Exodus-01: Die zehn Plagen in Ägypten

Auszug und Bund mit Israel

 

 

 EINLEITUNG

Mose Berufung und Einsetzung: Exodus 3,7-8; 3,19-22. Mose wurde mit drei Wundern ausgerüstet (Ex 4): Der Stab auf den Boden geworfen, wird zur Schlange. Die Hand im Busen wird aussätzig und wieder geheilt. Wasser aus dem Nil, wird auf dem trockenen Land ausgegossen und zu Blut.

Moses und Aarons erster Auftritt vor dem Pharao war ein Misserfolg (Ex 5,1-2.17-18). Ablehnung Moses bei den Israeliten (Ex. 5,19-21). Mose wendet sich klagend an Gott (Ex 5,22-23). Gott bestätigt Mose (Ex 6,2-3.6-8).

Die Zauberer und ihre Künste spielten beim Pharao eine grosse Rolle. Sie konnten nachahmen, was Mose vollbrachte, bis auf die Tatsache, dass die Schlangen Aarons, die ägyptischen Schlangen auffrassen (Ex 7,10-13). Auch Mose wurde in Ägypten, durch seine Wunder und Zeichen, wie ein Gott betrachtet (Ex 7,1; 11,3).

 

 I.   Wer verhärtete das Herz des Pharaos?

In zehn Kapiteln (Exodus 4-14) lesen wir ca. 21 Mal vom Herzen Pharaos: Neun Mal wird gesagt, dass Pharao sein eigenes Herz verhärtete (Ex 7,13.14.22; 8,15.28; 9,7.34.35; 13,15). In der alten Zürcher Bibel wird im Exodus 8,19 ein weiteres Mal darauf hingewiesen. In der neuen Zürcher Bibel wird ein anderer Grundtext benutzt und deshalb fällt diese Aussage einmal weg, so dass sie insgesamt nur 9 Mal vorkommt. Ein weiteres Mal lesen wir jedoch davon, dass das Herz des Pharaos sich gegen das Volk Israel wandte (Ex. 14,5). Zehn Mal verhärtet Gott das Herz des Pharaos (Ex 4,21; 7,3; 8,11; 9,12; 10,1.20.27; 11,10; 14,4.8) und ein Mal verhärtet Gott das Herz der Ägypter (Ex 14,17).

Als der Herr mit Mose sprach, sagte er ihm ganz genau voraus, wie der Pharao reagieren werde auf die Forderung das Volk Israel in die Wüste ziehen zu lassen (Ex 3,19-20). Der Herr suchte sich diesen Pharao aus, um seine Allmacht zu demonstrieren (Ex. 10,1-2). Gott ist allwissend und weiss zum Voraus, wer sich verstocken wird, ohne den freien Willen des Menschen zu manipulieren (Ex 3,19-20; 7,13; 8,15; 9,35). Wichtig ist zu wissen, dass der Pharao von seiner Geburt an als Gottheit verehrt wurde und keine andern Gottheiten neben sich duldete (Ex 5,2).

Das Herz des Pharao wurde nicht im wahrsten Sinn des Wortes von Gott verstockt, sondern durch die Forderung und Macht Gottes (Ex 4,21-23; Joh 12,40). Wer den Herrn fürchtete, nahm sich Mose Worte zu Herzen (Ex 9,20-21). Pharao war hochmütig und sündigte gegen Gott (Ex. 9,17.34; 10,16).

Gott allein besitzt die Macht und das Vorrecht, die in Sünde gefallene Menschheit nach seinem Willen und seiner Gerechtigkeit zu richten. Niemals dürfen Pharao oder andere Menschen in der Geschichte (Dtn 2,30; Jos 11,20; 2 Sam 17,14; 1 Kön 12,15) als Opfer von Gottes Manipulation betrachtet werden! Gott ist unberührt vom Bösen und will alle Menschen retten (Jak. 1,13-17; 1. Tim. 2,4). Der Herr richtet die Menschen nach ihren eigenen Taten (Röm 14,12; Ez 18,20).

 

 II.   Was war der Zweck der zehn Plagen?

Gott wollte sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens befreien (Ex. 6,6). Gott wollte seine Herrschaft, seine Überlegenheit, seine Souveränität demonstrieren: Römer 8,17. Und zwar dem ägyptischen Volk (Ex 7,3-5). Allen Nationen auf der ganzen Welt (Ex. 9,16). Seinem Volk Israel zur damaligen Zeit als auch ihren Kindern (Ex 10,1-2).

Gott wollte seine Macht beweisen, über die ägyptischen Wahrsager und über die Götter Ägyptens. Die zehn Plagen waren ein Machtkampf zwischen Gott und Ägypten. El-Schaddai gewann diesen Machtkampf hoch überlegen. Gleichzeitig waren die zehn Plagen auch ein Gericht Gottes über Pharao, der sich selbst als Gottheit betrachtete (Ex 5,2) und das Volk Israel seit Jahren arg unterdrückte.

Gott wollte den Unterschied aufzeigen zwischen seinem Volk und den Ägyptern. Deshalb machte er bei einzelnen Plagen einen klaren Unterschied zwischen den Israeliten und den Ägyptern, indem er sein Volk beschützte (Plage 4, 5, 7 und 9). Im letzten Gericht gab der Herr seinem Volk sogar die Anleitung, wie sie der Strafe (Tod aller Erstgeburt) entfliehen konnten.

Damit alle diese Zwecke erreicht wurden, erklärt vielleicht, weshalb zehn und nicht bloss eine Plage nötig waren.

 

 III. Generell gesehen spielten sich die Plagen meistens nach dem folgenden Muster ab:

- Mose verlangte von Pharao das Volk ziehen zu lassen.

- Der Pharao lehnte die Forderung Mose ab.

- Gott sandte eine Plage über Ägypten.

- Der Pharao wurde weich und versprach das Volk ziehen zu lassen.

- Die Plage wurde aufgehoben.

