Gleichnis-29: Von unnützen Knechten

Gleichnisse Jesu

 

 

 Einleitung

Lukas 17,7-10: „Wer von euch, der einen Knecht zum Pflügen oder Viehhüten hat, wird, wenn der vom Feld heimkommt, zu ihm sagen: Komm her und setz dich gleich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir etwas zu essen, binde die Schürze um und bediene mich, solange ich esse und trinke, danach magst du essen und trinken? Dankt er etwa seinem Knecht dafür, dass er getan hat, was ihm aufgetragen war? So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch aufgetragen ist, sagen: Wir sind weiter nichts als Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.”

Mit diesem alltäglichen Bild von damals, will Jesus seinen Jüngern eine ganz wichtige Lebenslektion beibringen. Es geht um den Stand eines Knechts oder Sklaven. Im römischen Reich gab es sechzig Millionen Sklaven. Sklaven galten vor dem Gesetz nicht als Personen, sondern als Werkzeuge. Sklavenbesitzer verfügten uneingeschränkt über Leben und Tod ihrer Sklaven.

In der Bibel wird Sklaverei nicht verurteilt (1 Kor 7,20-24). Auch Jesus verurteilt die Sklaverei nicht. Juden, die es sich leisten konnten, hielten Sklaven oder Tagelöhner (Lev 25,44). Dieses Gleichnis lehrt uns, dass jeder Gläubige in einem Sklavenverhältnis steht.

 

 I.   Erläuterungen zum Text

Aus den Aussagen Jesu entnehmen wir, dass es Sklaven gab, die bei ihren Herren essen und wohnen durften. Solchen Sklaven ging es nicht schlecht, weil für ihr Lebensunterhalt gesorgt war. Doch sie blieben Leibeigene, die ihren Herren rund um die Uhr verpflichtet waren. Tagsüber arbeiteten sie auf dem Feld oder hüteten das Vieh und abends mussten sie Hausarbeit verrichten.

Keinem Herrn wäre es in den Sinn gekommen, seinen Sklaven am Abend an den Tisch zu bitten, bevor der Herr sich nicht selbst gesättigt hatte. Das heisst, ein solcher Sklave, der bei seinem Herrn wohnen durfte, musste nach der harten Tagesarbeit die Schürze umbinden und seinen Herrn bedienen. Er musste seinem Herrn unter anderem die Mahlzeit zubereiten. Beim Essen und Trinken kam zuerst der Herr und dann der Knecht. Erst, nachdem der Herr gegessen und getrunken hatte, durfte sich der Knecht selbst bedienen und dann zur Ruhe legen. Vorher gab es für einen Sklaven keinen Feierabend. Es wäre einem Herrn niemals in den Sinn gekommen, sich beim Sklaven für seine Dienste zu bedanken. Schliesslich lag die volle Verantwortung für den Lebensunterhalt beim Herrn. War der (Familien-) Betrieb nicht erfolgreich, dann verlor der Sklave seine Anstellung, die für ihn überlebenswichtig war. Die meisten Sklaven waren dankbar, einen Brotgeber zu haben.

In der damaligen Zeit konnte man nicht so ohne weiteres eine gute Anstellung finden. Deshalb war ein Sklave, der eine Anstellung hatte, seinem Herrn ergeben. Denn er war völlig auf ihn angewiesen. Der Herr konnte ihn jederzeit verkaufen oder entlassen. Niemals hätte er noch Ansprüche gestellt. Im Gegenteil! Er wusste, dass er seinem Herrn seine Dienste schuldig war. Denn für die meisten Sklaven war es schon ein grosser Segen, Nahrung und ein Dach über dem Kopf zu haben. Sie besassen keine schulische Bildung oder ein Diplom, mit dem sie sich für einen besseren Job ausweisen konnten.

