2. Könige-06: Endlose Gottlosigkeit

Geschichte des gespaltenen Königreichs

Kapitel 12-14

 

 I.   Joasch, Jehoasch8 (835-796), ein undankbarer König: 2Kön 12,1-22

Als Joasch8 im Süden den Thron bestieg, regierte der König Jehu10 bereits sieben Jahre im Norden (V. 1-2). Joasch8 wurde mit sieben Jahren zum König eingesetzt: Drei Personen spielten eine entscheidende Rolle im Leben dieses jungen Königs:

- Seine gottlose Grossmutter Atalja7, die ihn töten wollte.

- Seine Tante Jehoscheba, die ihn vor Atalja versteckte. Sie war die Halbschwester des Königs Ahasjas6, der nur ein Jahr regierte (841 v. Chr.). Sie war die Ehefrau des Priesters Jehojada.

- Sein Onkel Jehojada, der Priester, der ihn aufzog.

Er war ein guter König, solange er vom Priester Jehojada auf dem Weg des Herrn unterwiesen wurde (V. 3; 2Chr 24,2). Leider entfernte auch er die Kulthöhen nicht (V. 4).

Seine Hauptaufgabe bestand darin, Reparaturen am Tempel vorzunehmen. Deshalb übertrug er den Priestern die Verantwortung dafür. Dabei veranlasste er, dass alle Geldeinnahmen für die Arbeiter am Tempel verwendet werden sollten (V. 5-6). Doch die Priester veruntreuten das Geld jahrelang (wir wissen nicht, wann der Reparaturauftrag erteilt wurde!).

Als der junge König dreiundzwanzig Jahre alt war, bewies er erstmals seine Führungsqualität (V. 7). Er zog die Leviten zur Rechenschaft für ihre Nachlässigkeit (V. 8-9). Dabei musste sich sein Vorbild und Wegweiser, Jehojada, eine harte Ermahnung gefallen lassen. Jehojada war das Haupt der Leviten. Einsichtig nahm er die Sache in die Hand, indem er einen Kasten her-stellte, in dem die täglichen Abgaben vom Volk gelegt wurden (V. 10). Das Volk wurde aufgerufen Abgaben für den Tempel zu bringen (2Chr 24,9; Ex 30,12-16; 35,20-29; 36,4-7). Auf diese Weise konnten die Arbeiter bezahlt und der Tempel fertiggestellt werden (V. 11-16).

Nachdem der Priester Jehojada gestorben war, liess sich Joasch durch die gottlosen Fürsten Judas zum Götzendienst verleiten (2Chr 24,15-19). Dem Herrn missfiel dies und er erfüllte den Sohn Jehojadas, Secharja, mit seinem Geist, um den König zu warnen (2Chr 24,20). Doch Joasch liess Secharja umbringen (2Chr 24,21). Er vergass, was sein Vater alles Gutes für ihn tat (2Chr 24,22). Damit schaufelte er sich sein eigenes Grab. Das klingt wie das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Mt 21,33-46).

Der Herr liess Israel angreifen durch Chasael, den König Arams (V. 18-22). Damit liess Gott ein Gericht über Israel kommen (2Chr 24,15-24). Der König Joasch versuchte seinen Feind freundlich zu stimmen. Er schenkte ihm viele Schätze aus dem Tempel, die dem Herrn geweiht waren (V. 19). Das missfiel dem Herrn. Am Ende wurde der König Joasch von seinen eigenen Dienern ermordet (2Chr 24,26-27). Das war die Strafe für seine Blutschuld an den Söhnen des Priesters (2Chr 24,25). Offenbar waren es noch mehr Söhne, die Joasch umbringen liess. Sein Grab erhielt keine Königswürde vom Volk. Vermutlich deutet dies auch auf seine ewige Verlorenheit hin. Ein trauriges Ende für einen König, der so gut begonnen hatte.

Schlussfolgerungen
Der Name Isebel steht für Unzucht und Götzendienst. Mit ihr erlebte der Baalskult ganz neue Dimensionen in Israel. Atalja war ganz von der Gottlosigkeit ihrer Mutter eingenommen. Isebels Einfluss reicht bis ins Neue Testament hinein. Jesus tadelt die Gemeinde Thyatira (Offb 2,20).