- Anschliessend verhärtete der Pharao sein Herz und weigerte sich das Volk Gottes ziehen zu lassen.

- Danach begann der Kreislauf von neuem.

 

 IV.   Hintergrund der zehn Plagen

Es ist anzunehmen, dass alle 10 Plagen gegen die ägyptischen Gottheiten gerichtet waren: Exodus 12,12. Die Ägypter sind bekannt als das polytheistische (viele Götter) Volk von damals.

Viele Listen enthalten bis zu 80 Gottheiten: Fast alles, was lebte und sich bewegte wurde als Gottheit verehrt: Löwe, Ochse, Schafbock, Wolf, Hund, Katze, Ibis (Vogel), Geier, Falke, Seepferdchen, Krokodil, Kobraschlange, Delphin, viele Fischarten, Bäume, ja sogar der Nil selbst war eine Gottheit, kleine Tiere, Insekten, Frösche, Käfer, Heuschrecken usw. aber auch menschenähnliche Gottheiten mit Namen: Amum, Atum, Osiris (war der Gott des Pharaos), vielleicht haben wir schon von den zwei bekanntesten gehört: Isis und Osiris (Gott der Unterwelt). Die Ägypter hatten aber auch viele Zauberer, Priester und sogenannte weise Männer (zwei Namen sind uns aus der Bibel offenbar: 2 Tim 3,8: Jannes und Jambres). Viele hatten gute Stellungen inne in der Gesellschaft. Keiner dieser mächtigen Männer vermochte das Desaster zu verändern oder wegzuzaubern: Ex 7,22 (sie konnten es nachahmen, aber nicht verhindern). Bei späteren Plagen heisst es, dass sie es nicht einmal mehr nachahmen konnten: 2. Mose (Ex) 8,18; 9,11. Unter all diesen Gottheiten wurde aber auch der Pharao dazugezählt: seine Geburt war ein göttliches Ereignis (tragischer Tod: Ex 12,29), ein Pharao wurde als Kind einer Gottheit betrachtet, er soll auch göttlich gezeugt worden sein von Amon-Re (eine göttl. Königin), um so mehr ist seine Reaktion (Ex 5,2) sehr verständlich. Alle 10 Plagen demonstrieren die Machtlosigkeit und die Beschränktheit des Pharaos und offenbaren ihn als gewöhnlichen Mensch vor dem ganzen Volk. Je mehr sich der Pharao gegen Gottes Plan widersetzte, desto mehr wurde er gedemütigt.

Der Zweck der zehn Plagen: (Ex 6,7; 7,5.17; 8,22; 10,2; 14,4.18).

1. Um Gottes Existenz und Allmacht zu demonstrieren, über alle Völker und Götter.

2. Um den Betrug der Zauberer, Priester und Weisen im Land aufzudecken.

3. Um den König (Pharao) von Ägypten zu demütigen.

4. Um dem Volk Israel das Vertrauen in den lebendigen Gott zu stärken.

5. Schliesslich ziehen auch wir unseren Nutzen aus diesen Ereignissen (ca. 3500 Jahre später. Das alles fand ca. 1500-1400 v. Chr. statt.). Es demonstriert noch heute allen Lesern die Herrlichkeit und Erhabenheit Gottes über alle seine Geschöpfe. Es lehrt uns aber auch, dass Gott die Treuen bewahrt und segnet, und wie er Gericht und Demütigung über die bringen kann, die sich gegen ihn auflehnen.

 

HAUPTTEIL

 I.   Blut im Nil (Ex. 7,14-25)

Das Herz Ägyptens ist der Nilfluss, der in den Bergen Afrikas durch den Regen entspringt: Der Nil war lebenswichtig für Mensch und Tier. Er brachte viele Fische (Jes. 19,8). Die Landwirtschaft, der Seehandel und der Warentransport hingen vom Nil ab. Einmal im Jahr überflutete er das ganze Land. Für die Ägypter bedeutete das Wasser vom Nil: Segen, Leben, Glück. Aus Dankbarkeit wurden dem Nilgott Hymnen gesungen. Eine Hymne als Beispiel: NILHYMNE. „Heil dir, o Nil, der aus der Erde hervorgeht und in Ägypten beginnt zu leben! ...Er, der Wiesen bewässert, die wiedergeboren werden, um jedes Kind am Leben zu erhalten. Er, der die Wüste macht zu trinken und den Ort durch Wasser kühlt: das ist sein Tau, der vom Himmel her kommt.“  Dieses Lied zeigt, welch ungeheure Wichtigkeit der Nil für die Ägypter hatte. Das ganze Leben in Ägypten richtete sich nach dem Nil. Die Gräber befanden sich wegen der alljährlichen Flut auch nicht im Boden (wie bei uns), sondern in Pyramiden oder auf erhöhten Orten in steinernen Särgen.

Es ist interessant, dass Mose früh morgens an den Nil geschickt wurde. Offenbar hielt sich dort der Pharao nach seiner Gewohnheit auf. Vor den Augen des Pharaos und seinen Dienern bewirkte Mose dieses übernatürliche Wunder.

Die Nilkatastrophe betraf alles Leben in Ägypten: Als der Nil anfing zu stinken wurde er zur Lebensbedrohung für die Ägypter. Diese Katastrophe war ein schwerer Schlag und dauerte sieben Tag lang: Exodus 7,20-25. „Die Wahrsager Ägyptens taten dasselbe“ (V. 22) und machten die Katastrophe noch schlimmer. Vermutlich brach diese Plage während der Zeit der Flut im Aug./Sept. aus. Das war für das Volk und ihre Gottheit Hapi (der Geist des Nils) eine grosse Demütigung. Doch das Herz des Pharao blieb hart!

 

 II.   Die Froschplage (Ex. 7,26 - 8,11)

Erneut ging Mose zum Pharao und übermittelte ihm die Worte (7,): „Lass mein Volk ziehen, damit sie mir dienen.“ Wir sehen daraus wer der Herr ist. Es genügt IHM nicht ein Volk zu haben. Gott will angebetet werden.

