1. Samuel-03: Der zukünftige König David

Gründung des Königreichs

Kapitel 16-20

 

 

Kapitel 16: David wird zum König gesalbt.
Den Herrn gereute es? = 1. Samuel 15,29; Numeri 23,19. Samuel trauert über die Absetzung Sauls bis zu seinem Tode: 1Sam 15,35. Er wurde hin und her gerissen:

- zuerst musste er lernen Saul als König zu akzeptieren,

- dann musste er lernen, dass Gott den König verworfen hatte,

- schliesslich musste lernen, dass Gottes Gedanken und Wege ganz anders sind als die der Menschen (Jes 55,8).

Er zog sich zurück und ward nicht mehr gesehen in der Öffentlichkeit, weil er Angst hatte, dass Saul ihn umbringen könnte (V. 2). Er beschränkte seine Tätigkeit auf die Ausbildung seiner Prophetenjünger (19,20).

Trotz Todesgefahr gehorcht Samuel dem Herrn und geht zum Hause Isai (V. 4). In Bethlehem kommen ihm die Ältesten der Stadt ganz erschrocken entgegen. Samuel lädt die Ältesten der Stadt und Isai mit seinen 7 Söhnen zum Opfermahl ein das er für die Salbung zurichtete. Dann geschieht etwas Aussergewöhnliches: keiner der 7 Söhne wird gesalbt. Schliesslich lernt Samuel, der selbst fleischlich denkt, dass Isai noch einen Sohn hat (wie das Märchen von Aschenbrödel): Vers 7.

- Judas 16; Jak 2,1-9; Jer 17,10; Apg 10,34.

- Psalm 147,10-11; Koh 11,10.

- Sprüche 31,30.

Samuel salbt David zum König und der Geist Gottes kommt über ihn. Ein Schafhirt (1Kor 1,26) aus dem Haus Isais, wie Jesaja sagt: Jes 11,1-3. Wie weit die Anwesenden dies mitbekamen, wird nicht gesagt. Vermutlich war es eine besondere Gabe des Heiligen Geistes, die David erhielt, wie sein Vorgänger (Saul: 10,10) und viele Richter vor ihm (Othniel: Ri 3,10; Gideon: Ri 6,34; Jephtha: 11,29; Simson: Ri 14,6). David erhielt dadurch das besondere Vorrecht, dass Gott mit ihm persönlich und direkt redete, wie zu Samuel und Saul (2Sam 23,2).

Gott griff ein, als Saul versagte, und bereitete längst vor dem Tode des verworfenen Königs das stille Heranreifen des neuen Königs vor. Denn Gottes Geschichte steht nicht still! Ein böser Geist quält Saul, dazu noch von Gott gesandt? Gott ist unberührt vom Bösen (Jak 1,13)! Dadurch, dass Gott seinen Geist von Saul entzogen hat, kam über Saul ein böser Geist, der ihn beängstigte (laut Lutherübersetzung). Gleichzeitig ist es ja auch vom Herrn so gefügt dass David in den Königshof einzieht und seinen Dienst antritt.

Es zeigt sich sehr schnell, dass David ein Segen ist für Sauls Depressionen. Saul gewinnt ihn vorerst lieb, weil er noch nicht weiss, was Gott mit David vorhat. David war sehr musikalisch und hat später viele Psalmen geschrieben. Musik und Gesang zur Ehre des Herrn spielt eine wichtige Rolle im Leben der Gläubigen (Eph 5,19; Kol 3,16-17; Ps 95,2; Ps 96,1; Offb 5,9-14).

Eine Beschreibung Sauls:

- ein schöner, grosser Mann,

- eigenmächtig, oft ungeduldig,

- untreu und ungehorsam gegenüber Gott,

- mangelndes Vertrauen zum Herrn, befragt einen Totengeist,

- zornig, neidisch, heimtückisch,

- hat Angst (böser Geist),

- lebt im Hass (lebenslange Todfeindschaft gegen David),

- kommt im Kampf um weil Gott ihn verworfen hatte.

 

Kapitel 17: David und Goliat.
Die Philister waren Israels ständige Feinde (Hams Nachkommen, 1Sam 14,52). Sie sammeln sich erneut zum Krieg gegen Israel. Die zwei Völker stehen sich gegenüber im Terebinthental (V. 19). Ein bekannter Zweikämpfer unter den Philistern, namens Goliat (=Glanz, glänzend) tritt aus den Reihen hervor. Er ist über 3 Meter gross (ein Riese = Enakiter: Num 13,33-34). Das Gewicht seines Panzers beträgt ca. 68 kg. Die Spitze seines Speers wiegt 9 kg.