Wir haben einen grossen Einfluss auf unsere Nachkommen in der Familie und in der Gemeinde (1Thess 1,6-7; Tit 2,7-15). Bsp. Grossmutter Lois und Mutter Eunike (2Tim 1,5). Bsp. die „Herrin“, d. h. die Gemeinde (2Joh 4).

Haben unsere Kinder uns schon gesehen,

- wie wir die Bibel lesen?

- wie wir beten?

- wie wir Christus bezeugen in Wort und Tat?

- wie wir das Reich Gottes an erster Stelle setzen?

Wir werden aufgerufen, einen guten Wandel zu führen in der Welt (1Petr 2,12). Unsere Aufgabe als Christen ist es, Böses mit Gutem zu vergelten (Röm 12,17).

Dankbarkeit ist eine christliche Tugend, die gepflegt, ja kultiviert werden soll. Wir Menschen neigen zur Undankbarkeit. Undankbarkeit ist Sünde und zerstört unser Leben. Mit einer undankbaren Haltung können wir leicht andere anstecken (1Kor 5,6). Wie hoch ist unser DQ (Dankbarkeits-Quotient)? Es gibt immer einen Grund zu danken (Bsp. Steuern zahlen, zu enge Hosen, Wohnung putzen, Wäsche bügeln, Wecker morgens usw.)! Dankbarkeit ist der Schlüssel zum Glück. Der allmächtige Gott verlangt von uns keine grossen Werke, sondern nur ein dankbares Herz (Kol 2,6-7; 3,15; 4,2; Hebr 12,28; Phil 4,6). Jehoasch, der von Kindheit so viel Aufmerksamkeit, Anweisungen und Pflege erhielt, geht als undankbarer König in die Geschichte ein.

 

 II.   Der König Joahas, Jehoachas11 (814-798), der den Herrn besänftige: 2. Könige 13,1-9

Die Bibel wurde geschrieben, um Antwort auf die Frage zu geben: Wer ist Gott? Der Herr ist ein Bundesgott, der sein Volk segnet, wenn es ihm gehorcht und der sein Volk straft, wenn es ihm ungehorsam ist.

Der Herr ist ein Gott der Gerechtigkeit und der Vergeltung. Gott segnet oder bestraft jeden Menschen gemäss seinen Taten. So wird Gottes Charakter in der Bibel beschrieben. Manchmal offenbart sich Gott jedoch auf eine weitere Art: Gott segnet Menschen, die es verdient haben bestraft zu werden. Gott erbarmt sich manchmal und ist barmherzig, obschon er strafen müsste (Röm 9,15). Das ist eine weitere Charaktereigenschaft Gottes.

Obschon Israel sündigte, erbarmte sich Gott dem Volk. Sie wandelten in den Sünden Jerobeams (erster Nordkönig). Sie beteten in Samaria die Aschera an (weibliche Göttin, vermutlich ein geschnitzter Holzpfahl, der neben einem Altar stand). Sie liessen nicht ab von ihren Sünden. Gott strafte sein Volk, indem er es durch die Aramäer züchtigen liess. Israel wurde durch Kriege und Plünderungen gequält. Israel verlor viel Volk und viele gute Krieger.

Der König Joahas oder Jehoachas11 betete und konnte den Herrn „besänftigen“. Der erste Nordkönig, der sich an Gott wandte. Gott wollte, dass sein Volk umkehrte von ihrem gottlosen Wandel. Doch das Volk kehrte nicht um von ihren bösen Wegen. Diesmal begnügte sich der Herr mit den Hilfeschreien des Königs.

Wichtig für uns:

- Gott züchtigt heute den Sünder nicht mehr auf diese Weise.

- Manchmal ist es so, dass der Böse ein erfolgreicheres Leben führt als der Gläubige (Ps 73; Koh 7,15; 8,14; Spr 24,16).

- Eins steht jedoch fest: der Herr wird die Gottlosen bestrafen; wenn nicht in diesem Leben, dann im Leben danach.