Frösche im Land bedeuteten (Sept.): Fruchtbarkeit, Segen, eine sichere Ernte. Die Göttin Heqt war eine Froschgestalt und trug das Symbol der Auferstehung. Frösche als Symbol für das Göttliche wurden durch die Plage zur Qual und zur Pest: Exodus 7,28; 8,9.10. „Die Wahrsager Ägyptens taten dasselbe“ (8,3) und machten die Katastrophe noch schlimmer. Sie waren nicht fähig die Plage zu stoppen. Überall waren diese ekligen Tiere am Herumquaken. Als sie starben stank das ganze Land von ihnen.

Der Pharao rief Mose und Aaron zu sich und wollte das Volk ziehen lassen (8,4). Um dem Pharao zu beweisen, dass diese Plage von der Handschrift des lebendigen Gottes gekennzeichnet war, fragte ihn Mose, wann sie beendigt werden sollte (8,5-6). Als der Pharao von der Plage erleichtert wurde, änderte er seinen Sinn und verhärtete sein Herz (8,11).

 

 III. Die Mückenplage (Ex. 8,12-15)

Diesmal war Aaron an der Reihe: Als er auf die Erde schlug, kamen Mücken hervor und stachen Mensch und Vieh. Ein Mückenstich kann am folgenden Tag ganz schön jucken und beissen. Bsp. Ich kann nachts nicht schlafen, wenn sich nur eine einzige Mücke im Schlafzimmer aufhält, da der hohe Ton in der Nähe meiner Ohren mich aufweckt. Bsp. In jüngster Zeit litten ganze Städte unter einer Mückenplage. Moskitos können auch tödlich sein.

Es ist nicht sicher an welche ägyptische Gottheit diese Mückenplage gerichtet war. Eines ist jedoch sicher: Die Menschen, die von dieser „Gottheit“ gestochen und geplagt wurden, dachten nachträglich bestimmt anders über sie. Wer nicht selbst unter Stichen litt, musste hilflos zusehen, wie Menschen und Tiere an dieser Plage litten (ev. sogar an den Stichen starben). Die Wahrsager Ägyptens waren unfähig dieses Wunder nachzuahmen (8,14).

 

 IV.  Die Bremsen- oder Stechfliegenplage (Ex. 8,16-28)

Eine Bremse ist eine „Bräme“ (Schweizerdeutsch). Bremsen werden auch Stech- oder Hundsfliegen genannt und sind Blutsauger. Es wird in der Bibel leider nicht gesagt, wie viel Zeit verging zwischen der dritten und der vierten Plage. Mose setzte aber einen Zeitpunkt fest, an dem die nächste Plage begann. Somit konnten die Ägypter genau erkennen, dass die übermächtige Hand Gottes im Spiel war. Der Herr gibt bei diesem Wunder noch einen oben drauf (8,22-23): Die Katastrophe traf nur die Ägypter. Das Volk Gottes jedoch, das in Goschen lebte, blieb verschont von der Plage.

Schliesslich stimmt der Pharao einer Kompromisslösung zu (8,21). Er erlaubte Mose dem Herrn zu opfern, aber er durfte das Land nicht verlassen. Doch Mose konnte und durfte sich nicht auf Kompromisse einlassen (Gen 46,34). Der Herr verlangte, dass das Volk drei Tagesreisen weit in die Wüste zog, um zu opfern (8,23). Er wusste, dass die Ägypter dies nicht zugelassen hätten in ihrem Land. Denn es war für die Ägypter ein Gräuel einem fremden Gott zu opfern. Sie hätten die Diener, die das Opfer darbrachten getötet (8,22).

Um der Plage ein Ende zu bereiten legte Mose beim Herrn Fürbitte ein, wie bei der Froschplage, so dass sich der Herr erbarmen liess (8,8-9.26-27).

 

 V.   Die Viehpest (Ex. 9,1-7)

Manchmal wird diese Plage auf die Rinder reduziert. In Vers 3 werden jedoch Pferde, Esel, Kamele und Schafe erwähnt. In Vers 6 wird von allem Vieh gesprochen. Dieser Vers darf nicht absolut verstanden werden! Es könnte sein, dass damit vielleicht das ganze Vieh das ausgewachsen war gemeint ist. Vermutlich ist einfach eine grosse Anzahl des Viehs aus Vers 3 gemeint, die sterben musste. Ansonsten stellt sich die Frage woher denn das Vieh kam, das später bei der Hagelplage ums Leben kam (9,19-21).

Bis zu diesem Zeitpunkt beinhalteten die Plagen Unannehmlichkeiten und grosse Schmerzen. Doch bei dieser Plage geht es um den Verlust von Besitz. Das ist eine ziemliche Steigerung der Intensität. Zudem machte der Herr erneut einen Unterschied zwischen dem Besitz der Ägypter und dem Besitz der Israeliten. Bei den Israeliten starb kein einziges Tier. Der Pharao sandte extra ein paar Diener hin, um nachzusehen, ob es tatsächlich so eintraf wie Mose ankündigte.

Rinder und einheimische Tiere waren sehr wertvoll und überlebenswichtig für die Ägypter. Einerseits lieferten sie Fleisch und Milch. Andererseits halfen sie den Bauern bei ihrer schweren täglichen Arbeit. Zudem bildeten Pferde und Kamele einen wichtigen Bestandteil einer starken Armee.

Der Stolz des Pharaos musste sehr gross gewesen sein. Bestimmt warfen ihm persönliche Berater vor, dass Ägypten nun einen viel zu hohen Preis zahle. Zudem war es offensichtlich, dass die Götter Ägyptens zornig waren auf die Führung des Pharaos. Viele Stiere und Rinder wurden in Ägypten als heilig betrachtet und angebetet.

