1. Könige-04: Salomos Untreue

Vereinigtes Königreich

Kapitel 9-11

 

 Regierungszeit Salomos (970-930 v. Chr.)

Kapitel 9: Salomos erste zwanzig Jahre seiner Regierungszeit.
Der Herr erscheint Salomo zum zweiten Mal. Göttliche Verheissungen (V. 3-5). „Immerdar“, „allezeit“, „ewig“ bedeuten nicht immer ohne ein Ende. Im Hebräischen wird unterschieden zwischen: einem Menschenleben (Ex 21,6; 1Kön 1,31), einer zeitlichen Periode (1Sam 13,13-14; 1Kön 2,33; Ex 31,16-17). Gottes Existenz (Gen 21,33; Ps 90,2). In unserem Text ist mit diesen Begriffen die jüdische Zeitperiode gemeint.

Göttliche Drohungen (V. 6-9)
Bei Ungehorsam wird Israel ausgerottet, zum Trümmerhaufen (Dtn 4,25-27). Die Leute werden fragen: „Warum liess der Herr dies zu?“ Im AT wird das Leid oft in Verbindung mit Sünde und Ungehorsam gebracht (Hiob ist eine Ausnahme). Dieser Gedanke stimmt im Neuen Bund meistens nicht (Lk 13,1-5).

Die ersten 20 Regierungsjahre Salomos.
7 Jahre baute er am Tempel (6,38). 13 Jahre baute er an seinem eigenen Haus (7,1). Für jedes Jahr Bauzeit gab Salomo eine Stadt im Norden dem König Chiram von Tyrus, der ihm Zedern- und Zypressenholz lieferte (5,20.22). Aber Chiram wollte die Städte nicht, weil sie ihm nicht gefielen. Das Land wurde Kabul genannt (Bedeutung: „was nicht gefällt“). Warum Chiram dem Salomo 120 Talente Gold zukommen lässt ist nicht klar, da ja Salomo dem Chiram etwas anderes schuldet als die 20 Städte. In 2Chr 8,2 wird gesagt, dass Salomo die Städte neu besiedelte, nachdem sie ihm von Chiram wieder abgetreten wurden.

Der Pharao von Ägypten nahm Geser ein. Geser (westlich von Jerusalem) wurde vom Stamm Efraim nie eingenommen (Jos 16,10; Ri 1,29). Selbst David konnte die Geser nicht ganz besiegen (2Sam 5,25). Die Stadt Geser war die Mitgift vom Pharao für seine Tochter, die Salomo heiratete (V. 16). Während dieser ganzen Bauzeit setzte Salomo Fronarbeiter ein. Es waren Männer aus den ehemaligen Kanaaniterstämmen, die Israel noch nicht vertrieben hatte (V. 20-21). Die Israeliten wurden mit wichtigeren Aufgaben betraut (siehe V. 22), denn das Gesetz verbot es, Israeliten zu versklaven (Lev 25,39-46).

Salomo opferte dreimal jährlich Brand- und Heilsopfer (Lev 1+3).

Salomo profitierte viel von König Chirams Quellen und Erfahrungen. Er bekam viel Zedern- und Zypressenholz. Er lernte Schiffe zu bauen. Salomos Leute zogen mit Chirams Leute nach Ophir und importierten viel Gold ins Land (2Chr 8,18).

Kapitel 10: Königin Saba aus Arabien besucht Salomo.
Sie kommt, um Salomo zu testen, ob das wirklich stimmt, dass er so weise ist, wie überall herumgesprochen wird. Mit vielen Fragen beansprucht sie Salomo. Die Königin staunt und ist ausser sich über die Weisheit und den Reichtum Salomos (V. 4-7). Saba preist Salomo und beschenkt ihn reichlich mit Kostbarkeiten aus ihrem Land (V. 8-13).

Salomos Reichtum wird unermesslich gross beschrieben. Von überall im Land gehen jährliche Abgaben (Steuern) ein. Durch den blühenden Handel ausserhalb des Landes wächst die israelitische Wirtschaft wie noch nie zuvor und nie mehr nachher. Unter Salomo war das goldene Zeitalter Israels angebrochen. Leider konnte Salomo mit all den Segnungen nicht richtig umgehen.

Kapitel 11: Salomos Abgötterei.
Salomo hatte viele ausländische Frauen, die er wahrscheinlich durch Verträge und Vereinbarungen mit seinen Nachbarvölkern erhielt (z. B. mit Chiram, Kap. 5). 700 Hauptfrauen; wobei es sich nicht um irgendwelche Frauen handelte, sondern um auserwählte Frauen aus der ersten Klasse, d.h. angehende Prinzessinnen, wie die Tochter Pharaos. 300 Nebenfrauen (Hld 6,8). Es war im Gesetz ausdrücklich verboten, Frauen aus andern Völkern zu heiraten: Ex 34,11-16; Dtn 7,1-5; Jos 23,6-13.