- Wenn Gottes Kinder in Not geraten, dann sollten sie sich als erstes an Gott wenden, denn der Herr hörte sogar Joahas oder Jehoachas.

- Noch besser ist, wenn wir gesündigt haben, einsichtig unsere Sünde erkennen, bekennen und uns verändern lassen zum Guten, indem wir uns erneut dem Herrn und seinem Willen zuwenden.

Gott erbarmte sich seinem Volk aus zwei Gründen:

- weil er sah, wie es gequält wurde (V. 4).

- weil er seines Bundes gedachte, den er mit Abraham, Isaak und Jakob schloss (V. 23).

Gott ist ein barmherziger und gnädiger Gott (Ex 34,6-7), der sich z. B. Lea erbarmte, weil Jakob sie weniger lieb hatte (Gen 29,31), der seinen Zorn von einem gottlosen Feind abwendet, wenn wir uns über dessen Züchtigung und Fall freuen (Spr 24,17-20). Selbst mit Israel, das nicht umkehrte und Gottes Hilfe nicht verdiente (siehe 2Kön 14,26-27).

Gott gibt einen Retter (V. 5).
Das erinnert uns an die Zeit der Richter (Ri 3,9). Es wird nicht gesagt, wer der Retter war. Mögliche Optionen für eine Rettungsaktion: Der Retter könnte ein anderer fremder König gewesen sein, der Syrien angriff, so dass Israel dadurch befreit wurde. Es könnte eine Referenz zu den kommenden Königen Israels sein (13,25; 14,27):

- Joas oder Jehoasch12 (798-782),

- Jerobeam II13 (793-753).

Falls dies letztere der Fall war, so wurde Israel erst nach dem Tod des Königs Jehoahas befreit.

Nach der Befreiungsaktion sah die Situation Israels immer noch gleich aus:

- Sie lebten in Zelten (V. 5).

- Sie veränderten ihre religiöse Moral nicht (V. 6).

- Sie waren militärisch sehr geschwächt (V. 7): 50 Reiter, 10 Wagen, 10'000 Mann Fussvolk.

Schlussfolgerungen
Gott hört auf Menschen, die zu ihm schreien in ihrer Not, besonders aber auf seine Kinder (Ps 50,15)! Er wird uns helfen, aber nicht so, wie wir das wollen oder erwarten. Er wird uns so führen, wie es zu unserem besten dient.

Gott ist langmütig, weil er nicht will, dass jemand verlorengeht (2Petr 3,9). Wir Menschen sind oft sehr schnell in unserer Schlagfertigkeit. Wenn der Herr mit uns so schnell handeln würde, dann hätten wir keine Chance uns zum Guten verändern zu lassen.

 

 III. Der König Joas, Jehoasch12 (798-782), der sein Potential nicht nutzte: 2Kön 13,10-25

Wenn jemand sein Talent nicht einsetzt, bringt er nicht nur sich selbst in Misskredit, sondern beraubt auch seine Mitmenschen um den Nutzen. Jehoasch war ein König im Nordreich der sein Potential nicht nutzte. Der einzige Erfolg, der in der Geschichte von ihm aufgeschrieben wurde, ist die gewonnene Schlacht gegen Amazjahu9 (die Südstämme) in Kapitel 14. Dieser Sieg war nicht sehr ruhmreich, da die Armee im Norden der Armee im Süden weit überlegen war. Sein Leben wird in wenigen Versen zusammengefasst (13,10-13): Er gefiel dem Herrn nicht. Er wandelte im Götzendienst wie Jerobeam1 (erster König im Norden). Das heisst; die goldenen Kälber wurden angebetet, die Jerobeam aufstellen liess und die Kulthöhen blieben bestehen (1Kön 12,28-31).

Der Prophet Elischa war etwa 80-90 Jahre alt und todkrank (13,14-25).
Da besuchte ihn der Nordkönig Jehoasch12. Es war nicht üblich, dass der König einer seiner Landsleute besuchte. Normalerweise wurden die Leute zum König gebracht und nicht umgekehrt. Damit zeigte er tiefen Respekt für den Mann Gottes.