Schlussfolgerungen: Auch unsere Herzen können sich auf zweierlei Weise verhärten. Wir können uns selbst verstocken bis unser Gewissen stumpf wird (Mk 6,52; Apg 19,9; 1 Tim 4,2). Gott kann uns eine wirksame Kraft der Verführung senden, die uns von der Wahrheit wegzieht (2. Thess. 2,10-12). Deshalb werden wir aufgerufen heute noch umzukehren vom falschen Weg und unsere Herzen nicht zu verstocken. Wer seine Sünden vor dem Herrn bekennt, dem kann vergeben werden (Hebr 3,8.13.15; 4,7; 1 Joh 1,8-9; 3,19-22). Denn die gefährlichste Krankheit die es gibt ist ein verhärtetes Herz! Gott, der Herr ist uns Menschen allen weit überlegen. Es ist lächerlich sich mit IHM anlegen zu wollen. Jesus besitzt jede Macht und Gewalt über Himmel und Erde (Mt 28,18). Deshalb ist es wichtig, dass wir dem Herrn unsere Probleme offen auf den Tisch legen. Denn nur Gott kann uns helfen! Dem allmächtigen Gott (El-Schaddai) gebührt Ehre, Respekt und Gehorsam jetzt und in alle Ewigkeit!

 

 VI.  Die Geschwürenplage (Ex. 9,8-12)

In älteren Übersetzungen ist von Blattern oder Beulen die Rede. Bei Menschen und Tieren in Ägypten entstanden Geschwüre und aufplatzende Blasen. Diese Plage führte nicht zum Tod, trotzdem war sie sehr unangenehm und schmerzhaft.

Der biblische Text bezeugt keine direkten Ansagen Mose vor dem Pharao. Es wird nur gesagt, dass der Pharao nicht auf Mose hörte (9,12). Mose und Aaron handelten nach dem Befehl des Herrn und warfen vor dem Pharao Ofenruss gegen den Himmel (9,10). Anschliessend nahmen die Wahrsager nicht wie üblich an der Krisensitzung teil, weil sie selbst von Geschwüren geplagt waren (ähnlich wie bei Hiob 2,7). Der Einfluss und die Macht der Wahrsager darf nicht unterschätzt werden. Sie befanden sich im Hof des Pharaos und standen ihm jederzeit zur Verfügung (Gen 41,8.24).

Die Ägypter waren sich der Gefahr einer infektiösen Krankheit oder Seuche ständig bewusst. Dafür hatten sie Sachmet, eine Göttin mit Löwenkopf, die für Epidemien verantwortlich war. Sachmet löste Epidemien aus und beendete sie auch wieder. Eine geweihte Priesterschaft wurde extra eingesetzt nur um dieser Göttin zu dienen. Amulette und andere Objekte wurden für die Ägypter angefertigt, die das Böse in ihrem Leben fern halten sollten. Es gab zusätzlich viele ägyptische Gottheiten, die für die Heilung solcher Seuchen zuständig waren (z. B. Serapis und Imhotep, der Medizingott). Doch alle Götter versagten und liessen die Ägypter hoffnungslos und verzweifelt zurück.

 

 VII. Die Hagelplage (Ex. 9,13-35)

Bei dieser Plage ist es erstaunlich zu sehen, was sich Mose mittlerweile trauen darf zu sagen vor dem Pharao. Es liegen Welten zwischen dieser und der allerersten Begegnung. Mose hat sich inzwischen einen ansehnlichen Respekt verschafft vor dem Pharao. Offensichtlich aber immer noch nicht gross genug, da die Ägypter den allmächtigen Gott noch nicht gebührend fürchteten (9,21.30). Mose wirft dem Pharao vor hochmütig und arrogant zu sein, weil er Gottes Wille nicht gehorche und das Volk nicht ziehen lasse (9,17). Er droht, dass in Zukunft alle Plagen gegen Pharaos Haus und gegen ganz Ägypten gerichtet sein werden (9,14). Gleichzeitig werden die Israeliten im Land Goschen von den Plagen verschont bleiben (9,26).

Mose erklärt, weshalb der allmächtige Gott alle diese Plagen sendet, nämlich, um dem Pharao beizubringen (9,16), dass es nur einen Gott gibt, dass dieser eine Gott über allen Göttern steht. Mose betont, dass Gott ganz Ägypten hätte zerstören können, wenn er wollte, doch er tat das nicht, um seine Allmacht und Überlegenheit zu demonstrieren (9,15; Röm 9,17). Es ging dem Herrn also nicht bloss um die Befreiung seines Volkes. Es ging dem Herrn darum, sich in der ganzen damaligen Welt vor allen Völkern einen Namen zu schaffen (Ex 15,14; 3,13-15; 20,1-2). Dieses Ziel wurde erreicht und alle Völker fürchteten sich vor dem Gott Israels (Jos 2,10; 9,9; 1 Sam 4,8).

Mose warnt die Ägypter absichtlich vorher, um ihnen die Gelegenheit zu geben, sich und das Vieh in Sicherheit zu bringen. Damit unterschieden sich die Ehrfürchtigen von den Hochmütigen. Offenbar gab es unter den Dienern des Pharaos solche, die den Herrn fürchteten (9,20-21; 7,10.20; 8,3-4; 9,34). Es ist falsch zu meinen, dass alle Ägypter ein Herz wie Pharao hatten. Es gab immer schon Gläubige und Ungläubige unter allen Völkern, in allen Generationen und Gesellschaftsschichten. Auch im ersten Jahrhundert nach Christus gab es Gläubige, die im kaiserlichen Haus lebten (Phil 4,22).

Die Plage fand im Januar oder anfangs Februar statt (Ex 9,31). Drei Monate blieben bis zum Exodus im April an dem die Israeliten das erste Mal das Passalamm schlachteten (Ex 12). Mose streckte seine Arme mit dem Stab gegen den Himmel aus und es fing an zu donnern, zu blitzen und aussergewöhnlich stark zu hageln (9,23). Es war so zerstörend, dass mitten im Hagel Feuer flackerte (9,24). Es war der schlimmste Hagelsturm den das Land je gesehen hatte. Mensch und Vieh samt Bäume, Flachs und Gerste wurden zerschlagen (9,25.31).

