine Auslandreise wird geplant. Und bei alldem bleibt noch eine kleine Reserve für die Zukunft. Ja, endlich kann er sein Leben ein wenig geniessen!

Doch plötzlich ertönt die Stimme Gottes: „Du Narr, mit all deinen Plänen! Sind Haus und Hof, Arbeiten und Geniessen alles, was du im Kopf hast? Gibt es wirklich nichts Wichtigeres in deinem Leben zu bedenken? Heute Nacht wirst du aus dieser Welt genommen. Du hast nicht mehr Jahre vor dir, sondern nur noch ein paar Stunden. Bald ist für dich alles zu Ende.”

”Wer wird das, was dich bisher ganz erfüllte, in Besitz nehmen?”

”Wer wird in deinem Haus wohnen und deine Felder bearbeiten?”

”Wer wird über dein Bankkonto verfügen, um seine eigenen Pläne zu verwirklichen?”

So geht es Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Sie arbeiten hart und machen ihre eigenen Pläne ohne Gott. Plötzlich werden sie aus dem Leben gerissen und müssen alles zurücklassen. Nichts können sie mitnehmen. Sie sind auch nicht vorbereitet auf das kommende Leben. Plötzlich gehen ihnen die Augen auf, doch leider viel zu spät. Die meisten Menschen können von so einem erfolgreichen Leben, wie der reiche Kornbauer, nur träumen.

Vielleicht fragen wir uns: Was ist denn so unrecht daran, dass einer sich abmüht, um es zu etwas zu bringen im Leben? Warum sollte es Sünde sein, die Früchte seiner ehrlichen Arbeit zu geniessen? Wenn wir so argumentieren, übersehen wir das Entscheidende bei dieser Geschichte, die uns eine Warnung sein sollte. Es geht ja gar nicht um Tüchtigkeit und den Lohn menschlicher Arbeit. Es geht darum, dass sich beim Kornbauer alles um sein eigenes ver-gängliches Leben drehte. Das Schwerwiegende ist, dass der Mensch nur an sich denkt, sich selbst dient und dabei Gott völlig vergisst. Es muss nicht einmal sein, dass er Gott direkt lästert, aber er geht achtlos am Herrn vorbei und dass ist es, was ihn vor Gott schuldig macht!

In unserem Land sind die meisten Menschen gottlos, d. h. in ihrem Denken völlig auf das zeitlich begrenzte und sichtbare Leben ausgerichtet: Jakobus 4,13-17. Lasst uns nicht kurzsichtig nur an das Heute denken, wie der Kornbauer! Was auch immer unsere Pläne für die Zukunft sind, wir dürfen das Wichtigste im Leben nicht vergessen! Was ist das Wichtigste im Leben?

 

 II.   Es geht nicht um das jetzige Leben!

Jeder, der nur an sich und sein Leben denkt, ist in Gottes Augen sehr armselig dran. Denn das Leben beruht nicht auf unserem Besitz! Es geht nicht darum, das kurze Leben möglichst auszukosten und zu geniessen mit allerlei Vergnügungen! Das Wichtigste im Leben ist, dass wir eine Beziehung zu Gott unserem Schöpfer pflegen und IHM in erster Linie dienen. Er weiss auch, was das Beste für uns ist, denn er hat uns ja selbst geschaffen. Deshalb lässt er uns durch sein Wort sagen (1 Joh 2,15-17): „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn einer die Welt liebt, ist die Liebe zum Vater nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist – das Begehren des Fleisches und das Begehren der Augen und das Prahlen mit dem Besitz –, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht, mit ihrem Begehren; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.”

Auch im Matthäusevangelium spricht Jesus ein ähnliches Wort (Mt 6,19-21, 24): „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie zerfressen, wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie zerfressen, wo keine Diebe einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.” Es ist unmöglich, ein weltliches Leben zu führen, als sogenannt „guter Mensch“ und gleichzeitig Gott zu lieben. Entweder wird ein Mensch das Leben lieben und Gott hassen, oder umgekehrt, aber beides zusammen geht nicht! Viele Menschen nennen sich Christen und machen sich damit etwas vor. Jesus sagt (Lk 14, 27): „Wer nicht sein Kreuz trägt und mit mir geht, kann nicht mein Jünger sein.“

Wir alle werden einmal vor dem Thron stehen und uns vor Gott verantworten müssen: Lukas 17,22-33.