Die ausländischen Frauen verführten Salomo zum Götzendienst. So entstanden rings um Jerusalem immer mehr eine Kolonie fremder Götzentempel mit ihren Altären, Opferkulten und ihrer Priesterschaft. Statt dass Salomo seine einflussreiche Stellung ausnützte, um Gottes Offenbarung unter die Nachbarvölker zu tragen, trugen die Völker durch ihre Prinzessinnen die Altäre ihrer Gottheiten mitten in das Herz Israels. Damit setzte Salomo seine Beziehung zum Herrn aufs Spiel. Durch Salomo wird demonstriert, dass Gott auch seine Warnungen wahrmacht: Nehemia 13,1-3.23-27. Von diesem Zeitpunkt an wird David als Vorbild für einen gläubigen und treuen König bezeichnet. Die folgende Formulierung (Vers 4+6) ist charakteristisch. Weitere Stellen: 1Kön 15,3.11; 2Kön 14,3; 16,2.

Die Götter:
Astarte („Schande“): Göttin der Fruchtbarkeit, der Liebe und des Krieges. Schon zur Richterzeit dienten die Israeliten den Astarten und erfuhren immer wieder den Zorn Gottes (Ri 2,13; 10,16). Der Prophet Samuel rief das Volk auf, die Astarten zu entfernen (1Sam 7,3-4; 12,10). Die Rüstung Sauls wurde im Tempel der Astarte verwahrt (1Kön 31,10). Und nun verärgerte Salomo den Herrn, indem er dem Astartenkult seine königliche Sanktion schenkte (V. 33; 2Kön 23,13). Milkom, Kamos, Moloch („Schande“): Nationalgott der Ammoniter und Moabiter.

Begriffe im Lexikon: Milkom führt zu Moloch und zu Kamos. Moloch hat denselben Wortstamm wie Milkom. Milkom ist der Gräuel der Ammoniter. Kamos wird mit der Schande der Moabiter in Verbindung gebracht. In der Bibel werden die Moabiter als „Volk des Kamos“ bezeichnet (Jer 48,7.46). Es gibt mehrere Namen, die vermutlich alle dieselbe Gottheit bedeuten, oder charakterlich dieselbe Gottheit darstellen. Wir wissen, dass diesen Göttern ihre Erstgeburt geopfert wurden (2Kön 3,26-27). Schon die Kanaaniter brachten ihre Kinder als Menschenopfer dar oder liessen sie für den Moloch durchs Feuer gehen (Lev 20,15; Dtn 18,10). Salomo unterstützte damit diese Kindermisshandlungen (verglichen mit der heutigen Zeit kann dies mit der Pädophilie).

Diese vier Gottheiten sind nur eine kleine Auswahl, die in unserem Text erwähnt werden. Es gab noch viele andere Götter, die Salomo tolerierte im Lande. Durch seine Frauen liess er sich sogar dazu hinreissen, gemeinsam diese Götter anzubeten (1Kön 11,33)! Das war der Dank für seine Segnungen, die er vom Herrn empfing!

Gott wird zornig über Salomo (V. 9-13).
Gott wurde zornig, nicht „jähzornig“. Zorn muss noch keine Sünde sein (Eph 4,26)! Gottes Zorn kann völlig gerechtfertigt werden und steht in keinem Widerspruch zu seiner Vollkommenheit. Im Gegenteil! Wenn Gott nicht zornig werden könnte, dann wäre er nicht vollkommen (kein ausgeglichenes Wesen). Im NT wird oft vom Zorn Gottes geredet (Mt 3,7; Lk 3,7; Joh 3,36; Röm 1,18; 2,5.8; 3,5; 4,15; 5,9; 9,22; 12,19ff.) Durch das Blut Christi kann der Zorn Gottes abgewendet werden (Röm 5,9). Zweimal erschien der Herr dem Salomo und machte ihn darauf aufmerksam keinen fremden Göttern zu dienen (1Kön 9,6).

Gott zeigt sich in seinem Zorn gnädig.
Obschon dem Salomo die Trennung des Königsreichs verheissen wird, so ist der Herr gnädig um Davids willen. Gott hat dem David ein ewiges Königtum versprochen (1Sam 7). Gott hat dem David einen Sohn versprochen, der sich auf seinen Thron setzen wird (= Jesus Christus). Nicht dem Salomo, sondern erst seinem Sohn Rehabeam wird das Königreich entrissen werden.

Widersacher Salomos.
(V. 14-22) Der Edomiter Hadad floh damals aus der Hand Joabs als „kleiner Knabe“ (= jung und unerfahren wie Salomo in Kap. 3,7).

(V. 23-25) Reson, der aus der Hand seines Königs floh, und Israels Widersacher wurde solange Salomo lebte (also schon vor dem Abfall).

(V. 26-40) Jerobeam, der durch den Propheten Achia zum Aufstand angestachelt wurde. Ihm gelang es später das Königreich zu spalten und die 10 Stämme im Norden zu regieren. Weil Salomo ihn zu töten suchte, blieb er bis zum Tod des Königs in Ägypten.