Die Reaktion des Pharaos ist bemerkenswert (9,27-28). Das erste Mal bekennt er, dass er gegen den Herrn gesündigt habe. Er gibt Gott Recht und sich und seinem Volk Unrecht. Er lässt Mose und Aaron holen und bat sie um Fürbitte beim Herrn. Dann verspricht er das Volk ziehen zu lassen.

Mose bezeugt ein weiteres Mal die Allmacht Gottes und sein Eigentumsanspruch über das ganze Land (9,29).

 

VIII. Die Heuschreckenplage (Ex. 10,1-20)

Die achte Plage beginnt mit der Aufforderung Gottes an Mose dem Pharao mitzuteilen: „Lass mein Volk ziehen ...“ Doch das Herz des Pharao und seiner Diener blieb verhärtet. Daraus erkennen wir, dass der Pharao nicht alleine war mit seinen dickköpfigen Entscheidungen (siehe auch 9,34). Doch diesmal wurde es selbst den Beratern des Pharaos zu bunt (V. 7). Die zehn Plagen waren für den Pharao und seine Berater bis zu den ägyptischen Göttern eine einzige Schande und Demütigung. Je länger sich der Pharao verhärtete, desto katastrophaler wurden die Plagen.

Gottes Absicht war es mitten unter den Israeliten grosse Zeichen zu vollbringen, damit die Juden sie ihren Kindern weitererzählten (V. 2). Dafür kam der Stolz des Pharaos gerade gelegen. Sie sollten ihren Kindern erzählen wie der Herr Grosses bewirkte und wie ER die Ägypter demütigte. Alle Israeliten sollten ihren grossen Jahwe-Gott kennen lernen. Das heisst, sie wussten schon, dass Gott alle diese Plagen vollbrachte. Gott kennen lernen bedeutet jedoch, seiner Person näher zu kommen und seinen Charakter besser zu verstehen. Bis anhin hatte sich Gott den Patriarchen nicht als Jahwe-Herr kundgetan (Ex 6,3). Erst durch die zehn Plagen und die Befreiung aus Ägypten lernte das Volk ihren Gott kennen.

Heuschrecken sind ein beeindruckendes Beispiel von kollektiver Macht kleiner und unbedeutender Tiere. Eine ausgewachsene Heuschrecke wiegt etwa zwei Gramm und kann mit einer Hand zerdrückt werden. Doch mit tausenden von anderen Heuschrecken zusammen hat sie eine verheerende Wirkung auf das ganze Land. Heuschreckenschwärme waren sehr gefürchtet in Ägypten und sind es heute noch, besonders im Süden Afrikas. (Davon gibt es beeindruckende Dokumentationen im TV.) Deshalb beteten die ägyptischen Bauern regelmässig zu ihrem Heuschreckengott, er möge sie vor Plagen bewahren. Fliegende Heuschrecken haben eine sagenhafte Ausdauer. Je nach Windkonditionen können sie täglich 50 bis 100 Kilometer weit fliegen. Wenn sie auftauchen verdunkelt sich der Himmel, so zahlreich sind sie. Noch heute ist es schwierig sie aufzustöbern und zu vernichten, da es sehr aufwendig und kostspielig ist. Heuschreckenschwärme fressen in wenigen Stunden alles kahl: Ackerfelder mit ihren Pflanzen, Bäumen und Früchten (Joel 1,7-12). Die gefrässigen Biester hinterlassen ein Feld der Verwüstung (Joel 2,3). Eine Heuschrecke kann täglich so viel essen wie sie wiegt. Sie brachten Hungersnöte, die Jahre dauern konnten, bis sich das Land wieder erholte. Das bedeutete den sicheren Tod für viele Menschen und Tiere. Die Folge war Diebstahl und soziale Unruhen. Aus antiken Dokumenten kann man entnehmen, dass nach einer Heuschreckeninvasion die wirtschaftliche, politische und religiöse Situation oft ausser Kontrolle geriet. Das alles stand dem Pharao und seinem Land bevor, wenn er sich noch länger weigerte das Volk ziehen zu lassen (V. 3).

Alles, was der Pharao und seine Diener zu bieten hatten, war eine weitere Kompromisslösung (V. 7b und 11). Dazu sagte der Pharao sarkastisch: „O ja, geht nur mit dem Segen des Herrn! Ich werde euch aber niemals mit euren Familien ziehen lassen. Ihr führt Böses im Schilde! Nein nur ihr Männer dürft das Land verlassen ...“ (Hfa). Dann liess der Pharao Mose und Aaron hinauswerfen (V. 11b). Mose akzeptierte keine Kompromisse und tat was er tun musste, nach den Worten des Herrn. Er streckte die Hand mit dem Stab aus über das Land Ägypten (V. 12-13).

Die Heuschrecken kamen in Schwärmen, so dass es finster wurde im Land (V. 14). Sie waren so zahlreich wie noch nie und frassen alles weg, was von den Hagelstürmen übrigblieb (V. 15). Sie hinterliessen ein Land der Verwüstung, so dass nichts mehr übrig blieb. Um sein Ziel zu erreichen gebrauchte Gott natürliche Hilfsmittel: Heuschrecken und ein Ostwind. Trotzdem muss diese Plage aus den folgenden Gründen als übernatürliches Ereignis, d. h. als Wunder betrachtet werden: Es wurde genau vorausgesagt. Es trat auf Befehl des Herrn ein, als Mose die Hand mit dem Stab ausstreckte. Es war die schlimmste Heuschreckenplage in der Geschichte Ägyptens. Die Reaktion des Pharaos bewies, dass die Ägypter hinter dieser Plage mehr sahen als eine natürliche Katastrophe, die hin und wieder vorkam.