Wären wir bereit, wenn der allmächtige Gott uns jetzt vom Leben auf dieser Welt heim ruft?

Wie sehr hangen wir an unseren kleinen Errungenschaften?

Wie sehr hängt unsere Seele an diesem weltlichen Leben?

Wenn Jesus heute wiederkommt, wären wir bereit für IHN?

Darum ruft Jesus auf (Mt 6,33): „Trachtet vielmehr zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden.”

 

 III. Wer kann vor Gott bestehen?

In den Psalmen heisst es: Psalm 24,1-6.
Wer hat unschuldige Hände, die noch nie etwas Böses getan haben? Und wer hat ein reines Herz, das die anderen immer liebt und respektiert? Oder, wer hat unbefleckte Lippen, die noch nie etwas Böses ausgesprochen haben? Wer kann vor Gott gerecht dastehen? Es gehört Ehrlichkeit dazu, sich einer Überprüfung zu stellen. Denn, wer hört es schon gern, wenn das Ergebnis einer solchen Prüfung lautet: Auch du bist schuldig!? Auch du bist ein Sünder vor Gott!? Es gibt keinen Glauben und keine Rettung, wenn wir unser Herz nicht durchleuchten und aufdecken lassen.

In Psalm 34,19: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, [er] hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ Wer seine Schuld einsieht und über seine Sünden und sein Unvermögen trauert, der kann vor Gott bestehen. Wer sich selbst gerecht vorkommt, der wird verurteilt werden. Der Schlüssel zum christlichen Leben ist nicht einen fehlerlosen Zustand, sondern einen Zustand der Einsicht und Trauer über unsere Sünden!

Denn (Röm 3,23-24): „Alle haben ja gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott und werden gerecht-gesprochen ohne Verdienst durch Gnade mittelst der Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ Gott will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1 Tim 2,4). Alle sollen erkennen, dass sie Sünder sind, ihre Sünden vor dem Herrn bekennen und in der Taufe abwaschen lassen. Gott will, dass wir unsere Selbstherrlichkeit gründlich durchschauen, damit wir Seine rettende Hand ergreifen und gerettet werden können, bevor es zu spät ist. Es ist keiner gerecht, denn alle haben gesündigt und benötigen dringend die Gnade Gottes (Röm 3, 21)!

Wer kann also vor Gott gerecht dastehen?

- Der, welcher einsieht, dass er ein Sünder ist und die Erlösung Jesu braucht.

- Der, welcher nach Gott sucht und sich bekehren lässt.

- Der, welcher Gott liebt und seinen Willen tut.

 

 Schlussfolgerungen

Wie denken wir also über uns selbst?
Sind wir der Meinung, dass wir recht gute Menschen sind und niemandem Unrecht tun? Sind wir von uns so sehr überzeugt, dass der Herr froh sein muss, wenn er uns im Himmel haben darf? Oder verstehen wir, dass wir alle auf Gottes Vergebung und Gnade angewiesen sind? War es überhaupt nötig, dass Jesus für deine Sünden am Kreuz gestorben ist? Jesus sagte in Matthäus 9,13: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.“

Erst, wenn wir so weit sind, dass wir unsere ganze Verlorenheit erkennen, wird das Evangelium Christi als frohe Botschaft in unseren Herzen aufgehen! Denn, nur wer weiss, was es heisst, verloren zu sein, wird den Rettungsring der Gnade ergreifen. Nur wer die Folgen seiner Schuld in seinem eigenen Gewissen begreift, wird das Sühnopfer Jesu mit herzlicher Dankbarkeit annehmen.

Lasst uns also nicht am irdischen Leben festhalten, wie der reiche Bauer, denn unser Leben ist wie ein Hauch! Was kommt, das ist wichtig! Es ist wichtig, dass wir uns auf das zukünftige, ewige Leben vorbereiten und unsere Herzen reinigen lassen. Gott will, dass wir ihn suchen und ihm dienen!

Wir alle werden früher oder später vor dem Thron Gottes stehen.
Lasst uns also Schätze im Himmel sammeln, die unvergänglich sind, d. h. gute Werke tun, im Namen des Herrn! Das Wichtigste im Leben ist, dass wir unsere Beziehung zum allmächtigen Gott pflegen, damit wir einst den ewigen Kranz der Herrlichkeit empfangen dürfen.

Jakobus 1,12: „Selig ist der Mann, der die Prüfung besteht, denn wenn er sich bewährt, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott denen verheissen hat, die ihn lieben.”