Gleichnisse Jesu
Einleitung
Wir befassen uns mit dem Gleichnis in Lukas 14,7-11 (oder Mt 18,1-5). Schon damals ging es den Jüngern Jesu um denselben Kampf, der in so vielen christlichen Gemeinden geführt wird: Wer ist der Grösste. Statt einander zu helfen und zu unterstützen, kämpfen viele um ihr Ansehen und ihre Ehre. Erst wenn der Nächste klein gemacht werden kann, fühlen sich viele gross und stark.
Diese selbstsüchtige Haltung hat der Verbreitung des Christentums leider mehr geschadet als genützt.
I. Matthäus 18,1-5: Die richtige Haltung als Bürger im Reich Gottes
Vers 1: Offensichtlich haben die Jünger immer noch nicht verstanden, um was es im Reich Gottes geht.
Siehe Parallelstelle: Markus 9,33-37.
Jesus befindet sich immer noch in Kapernaum (Mt 17,24). Vermutlich befindet er sich im Haus, wo er sich öfters aufhielt (Mk 1,29). Was bewirkte Jesus bei den Jüngern für eine Reaktion mit dieser Frage? Das Bewusstsein über ihre Haltung. Sie dachten nach, weil sie beschämt waren (Mk 9,34).
Im Matthäusevangelium lesen wir von der Mutter der Söhne des Zebedäus (Mt 20,20-28). Auch sie erkannte nicht, dass es im Reich Gottes ganz anders zu und her geht als in der Welt. In der Welt ist der, welcher bedient wird, der Grösste. Im Reich Gottes aber ist der, welcher dient, der Grösste: Mt 20,25-28.
Vers 2: Jesus kannte die menschlichen Gedanken seiner Jünger und deshalb versuchte er sie zu belehren, indem er ein Kind neben sich stellte.
Warum stellt Jesus ein Kind als Vorbild hin?
Weil ein Kind demütig ist und erkennt, dass es kleiner ist als die andern. Weil ein Kind bereit ist umzukehren und abzulassen vom Bösen, wenn es richtig angeleitet wird. Kinder sind es, denen das Reich Gottes gehören wird: Mt 19,13-14.
- „Selig sind die geistlich Armen; denn ihrer ist das Reich der Himmel“ (5,3).
- „Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen“ (5,5).
Vers 3: Jesus ruft alle Nachfolger zur selben Haltung auf, umzukehren und wie die Kinder zu werden.
- Nicht unmündig im Denken wie die Kinder, sondern in der Bosheit unmündig: 1Kor 14,20; 1Joh 2,12.
- Nicht sich selbst für klug (Besserwisser) und gross haltend: Römer 12,16-17.
- Es steht allein in Gottes Hand uns gross zu machen: 1Chr 29,12.
- Der Kleinste im Reich der Himmel wird grösser sein als Johannes der Täufer: Matthäus 11,11.
Warum ist Jesus der Grösste im Reich Gottes?
- Weil er sich am meisten erniedrigte: Phil 2,5-11 (Hebr 2,7-8).
- Weil er dem Vater selbst in Todesleiden gehorchte und das annahm, was Gott ihm gab: Hebr 5,7-10 (Mt 26,39).
- Weil er nicht auf dem hohen Ross, sondern auf einem Esel kam (Mt 21,5-7).
Demut bedeutet, sich unter die Führung Gottes stellen und nicht seinen eigenen Willen durchzudrücken. Gott belohnt die Demütigen: Sprüche 22,4. Gott schenkt seine Gnade nur den Demütigen: 1. Petrus 5,5b-6. Aus verschiedenen Stellen geht hervor, dass Gott mit Hochmütigen nichts anzufangen weiss: Spr 15,32-33; 16,5; 16,18-19; Jak 4,1-10.
Vers 4: Wie erniedrigen wir uns wie die Kinder?
- Indem wir Verlangen tragen, nach der unverfälschten Milch: 1Petr 2,2.
- Indem wir unser ganzes Leben Jünger, d. h. Lernende bleiben: Ps 119,155.
- Indem wir unsere Sünden einsehen und bereuen und uns vor dem Herrn demütigen (wie in Jak 4 gelesen): Psalm 51,10-13.
- Indem wir formbar bleiben, wie eine weiche Tonmasse (2 Tim 2,14-21).
Vers 5: Die Betonung liegt hier in „um meines Namens willen ...“
Alles was wir tun, sollen wir im Namen Jesu tun, damit wir uns so Schätze im Himmel sammeln: Kol 3,17. Wir wollen zu Vorbildern in der Gemeinde heranwachsen: 1Thess 1,11-12. Wir wollen einander dienen, so dass sich niemand benachteiligt vorkommt: 1Kor 12,21-24. Wie wir Gottes Kinder behandeln, behandeln wir Jesus: Mt 25,40.46; Apg 9,4-5.
II. Markus 9,33-41: Wahre Grösse!
Jesus im Haus in Kapernaum.
In welchem Haus könnte Jesus vermutlich eingekehrt sein? – (Mk 1,29). Jesus fragte die Jünger, über was sie unterwegs verhandelten.
Was bewirkte Jesus mit dieser Frage unter den Jüngern? – Ein Nachdenken: Vers 34. Sie schwiegen, weil sie sich schämten. Sie konnten nichts zu ihrer Verteidigung sagen. Einerseits offenbarte diese Reaktion ihre Schuld. Anderseits offenbarte diese Reaktion ihre einsichtige Haltung.
Wie hätten wir uns verhalten?
