2. Samuel-01: Davids Aufstieg zur Macht

Höhepunkt des Königreichs

Kapitel 1-4

 


Kapitel 1: Davids Klage um Saul und Jonatan.

David erfährt vom Tod Sauls
Ironischerweise ist es ein Amalekiter, der Sauls Untergang miterlebt haben soll (1Sam 15). Der Amalekiter benutzt Sauls Tod als Gelegenheit, um mit einer Lüge Eindruck zu machen und als Held gefeiert zu werden (4,10). David ist fest davon überzeugt, dass niemand das Recht hat, den gesalbten des Herrn zu töten, deshalb unterliess er es auch mehrmals Hand anzulegen. David lässt den Amalekitersohn töten für eine Tat, die er gar nicht begangen hatte (1Sam 31,4).

Lektion: Lügner werden nicht in den Himmel kommen: Offb 21,27; 22,15 (Eph 4,25; Kol 3,9).

Davids Klagelied
Das erste Lied, das von David geschrieben wurde. Es ist im Buch der Heldengedichte aufgeschrieben. Er befahl, dass dieses Lied von den Leuten in Juda auswendig gelernt wurde. Den Israeliten sollte dadurch bewusst werden, dass sie durch den Tod Sauls und Jonathans einen grossen Verlust erlitten hatten. Dreimal wird gesungen: „Wie sind die Helden gefallen ...“ (V. 19.25.27).

 

Kapitel 2: David wird König über Juda.

Sauls Tod führt David in eine neue Krise. Was soll er jetzt tun? David befragt den Herrn vermutlich durch das Los bevor er eine wichtige Entscheidung fällt (1Sam 14,41; 23,9-12). David ist uns damit ein Vorbild, in allen Entscheidungen den Herrn zuerst zu befragen: Sprüche 3,5-6 (natürlich nicht durch das Los, sondern heute im Gebet!). David erhält grünes Licht, um mit seinen Frauen und seiner ganzen Truppe von Ziklag nach Hebron umzuziehen.

In Hebron wird David freundlich aufgenommen und zum König über Juda gesalbt. Davids Salbung findet drei Mal statt:

- Samuel (1Sam 16,13)

- Die Männer aus Juda (2Sam 2,4)

- Alle Männer Israels (2Sam 5,3)

Erst jetzt machen sich die Kämpfe bezahlt, die er von Ziklag aus gegen die Feinde im Süden geführt hatte (1Sam 30)! Die Beute schenkte er den Ältesten in den Städten Judas (1Sam 30,26-31).

Abners Leute begraben Saul und seine Söhne.
David spricht ihnen Lob aus für ihre Tapferkeit und segnet sie. Schliesslich hatten sie in einer nächtlichen Aktion den Philistern die toten Körper Sauls und seiner Söhne entwendet (1Sam 31,11-12). David ermutigt sie mit seinen Worten, indem er sich hinter sie stellt gegen den gemeinsamen Feind, die Philister. Das ist sehr wichtig, dass ganz Israel weiss, dass David nicht auf der Seite der Philister steht, um so ihr Vertrauen als zukünftiger König zu gewinnen.

Abner und seine Leute haben sich ins Ostjordanland zurückgezogen.
Mahanaim ist im Gebiet Gads, in der Nähe der südlichen Grenze Manasses (Jos 13,26.30). Mahanaim ist eine der 48 levitischen Städte (Jos 21,34-38). Abner (der Feldhauptmann Sauls) setzt den vierten Sohn Sauls, Isbaal zum König über Israel ein.

Isbaal = Mensch Baals (könnte auch Yawehs gemeint sein). Die Juden änderten diesen Namen aus Abscheu.

Isch-Boschet = Mensch der Schande. Damit widersetzt er sich wie Saul der Königsherrschaft Davids und richtet eine Spaltung an in Israel.


Da Isbaal als Sohn der direkte Erbe der königlichen Krone ist, wird der Akt Abners von ganz Israel anerkannt, ausser vom Stamm Juda. Die eigentliche Regierung liegt jedoch in der Hand Abners, durch den auch Isbaal dominiert wird. Abner war der Onkel Sauls und deshalb älter und erfahrener als Isbaal (1Sam 14,50-51). Isbaal war vermutlich der jüngste Sohn Sauls, da er zuletzt aufgeführt wird (1Chr 8,33; 9,39).