40 Tage lang forderte Goliat mit seinen lästerlichen Reden die Krieger Israels heraus. Die Zahl 40 wird in der Bibel häufig gebraucht für eine volle Prüfungszeit.

- 40 Tage und 40 Nächte regnete es bei der Sintflut (Gen 7,17).

- 40 Tage war Mose auf dem Berg (Ex.24,18).

- 40 Jahre Wüstenwanderung, gem. den 40 Erkundungstagen (Num 14,34).

- 40 Jahre lang regierten die Könige Saul, David und Salomo.

- 40 Tage wurde Jesus in der Wüste versucht (Mt 4).

- 40 Tage lang erschien Jesus den Menschen nach seiner Auferstehung (Apg 1,3).

Situation unter den Kriegern Israels:

- Seit Tagen stehen sich die beiden Kriegsheere mit den mutigsten Kriegern gegenüber.

- David kommt ins Kriegslager weil er von seinem Vater Isai den Auftrag erhalten hat, seinen Brüdern zu Essen zu bringen.

- Goliat hält erneut eine Verschmähungsrede gegen Gott und Israel.

- David bekommt die Belohnung mit, die dem versprochen wird, der Goliat erschlägt.

- Doch David will gegen den Feind kämpfen, weil er fest auf Gott vertraut, dass er ihm dabei helfen werde.

- Eliab, der älteste Bruder, stellte sich gegen David, indem er ihm vorwirft, sich etwas anzumassen (V. 28). Wenn Eliab mit seinem hohen Wuchs (16,7) sich vor dem Riesen fürchtet, was will denn David, der ja noch viel kleiner ist? Wenn die mutigsten Krieger Israels mit ihrer schweren Waffenrüstung sich vor Goliat fürchten, was will denn schon David, als Jüngling und Schafhirte ausrichten gegen ihn? David ist der jüngste unter den acht Brüdern, der noch nicht zu den Gemusterten zählt.

- Nachdem der König Saul erfährt, was David vorhat, lässt er ihn holen. Saul erinnert sich seiner nicht mehr (16,20-23). Auch Saul befürchtet, dass David als Knabe gegen diesen erfahrenen Kriegsmann nichts auszurichten hat (V. 33).

- David lässt nicht locker, sondern erklärt, dass auch er als Schafhirt schon einige Erfahrungen besitzt (V. 34-36).

- David erkennt seine Verantwortung als Gesalbter des Herrn (16,13).

- Schliesslich überzeugt David den König Saul. Vielleicht ist sich Saul seinem Ende als König bewusst und denkt sich, dass er so noch einmal davon kommen könnte (1Sam 15,22-28). Vielleicht willigt Saul aber nur ein, weil er sich seiner hoffnungslosen Situation bewusst ist. Saul legt David seine Waffenrüstung an, doch er kann damit nicht umgehen.

David stellt sich Goliat mutig mit einem Stecken, fünf Steine und einer Steinschleuder (V. 40). Goliat verachtet und verspottet David (17,43-44). David beweist grösseren Glauben an Gott als alle Kriegsmänner Israels samt dem König. David schaut nicht auf die äusseren Umstände, sondern vertraut ganz einfach dem Herrn.

Lektion: Auch wir brauchen uns nicht zu fürchten vor den äusseren Umständen! Gott ist mit uns und hat durch seinen Sohn bereits den Sieg gegen das Böse errungen: Joh 16,33; 1Kor 15,57-58.

Wir werden aufgerufen,

- die Waffenrüstung Gottes anzuziehen: Eph 6,10-18 (1Thess 5,8).

- Unser Krieg geht nicht wider Fleisch und Blut.

- Unser Ringkampf geht wider die geistigen Anschläge Satans.

Um in diesem täglichen Kampf bestehen zu können, brauchen wir:

- den Gurt der Wahrheit,

- der Panzer der Gerechtigkeit,

- die Schuhe, die bereit sind dem Frieden nachzujagen,

- den Schild des Glaubens,

- den Helm des Heils,

- das Schwert des Geistes (= Wort Gottes),

- Bereitschaft, wach sein zum Gebet,

- die Waffen des Lichts anzuziehen: Röm 13,12.

Im Reich Gottes wird mit ganz anderen Waffen gekämpft als in der Welt: Jak 3,13-18 (4,7-10).

Wir wollen den guten Kampf des Glaubens kämpfen: 1Tim 6,11-12.

Wir sind berufen, für den Glauben an Christus zu kämpfen und zu leiden: Phil 1,27-30.