Viele Menschen sind sehr schnell zur Rechtfertigung bereit, statt zur Einsicht. Wer sich aufgedeckt fühlt und keine Antwort bereit hat, gehört zu den Verlierern, denken wir. Doch in diesem Fall wurden die Jünger zwar aufgedeckt und schämten sich, aber sie gehörten in Gottes Augen nicht zu den Verlierern, weil sie grundsätzlich aufrichtige Herzen hatten. Sie liessen sich von Jesus überführen. Fehler machen und einsehen ist nicht so schlimm, wie Fehler machen und uneinsichtig sein und sich zu rechtfertigen!
Hebräer 13,22: Lasset euch ermahnen!
Die Jünger Jesu waren bereit sich ermahnen zu lassen. Die Unwürdigkeit der Angelegenheit ging ihnen erst auf, als sie darüber in Jesu Gegenwart sprechen sollten. Auch wir sollen diese Einstellung pflegen!
Jakobus 1,21-22: Nehmet mit Sanftmut den Willen Gottes an!
Vieles in unserem Leben sähe ganz anders aus, wenn wir immer alles aus der Perspektive Jesu sehen würden. Wer aber Täter des Wortes sein will, der lässt sich zurechtbringen und ermahnen.
2. Korinther 13,11: Lasset euch ermahnen und zurechtbringen!
Gott kann nur mit uns sein, wenn wir bereit sind, unser falsches Handeln und Denken zu überprüfen und zu verbessern. Dazu ist die Ermahnung unumgänglich.
Während Jesus auf das Kreuz ausgerichtet war (V. 31), waren seine Jünger darauf ausgerichtet, wer unter ihnen der Grösste sei (V. 34). Jesus erklärt seinen Jüngern, was wirkliche Grösse ist.
Was ist wirkliche Grösse?
- Wenn jemand sich nicht als Herr, sondern als Knecht ausgibt.
- Wenn jemand sich nicht bedienen lässt, sondern andern dient:
Witwen dienen: Jakobus 1,27.
Jesus hatte eine grosse Liebe für Kinder: Vers 36. Kinder mehr beachten und fördern: Vers 37. Jesus sagt hier eindeutig, wir sollen uns nicht um die kümmern, die etwas für uns tun können, sondern um jene, für die wir etwas tun können.
Wie kann jemand im Beruf oder im Sport Erfolg haben?
Das Prinzip ist, dass er sich der Sache ganz hingibt und verschreibt. Er muss lernen, der Sache richtig zu dienen (Berufsziel, Sport). Dort wo Dienstleistungen angeboten werden, entstehen Nachfragen und Bedürfnisse. Wenn wir als Gemeinde den Menschen wirklich eine Hilfe sein können, mit unserer Erkenntnis des Wortes Gottes, mit unserer Liebe und Geduld zu ihnen, dann entsteht eine Nachfrage, die aus Dienern und Bedienten besteht. Besucher müssen sich wohl fühlen. Besucher müssen unsere ernsthafte Gesinnung sehen. Gebet und Gesang nicht zu lang und nicht zu kurz. Predigten und alles, was wir Brüder vorbereiten, soll nicht langweilig und schwer anzuhören sein. Besucher dürfen nicht bedrängt und ausgefragt werden!
Biblische Ermahnungen zum Dienen!
Galater 5,13-14: Dienet einander durch die Liebe!
1Petr 4,8-11: Dienet einander ohne Murren!
Lukas 22,27: Der Dienende ist gross in den Augen Gottes!
Römer 14,19: Dieses Prinzip ist auch in der Welt erfolgreich!
Wohin führt der Höhepunkt des Dienens um Jesu Namen? Warum sollen wir letzten Endes dienen? Um Erfolg zu haben in der Welt? (Vers 37). Wir haben Gemeinschaft mit Gott, wenn wir dienen: Mt 25,31-40.
Wie können wir Gott dienen?
Mit unserer Gastfreundschaft! Mit Krankenbesuch, Gefängnisbesuch! Waisen und Witwen in ihrem Kummer! Auch mit unseren finanziellen Mitteln können wir Gott dienen! Die zur Linken werden fragen (Mt 25,41-46): „Wann sahen wir dich ...“
Jesus antwortet (Mt 25,45): „Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan.“
Apg 9,4: Saul verfolgte die Gemeinde = Jesus!
Wie können wir das Gesetz Christi erfüllen? = Gal 6,2.
Nicht der ist in Gottes Augen gross, der menschlich gesehen grosse Taten vollbringt, z. B. Dämonen austreibt (Mk 9,38)! Sondern der ist in Gottes Augen gross, der sich mit den Lasten und Leiden anderer auseinandersetzt und sich ihrer annimmt: Mk 9,41. Die Jünger mussten lernen, dass die machtvollen Taten, zu denen Gott verschiedene Menschen befähigt, nicht dazu da sind, um vor der Welt gross herauszukommen, sondern um Gott zu verherrlichen. Wer immer im Namen Christi machtvolle Taten tut, verherrlicht damit Gott und sollte nicht abgewiesen werden: Matthäus 12,30.
Schlussfolgerung
Im Reich Gottes herrschen ganz andere Prinzipien als in der Welt. Keiner hat das Recht sich über andere zu erheben, sich als Geistlicher auszugeben als andere oder gar besondere Titel zu tragen. Jesus Christus ist das Haupt und wir sind alle seine Glieder. Es gibt keinen Grund zum Rangstreit.
Matthäus 23,8-12: ”Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Und niemanden auf Erden sollt ihr euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer, der Christus. Der Grösste unter euch aber soll euer Diener sein. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.”