Jehoasch weinte über ihn und sagte: „Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und seine Reiter“. Das waren die Worte, die Elischa selbst gebrauchte bei der Entrückung Elias (2,12). Mit diesen Worten bestätigte er, dass auch Elischa, wie sein Vorgänger, die Kraft der Nation war. Elischa hatte im Gegensatz zu Elisa keinen Nachfolger. Deshalb fragte sich der König in seiner Verzweiflung: „Wie soll das weitergehen ohne dich?“

Doch Elischa versuchte mit einem symbolischen Akt dem König zu zeigen, dass sein Sterben nicht bedeutete, dass Gott nicht mehr länger mit seinem Volk sein werde. Propheten bedienten sich oft einer Symbolik, um das prophezeite den Menschen einzuprägen (Ez 4&5; Apg 21,10-11). In diesem Fall vollzog nicht der Prophet die Aktion, sondern der König. Elischa befahl dem König einen Pfeil zu holen und ihn gegen Osten abzuschiessen (V. 16-17). Gleichzeitig legte Elischa seine Hände auf die Hände des Königs. Damit bestätigt er dem König, dass er niemals ohne die Hilfe des Herrn seine Feinde besiegen werde (Sach. 4,6). Im Osten befanden sich die Stätte die der aramäische König Chasael eroberte (2Kön 10,32-33). Nachdem Jehoasch den Pfeil gegen Osten abgeschossen hatte, bestätigte ihm der Prophet, dass dies ein Siegespfeil des Herrn gegen Aram war (V. 17). Mit andern Worten erhielt Jehoasch einen sicheren Auftrag:

„Geh, kämpfe gegen die Feinde Israels!“

„Der Herr wird dir den Sieg geben!“

Damit bestätigte Elischa dem Jehoasch, dass der Herr mit ihm sein werde, auch wenn er sterben müsse. Das Zeichen dafür werde der Sieg über die aramäische Stadt Afek sein. Afek liegt östlich vom galiläischen See auf der Verbindungsstrasse zwischen Samaria und Damaskus. Sechzig Jahre zuvor gewann Achab7 schon einen Sieg über Aram (1Kön 20,26-30). Doch wie so oft, haben Gottes Verheissungen auch ihre Konditionen. Der Glaube des Königs Jehoasch wird die Grösse seines Sieges über Aram bestimmen. Der Prophet gibt ihm die Anweisung mit den restlichen Pfeilen auf den Boden zu schlagen (V. 18). Jehoasch nimmt die Pfeile und schlägt damit drei Mal auf den Boden, dann hält er inne. Darauf wird der Gottesmann zornig und tadelt ihn, weil er nicht fünf oder sechsmal auf den Boden geschlagen habe (V. 19). Das hätte bedeutet, dass Aram sechsmal besiegt und somit völlig zerstört worden wäre. Vielleicht denken wir, dass dies unfair gewesen sei, da der Prophet dem König nicht mitteilte, wie oft er mit den Pfeilen auf den Boden schlagen sollte. Weshalb schlug er dann drei Mal und nicht sechs Mal? Zweifelte er an der Prophezeiung? Zögerte er, weil er sich schämte oder weil er den Propheten nicht ernst genug nahm? Tatsache ist, dass sein Glaube, sein Eifer, seine Überzeugung den Befehl Gottes auszuführen, eingeschränkt war! Die symbolische Handlung widerspiegelte seine innere Einstellung.

Elischa war ein grosser Prophet, von dem selbst nach seinem Tod wunderwirkende Kraft ausging. Nachdem er starb, wurde ein riesiges Begräbnis veranstaltet (gem. Josephus). Später, als in der Nähe ein weiterer Bewohner beerdigt werden sollte, zogen die Streifscharen Moabs gerade wieder einmal plündernd durchs Land (V. 20; 5,2). Die Leute fürchteten um ihr Leben, deshalb hatten sie keine Zeit, den Toten richtig zu beerdigen. Sie wollten ihn aber nicht auf freiem Feld herumliegen lassen, damit ihn womöglich noch die Moabiter massakrierten. So rollten sie einen Stein in der Nähe beiseite, unter dem der verstorbene Elischa lag und warfen den toten Körper in sein Grab. Anschliessend rannten sie um ihr Leben. Als der Tote die Gebeine Elischas berührte geschah etwas Einzigartiges und sehr Ungewöhnliches. Der Tote wurde wieder lebendig! Es gibt nur drei Fälle im AT, in denen Tote wieder lebendig wurden:

- In zwei Fällen werden sie Elischa zugeschrieben, als er noch lebte.

