2. Samuel-05: Absaloms Schandtaten

Höhepunkt des Königreichs

Kapitel 13-15

 


Kapitel 13: Amnon vergewaltigt seine Halbschwester Tamar.

In diesem Kapitel erfüllt sich bereits die Verheissung Natans als Strafe für Davids Mord und Ehebruch, dass das Schwert vom Hause Davids nicht weichen werde (12,10).

Amnon ist der Erstgeborene Davids (3,2). Tamar ist die Schwester Absaloms und noch Jungfrau (der dritte Sohn, 3,3). Es ist eine Lüge, dass Amnon Tamar liebt, denn die wahre Liebe vergeht niemals (1Kor 13,8). Amnon hat eine rein fleischliche Lust und wird von seinem Freund Jonadab schlecht beraten. Tamar wird von Amnon vergewaltigt und anschliessend weggeschickt (V. 14-15).

David wird zwar zornig, aber er unternimmt nichts (Eph 4,26). Vielleicht war sich David noch zu sehr bewusst, dass er selbst sich auch mit einer Frau vergangen hatte, die nicht ihm gehörte. Er hatte falsche Gefühle für Amnon und versündigte sich so an ihm. Gleichzeitig provoziert er damit das nächste Unglück. Statt darüber ausgiebig zu reden und sich auszusöhnen, wird im Hass still geschwiegen (V. 22). Weil David nichts unternimmt, fordert er die Gefühle Absaloms heraus, der sich zwei Jahre später dafür rächt und Amnon ermorden lässt.

Wie David Uria betrunken machte, so handelt Absalom nun an Amnon. Absalom veranstaltet ein Fest wie ein König. Seine Diener töten Amnon wie vereinbart und fliehen. Dem David wird die falsche Meldung überbracht, Absalom habe alle Königssöhne umbringen lassen. Doch Jonadab stellt die Sache klar, obschon er Absaloms Freund ist. Jonadab hofft, dass Absalom bald König würde und er an seiner Seite eine hohe Stellung erhält (V. 35). David und das ganze Haus trauern um Amnon (V. 36). Absalom flieht von Zuhause zu seinem Grossvater Thalmai bei den Philistern (3,3).

Lektionen:
Wahre Liebe ist nicht bloss ein Gefühl, sondern eine Entscheidung, die lebenslang verpflichtet (1Kor 13). Gläubige Freunde können uns im richtigen Augenblick mit Gottes Weisheit beraten hingegen gottlose Freunde bringen Unglück (Spr 10,13-14). Sünde soll frühzeitig erkannt und wie Unkraut ausgerissen werden, indem man miteinander redet und einander vergibt (Kol 3,13). Falsche Gefühle der Liebe (David) oder des Hasses (Absalom) helfen nicht, die Sünde zu beseitigen (Eph 4,26; 5,8-17).

 

Kapitel 14: Absaloms Rückkehr.

Joab setzt sich ein für das Volk und das Haus Davids. Was war der Grund, warum Joab diese weise Frau zum König David schickte? Joab dachte dabei für das ganze Volk Israel, nicht etwa für Absalom (es geht um das Vertrauen zum König). Joab erkannte, dass diese Trennung auch für die Familie Davids keine Langzeitlösung sein konnte (es geht um die Wiederherstellung des Friedens). Joab sah, dass David sich von dem Tod seines erstgeborenen Sohnes Amnon wieder erholte (13,39), schwer darunter litt weil er auch von Absalom getrennt war.

Die kluge Frau muss mit ihrer erfundenen Strafanzeige vor dem König, dem obersten Gericht im Lande, erscheinen und ihm geschickt begegnen. Ihre Geschichte beinhaltet viele Ähnlichkeiten mit der Familie Davids und dem Volk Gottes. Ähnlich wie der Prophet Nathan damals, deutet sie mit ihrem Fall auf die Situation in der Familie Davids. Eine Frau versucht zu retten, was noch zu retten ist, indem sie trotz Brudermord ihre Nachkommenschaft sichert. Sie begegnet David mit eindrücklichen und weisen Worten:

Der König steht in Schuld gegenüber dem Volk, wenn er seinen Sohn nicht zurückholt und die Nachkommenschaft gewähren lässt (V. 13), (Davids wahre Nachkommenschaft war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt).