Eilends rief der Pharao nach Mose und Aaron und bekannte sich schuldig. Doch er sagte (V. 16): „Ich habe gesündigt gegen den Herrn, euren Gott und gegen euch.“ Es war nicht sein Gott, dem er Ungehorsam wurde. Zudem entschuldigte er sich bei Mose und Aaron, vermutlich, weil er sie wegjagen liess (V. 11b). Er wusste, dass nur die Fürbitte von Mose und Aaron beim höchsten Gott bewirken konnte, dass die Plage nachliess. Vielleicht entschuldigte er sich damit nicht bloss bei Mose und Aaron, sondern beim ganzen Volk Israel, das er unterdrückte. Denn er wusste ganz genau, wer Gottes Volk entehrte, der entehrte Gott. Er bat Mose noch einmal um Vergebung und Fürbitte, dass diese tödliche Plage abgewendet werde (V. 17). Seine Einsicht war nicht ehrlich gemeint. Es ging ihm nur um die Erleichterung. Wir müssen uns vorstellen, wie eklig und unangenehm diese Heuschrecken waren, die durch fast jede Ritze hindurch in die Häuser mit ihren Küchen und Schlafgemächern eindringen konnten.

Als der Westwind das Land von den fressenden Biestern befreite, war die Haltung des Pharao wieder wie zuvor: halsstarrig und unnachgiebig.

 

 IX.  Die grosse Finsternis (Ex. 10,21-29)

Die neunte Plage kam ohne Vorwarnung wie die dritte und sechste Plage. Während drei Tagen beherrschte „tiefste Finsternis“ das Land. Dieses übernatürliche Ereignis wird gerne mit Argumenten abgeschwächt, wie: vermutlich tobte ein verheerender Sandsturm, vermutlich handelte es sich um eine Sonnenfinsternis. Es kann durchaus sein, dass eine Kombination von verschiedenen Faktoren mitwirkte. Gott bediente sich oft auch von natürlichen Quellen, um ein Wunder zu bewirken (Bsp. Regenbogen). Eine greifbare Finsternis könnte einen starken Sandsturm begünstigen. Ebenfalls die Tatsache, dass die Ägypter ihre Wohnstätte nicht verlassen konnten, wie bei einem Standsturm, unterstützt diese Möglichkeit.

Aus den folgenden Gründen handelte es sich um ein übernatürliches Ereignis, d. h. um ein Wunder das vom allmächtigen Gott so gefügt wurde (V. 22-23): Die Finsternis begann, nachdem Mose seine Hand gegen den Himmel ausstreckte. Die Intensität der tiefen Finsternis während drei Tagen. Die Tatsache, dass es nur die Ägypter betraf, während die Israeliten ganz in der Nähe in ihren Wohnstätten Licht hatten.

Diese Plage traf verschiedene ägyptische Gottheiten (nur zwei Beispiele erwähnt). Zum Beispiel den Sonnengott Re, der als grosser Segen für das Land geehrt wurde, weil er treu seine Wärme und sein Licht ausstrahlte. Zu Ehren des Sonnengottes Re wurde eine Hymne gesungen. „Heil dir, du wunderbarer Re, der ohne aufzuhören täglich aufgeht in der Morgendämmerung ...“ Eine weitere Gottheit wurde durch die Finsternis besonders in Frage gestellt. Es war Göttin Hathor, eine heilige Himmelskuh der Liebe und Freude. Sie hatte Kuhhörner und einen Kuhschädel, der Rest ihres Körpers war menschlich. Zwischen ihren Hörnern befand sich eine Art rote Sonne (siehe Google). Sie galt als beschützende Gottheit und wurde oft als Mutter des Pharaos angesehen. Alle Sinnesfreuden und Genüsse gehörten zu Hathor: Liebe, Erotik, sexuelle Begegnung, Berührung, Tanz, gutes Essen und Trinken, Gesang, Musik und Kunst.

Der Pharao wusste sofort, dass diese Plage erneut von Gott kam, ob Mose nun beim Pharao zuerst vorsprach oder nicht. Deshalb liess er Mose erneut rufen und versprach ihm das Volk ziehen zu lassen. Seine Auflage war jedoch die Schafe und Rinder zurückzulassen. Damit dachte der Pharao einen fairen Kompromiss gefunden zu haben. Vielleicht dachte er sich, dass wenn die Israeliten ihren Besitz zurücklassen, sie bestimmt zurückkommen würden. Doch Mose liess sich nicht auf Kompromisse ein, sondern antwortete dem Pharao (V. 26): „Keine Klaue darf zurückbleiben.“

Wenn Satan uns nicht dazu bringen kann, dass wir Gottes Geboten ungehorsam werden, dann versucht er es eben mit Kompromissen. Drei bis vier Mal forderte der Pharao Mose mit einem Kompromiss heraus: Bei der vierten Plage sagte er mit andern Worten (Ex 8,21): „Geht, aber nicht zu weit, ihr dürft hier im Land opfern.“ Bei der achten Plage sagte er (10,11): „Nur ihr Männer dürft gehen, die Frauen und Kinder müsst ihr zurücklassen.“ Bei der neunten Plage sagte er (10,24): „Geht, dient dem Herrn; nur eure Schafe und Rinder sollen hier bleiben.“

Satan tut dasselbe mit uns und sagt: „Du kannst Glied der Gemeinde sein, aber verbrenne die Brücken nicht hinter dir.“ Das heisst, verlasse die Welt nicht ganz! Lasse dich nicht zu sehr mit der christlichen Gemeinde ein! „Wenn du glauben willst, dann lass deine Kinder aus dem Spiel!“ Sie sollen selbst einmal den Weg zur Gemeinde finden. Beeinflusse deine Kinder nicht zu sehr mit christlichen Prinzipien. „Führe ein christliches Leben, aber behüte deinen irdischen Besitz vor der Sache Gottes.“ Sei vorsichtig mit deinem hart verdienten Geld, damit du am Ende nicht noch Bankrott gehst! Zudem hast du ja noch viele Wünsche und Bedürfnisse offen in deinem Leben. Zu allen diesen Versuchungen Satans gibt es nur eine Antwort. Es ist die kompromisslose Antwort, die Mose dem Pharao gab. „Keine Klaue soll zurückbleiben.“ Darum, lasst uns keine Kompromisse mit der Welt eingehen! Ein halbherziges Christentum ist ein ganzer Unsinn!