David regiert 7 ½ Jahre als König über Juda in Hebron.
Es ist anzunehmen, dass Isbaal in den beiden letzten Jahren während der Regierungszeit Davids im Ostenjordanland eingesetzt wurde. Nach dem Tod Saul hatten die Philister die Oberhand über viele Teile Israels im Westjordanland.

Die beiden Feldhauptmänner stacheln einen Bruderkrieg an.
Wobei Abner anfängt mit dem Ziel, am Ende auch über Juda zu herrschen. Zuerst lassen sie 12 Männer aus beiden Seiten in einem „Kampfspiel“ einander totschlagen (= 24). Dann verfolgen Joab (der Feldhauptmann Davids) Abner und seine Leute. Als Asahel (Joabs jüngster Bruder) ganz nah an Abner dran ist, sticht der ihm rückwärts in den Bauch (V. 23). Als Abner und seine Leute am Abend müde sind bitten sie um Frieden. Joab und seine Leute lassen von ihrer Verfolgung ab. Verluste auf beiden Seiten (V. 30-31):

- Abner verliert 360 Kriegsmänner.

- Joab verliert 19 Kriegsmänner, plus seinen Bruder Asahel.

Während den folgenden 2 Jahren herrscht Krieg zwischen Israel und Juda.

 

Kapitel 3: David und Abner.

David gewinnt immer mehr Macht im Land.
Der Krieg zwischen Israel und Juda zieht sich lange hin und Gottes Volk ist zum ersten Mal in der Geschichte gespalten (1Kön 12). In Hebron werden David Söhne geboren, von denen einige hier aufgelistet sind:

- Amnon, der seine Halbschwester Tamar vergewaltigte (13,1-33).

- Kileab, der auch Daniel genannt wird (1Chr 3,1).

- Absalom, der Amnon wegen seiner Bluttat ermordete und zu seinem Schwiegervater Thalmai, König von Gesur, floh (13,37).

- Adnoia, der den Thron Davids an sich reissen wollte und sich bereits als König feiern liess, bis schliesslich Salomon eingesetzt wurde und Adonia ermorden liess, weil er Davids Nebenfrau heiraten wollte (1Kön 2,13-25).

- Von Sephatja wird im AT nichts Weiteres gesagt.

- Jithreams Tochter wurde später die Frau Rehabeams (2Chr 11,18).

Davids Polygamy ist eine Verletzung der Gebote Gottes für die Ehe:
Gott hat es ganz im Anfang so eingerichtet, dass ein Mann eine Frau heiraten darf (Gen 2,18-24). Die Folgen dieser Sünde werden in seiner ganzen Familie, so wie in seinem eigenen Leben sichtbar (Spannungen und Reibereien, Hass und Spaltungen im Haus Davids, so wie sein schweres Vergehen mit Bathseba).

Auch Abner versucht seine Macht im Nordreich auszubauen (V. 6-30).
Abner nimmt sich Rizpa, eine Nebenfrau Sauls und erschleicht sich so immer mehr des Königs Stellung. Nur dem Nachfolger des Königs gehörten die Frauen: 2Sam 12,8; 16,21-22; 1Kön 2,13-25). Damit reizt er Isbaal, den eigentlichen König im Norden. Isbaal klagt Abner leider aus dem falschen Grund heftig an:

- Es geht ihm nur um seine eigene Macht als König zu verteidigen.

- Es geht ihm nicht, um Gottes Wille und Gebote, die dabei verletzt werden.

Statt einsichtig zu sein, wird Abner jähzornig und schreit: „Bin ich denn ein judäischer Hundskopf?!“ Mit andern Worten: „Ich bin nicht wie David, der sich wider das Königreich Sauls gestellt hat!“ Abner sieht sich völlig im Recht, da er für Saul und sein Reich vieles erkämpft hatte und Isbaal vor David beschützte, ihn schliesslich zum König einsetzte. Weil Isbaal wegen einer Frau so ein Theater machte, entscheidet Abner sich auf die Seite Davids zu stellen und ihn als König zu unterstützen. Der arme Isbaal fürchtet sich vor dem mächtigen Abner so sehr, dass er völlig hilflos ist und nichts mehr einwendet.