„Wir müssen alle unausweichlich sterben; es geht uns wie dem Wasser, das auf die Erde geschüttet wird und darin versickert: man kann es nicht wieder zurückholen“ (Vers 14, GN — Was geschehen ist, ist geschehen).

„Aber Gott will kein Leben zerstören. Deshalb liegt ihm daran, dass ein Verbannter nicht für immer aus seiner Nähe verbannt bleibt“ (V. 15, GN). (Weil Gott gnädig ist, sollen auch wir mit andern gnädig umgehen.)

„... Mein König ist so unbestechlich wie der Engel Gottes und wird bestimmt wissen, was Recht und was Unrecht ist“ (V. 17, GN).  Damit öffnet die Frau das Herz Davids, damit er sich auf keinen Fall verstockt. Sie ist sich gewiss, dass er mit Gottes Weisheit entscheiden wird und dabei Gottes Segen auf ihm ruhen wird.

„Möge der Herr, dein Gott, dir auch weiterhin beistehen“ (V. 17, GN — Sie zwingt ihm in keiner Weise ihr Willen auf, sondern überlässt ihm die volle Entscheidung).

David erkennt, dass Joab hinter dieser ganzen Geschichte steckt und fragt die Frau ganz offen darüber. Die Frau gibt offen zu, dass sie in Joabs Auftrag zum König geschickt wurde. Vermutlich befindet sich Joab zusammen mit andern im Gerichtssaal (V. 21). Doch David erkennt seine Lektion (V. 11b) und gestattet dem Absalom nach Jerusalem zurückzukehren, ohne dass Amnons Blut an ihm gerächt wird. Aber Absalom darf David für die nächsten zwei Jahre nicht unter die Augen treten.

Der Feldhauptmann Joab hat ganze Arbeit geleistet, indem ihm der erste Schritt zur notwendigen Versöhnung gelungen ist. Joab wirft sich vor dem König ehrfurchtsvoll nieder (V. 22). Joab bedankt sich für die gnädige und wohlgesinnte Entscheidung des Königs (eigentlich müsste sich David bei Joab bedanken). Joab bezahlt für seine Vermittlungen einen hohen Preis, indem Absalom ihm das Erntefeld anzünden lässt (V. 29). Statt dem Absalom mitzuteilen, dass er sich noch etwas gedulden soll, bis der König bereit sei ihn zu empfangen, schweigt er. Mit seinem Stillschweigen provoziert er Absalom.

Absalom sieht seinen Vater fünf Jahre lang nicht (13,38; 14,28). In dieser Zeit verhärtet sich sein Herz gegenüber seinem Vater und er wird bitter. Endlich ergreift Absalom die Initiative und verlangt eine Audienz mit dem König (V. 29). Absalom fühlt sich im Recht mit dem Brudermord (V. 32). Schliesslich lässt der König den Absalom rufen und David küsst, d. h. versöhnt sich mit seinem Sohn (V. 33). Absalom ist ein schöner Mann mit kräftigem Haar (V. 25-26). Er hat drei Söhne und eine Tochter gezeugt (V. 27). Die Tochter heisst Thamar oder Maacha: 1Kön 15,1-2; 2Chr 11,21. Thamar hiess auch die vergewaltigte Schwester Absaloms (2Sam 13,1). Maacha hiess Absaloms Mutter (2Sam 3,3). Vielleicht tröstete sich Absalom mit seiner Tochter, die beide Namen zur Ehre seiner Schwester und seiner Mutter trug.

Lektionen:
Statt einsichtig zu sein und aus Fehlern zu lernen, neigt der Mensch sich zu verhärten und wird dabei immer bitterer. Statt miteinander in aller Demut zu reden und nach Lösungen zu suchen, neigt der Mensch sich zu trennen und rennt ein Leben lang vor seinen Problemen davon.