- In einem Fall geschah dies nach seinem Tod.

Bei den Juden erhielt Elischa dafür die grösste Ehre.

Schlussfolgerung
Damit wurde betont, dass Gott lebt, selbst nach dem Tod des grossen Propheten. Der Einfluss eines gläubigen Menschen, folgt ihm über den Tod hinaus. Was wird unser Einfluss sein, wenn wir einmal sterben? Hebräer 11,4: „... durch Glauben redet er [Abel] noch immer, obwohl er gestorben ist.“

Israel wurde etliche Jahre von den Syrern (oder Aramäern) unterdrückt. Jehoasch12 befreite Israel von dem Joch der Syrer. Deshalb wird er auch manchmal als Retter bezeichnet, der sich Jehoachas11 (Vorgänger) beim Herrn erbat (2Kön 12,3-5). Damit brachte er sein Land wieder auf Vordermann, das in der ganzen Region respektiert wurde. Wie der Prophet voraussagte, so schlug Jehoasch12 das Heer Chasaels dreimal und eroberte die Städte wieder zurück.

Schlussfolgerung
Inwiefern nutzte Jehoasch sein Potential nicht? Weil mehr drin gelegen wäre im Kampf gegen die Syrer. Deshalb wurde Elischa auch zornig, weil er sah, dass Jehoasch Israel zwar helfen konnte mit der Kraft des Herrn, aber nicht gut genug. Jehoasch ist ein gutes Beispiel für uns.

Wie sehr nutzen wir unsere von Gott gegebenen Talente (Mt 25,14-30)? Gott schenkt uns die Gelegenheit und die Fähigkeit nur einmal mit unserem Leben. Wir schulden IHM Rechenschaft über das was wir getan, respektiv nicht getan haben (Röm 12,3-8; Eph 4,7-16; 1Petr 4,10-11). Das Problem liegt nicht darin, dass wir überhaupt nichts tun für das Reich Gottes, sondern dass wir zu wenig tun! Oft kriegt die Welt all unsere Kräfte und Fähigkeiten statt Gott und sein Reich (oder seine Gemeinde).

 

 IV. Amazja, Amazjahu9 (796-767), ein halbherziger König: 2Kön 14,1-22

Amazja war ein halbherziger König und regierte trotzdem 29 Jahre lang in Juda. In 2Chr 25 erfahren wir mehr Details über den König und seine Taten. Seine Regierungszeit kann in drei Perioden eingeteilt werden:

Erstens, seine frühen Jahre und Einsetzung zum König.

Zweitens, seine erfolgreiche Schlacht gegen Edom.

Drittens, seine Niederlage gegen Israel im Norden.

Amazjas frühen Jahre und Einsetzung zum König. Er war 25 Jahre alt, als er König wurde über Juda. Fünfzig Jahre zuvor erreichte Juda den tiefsten Stand in der Geschichte. Nach dem Tod Ahasjas6, tötete seine Mutter Atalja7 alle Thronfolger, um selbst die Herrschaft zu erlangen (2Kön 11,1-3). Gott verschonte Joasch8 als einzigen Thronfolger (2Chr 23,3). Unter dem Einfluss des Hohenpriesters, stellte Joasch den Tempel wieder her und hielt sich an das Gesetz. Nachdem jedoch der Hohepriester starb, verliess das Volk den Tempel und kehrte zurück zu den Göttern (2Chr 24,17-18). Joasch erlitt einen demütigenden Niederschlag durch die Syrer und wurde am Ende von seinen eigenen Dienern ermordet (2Chr 24,25).