Weil Abners Macht und Einfluss durch die verlorenen Kämpfe gegen David immer mehr leiden, schickt er Boten aus, um David einen Friedensvertrag anzubieten. Doch David lässt sagen, dass er nur einwilligt, wenn er seine erste Frau, Michal wieder kriegt. „Wenn es weiter nichts ist“, denkt sich Abner und befiehlt dem König Isbaal, dass er die Frau dem Paltiel wegnehmen solle. Die armen Frauen werden hin und hergeschoben wie Ware! Die Folge ist viel Leid über die Familie (V. 16). Paltiel hätte damals Michal nicht nehmen dürfen, da sie ja schon mit David verheiratet war (Lev 20,10, Ehebruch). Obschon damals dem David Unrecht getan wurde (1Sam 25,44), verstösst er nun auch gegen das Gesetz Mose, indem er sich seine Frau zurückholt, die bei einem andern war (Dtn 24,1-4).

Die Verse 17-19 sollten zeitlich gesehen vor den Versen 12-16 stehen. Selbst Abner musste sich zuerst mit den Ältesten Israels absprechen, bevor er David einen Friedensvertrag anbieten konnte. Die Ältesten waren die politischen und militärischen Führer des Landes und hatten sich schon längst gewünscht, dass David König würde, doch Abner konnte dies bislang geschickt verhindern. Hier offenbart sich Abner, indem er zugibt genau gewusst zu haben, dass es Gottes Plan war einen König einzusetzen, der das Volk Israel vor den Philistern errettete (1Sam 9,16).

Weil Saul dem Herrn ungehorsam wurde und den göttlichen Plan nicht ausführte, wurde diese Verantwortung David übertragen. Auch Abner war sich also bewusst, dass er sich wie Saul die ganze Zeit über dem allmächtigen Gott widersetzte: Spr 21,30.

Abner besucht David in Hebron mit einer 20 Mann Schutztruppe (V. 20). Dies deutet auf seine Macht hin als Feldhauptmann. Es finden sich keine Hinweise, dass Abner mit seiner Truppe David ausspähen will. Es wird nur gesagt, dass Abner sich so verhält, als sei es in seiner Macht, David als König über ganz Israel einzusetzen. David veranstaltet ein Essen und entlässt Abner in Frieden.

Nachdem Joab (Davids Feldhauptmann) von einem Kampf mit reicher Beute heimkehrt, erfährt er von Abners Besuch und dem Friedensvertrag (V. 22). Statt glücklich und dankbar zu sein, dass es mit der Einheit des Volkes Gottes vorangeht, ist er aufs Äusserste empört und klagt David an.

Anschliessend sendet er Boten für Abner aus.
Vermutlich liess er ihm sagen, dass er eine private Botschaft von David an ihn auszurichten hätte. Als Abner und Joab allein waren, stach Joab den Abner nieder und tötete ihn. Es gibt drei gute Gründe für den Mord an Abner:

- Joab rächt sich für seinen Bruder Asahel, obschon Abner damals aus Notwehr handelte (2,23): Kapitel 3,29-30.

- Joab traut dem Abner nicht, sondern vermutet, dass er David hintergehen würde und nur nach Hebron gekommen sei, um alles auszukundschaften (V. 25).

- Joab fürchtet, dass er seine Position als oberster Feldhauptmann verlieren könnte.

Später tötet Joab den König Amasa aus demselben Grund (2Sam 20,4-10). Vielleicht enthielt ja der Vertrag bereits ein Übereinkommen, dass Abner der neue Feldhauptmann Davids sein würde.

David ist entsetzt, als er von diesem Mord erfährt und spricht einen Fluch aus über das Haus Joabs (= ganze Sippe). Dieser Fluch beinhaltet fünf Dinge:

1. Krankheit durch Ausflüsse aller Art.

2. Krankheit durch Aussatz.

3. Krankheit durch Lähmungen usw.

4. Tod durch Krieg.

5. Hungersnot.

Dann ruft er das Volk zur Totenklage auf und nimmt selbst an der Beerdigung Abners in Hebron teil, indem er der Bahre bis ans Grab folgt. Am Grab weint er laut und singt ein Trauerlied. David verleugnet, dass Abner gottlos gehandelt hat. Für David lag das Unrecht allein bei den Mördern. Schliesslich schwört David, nichts zu essen, bis die Sonne untergeht. An allen diesen Handlungen erkennt ganz Israel, dass die Ermordung Abners nicht durch David angeordnet wurde.

