Denken und Glauben
Können Sie sich vorstellen, dass Sie eines Tages vor Jesus Christus stehen, um vor ihm Rechenschaft über Ihr Leben abzulegen? Sein Urteil entscheidet, ob Sie die Ewigkeit in himmlischer Herrlichkeit oder in hoffnungsloser Verbannung von Gott verbringen. Dieser Gedanke ist kein altmodischer Aberglaube, sondern eine ernst zu nehmende Tatsache, die sich auf die Auferstehung Jesu Christi gründet. Deshalb haben wir uns in der vorigen Lektion bemüht, die leibliche Auferstehung Jesu als historische Tatsache zu begründen. Die Auferstehung zeigt nicht nur die Macht Jesu über den Tod, sondern auch die Wirklichkeit vom Leben und Gericht nach dem Tod: „Denn er (Gott) hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten will durch den Mann, den er dazu bestimmt hat. Ihn hat er für alle Menschen dadurch beglaubigt, dass er ihn von den Toten auferweckt hat.“ (Apg. 17,31)
Das Wort „richten“ setzt voraus, dass es einen Massstab gibt, nach dem wir gerichtet werden. Jesus meint mit diesem Massstab sein Wort, das uns schon jetzt geistliches Leben schenken kann: „Die Worte, die ich (Jesus) zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben ... Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich verkündigt habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage.“ (Johannes 6,63; 12,48)
Da die Worte Jesu uns Lebenskraft schenken und uns richten werden, wollen wir nach ihnen forschen und suchen, um herauszufinden, wie sie verstanden werden müssen.
Die Unvergänglichkeit der Worte Jesu
Ein Schlüsselwort zu diesem Thema finden wir in der Rede Jesu über die Zerstörung Jerusalems und die Endzeit: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden niemals vergehen.“ (Lukas 21,33)
Warum rechnen wir so fest mit dem Sonnenaufgang des morgigen Tages? Ist es nicht, weil die Bewegung der Erde und der Himmelskörper eins der sichersten Dinge ist, die wir kennen, so sicher, dass die Zeit danach gerechnet wird? Für Jesus aber ist der Bestand seiner Worte noch sicherer als der Bestand von Himmel und Erde, wie er betonte: „Meine Worte werden NIEMALS vergehen.“ Dies bedeutet, dass Jesus über sein Wort wacht. Nach seiner Auferstehung sorgte der Herr dafür, dass seine Botschaft niedergeschrieben und als Schriften zusammengetragen wurden. Durch seine Kraft lässt er dieses Wort wirken und wacht darüber, dass es nie verlorengeht, zerstört oder so verdreht wird, dass man es nicht mehr erkennen kann. Was bedeuten die Worte Jesu? Wie offenbarte und bewahrte er sie? Jesus selbst gibt uns darauf Antwort.
Die Worte der Apostel sind Jesu Worte!
Zu seinen Lebzeiten beauftragte Jesus die Jünger, das Evangelium überall in der Welt zu verkünden. Zur Erfüllung dieser Aufgabe versprach er ihnen die Hilfe des heiligen Geistes, der ihnen die Wahrheit und den Willen Gottes direkt vermitteln sollte. Über den heiligen Geist sagte Jesus: „Er wird mich verherrlichen; denn von dem, was MEIN ist, wird er’s nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird’s von dem nehmen, was MEIN ist, und euch verkündigen.“ (Johannes 16,14-15)
„Denn ich will euch Weisheit in den Mund legen , der alle eure Gegner nicht widerstehen oder widersprechen können.“ (Lukas 21,15)
Wer Jesus glaubt, weiss dass die Verkündigung durch die Apostel nicht auf menschlichem Verstand und Denken beruhte, sondern auf dem Wort Jesu Christi, der nach seinem Abschied von den Aposteln durch den Geist direkt zu ihnen redete. Deswegen sagte Jesus:
„Wer euch hört, der hört mich; und wer euch abweist, der weist mich ab; wer aber mich abweist, der weist den ab, der mich gesandt hat.“ (Lukas 10,16)
Jesus versprach seinen Jüngern den Beistand
Als Jesus die Apostel zu den Städten Israels aussandte, versprach er ihnen die besondere Hilfe Gottes bei ihrer Verteidigung vor Synagogenvorstehern und Obrigkeiten. Diese Verheissung ist besonders wichtig, weil sie zeigt, wie Jesus die Inspiration bzw. die Rede durch göttliche Eingebung verstanden hat: „Wenn sie euch nun ausliefern werden, so sorgt nicht, WIE oder WAS ihr reden sollt; denn es soll euch in dieser Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die dann reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der durch euch redet.“ (Matthäus 10,19-20)
Der Geist hat nicht nur für den Inhalt der göttlichen Offenbarung gesorgt, sondern auch dafür, WIE sie formuliert werden sollte. Später versprach Jesus seinen Jüngern dieselbe Kraft für ihre Wortverkündigung in aller Welt: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis an die Enden der Erde.“ (Apostelgeschichte 1,8)
Diese Verheissung ging schon zu Pfingsten in Erfüllung, als der heilige Geist mit machtvollen äusserlichen Zeichen die Apostel erfüllte: „Sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu predigen, WIE DER GEIST ES IHNEN EINGAB.“ (Apostelgeschichte 2,4)
Auch Paulus bestätigte, dass der Geist selbst für die Worte dieser Botschaft verantwortlich war: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist aus Gott, so dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit WORTEN, DIE DER GEIST LEHRT, und deuten das Wirken des Geistes auf geistgewirkte Art.“
(1. Korinther 2,12-13)
Die Vorstellung, dass die Apostel lediglich als mechanisch funktionierende Sekretäre ein Diktat vom heiligen Geist niedergeschrieben hätten, wäre ein falsches Verständnis der göttlichen Eingebung. Bei der Verfassung eines Bibelwortes hat der Geist so gewirkt, dass die Verkündigung zwar einen persönlichen Stil aufweisen kann, aber gleichzeitig die Botschaft Gottes in den von ihm ausgewählten Worten enthält. Wer Jesus glaubt, sieht die apostolische Verkündigung keineswegs als rein menschliche Theologie, sondern als Gottes Wort, dem wir gehorchen müssen.
