Schlüssel-03: Gott befreit ein Volk (Ex 3 & 14)

Dreizehn biblische Schlüsseltexte

 

 Einleitung

Weitere Schlüsseltexte der Bibel sind Exodus 3 und 14: In Exodus 3 lesen wir von der Berufung Mose und seinem Auftrag. Im Exodus 14 lesen wir vom Durchzug der Israeliten durch das Schilfmeer. Diese Berichte zeigen uns, dass Gottes Macht grösser ist als alle Mächte der Welt.

 

 I.   Gott beruft Mose

Es war ein Tag wie jeder andere: Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jetro in Midian. Er tat das, wie er das immer tat in den letzten 40 Jahren. Da geschah etwas ganz aussergewöhnliches im Leben Mose. Bevor wir hier weiterfahren, beschäftigen wir uns kurz mit Mose.

Mose war ein Hebräer, der von Abraham abstammte. Mittlerweile ist diese Familie eine grosse Nation geworden, wie der Herr es verheissen hatte. Nun wurden sie aber vom Pharao in Ägypten versklavt und mit Gewalt zur Arbeit gezwungen (Ex 1,13). Er befahl auch, alle neugeborenen Knaben in den Nil zu werfen und nur die Mädchen am Leben zu lassen, weil er fürchtete, dass das Volk zu gross und zu mächtig wurde in Ägypten (Ex 1,22). Da griff Gott ein und liess Mose in einem Korb im Schilf verstecken, bis dies die Tochter des Pharaos entdeckte (Ex 2,5). Weil sie das weinende Knäblein nicht umbringen lassen wollte, suchte sie eine hebräische Amme, die das Kind im Palast des Pharaos stillte. Da griff Gott erneut ein, so dass die Wahl auf die Mutter des Kindes traf. Das Kind aber wuchs heran und wurde Mose genannt (aus dem Wasser gezogen; Ex 2,10). Als Mose ein erwachsener Mann war, erschlug er einen Ägypter und war gezwungen das Land zu verlassen, weil der Pharao ihm nach dem Leben trachtete (Ex 2,11-15). So floh er nach Midian, wo er heiratete und als Schafhirt ein stilles und zufriedenes Leben verbrachte. Doch Gott hatte ganz andere Pläne mit Mose.

An diesem aussergewöhnlichen Tag, als Mose die Schafe weidete, entdeckte er einen Busch, der zwar brannte, aber nicht verbrannte (Ex 3,2). Als er sich verwundert dem Busch näherte, hörte er Gottes Stimme, der ihm befahl seine Sandalen auszuziehen und der sich ihm als Gott von Abraham, Isaak und Jakob vorstellte (Ex 3,6). Der allmächtige Gott erklärte ihm, dass er Israel aus der Sklavschaft in Ägypten befreien und in ein Land bringen wollte, wo „Milch und Honig“ fliesst (Ex 3,8). Dazu sollte Mose zum Pharao gehen und ihm erklären dass der allmächtige Gott sein Volk aus Ägypten heraus führen wollte (Ex 3,10). Mose waren Gottes Pläne unangenehm, so dass er sich mit allen möglichen Antworten versuchte aus der Affäre zu ziehen (Ex 3). Doch der Herr liess nicht locker: Er offenbarte sich Mose als der: „Ich bin der ich bin“ (was im Hebräischen in der dritten Person „Jahwe“ heisst und wörtlich bedeutet der Ewigseiende). Er gab ihm auch drei machtvolle Zeichen, mit der er sich vor dem Pharao ausweisen konnte als Gesandter vom höchsten Gott (Ex 4,1-9). Gleichzeitig sagte der Herr dem Mose voraus, dass der König von Ägypten das Volk nicht ziehen lassen werde, bis er seine göttliche Herrlichkeit an ihm und am ganzen Volk demonstriert habe (Ex 3,19-20; 14,4). Erst nach 10 Plagen gab der Pharao endlich nach und liess Mose mit dem Volk ziehen (Ex 7-10). Doch kurz darauf änderte er seine Meinung und befahl seinen Soldaten, den Israeliten nachzujagen (Ex 14,5-8). Da griff Gott noch einmal ein und liess die Israeliten trocken das Rote Meer überqueren, während er die Wasser, die wie ein Damm standen, über Pharaos Soldaten hereinbrechen liess (Ex 14,22.28). Auf diese Weise zerstörte der Herr die ganze Armee des Pharao (Ex 14,28).