Das war die Situation in Juda, als Amazja9 König wurde (2Chr 25,1-4). Seine Aufgabe war es, sich zuerst für die Ermordung seines Vaters zu rächen. Es war damals so üblich, dass nicht nur von den Mördern das Leben gefordert wurde, sondern auch von ihren Verwandten und anderen mögliche Feinden. Doch Amazja rächte sich nicht an den ganzen Familien, sondern liess nur die töten, die direkt am Mord seines Vaters beteiligt gewesen waren (Vers 4 und Dtn 24,16). Amazja bewies am Anfang das Potential eines guten Führers, der sich auch im Gesetz auskannte.

Amazjas erfolgreiche Schlacht gegen Edom (2Chr 25,5-16).
Nachdem er sich für den Mord an seinem Vater gerächt hatte, baute er seine Armee auf. Er musterte 300 000 kriegstüchtige Leute. Zudem erwarb er weitere 100 000 Krieger aus Israel. Mit dieser Armee war er bereit gegen Edom zu kämpfen.

Ein Prophet kam zu Amazja und riet ihm nicht zusammen mit den Kriegern aus Israel in die Schlacht zu ziehen. Denn Gottes Hand war von den Israeliten gewichen. Der Prophet riet dem König, sich ganz auf Gottes Kraft zu verlassen (2Chr 25,8). Amazja hörte auf den Gottesmann und entliess die bezahlten Krieger wieder in den Norden. Damit verärgerte er die Krieger dermassen, dass sie hingingen und einige Städte Judas überfielen (2Chr 25,13). Trotzdem war es die richtige Entscheidung, denn schliesslich gab Gott Edom in die Hand Judas (2Chr 25,5-13).

Danach nahm Amazja die Götter in sein Land und warf sich vor ihnen nieder, bis er damit den Herrn erzürnte (2Chr 25,14-15). Gott schickte einen Propheten zum König, der ihn ermahnen sollte. Doch der König hörte nicht auf ihn, sondern bedrohte ihn mit dem Tod, wenn er weiter reden würde (2Chr 25,16). Von da an wusste der Prophet, dass der Untergang des Königs Gottes beschlossene Sache war.

Amazjas Niederlage gegen Israel im Norden (2Chr 25,17-28).
Er liess sich nicht mit dem Prophet ein, sondern beriet sich mit den Gottlosen. Er forderte den König im Jehoasch12 im Norden heraus gegen ihn zu kämpfen. Der warnte ihn, da er über eine viel stärkere Armee verfügte. Der König Amazja ist hochmütig geworden und meinte, er habe Edom geschlagen (V. 19). Dabei war es doch Gott, der ihm beistand (V. 8).

Doch diesmal wird ihm Gott nicht beistehen, weil er den Göttern Edoms diente (V. 20). In Bet-Schemesch (westlich von Jerusalem) standen sich die beiden Armeen gegenüber. Juda aber musste vor Israel fliehen. Amazja wurde gefangengenommen und nach Jerusalem gebracht. Dort liess man ihn auf seinem Thron elend und niedergeschlagen zurück (gemäss dem jüdischen Geschichtsschreiber Josephus). Dann wurde ein grosser Teil der Stadtmauer niedergerissen. Schliesslich wurden der Tempel und der Königspalast leer geplündert.

Dies alles geschah in der ersten Hälfte von Amazjas Regierung. Nach dem Tod des Königs im Norden regierte Amazja noch weitere 15 Jahre. Seine gesamte Regierungszeit beträgt 29 Jahre. Die zweite Hälfte seiner Regierungszeit war unbedeutend für den inspirierten Schreiber. Das einzige Ereignis, das erwähnenswert ist, war die Verschwörung gegen ihn, die ihn nach Lachisch flüchten liess, wo er aufgespürt und getötet wurde.

Schlussfolgerungen
Das Leben Amazjas lehrt uns, dass ein halbherziger Gläubiger, trotz grossem Potential, Gottes Gegenwart völlig verlieren kann. Es nützt nichts, wenn wir, wie Amazja, das Gesetz Gottes kennen, es aber nicht in unserem Leben anwenden. Solange der Hohepriester lebte und einen guten Einfluss auf Amazja ausübte, war er dem Herrn ergeben. Leider entwickelte sich sein Glaube nicht zur Selbstständigkeit, so dass er auch ohne den Hohenpriester Gott diente. Er liess sich zu sehr von Menschen beeinflussen.