Was kann David gegen dieses Unrecht unternehmen?
Joab und Abisai sind die Söhne der Zeruja (Davids Schwester, 1Chr 2,15-16). David wendet sich seinen Knechten hin und bekennt ihnen, dass er noch nicht genug Macht hat im Lande, um die Mörder zu verurteilen. Zudem braucht er sie dringend in seiner Armee. Das Einzige, was der König als Gesalbter des Herrn tun kann, ist, diesen Fluch auszusprechen über das Haus Joabs.

Der Fluch hatte offenbar seine Konsequenzen (1Kön 2,28-35).
Joab wird später für seine Taten büssen, denn er hatte Abner und Amasa auf dem Gewissen (2Sam 20,4-13). Schliesslich legt David dieses Unrecht in die Hände Gottes, indem er sagt (GN): „Der Herr möge sie für ihre böse Tat bestrafen, wie sie es verdient haben!“

Durch all diese Ereignisse und Davids richtige Entscheidungen nimmt sein Einfluss im ganzen Volk in Israel immer mehr zu.

 

Kapitel 4: Isch-Boschets Tod.

Warum sinkt Isbaal der Mut?
Weil Abner der wichtigste Mann für Isbaals Herrschaft im Nordreich war. Weil auch er nicht auf Gott vertraut, sondern aus eigener Kraft versucht sein Königtum aufzurichten.

Zwei Anführer Isbaals wissen genau, wann ihr König am verletzbarsten ist. Baana und Rechab gehen hin und ermorden Isbaal um die Mittagszeit, als er sich ausruht. Damit rächen sie sich für Sauls Verfolgung an ihrem Volk. Es ist nicht bekannt, wann, warum und von wo aus dieses Volk fliehen musste. Wir wissen nur, dass Josua mit den listigen Gibeoniten einen Vertrag abschloss (Jos 9). Wir wissen auch, dass die Gibeoniten später weitere Vergeltung forderten für das Unrecht, dass Saul ihnen angetan hatte (21,1-14). Gott will, dass David mit den Gibeoniten reinen Tisch macht. Die Gibeoniten sind eigentlich zugezogene Amoriter (21,2).

Die Mörder bringen den Kopf Isbaals zu David und behaupten, dass sie damit nach des Herrn Wille die Rache am Hause Saul vollzogen hätten (V. 8). David verfährt mit ihnen genau gleich wie mit dem Amoriter, der angeblich Saul ermordete. Damit das Volk erkennt, dass auch die Ermordung Isbaals nicht von David ausgegangen ist, werden die Leichen der Mörder aufgehängt und Isbaals Kopf im Grab Abners beerdigt.

So lässt der Herr die letzten Hindernisse für Davids Herrschaft aus dem Weg räumen:

- Durch die Ermordung Isabaals (des Sohnes Sauls und Königs über Israel).

- Durch die Tötung Baanas und Rechabs (zwei Anführer Isbaals).

David kämpft einen schwierigen Kampf.
Auf allen Seiten wird er vor wichtige Entscheidungen gestellt, die ihn als gerechten König, der vom Herrn eingesetzt worden ist auszeichnen. David duldet keine Ungerechtigkeiten im Kampf gegen seine Feinde sondern überlässt allein Gott die Rache. Dadurch gewinnt er zunehmend die Sympathie der Stämme im Norden.

 

Was lernen wir aus all dem?

1. Die eigenen Brüder können manchmal die grösseren Feinde sein als die Gottlosen!

2. David gibt die Verantwortung der Rache seinem Sohn Salomon weiter (1Kön 2,5-6.28-35).

3. Der Herr ist gerecht, der einem jeden nach seinen Taten vergelten wird! (Ps 7,16; 28,4; 62,12)

4. Wer unter Gottes Obhut steht, braucht keine kriminelle Handlung auszuüben, um zu überleben, sondern nur auf den Herrn zu vertrauen wie David.