Der Exodus (nach dem das 2. Buch Mose benannt ist und „Auszug“ bedeutet) war das grösste Ereignis in der Geschichte Israels. Der Exodus gab dem Volk seine Identität als Nation. Durch dieses Wunder glaubte das Volk, dass es vom allmächtigen Gott selbst in wundersamer Weise aus der Hand Ägyptens befreit wurde. Deshalb ist das ein Schlüssel-Event in der Geschichte Israels. Genauso ist die Kreuzigung, der Tod und die Auferstehung Jesu ein Schlüssel-ereignis in der Geschichte des Christentums.

Ein anderer Grund für die wichtige Bedeutung des Exodus ist, dass sich Gott damit seinem Volk offenbaren konnte. Nach 430 Jahren Sklavschaft hat das Volk seinen Bezug zum allmächtigen Gott verloren. Das Volk lebte in einer gottlosen Welt voller Götzen, ohne Gottes Wort, das sie anleitete, ohne Tempel, der sie daran erinnerte Gott dankbar anzubeten, und ohne Priesterschaft, die ihnen in der Heiligkeit und im Dienst voranging. Mose selbst hatte Bedenken, dass die Israeliten den Gott ihrer Vorfahren erkennen, der ihn zu ihnen gesandt hatte (Ex 3,13). Doch durch diesen aussergewöhnlichen Auszug aus Ägypten lernten sie ihren Gott von neuem kennen und ihm vertrauen (Ex 14,31): „Und Israel sah, wie der HERR mit mächtiger Hand an Ägypten gehandelt hatte, und das Volk fürchtete den HERRN; und sie glaubten an den HERRN und an Mose, seinen Diener.“

 

 II.   Gott hält sein Wort

Der Exodus war nicht der einzige Event, an dem Gott sein Volk aus einer bedrohlichen Situation vor ihren Feinden rettete. Der Herr sagte dem Abraham voraus (Gen 15,13-14): „Du sollst wissen, dass deine Nachkommen Fremde sein werden in einem Land, das nicht das ihre ist; und sie werden ihnen dienen, und man wird sie unterdrücken, vierhundert Jahre lang. Doch auch das Volk, dem sie dienen müssen, ziehe ich zur Rechenschaft, und danach werden sie mit reicher Habe ausziehen.“ Gott hatte sein Volk nicht vergessen, sondern blieb seinen Verheissungen treu. Es heisst (im Ex 2,23b-25): „Die Israeliten aber stöhnten unter der Arbeit und schrien, und von der Arbeit stieg ihr Hilferuf auf zu Gott. Und Gott hörte ihr Seufzen, und Gott gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Gott sah auf die Israeliten, und Gott nahm sich ihrer an.“

Es ist Teil von Gottes Natur, Bünde zu schliessen und Bünde einzuhalten. Wir haben es hier mit einem Gott der Stetigkeit zu tun. Auch wenn eine lange Zeit verging und Israel Gott fast aufgab, so vergass Gott sein Volk niemals. Der Herr hielt seinen Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte. Deshalb rettete er sein Volk später immer und immer wieder. Es ist deshalb auch so wichtig für uns, dass wir diesem stetigen Gott vertrauen: Gott ist nicht nachlässig oder vergesslich. Gott handelt nicht unstetig und unzuverlässig wie wir Menschen oft handeln. In Maleachi 3,6 lesen wir: „Ich, der HERR, habe mich nicht verändert!“ Gott ist immer der Gleiche geblieben, im Alten wie im Neuen Testament. Wenn er etwas verspricht, dann hält er sein Versprechen ein, geschehe was wolle.

Auch der Sohn besitzt diese Eigenschaft (Hebr 13,5): „Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“ Dieser Vers bedeutet, dass wir Jesus vertrauen dürfen in allem was er sagte. Seine Versprechungen, im Himmel für alle Gläubigen eine Wohnung zu bereiten und uns dann zu ihm zu holen stehen fest (Joh 14,1-3). Wir müssen keine Angst haben, dass wir ihm plötzlich nicht mehr gefallen, weil er etwas anderes für uns empfindet als früher, oder weil er in schlechter Stimmung ist. Nein! Gott hält sein Wort!