Es gibt vier Lektionen, die uns ein halbherziger Glaube lehrt:

Hänge dich nicht an das Geld!
Viel wichtiger ist, dass Gott auf deiner Seite kämpft. Lass es dich nicht reuen, wenn du für das falsche Ziel Geld ausgegeben hast.

Werde nicht hochmütig, wenn du einen Sieg errungen hast!
Danke vielmehr Gott dafür und wende dich nicht den Götzen zu. Denke nicht im Traum daran dass du mit deiner eigenen Kraft gesiegt hast.

Höre auf die Stimme Gottes!
Mache deine Kritiker nicht mundtot. Es könnte sein, dass der Herr dir durch sie etwas beibringen will.

Baue das Vertrauen zu den Gläubigen der Gemeinde auf!
Amazja konnte zu seinen engsten Leuten kein Vertrauensverhältnis aufbauen und deshalb kam es zu einer Verschwörung gegen ihn. Amazja beriet sich lieber mit den falschen Leuten, statt mit dem Gottesmann.

Nachdem Amazja gestorben war, begann der Prophet Jesaja seinen Dienst im Land Juda und verkündete (Jes 1,10-16):

Der Herr hatte die vielen Schlachtopfer satt (V. 11).

Der Herr hatte kein Gefallen am Blut der Stiere, Lämmer und Böcke (V. 11).

Der Herr verabscheute den Gestank von ihren halbherzigen Opferungen (V. 13).

Der Herr war es müde ihrem Unrecht zu sehen zu müssen und dann ihre heuchlerischen Festtage zu ertragen (V. 14).

Der Herr hörte ihre Gebet nicht mehr, selbst wenn sie noch so viel beten (V. 15; Ps 51,10).

Jesaja hatte die schwierige Mission, dem Volk sein Unrecht aufzuzeigen und es aufzurufen, sich zu waschen und reinigen zu lassen von ihrem gottlosen Lebenswandel (V. 16).

 

 V. Die Zeit Asarjas und Jerobeams II (ca. 790-740)

Zwischen 793 und 740 v. Christus erfuhr Juda und Israel eine Zeit der Stabilität. Es war ähnlich wie in den Tagen Davids und Salomos. Es war eine Zeit des Friedens zwischen Israel und Juda. Beide Reiche entwickelten sich wirtschaftlich gut, so dass sie mächtig und wohlhabend waren. Während Syrien, ganz im Norden eine schwächere Periode erfuhr. Denn die Assyrer eroberten die Hauptstadt Damaskus in 805 v. Chr. Die Stadt wurde durch den assyrischen König Adad-Nirari III (805-802) angegriffen und später durch Schalmaneser IV (773). Anschliessend erfuhr auch Assyrien eine schwächere Periode, bis Tiglat-Peleser III an die Macht kam (745).

Jerobeam II13 (793-753) im Norden.
Er eroberte Damaskus und einen Teil Syriens wieder für Israel zurück. Er beherrschte im Norden das Gebiet bis Hamat und im Süden bis zum Toten Meer. Sogar auf der östlichen Seite des Jordan nahm er den Syrern das Gebiet aus der Hand. Die Moabiter und die Ammoniter wurden aus ihren Ländern vertrieben.

Asarja10, Asarjahu, Usia, Usija (792-740) im Süden.
Er hob neue Wasserquellen und Zisternen aus in der Wüste, was der Landwirtschaft zu Nutze kam. Er verstärkte auch Jerusalems Festung, indem er Türme und andere Gebäude an der Mauer bauen liess. Er stellte eine neue Armee auf mit 307'500 Mann, die auf allen Seiten die Länder angriffen, ausser den Norden. Er stellte die Herrschaft im Süden wieder her und besetzte Teile die Salomon besass. Edom wurde bereits durch den Südkönig Amazja9 eingenommen, so dass der ganze Süden des Toten Meeres bis nach Elat (Ezjon-Geber) besetzt war. So konnte Juda mit Arabien besser Handel treiben. In der Wüste Negeb (südwestlich des Toten Meeres) richtete er eine militärische Landwirtschaft ein, die die Handelswege unterstützten. Im Westen überfiel er das Philisterland und besetzte drei Städte.