Die Aufgabe des Geistes
Die Taten und Aussagen Jesu auf Erden bilden die Grundlage des Christentums. Deswegen war es notwendig, die wichtigsten Taten und Aussagen Jesu fehlerlos festzuhalten. Um diese Aufgabe zu erfüllen, versprach Jesus seinen zwölf Jüngern, die ihn begleitet hatten, folgende Hilfe: „Aber der Beistand, den mein Vater in meinem Namen senden wird, der heilige Geist, DER WIRD EUCH ALLES LEHREN UND AN ALLES ERINNERN, WAS ICH EUCH GESAGT HABE ... Wenn aber der Beistand kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.“ (Johannes 14,26; 15,26-27)
Unter Leitung des heiligen Geistes haben die Apostel ein fehlerloses und vollkommenes Zeugnis über das Leben Jesu abgelegt. Der Geist hat die Worte und Taten Jesu, die von den Aposteln bezeugt werden sollten, ausgewählt und die Unfehlbarkeit ihres Erinnerungsvermögens gewährleistet. Wer Jesus glaubt, führt das apostolische Zeugnis über das Leben Jesu und die Entstehung der Gemeinde nicht auf rein menschliche Berichterstattung, sondern auf Gott zurück.
Jesus legte auch eine weitere Aufgabe des Geistes dar:
„Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, WIRD ER EUCH IN ALLE WAHRHEIT FÜHREN.“ (Johannes 16,12-13)
Das irdische Wirken Jesu hatte lediglich das Fundament für den Plan Gottes gelegt. Darüber hinaus waren noch weitere Erkenntnisse notwendig, um den Plan durchzuführen. Den Jüngern fehlten nicht nur die volle Klarheit über das Leben Jesu, sondern auch die weiteren Erkenntnisse, die für ihr Auftreten im Namen Jesu nötig waren. Der Geist sollte diese Unklarheit aufheben, indem er sie in jeder Hinsicht in die ganze Wahrheit führte. Wer also die apostolische Verkündigung nicht genügend ernst nimmt, übersieht gerade das, was das Wirken Jesu erklärt und vervollständigt.
Die einmalige und alleingültige Offenbarung
In den eben zitierten Worten Jesu kommen die Einmaligkeit und Alleingültigkeit der Offenbarung an die Jünger zum Ausdruck. Solche Ausdrücke wie „euch ALLES lehren und an ALLES erinnern“ und „euch in ALLE Wahrheit führen“ lassen erkennen, dass die Apostel zu ihren Lebzeiten eine vollständige Offenbarung Gottes über alles, was Gott den Menschen je geben wollte, erhalten würden. Es kann also nach den Aposteln keine andere oder neue göttliche Wahrheit geben. Ihre Botschaft ist die ganze Wahrheit. Alles muss sich mit der apostolischen Verkündigung decken.
Die Niederschrift der göttlichen Offenbarung
Die Verkündigung unter Leitung des Geistes geschah sowohl mündlich als auch schriftlich. So sagt der Apostel Paulus: „So steht nun fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Lehre, in der ihr durch uns unterwiesen worden seid, ES SEI DURCH WORT ODER BRIEF.“ (2. Thessalonicher 2,15)
„Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, von dem ich soeben kurz GESCHRIEBEN habe. Daran könnt ihr, wenn ihr’s LEST, meine Einsicht in das Geheimnis Christi erkennen. Dies war in früheren Zeiten den Menschen nicht kundgemacht, jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten offenbart durch den Geist.“ (Epheser 3,3-5)
Der Herr liess sein Wort durch die Apostel, Propheten und ihre Mitarbeiter offenbaren und schriftlich niederlegen. Die Sammlung der neutestamentlichen Schriften ist letzten Endes nicht auf menschlichen Willen zurückzuführen, sondern auf die Führung des auferstandenen Herrn Jesus Christus. Auf diese Weise erfüllte er die Verheissung, die Jünger in die ganze Wahrheit zu leiten und sein Wort ewig zu erhalten.