Kolosser 2:18: „Lasset euch durch niemand um euren Kampfpreis bringen ...“

 

Kapitel 18: Davids Freundschaft mit Jonatan.
Jonatan wird sein engster Freund. Er hatte ihn lieb wie sein eigenes Leben: 2Sam 1,26. Die beiden waren nicht etwa homosexuell! Sie liebten sich nicht mit der Erosliebe, sondern mit der göttlichen Liebe wie zwei Brüder, die bereit waren, füreinander zu sterben (1Joh 3,16). Tiefe Liebe drückt sich in der Hingabe und im Geben aus. Was für eine Bedeutung hat es, dass Jonatan ihm Kleider schenkt?

Mantel: ein Kleidungsstück das nur von hohen offiziellen Personen getragen wurde, die in Politik und Religion etwas zu sagen hatten (siehe Samuels Mantel, 1Sam 15,27).

Rüstung: damit übergibt Jonatan seine Thronnachfolge David (1Sam 14,22).

Daran sehen wir wie diese Liebesbeziehung aussieht; Jonatan verzichtet auf den Thron und gibt sie seinem Freund weiter (Mt 20,26-28). Er schliesst einen Bund mit David und so bestätigen beide einander ihre enge Beziehung auf Leben und Tod. Offensichtlich ist er enttäuscht von seines Vaters Führerschaft (1Sam 14,44). Er bewundert David für seinen mutigen Glauben, der ihm zu diesem gewaltigen Sieg gegen Goliat und gegen die Philister verholfen hat. Er sieht in ihm den zukünftigen Führer und König Israels. Darum unterstützt er seinen Freund mit seinem ganzen Leben, um ihm die Thronnachfolge zu ermöglichen.

Die Frauen in Israel werden seine grössten Bewunderer. Sie singen, jubeln und tanzen David zur Ehre wegen des Sieges gegen den Philister Goliat (V. 6). Sie bezeugen in ihrem Lied, dass David ein grösserer Krieger ist als Saul. Gott gibt David Glück wie er Joseph damals gab: Gen 39,2-3.23.

Saul wird sein eifersüchtiger Gegner. Er wird sich bewusst, dass David ein gefährlicher Rival ist und seiner Königsherrschaft schadet (Gal 5,26). Er macht mindestens drei Versuche, um David zu töten:

- Während David die Harfe spielt (18,11).

- Er schickt ihn in den Krieg gegen die Philister (18,17 & V. 25).

- Er hetzt seinen eigenen Sohn gegen ihn auf (19,1).

Er hält sein Versprechen, seine Tochter ihm zur Frau zu geben mehrmals nicht (siehe 17,25 & 18,17-20).

Michal wird seine geliebte Frau. Saul versucht mit allen Mitteln David für Michal zu interessieren, damit sie ihm zum Fallstrick wird (V. 21). David glaubt in seiner Demut, dass es nur schwer möglich sei einen Schwiegersohn des Königs zu werden (V. 23 Hfg). Doch die Diener Sauls machen David ein Angebot:

- Um Michal zur Frau zu kriegen müssen 100 Philister getötet werden.

- Als Beweis, dass wirklich Unbeschnittene eliminiert werden, dienen ihre Vorhäute.

- David lässt sich auf diese Herausforderung ein und erschlägt 200 Feinde.

Schliesslich kriegt David Michal, die ihn auch wirklich liebt (V. 20).

Ganz Israel und Juda werden seine Anhänger (18,16). Alle grossen Männer leben vom tiefen Vertrauen ihrer Unterstützer, die in ihnen etwas ganz besonderes sehen und ihnen zu Macht und Ehre verhelfen (1Chr 11,10; 12,1.17-18). Wenn Gott einen Menschen in seiner Aufgabe fördern will, dann bleibt jeder Widerstand anderer erfolglos! Mit jeder Herausforderung macht David sich noch beliebter unter dem Volk. David hätte auch negativ auf die Lebensherausforderung reagieren können und antworten:

- „Das kann ich nicht, die sind zu stark!“

- „Das sind zu viele, um sie zu besiegen!“

Weil David im festen Vertrauen an den lebendigen Gott kämpft, wird jede Herausforderung zum Sieg.

 

Kapitel 19: Saul verfolgt David.
Saul versucht mehrmals David umzubringen, doch es gelingt ihm nicht. Jonatan redet Saul mit viel Weisheit zu und hält seinen Vater vorerst von seinem Vorhaben ab. David brachte dem König Saul in jeder Hinsicht grossen Segen:

- Er spielte die Harfe, wenn Saul depressiv war.

- Er tötete den Philister Goliat und verhalf dem Volk Israel mehrmals zum Sieg gegen die Philister.

- Er heiratete Michal, die Tochter Sauls.

- Er war eng befreundet mit Jonatan.

- Er hatte auch eine enge Beziehung zum Propheten Samuel.