 

 II.   Unser Stand und unsere Einstellung heute

In der heutigen Zeit sehen unsere Arbeitsverhältnisse ganz anders aus. In unserem Land gibt es keine Sklaverei mehr, wie im ersten Jahrhundert. Als Angestellte haben wir meistens eine mehrjährige Ausbildung hinter uns. Wir haben Rechte und Pflichten in einem Betrieb, die klar beschrieben sind. Für unsere geleistete Arbeit kriegen wir einen vollen Monatslohn. Dazu haben wir viel Freizeit und einen geregelten Urlaub. So einfach ist das heute. Wir sind unserem Arbeitgeber zu nichts verpflichtet. Im Gegenteil! Bei speziellen Einsätzen erwarten wir besonderes Lob, Zusatzprämien oder andere Entschädigungen. Wenn es uns nicht mehr passt, dann kündigen wir und suchen eine neue Arbeitsstelle. Diese Einstellung wirkt sich auf andere Bereiche des Lebens aus; z. B. auf die Gemeinde und unseren Glaubenswandel.

Wie denken wir über uns selbst (Lk 18,11)?
Denken wir von uns selbst, dass wir eigentlich recht gute Menschen sind? Zudem sind wir ja wiedergeboren in Christus, geheiligt, gerecht gesprochen. Wir versammeln uns regelmässig und sind bemüht zu lernen, wie wir Gottes Gebote der Liebe noch besser in die Tat umsetzen können. Wir geben unser hart verdientes Geld und setzen unsere Zeit ein für verschiedene Gemeindearbeiten, für Vorbereitungen und für Seminare usw. Müssten wir für all unsere Bemühungen nicht viel mehr gelobt werden? Müssten die Glieder der Gemeinde nicht froh sein, dass ich dabei bin? Habe ich es nicht verdient, dass man mir einmal „danke“ sagt für all das, was ich schon für die Gemeinde getan habe?

Mit diesem Gleichnis antwortet Jesus auf unsere Frage mit einem klaren „Nein“.
Er sagt: „Wenn du alles getan hast, was dir aufgetragen wurde, dann sollst du sagen, Ich bin dein Sklave, Herr, ich habe nur meine Pflicht getan.“ Dieses Gleichnis ist sehr wichtig, damit wir die richtige Grundeinstellung zu unserem Herrn und zum Leben pflegen.

 

 III. Jesus ist der vorbildliche Knecht

Jesus ist der Knecht, der alles tut, was Gott ihm aufgetragen hat (Joh 12,48). Er predigte das Evangelium vom Reich, heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volk (Mt 4,23). Er diente allen Menschen, ohne Ansehen der Person. Er wusch seinen Jüngern die Füsse (Joh 13,15).

Jesus vollbrachte Gottes Auftrag gehorsam bis zum Tod am Kreuz (Phil 2,8; Joh 19,28). Das heisst; er, der von keiner Sünde wusste, ist für uns zur Sünde geworden
(2 Kor 5,21). Jesus ist der einzige Mensch auf Erden, der als treuer Knecht die Pflichten seines Herrn vollkommen erfüllte. Und doch hatte er bei allem, was er gutes tat, nur seine Pflicht getan! Er lebte in völligem Gehorsam gegenüber Gott und starb über das hinaus noch für die Menschheit am Kreuz. Damit diente er nicht nur „seinem Herrn”, sondern auch uns Menschen! Deshalb wurde Jesus von Gott über alle Massen erhöht.

Nun spricht Jesus als Herr und König zu uns, durch dieses Gleichnis.
Er spricht nicht als Sklavenhalter, der seinen faulen Kostgängern einmal Beine machen will, obschon er das könnte und dürfte! Hier spricht nicht ein Herr von seinem sicheren Schreibtisch aus, oder auf seinem warmen Sessel, der sich Gedanken darüber macht, warum seine faulen Sklaven in diesem Jahr nicht das Betriebsergebnis steigern konnten. Hier redet der Herr, der sich selbst als Knecht voll und ganz eingebracht hat. Hier redet der Herr, der selbst als Sklave gedient hat und ganz genau weiss, wovon er spricht. Hier redet der Herr, der alles für uns gegeben hat, was er geben konnte, ja sogar sein Leben.

Hebräer 4,15: „Denn wir haben nicht einen Hohen Priester, der nicht mit uns zu leiden vermöchte in unserer Schwachheit, sondern einen, der in allem auf gleiche Weise versucht worden ist, aber ohne Sünde.“

 

 IV. Wir sind schuldige Knechte

Unser Herr und Fürsprecher, Jesus Christus, will uns mit diesem Gleichnis erklären, dass wir schuldige Knechte sind. Er will, dass wir die richtige Einstellung zu Gott pflegen. Wir haben beim Herrn nichts zu gut!