Die Echtheit der Zitate Jesu
In dieser Lektion haben zahlreiche Zitate Jesu die Grundlage für den Glauben an die göttliche Eingebung des Neuen Testaments gebildet. Manche mögen die Echtheit dieser Worte anzweifeln und einwenden, dass einige Jünger der Urgemeinde Jesus diese Zitate nachträglich hinzugefügt haben, um der Verkündigung eine gewisse Vollmacht zu verleihen. Wir glauben aus verschiedenen Gründen, von denen wir hier nur zwei erwähnen möchten, an die Echtheit dieser Worte:
1) Die Auferstehung Christi. Jesus hat durch seine Auferstehung gezeigt, dass er die Macht hat den Menschen geistliches Leben zu schenken oder aber auch sie zu richten. Ist nun Jesus auferstanden, damit seine Botschaft verlorengehen sollte? Wird er beim Weltgericht einen völlig unbekannten Massstab anlegen? Ganz gewiss nicht! Wer an die Macht der Auferstehung Christi glaubt, muss auch glauben, dass Jesus fähig ist, Massnahmen zur Verbreitung und Sicherung seiner Botschaft bis zum Endgericht zu treffen, ohne dass dabei etwas hinzugefügt oder weggelassen wird.
2) Die Aufrichtigkeit der Jünger. Die Predigt der ersten Jünger geschah im Glauben, dass Jesus ihnen, wie versprochen, tatsächlich den heiligen Geist geschickt hatte. Waren solche Verheissungen Jesu von den Jüngern frei erfunden und somit Lügen? Es wäre schwieriger zu glauben, dass die Jünger bereit waren, für eine selbst erfundene Geschichte den Tod auf sich zu nehmen. Was für ein Grund hätte sie anspornen können, mit solcher Überzeugung das Evangelium von Christus zu verkünden? Der heilige Geist war es, der ihnen beistand und Sinn und Zweck ihrer Predigt eingab.
Jesus zum Alten Testament
Obwohl jeder, der Christus nachfolgt nicht dem Alten Testament unterworfen ist, machte Jesus seine Einstellung zu dieser Jahrhunderte vor ihm geschriebenen heiligen Schrift der Juden deutlich: „Und die Schrift kann doch nicht aufgelöst werden.“ (Johannes 10,35)
Für Jesus schloss die unfehlbare Schrift alle Teile der jüdischen Bibel ein, d.h. alle Bücher des Alten Testaments: „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir im GESETZ DES MOSE, in den PROPHETEN und in den PSALMEN geschrieben steht. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden...“ (Lukas 24,44-45)
Zusammenfassung
Die Worte Jesu, die uns letztlich richten werden, lehren uns, die ganze Bibel, das Alte und Neue Testament, als Gottes Wort zu betrachten. Christus, der den Tod besiegt hat und uns das ewige Leben schenkt, sieht die Verkündigung der Bibelverfasser nicht als fehlbare menschliche Theologie, sondern als die unfehlbare Offenbarung Gottes, die alleingültig ist. Deswegen schliessen wir uns den Worten des Paulus über die Schriften der Bibel an: „Jedes Schriftwort, von Gott eingegeben, dient aber auch zur Lehre, zum Überführen der Schuldigen, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit. So wird der Mensch Gottes vollkommen und zu jedem guten Werk fähig.“ (2. Timotheus 3,16-17)
Links:
Arbeitsblatt zu Lektion 4
1. Mit welchem Ereignis begründet das Neue Testament die Tatsache, dass Jesus Christus alle Menschen richten wird?
2. Nach welchem Massstab wird im Gericht am letzten Tage geurteilt werden?
3. Wie lange hat das Wort Jesu Christi Bestand?
4. Wessen Worte waren es, die der heilige Geist den Aposteln mitteilte?
5. Welche zwei Aufgaben erfüllte der heilige Geist bei der Verkündigung der Apostel?
6. Was bedeutet es, aus göttlicher Eingebung oder vom heiligen Geist geleitet, zu reden?
7. Mit welchen Worten hob Jesus hervor, dass seine Offenbarung an die Apostel einmalig und allein gültig war?
8. Wie haben die Apostel und Propheten neben der mündlichen Verkündigung die Offenbarung durch den heiligen Geist weitergegeben?
9. In Johannes 10, 35 zeigt Jesus seine Einstellung zum Alten Testament. Ergänzen Sie bitte die fehlenden Wörter:
„Die ........................................ kann doch nicht ......................................... werden.“
10. Muss man die Bibel angesichts der Aussagen über ihren Ursprung als Gottes Wort betrachten? Wenn nicht, welche Alternativen sehen Sie?