Der Pharao wurde so wütend, dass er Mose mit dem Tod drohte, wenn er ihm noch einmal unter die Augen trat. Er war frustriert und fühlte sich gedemütigt vor allen Völkern. Das grosse Ägypten, das die Völker rings herum schlug und unterwarf, musste sich nun selbst geschlagen geben. Tausende von Ägyptern litten und starben durch die Plagen, die durch Mose über das Land kamen. Jetzt war es genug, der Pharao griff durch und setzte dem Ganzen ein Ende. Aber war das wirklich das Ende? Mose bestätigte dem Pharao, dass er ihm nie wieder unter die Augen treten werde und antwortete: „Das hast du richtig gesagt“ (V. 29). Anschliessend kündigte Mose dem Pharao die letzte Plage an (11,4-8). Die letzte Ankündigung (11,4-8) ist die direkte Fortsetzung dieser Konversation (ab V. 29).

 

 X.   Der Tod jeder Erstgeburt in Ägypten (Ex. 11,1-10)

Diese Einleitung zur letzten Ansage ist ein Einschub (11,1-3). Vermutlich erhielt Mose diese Worte schon vor seiner letzten Begegnung mit dem Pharao und zwar während den drei Tagen der Finsternis in Ägypten (nach 10,23). Gott versprach, dass nach dieser Plage die Ägypter das Volk ziehen lassen werde. Ja, noch mehr; die Israeliten sollten aus Ägypten vertrieben werden (V. 1; 12,32). Denn die Ägypter fürchteten sich davor, dass sie alle sterben mussten. Der Pharao bat Mose und Aaron sogar um Fürbitte beim Herrn (12,31). Es schien, als wäre der Pharao endlich zur Einsicht gekommen. Noch ein Wort des Herrn erfüllte sich (V. 2-3; 3,21-22; 12,35-36). Der Herr versprach, dass die Israeliten nicht mit leeren Händen ausziehen werden. Deshalb erbaten sich die Israeliten Geschenke von ihren ägyptischen Nachbarn und plünderten sie regelrichtig vor ihrem Auszug. Es stellt sich die Frage, weshalb Gott das anordnete. Bei der Landeinnahme zum Beispiel lag die Todesstrafe auf allen, die sich an den Schätzen ihrer Feinde vergriffen (Jos. 7). Vielleicht waren diese Geschenke als Vergeltung für die jahrelange Unterdrückung und Unterbezahlung der Israeliten gedacht. Als die Ägypter zusehen mussten, wie alle Erstgeburt im Land starb bekamen sie grosse Angst. Deshalb erhofften sie sich mit diesen Geschenken endlich von ihren Problemen erlöst zu werden. Weil Mose als Diener des höchsten Gottes im Land Ägypten ein hohes Ansehen genoss, war dies alles so widerstandlos möglich.

Mose kündigte also dem Pharao die letzte Plage an (Verse 4-8). Diesmal brauchte er nicht den Konjunktiv „wenn du mein Volk nicht ziehen lässt.“ Er kündigte die nächste Katastrophe an mit den Worten: „So spricht der Herr.“ Um Mitternacht werde ich durch Ägypten schreiten, um alle Erstgeburt in Ägypten zu töten (inklusiv die Erstgeburt des Viehs). Im Unterschied dazu verschone ich die Erstgeburt aller Israeliten (Ex 4,23). Nicht einmal ein Hund wird bellen wider die Israeliten. Denn dieses Volk ist ein besonderes Volk; es ist das Volk Gottes. Gottes Volk muss sich vor nichts fürchten, denn der Herr ist auf der Seite dieses Volkes und wird es beschützen. Schlussfolgerung: Gott macht heute noch einen klaren Unterschied. Auch wir Christen unter dem Neuen Bund brauchen uns vor nichts zu fürchten, denn der Herr ist mit uns. Ohne Ansehen der Person wird der Herr am jüngsten Tag alle gottlosen Menschen richten und die Gläubigen beschützen.

Alles was der Herr voraussagte traf ein (Verse 9-10). Das verhärtete Herz des Pharaos diente dem Herrn dazu, grosse Wunder und Zeichen zu vollbringen in Ägypten und seinen Namen gross zu machen unter allen Nationen. Das Kapitel 11 schliesst die neun Plagen ab und bildet den Übergang zum nächsten Kapitel mit der zehnten Plage.

 

SCHLUSSTEIL

 I.   Pharaos Mangel an Einsicht

Bei der Hagelplage gestand der Pharao ein, dass er uns sein Volk sich gegen den Herrn versündigt hatten. Das ist es, was Gott von jedem Menschen fordert, dass er seine Sündhaftigkeit einsieht und sie vor dem Herrn bekennt (Jak 5,16; 1 Joh 1,9; Lk 15,18; 18,13; Ps 51,3-5.18-19; 32,3-5). Doch mit dem Bekenntnis des Pharaos stimmte etwas nicht. Es war nicht ernst gemeint, oder es war getrieben von einer falschen Motivation. Vielleicht wurde er nur einsichtig, weil die Plage sehr unangenehm war und er erleichtert werden wollte. Was immer sich der Pharao bei seinem Bekenntnis gedacht hatte, es folgte keine Veränderung in seinem Leben. Unmittelbar danach dominierte der alte Lebensstil sein Denken und Handeln. In Gottes Augen ist so ein Bekenntnis ungenügend und deshalb nicht akzeptierbar (ein anderes Beispiel finden wir beim König Saul, 1 Sam 15,24). Ein ehrlich gemeintes Bekenntnis führt immer zu einem veränderten Verhalten (2. Korinther 7,9-10; Eph. 4,20-24). Darum, lasst uns vor Gottes Angesicht treten und unsere Schuld vor dem Herrn bekennen, damit er unsere Sünden vergibt und wir erleichtert werden und ein erneuertes Leben führen können!