Vielleicht fragen wir uns, weshalb es über 400 Jahre dauerte, bis der Herr seinem Volk half, indem er ihnen ihr Land gab? Hätte er sein Wort nicht ein bisschen schneller halten können? Klar hätte er das tun können, aber er tat es nicht! Es gehört eben zum Vorrecht Gottes, wie schnell oder wann er helfen will. Wir Menschen können Gottes Weisheit nur vertrauen. Während wir im Gebet darauf warten dass Gott handelt können wir sicher sein dass etwas geschehen wird; die Frage ist nur wann. Das Warten ist nicht anders für uns Christen von heute, wie das Warten für Israel damals. Nach Mose vergingen mehr als 1000 Jahre bis der endgültige Erlöser, Jesus Christus, kam. Weshalb Gott oft so lange wartet bis er handelt, wird uns in der Bibel nicht gesagt. Wir werden nur dazu aufgerufen, Gott und seinem Wort zu vertrauen.

Eins müssen wir wissen: Gott ist ein „Team-Player“, kein Einzelgänger! In seinen Verheissungen werden meistens mehrere Zwecke erfüllt. Es geht ihm dabei nicht bloss um das Glück einer einzigen Person, wenn er etwas verspricht. Viele Menschen werden in seine Pläne miteinbezogen, bis ein bestimmtes Ziel erreicht wird.

Genauso verhält es sich auch mit der Erfüllung der Verheissung an Abraham. Zuerst musste die ganze Sippe vom Land Kanaan nach Ägypten übersiedeln. Dann vergingen 430 Jahre bis das Volk von Mose aus dieser Knechtschaft befreit wurde (Ex 12,40). Dann dauerte es noch einmal mühsame 40 Jahre durch die Wüste, bis sie endlich an die Grenzen des Landes Kanaans stiessen. Und schliesslich mussten sie in mühsamer Kleinarbeit das ganze Land erobern und sich zu eigen machen. Dazu setzte der Herr eine weitere Schlüsselperson ein. Gott sprach zu Josua: „Niemand wird dir standhalten können, solange du lebst. So wie ich mit Mose war, so werde ich mit dir sein, ich werde dich nicht vergessen und nicht verlassen“ (Jos 1,5). Endlich lesen wir im Josua 21,43-45: „So gab der Herr das ganze Land, das er ihren Vorfahren zu geben geschworen hatte, und sie nahmen es in Besitz und liessen sich darin nieder... Von all dem Guten, das der Herr dem Haus Israel zugesagt hatte, war nichts dahingefallen; alles war eingetroffen.“

 

 Schlussfolgerungen

Bei der ganzen Verheissungs- und Erfüllungsprozedur kommt noch das Element des Misstrauens dazu. Wenn der Mensch dem allmächtigen Gott nicht vertraut, dann kann die Erfüllung seiner Verheissung noch viel länger dauern (Num 14,34). Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn die elf Brüder Josef nicht verkauft hätten an Sklavenhändler, die ihn nach Ägypten brachten (Gen 37,28). Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn die ausgesandten Kundschafter nach 40 Tagen zurückgekehrt wären und das Volk ermutigt hätten, dem Herrn zu vertrauen, dass er ihnen beistehe, das verheissene Land einzunehmen (Num 13,26f.).

Wenn der Herr unsere Bitten nicht immer gleich in die Tat umsetzt, dann kann das viele Gründe haben, die wir nicht kennen: Ein Hauptgrund liegt sicher einmal darin, dass Gott uns das Meiste, worum wir bitten, gar nicht verheissen hat. Wenn er es verheissen hätte, dann kann es immer noch eine sehr lange Zeit dauern, in der unsere Geduld und unser Vertrauen herausgefordert wird. Vieles aber kann noch viel länger dauern, weil wir nur teilweise dem Herrn vertrauen und aus mangelndem Vertrauen viele Umwege gehen müssen.

Gott hält, was er verspricht, weil er stetig ist und auch die Macht besitzt, seine Bünde durchzusetzen, egal ob sich die ganze Menschheit gegen ihn stellt. Darum, lasst uns dem Herrn vertrauen und uns ihm ganz hingeben, denn er weiss ganz genau was er tut, und was er tut, das tut er alles zu unserem Besten! „Dann wirst du sehen, dass ich, der Herr, für dich da bin und dass niemand enttäuscht wird, der mir vertraut“ (Jes 39,23 Hfa).