 

Kapitel 15: Absaloms Aufstand gegen David.

Absalom will das Königtum an sich reissen. Zur damaligen Zeit war der König auch gleichzeitig oberster Richter über das Volk.

Absalom fängt an, seine Macht zu stärken. Er legt sich Wagen und Pferde zu und 50 Mann (für einen Mann in hoher Stellung, war das damals nichts Ungewöhnliches):
Als Sohn des Königs geniesst Absalom beim Volk eine Vorrangstellung. Er stellt sich mit seinen Männern jeden Morgen an den Stadteingang, um die Leute abzufangen, die zu David kommen, um sich von ihm Recht sprechen zu lassen. Dazu behauptet er, dass der König für sie keine Zeit habe (V. 3). Gleichzeitig gibt er sich nicht als Richter, sondern als Bruder aus, indem er die Leute sich nicht verneigen lässt vor ihm und sie küsst (V. 5).

Nach vier Jahren beginnt Absalom seinen Aufstand. Angeblich hat Absalom dem Herrn ein Gelübde zu erfüllen, das er ihm während seines dreijährigen Aufenthalts in Syrien machte (Spr 7,14). Wer dem Herrn etwas versprach, durfte sein Versprechen nicht brechen (Num 30,3; Koh 5,3-4). Damit setzt Absalom Druck auf David, der ihn im Frieden ziehen lässt (V. 9). Absalom sendet Kundschafter aus in ganz Israel und lässt sie wissen, dass er heute als König eingesetzt werde (Posaunenschall als Zeichen). Die 200 Männer, die er mit sich nimmt, wissen von seiner Revolte nichts (V. 11). Er kann auch den Ahithophel für seinen Aufstand gewinnen (V. 12). Ahithophel ist Davids Ratgeber (16,20-17,4; 1Chr 27,33). Ahithophel ist der Vater Eliams (23,34). Eliam ist der Vater der Bathseba (11,3).

Dem David wird der Aufstand Absaloms durch einen Boten gemeldet (V. 13). Warum flüchtet der mutige Kämpfer und siegreiche Krieger David? Weil er es nicht auf einen Kampf gegen seinen geliebten Sohn ankommen lassen möchte (19,1)? Weil er sich den Worten Nathans erinnert, der böses über das Haus prophezeite (12,10-11)? Weil er sich fürchtet vor der Stärke der Armee Absaloms (17,1)?

David ruft seine Leute in der Stadt Jerusalem zum Aufbruch auf (V. 14). Er lässt 10 Nebenfrauen zurück (V. 16). Die Ausländer halten stärker zu David als sein eigenes Volk (V. 17-18). Ithai aus Gath hält zu David wie die Ruth zur Naomi (V. 21). David flüchtet über den Jordan und dann nördlich nach Mahanaim (17,26-29), ins Gebiet der Ammoniter und Gileaditer.

David vertraut auf den Herrn. Er lässt die Bundeslade samt den Priestern in die Stadt zurückführen. Er trauert um Absalom, indem er:   weint (1,12; 3,32.34; 18,33; 19,1), barfuss geht (Jes 20,2-4; Ez 24,17), seinen Kopf bedeckt (1Sam 4,12; 2Sam 13,19; 14,3; Esra 6,12). David bittet den Herrn, dass er die Pläne des einflussreichen Ahithophels verhindern möge. Dann steigt David auf den Ölberg, wo damals angebetet wurde (V. 32). Der Arkiter Husai, der ihm entgegenkommt, ist bereits die Antwort auf Davids Gebet, der als Spion nach Jerusalem entsandt wird.

Lektionen:
David und Absalom als Schatten zu Christus, der sein Leben für seine Feinde hingab. Heiden wie Husai, die Kreter, Plether und die Gathiter erweisen dem König mehr Ehre als die eigenen Volksgenossen (Mt 21,43).