Doch Saul ist voller Wut und Eifersucht:

Davids erneuter Sieg gegen die Philister weckte in Saul erneut einen grossen Groll (V. 9).

Spr 27,4; GN: „Zorn ist grausam und Wut wie überschäumendes Wasser; doch noch unerträglicher ist Eifersucht.“

Jonatan hingegen beschützt David (siehe Kap. 20,2; Sprüche 17,17).

Auch Michal verhilft David zur Flucht (V. 11). Michal und David leben in einem tiefer gelegenen Gebiet als Saul, der auf dem Berg zu Jerusalem wohnte (V. 15). Offenbar betreibt Michal Götzendienst (Theraphim V. 13). Leider lügt sie ihren Vater mehrmals an (siehe Vers 14+17), was ihre Respektlosigkeit enthüllt und kein Vertrauen in Gott. Sie versuchte aus eigener Kraft dem David zu helfen. Wer lügt, macht sich vor Gott strafbar: 1Joh 2,21; Psalm 101,7; Epheser 4,25.

Saul hoffte, dass Michal dem David zum Fallstrick würde (18,21).

David flüchtet zu Samuel und findet bei ihm Unterschlupf (V. 18), doch vermutlich entdeckte ihn ein Soldat auf der Flucht dorthin (V. 19). Die ausgesandten Boten Sauls geraten in Verzückung:

An welche andere Begebenheit erinnert uns dieser Vorfall?
An Bileam, der das Volk Israel segnete statt verfluchte (Num 22,5-6; 23,11). Gottes Geist verhinderte, dass Bileam verfluchte, sondern Segnungen aussprechen musste (Num 24,3).

Die Boten liegen (halb-) nackt (=ohne Uniform wie bei David vor der Bundeslade, 2Sam 6,14.20) am Boden und haben vermutlich göttliche Visionen und weissagen (siehe Vers 24).

Auch Saul gerät in Verzückung, indem der Geist Gottes über ihn kommt (Num 11,25; 1Sam 10,5-6.10; Apg 11,5; 1Kor 14,3). Damit verhindert der Herr, dass David es Böses zustösst. Eventuell gibt der Herr damit Saul seine Gnade noch einmal bekannt und schenkt ihm die Möglichkeit von seinem Vorhaben abzulassen. Die Frage bleibt offen: Was haben Saul und seine Boten in der Verzückung erlebt und gesehen?

Wie kann ein gläubiger Mensch solche Mordgedanken pflegen, ohne die Beziehung zum allmächtigen Gott und seinem Reich nicht in Betracht zu ziehen? Das sechste Gebot lautet (Ex 20,13): „Du sollst nicht töten!“ Auf Mord lag die Todesstrafe: Ex 21,12. Saul lässt von seinem Vorhaben nicht ab und verspielt damit nicht nur sein Königtum und sein Leben, sondern auch Gottes Gnade (Offb 20,12). Am Beispiel Sauls erkennen wir wie machtlos wir sind ohne Gottes Zustimmung, für all unsere Pläne im Leben.

 

Kapitel 20: David und Jonatan.
Jonatan hat noch immer nicht begriffen, dass es eine festbeschlossene Sache seines Vaters ist den David zu töten (Vers 2, erst in Vers 33). David bekennt (V. 2): „Es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode.“ Damit will David den Jonatan auf seine Todesgefahr aufmerksam machen, in der er sich befindet. David erinnert Jonatan an den unauslöschbaren Bund, den sie zusammen geschlossen haben (V. 8: 18,3). Wenn David in Schuld sei, dann soll Jonatan in töten, nicht Saul (V. 8). Jonatan bestätigt David erneut seine Liebe und Treue bis in den Tod (V. 13-17).

Schliesslich hecken die zwei Freunde einen detaillierten Plan aus (V. 18-24). Saul gerät in Zorn als er sieht, wie Jonatan versucht David zu beschützen und er zückt den Speer gegen seinen eigenen Sohn (V. 33). Jonatan gibt dem David das abgemachte Zeichen und beide verabschieden sich voneinander unter Tränen (V. 41-42).

 

Schlussfolgerungen
Überblick der behandelten alttestamentlichen Geschichte:

-Der Prophet Samuel (Kap. 1-7).

-Der neue König Saul (Kap. 8-15).

-Der zukünftige König David (Kap. 16-20).

Obschon David schon längst als König über Israel gesalbt worden war, musste er vor Saul fliehen und lebte alles andere als ein königliches Leben. Es dauert eine ganze Weile bis das Königreich Israel ihr bestes Zeitalter erreicht unter David. Gottes Pläne und Gedanken sind nicht nur ganz anders als unsere, sie dauern auch viel länger als unsere, um sie in die Praxis umzusetzen.