Gott hat uns mit jedem materiellen und geistlichen Segen beschenkt.
Er hat uns das irdische Leben geschenkt, indem es so vieles zu geniessen gibt und so vieles, was unser Herz erfreuen kann. Aber auch geistlich gesehen hat Gott alles für uns getan, um uns aus der Sklavschaft der Sünde loszukaufen. Er hat uns so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn am Kreuz für uns hingab, damit wir nun die himmlische Hoffnung haben dürfen. Er schenkt uns ein ewiges Zuhause bei IHM und zwar nicht mehr als Sklaven! Jesus sagt in Johannes 8,35: „Ein Sklave bleibt nicht immer im Haus, aber der Sohn bleibt auf ewig. Wenn also der Sohn euch frei macht, werdet ihr wirklich frei sein.“ Das heisst; wir werden einmal keine Knechte mehr sein, sondern Herren, Besitzer, Erben seines Reichs!

Galater 4,7: „So bist du nun nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe - durch Gott.“

Der allmächtige Schöpfergott ist uns nichts schuldig! Im Gegenteil: Wir sind IHM etwas schuldig! Als seine Sklaven schulden wir dem Herrn unser ganzes Leben! Denn der Herr hat uns eine Milliardenschuld erlassen (Mt 18,27), die wir niemals abbezahlen könnten. Als seine Sklaven besteht die Bezahlung unserer Schuld Gott gegenüber einzig darin, dass wir alles tun, was er uns geboten hat. Das ist das Mindeste, was wir tun können! Wir können bei IHM keine Verdienste erwerben. Im Gegenteil:

Selbst wenn wir alles getan haben, was von uns verlangt wird, dann haben wir bloss das getan, was wir unserem Herrn schuldig sind! Der Herr hat es verdient, dass wir ihm als seine Sklaven dankbar dienen, ohne etwas zusätzlich zu erwarten. Wer der Meinung ist, dass er für spezielle Dienste zusätzlich belohnt werden müsste, der ist enttäuscht von Gott, wenn er krank wird und viel leiden muss. Denn Leid und Schmerz gehören zum irdischen Leben. Gott hat uns kein leiden freies Leben versprochen auf Erden. Weil der Herr kein Ansehen der Person macht, wird er auch seine Kinder in dieser Welt nicht bevorzugen. Auch dann nicht, wenn sie besonders tüchtige und treue Diener Christi sind!

Es gibt manchmal Situationen, in denen ich mich frage: Wo sind Gottes Grenzen? Was will Gott von mir? Wieviel? Die Antwort ist: Alles! Gott wird am jüngsten Tag mein Herz nach meiner Einstellung und meinen Diensten richten. Wie dankbar habe ich IHM gedient für alles, was Er für mich getan hat?! Ich schulde IHM alles, denn er hat mein verlorenes Leben gerettet, Dank dem Opfer Jesu am Kreuz! Jesus weiss, wie leicht wir uns auf unsere Werke etwas einbilden und die Gnade Gottes vergessen, aus der alles kommt. Darum ruft er uns in Erinnerung, dass wir immer noch Knechte sind und nur das tun, was wir zu tun schuldig sind. Begnadete Knechte erwarten keinen Dank und keine Ehre für ihre Dienste. Als geliebte und beschenkte Kinder haben wir nur Gottes Ehre im Auge und sind uns bewusst, dass wir entbehrlich sind. Wir fühlen uns also geehrt, wenn wir für irgendwelche Dienste von unserem Herrn in Anspruch genommen werden. Das ist die gesunde Einstellung eines Knechts!

 

 V.  Gott nimmt uns in seinen Dienst

Und worin besteht unser Dienst an Gott (= Gottesdienst)?
Er besteht darin, dass wir Gott über alle Dinge fürchten, ihn über alles lieben und ihm völlig vertrauen. Wir sind seine Knechte und sind zu jedem Dienst bereit! Das heisst; es gibt keinen Bereich in meinem Leben, indem ich sagen kann: So, und jetzt ist’s genug. Hier hat Gott nichts mehr zu sagen und zu suchen.“ Unser Gottesdienst (24/7) kennt keine Grenzen, sondern wir wollen ganz für den Herrn da sein.