 

 VI. Jerobeam II13 (793-753) im Norden: 2. Könige 14,23-29

Während seiner 41 Jahre Regierungszeit erreichte Israel den Höhepunkt ihres Wohlstands und politischer Macht. Doch zur selben Zeit wuchsen auch die Samen der Zerstörung. Während das Land also äusserlich erfolgreich war, faulte es innerlich dahin. Denn dreissig Jahre nach dem Tod Jerobeams, wurde das Nordreich von den Assyrern erobert und das Volk in der Verbannung zerstreut (722/1 v. Chr.). Das zerstreute Volk durfte nie mehr ins Land zurückkehren!

Vom rein irdischen Standpunkt aus betrachtet sieht es aus, als ob Jerobeam II ein erfolgreicher König war. Er hatte eine lange Regierungszeit. Sie dauerte viel länger als die der andern Könige. Eine lange Regierungszeit bedeutete normalerweise, dass das Reich gut geführt war.

Er war militärisch erfolgreich.
Die Grenzen des Landes wurden durch seine Eroberungen erweitert (V. 25b). Er drängte die Syrer oder Aramäer erfolgreich zurück, wie der Prophet Jona voraussagte (V. 25; Jona 1,1).

Er brachte das Land zum Wohlstand.
Amos, der in der Regierungszeit Jerobeams II prophezeite, sprach zwar von der bevorstehenden Verbannung (Am 7,11). Aus seinen Prophezeiungen geht jedoch hervor, dass das Nordreich in Saus und Braus lebte (Am 3,15; 4,1; 5,11; 6,4-6.11).

Weshalb war Jerobeam II13 so erfolgreich?
Vermutlich war er ein sehr fähiger König. Der Herr fühlte Erbarmen mit Israel, weil das Elend sehr bitter war vor der Zeit Jerobeams (V. 26). Der Herr kündigte zu dieser Zeit den Untergang Israels noch nicht an (V. 27).

Wichtig: Gott half dem Volk nicht, weil es gerecht lebte. Das Volk kehrte auch nicht um von ihrem Götzendienst. Es war allein Gottes Gnade, dass es Israel so gut ging. Denn der Wohlstand kann manchmal zum Fluch werden.

Die Fehler Jerobeams II13:
In Gottes Augen war Jerobeams Königsherrschaft ein Misserfolg (V. 24). Im Buch Amos lernen wir die Vergehen kennen die der Prophet gegen die Nordstämme richtet. Der Priester Amazja klagte Amos beim König Jerobeam II heftig an (Am 7,10-11). Vermutlich waren seine Anklagen übertrieben, obschon Amos den Untergang des Nordreichs voraussagte (Am 7,9: das Haus Jerobeams bedeutet nicht Jerobeam selbst).

Weshalb musste Israel im Norden (gemäss Amos), zerstört werden?

- Weil sie Götzendienst trieb (Am 4,4.5; 5,21-23).

- Weil sie die Armen misshandelte (Am 2,6.7; 4,1; 5,11.12; 8,5).

- Wegen ihrer Sittenlosigkeit (Am 2,7b.8).

- Weil sie betrügerische Geschäfte trieb (Am 8,4-6).

- Weil sie einen korrupten Gerichtshof hatte (Am 5,12).

- Weil sie ein gottloses politisches System pflegte (Am 6,8.13).

- Israel war böse und durch die Sünde völlig verdorben!

Schlussfolgerungen
Wohlstand und Erfolg im Leben müssen keineswegs bedeuten dass wir Gott auf unserer Seite haben und IHM wohlgefällig sind (Jak 5,1-3). Gott segnet auch die Ungerechten (Mt 5,45). Gott kennt unsere Herzen und betrachtet alles von einer ganz anderen Seite (Offb 3,1).