 

 II.   Gott erlaubte dem Pharao trotz der Härte seines Herzens, dass er weiterhin Ägypten regierte

Als der König Herodes Agrippa I sich als Gott vor dem Volk bejubeln liess, wurde er von einem Engel geschlagen, so dass er auf der Stelle starb, weil er Gott nicht die Ehre gab (Apg. 12,23).

Der ägyptische Pharao, der sich als Gottheit ausgab und ein viel grösseres Volk regierte, dazu noch Israel unterdrückte, liess der Herr am Leben.

Der allmächtige Gott (El-Schaddai) ist der wahre Herrscher. Der Herr steht über allen. Er ist der König der Könige und Herrscher über die Herrscher der Welt (Dtn 10,17). Gott setzt Menschen ein und wieder ab nach Seinem Willen (Dan 4,31-32). Er erlaubt es wie weit das Böse gehen darf, ob es weiter existieren darf und wie lange. Alles dient dem Sinn und Zweck Gottes. Gott will, dass alle Menschen auf der ganzen Welt seine Macht und Herrlichkeit kennen lernen und sich seiner Führung unterwerfen.

 

 III. In Exodus 9,16 lässt Gott dem Pharao durch Mose sagen: „Ich habe dich bestehen lassen,
        um dir meine Macht zu zeigen und um meinen Namen zu verkünden im ganzen Land.“

Manche Übersetzungen gebrauchen das Hebräische „erez“ richtigerweise auch für die ganze Welt, nicht nur für das ganze Land, sondern für alle Nationen der Erde.

Denn diese Stelle lehrt uns auch, dass der allmächtige Gott (El-Schaddai) auf der ganzen Welt unter allen Menschen bekannt sein will als der höchste Gott und Schöpfer allen Lebens.

Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) segnet alle Völker auf der Erde. Er ist nicht nur der Gott Israels. Er ist auch der Gott der Heiden (z. B. Ismaels; Dtn 33,3). Diese Tatsache war ein Hauptgedanke der Wortverkündiger im NT, als sie zu den Heiden sprachen (Apg 14,16-17; 17,25; Röm 1,19-21; im AT, Amos 9,7).

Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) überwacht das Schicksal aller Völker. Er war verantwortlich über das Schicksal des Pharaos (Ex. 9,16). Er regiert nicht nur über sein Volk sondern über alle Reiche der Erde (Dan. 4,17.25.32; Dt. 10,14). Gott regiert mit Gerechtigkeit über die Geschichte der ganzen Menschheit (2 Kön 19,25.28; Ez 38,3-4.10-11.16; 39,2-3).

Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) zieht alle Völker zur Verantwortung. Ägypten wurde gestraft weil es Gottes Volk versklavte und misshandelte (Ex. 4,22-23). Später gebrauchte Gott fremde Völker um Israel zu züchtigen und anschliessend wurden sie für ihren Hochmut und ihre Gottlosigkeit selbst gestraft (Ez 25-32).

Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) will, dass sein Volk die andern Völker gerecht behandelt. Denn die Nachkommen Abrahams sollten allen Völkern zum Segen werden (Gn. 12,2). Den Israeliten wurde es nicht erlaubt sich mit fremden Völkern zu verbünden, oder Ausländer zu heiraten (Ex 34,15-16). Trotzdem wurde dem Volk Gottes nie verboten sich mit Ausländern, die sich anpassten, zu verbinden. Tatsache ist, dass es bereits beim Auszug aus Ägypten einige Ausländer im Volk gab (Ex 12,38). Später erhielt das Volk Gesetze, wie sie sich Fremden gegenüber verhalten sollten (Ex 12,48-49; 20,10; 22,21; 23,9.12; Lev 19,10). Die Israeliten wurden angewiesen ihre Nachbarn zu lieben und ebenso die Fremden (Lev 19,18.34). Grundsätzlich galten dieselben Gesetze für Israeliten als auch für Fremde, die unter ihnen wohnten (Ex 12,49; Num 15,30; 35,15). Erst in späteren Zeiten entwickelten sich jüdische Traditionen, die die Heiden als unrein darstellten. So mieden die Juden die Heiden immer mehr und assen nicht einmal mit ihnen (Gal 2,12). Solche Traditionen hatten nichts mit dem Gesetz Gottes gemeinsam. Im Gesetz Mose wurde klar gesagt, dass die Ungläubigen unter Gottes Volk leben durften und behandelt werden sollten wie die eigenen Leute.

Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) will von allen Völkern und Nationen angebetet werden. Deshalb musste Gottes Name und Macht allen Völkern bekannt werden. Gottes grosse Taten in 2. Mose wurden in den Nachbarvölkern bekannt (Num 14,14; Jos 2,10-11; ). Schlussfolgerung: Wir missverstehen das AT wenn wir meinen dass Gott sich nur den Juden annahm. Gott liebte auch die Menschen in den fremden Nationen (siehe das Buch Jona). Gottes Plan war es, dass Ihn die Menschen auf der ganzen Welt durch sein Volk kennen lernen durfte. Sein Volk sollte das Licht sein für die Nationen. Wie viel mehr haben wir heute diese Verantwortung?! (Mt 5,16) Gott will, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1 Tim 2,4). Wenn Elyon (der Erhabene oder Allerhöchste) das will, dann ist es heute unsere Mission, Seinen Willen auszuführen (Mt 28,19-20)!

 

1b. Die Plagen und Götter Ägyptens [Tab]

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