Hebräer 12,28: „Darum wollen wir, die wir ein unerschütterliches Reich empfangen, dankbar sein und Gott dienen, wie es ihm gefällt, mit Scheu und Ehrfurcht.“

Es ist ein Unterschied, ob ich diene, um einen Lohn zu empfangen (aus Pflicht), oder ob ich aus Dank und Liebe diene! Unser himmlischer Vater will, dass wir aus Dankbarkeit und Liebe zu IHM dienen, nicht aus Zwang, oder weil wir dafür belohnt werden! Wer Gottes Liebe und Gnade versteht, mit der er überhäuft wurde, der wird sagen: „Mein Lohn besteht darin, dass ich IHM dienen darf!“

Wir alle haben vom Herrn unsere Talente empfangen, die es nun gilt, in Seinen Dienst zu stellen, ohne Wenn und Aber! So wie Jesus uns ein Vorbild im Dienen gewesen ist, sollen wir dem Herrn und einander dienen mit Freuden. Der Dienst an Menschen hat seine Gefahren und Grenzen. Zu Recht sind viele vorsichtig und skeptisch. Auch Jesus scheute sich auch davor nicht! Er diente dem Herrn und er diente uns Menschen. Er ist der perfekte Diener!

Auch wir werden zum selbstlosen Dienst aufgerufen, wie Jesus! Dienen heisst, sich einzusetzen für das Wohl der Anderen, ohne etwas zurück zu erwarten.

Lukas 6,35: „Liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, wo ihr nichts zurückerhofft. Dann wird euer Lohn gross sein, und ihr werdet Söhne und Töchter des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.”

In der Welt werden wir gewarnt vor zu vielem Dienen. Lasst uns nicht miteinander vergleichen und rivalisieren, wer mehr dient. Bedenken wir: Wir sind nicht von Menschen als Knechte eingestellt, sondern vom höchsten Gott!

Kolosser 3,23-24: „Was ihr auch tut, tut es mit Leib und Seele, so als wäre es für den Herrn und nicht für Menschen, im Wissen, dass ihr dafür vom Herrn das Erbe empfangen werdet. Dient Christus, dem Herrn!“

Niemand könnte behaupten, je alles getan zu haben, was Gottes Gebote von uns verlangen (Röm 3,10). Aber selbst wenn wir alles getan hätten, wären wir immer noch nichts weiter als „unnütze“ Knechte, sagt Jesus im Gleichnis.

Niemand, der im Namen Jesu dient, wird leer ausgehen!
Das ist ein Versprechen Gottes (Eph. 6,8): „Ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückbekommen wird, sei er nun Sklave oder Freier.“

Lukas 18,28-30: „Petrus aber sagte: Wir hier haben unser Eigentum zurückgelassen und sind dir gefolgt. Da sagte er zu ihnen: Amen, ich sage euch, da ist keiner, der um des Reiches Gottes willen Haus, Frau, Geschwister, Eltern oder Kinder verlassen hat und nicht ein Vielfaches wieder empfängt hier in dieser Zeit und in der kommenden Welt ewiges Leben.“

Matthäus 10,41-42: „Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten empfangen, und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten empfangen. Und wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher frischen Wassers reicht, weil er ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird nicht um seinen Lohn kommen.”

 

 Schlussfolgerungen

Dieses Gleichnis handelt von der Tatsache, dass Gehorsam und gute Werke kein menschlicher Verdienst sind und uns auch keine Ansprüche Gott gegenüber einräumen.

Gott hat sein liebstes nicht verschont, um uns aus der Sklavschaft unserer Sünde freizukaufen. Nun liegt es an uns, wie sehr wir IHM alles geben und ihm dankbar und mit Freuden dienen, ohne zusätzlichen Lohn zu empfangen. Darum, lasst uns nicht bloss aus Pflicht, sondern aus Liebe dienen, ohne zu murren! Lasst uns nicht auf Ehre und Lob ausgerichtet sein, denn wir sind nur Knechte, die tun, wozu sie verpflichtet sind!