Genesis-41a: Josefs Traumdeutung

Gründung der hebräischen Nation

Josef deutet die Träume des Pharao

 

 

 Einleitung

Josef hatte es nicht einfach in seinen jungen Lebensjahren. Von seinen Brüdern wurde er in die Sklavschaft verkauft. Von der Frau seines Herrn in Ägypten, wurde er verleumdet. Vom Obermundschenk wurde er vergessen und im Gefängnis zurückgelassen.

Die besondere Zeit Josefs war noch nicht gekommen. Gott hatte mit seinem Diener noch etwas ganz Grosses vor. Allein in Gottes Macht steht es, einen Menschen gross und stark zu machen (1. Chr. 29,12b).

 

 I.   Der Traum Pharaos (Verse 1-8)

Nach zwei langen Jahren im Gefängnis, greift Gott endlich ein, indem er den Pharao in Ägypten seltsame Dinge träumen lässt. Es gibt viele Spekulationen darüber, welcher Pharao das gewesen sein könnte. Interessant ist, dass die Bibel uns diesbezüglich im Unklaren lässt. Trotzdem habe ich eine Tabelle mit möglichen Daten aufgestellt (siehe Tabelle). Die Bibel ist nicht chronologisch oder zeitlich perfekt geordnet. Es geht vielmehr um das Ereignis, das in den Lesern Glauben fördern soll. Gottes Ziel für sein Volk war die Wiege in Ägypten. Deshalb spielte Josef eine wichtige Rolle in Gottes Plan.

Der Pharao träumte von sieben mageren Kühen, die aus dem Nilfluss herauskamen. Doch sie weideten nicht auf dem Grasland, wie die sieben fetten Kühe. Die sieben mageren Kühe stiegen aus dem Nilfluss heraus und frassen die sieben fetten Kühe. Das war tatsächlich ein beunruhigender Traum, der keinen Sinn machte. Kein Wunder, dass der Pharao dabei erwachte. Doch dann schlief er wieder ein und träumte einen zweiten Traum.

Der Pharao träumte von sieben fetten und sieben dünnen Ähren, die sprossten. Die dünnen Ähren verschlangen die sieben fetten. Auch das war ein unrealistischer Traum, der keinen Sinn machte.

Am andern Morgen war der Pharao so beunruhigt, dass er alle Wahrsager und Weisen in Ägypten aufforderte, ihm seine seltsamen Träume zu deuten. Es gab einige „Experten.“ Sie besassen die besten Handbücher, die von ihren Gelehrten über Generationen weiter gereicht wurden, die für diese Geheimnisse geschult waren. Darin fand man einige Techniken, wie Zaubersprüche und Hinweise auf symbolische Bilder, Schlüsselbegriffe und Wortspiele, die bei Traumdeutungen eine Hilfe waren. Normalerweise gab es immer einen unter den vielen Weisen, der mit irgendwelchen Methoden, eine hilfreiche Interpretation für den König bereithielt. Doch in diesem Fall waren sie alle ratlos.

 

 II.   Der vergessene Josef (Verse 9-24)

Da fiel dem Obermundschenk sein Versäumnis bezüglich Josef wieder ein und er gestand es dem Pharao. Er erzählte ihm von einem hebräischen jungen Mann, der ihm und seinem Mitgefangenem die Träume richtig deutete. Alles traf ein, was er ihnen voraussagte, durch ihre Träume.

Trotzdem vergass er ihn, so dass Josef zwei weitere Jahre im Kerker verbringen musste. Das heisst, Tag für Tag in einer stinkenden Umgebung, kein oder kaum Sonnenlicht, schlechtes Essen, Ketten, Gefängnistüren, dicke Mauern, Kälte und Feuchtigkeit usw. Wie hielt Josef dies bloss jahrelang im Gefängnis aus? Was dachte er alles in dieser Zeit? (Leider gibt es keinen Psalm und keinen Hinweis über diese Zeit.) Hatte er Selbstmordgedanken, war er verzweifelt? War er von Gott und den Menschen enttäuscht und verbittert? Klagte er Gott an, fluchte er oder weinte er viel?

Da liess der Pharao den Josef aus dem Kerker holen und fing an, ihm seine merkwürdigen Träume zu erzählen. Bevor Josef vor den Pharao treten konnte, musste er sich gründlich waschen, die Haare schneiden lassen und saubere Kleider anziehen (41,14). Aus antiken ägyptischen Dokumenten geht hervor, dass jeder, der vor dem Pharao erschien, sich rasieren und die Haare schneiden lassen musste. Er musste sich angemessen Kleiden und sauber sein. Josef beteuerte auch dem Pharao, wie damals seinen Dienern (Gn. 40,8), dass er selbst nichts vermag (41,16). „Die Traumdeutung liegt allein beim allmächtigen Gott“, erklärte er. Damit gab er Gott die Ehre und bewies, dass er seinen Glauben an den Herrn nicht verloren hatte, trotz allem was er durchmachte.

 

 III. Die Traumdeutung Josefs (Verse 25-32)

Die Lebenssituation Josefs wandelte sich schlagartig von einem unbedeutenden semitischen Gefangenen, in einen weisen Mann der Träume deuten konnte.

So kam es, dass der grösste Herrscher des Landes auf Josef angewiesen war und ihm seine privaten Träume erzählen musste. Die sieben mageren Kühe und Ähren weisen auf etwas Böses, Finsteres. Der Pharao beteuerte, dass er im ganzen Land noch nie so etwas Hässliches wie die mageren Kühe gesehen hatte (V. 19). Die sieben fetten Kühe, sowie die sieben schönen Ähren, weisen auf etwas Schönes und Gutes. Es ist ein altes Lebensprinzip, dass das Böse versucht, das Gute zu verschlingen oder zu zerstören. Das Böse sucht sich Gleichgesinnte, um mit gemeinsamen Kräften gegen das Gute vorzugehen. Interessant dabei ist, dass sich das Böse nur solange vereint, bis alles Gute zerstört ist, dann geht es wieder getrennte Wege (Bsp. Herodes und Pilatus: Lk. 23,12). Das ist eine Taktik Satans auch für die Gemeinde.

Josef begann sofort mit der Traumdeutung. Es geht nirgends aus dem Text hervor, dass er vorher den Herrn befragte. Doch Josef empfing allein vom Herrn die Traumdeutung (41,16.32). Er sieht ein Prinzip in beiden Träumen, die dasselbe bedeuten. Die Zahl sieben symbolisiert sieben Jahre. Das Land Ägypten werde sieben Jahre lang mit grossem Überfluss gesegnet. Anschliessend werde sieben Jahre lang bittere Hungersnot herrschen. Sie zehrt das Land aus, so dass sich niemand mehr an die schöne Zeit im Überfluss erinnern werde. Die Tatsache, dass es zwei ähnliche Träume waren bedeute, dass dies bei Gott eine fest beschlossene Sache sei, die bald eintreffen werde. Mit seiner Deutung machte Josef sich zum Sprecher für Gott. Er sprach als Prophet Gottes zum Pharao. Dabei erklärte er ihm, dass seine Träume vom höchsten Gott kamen. Gott tat dem Pharao kund, was dem Land in Zukunft wiederfahren werde. Josef selbst hatte in seinem Leben die „sieben mageren Jahre“ hinter sich. Nun standen ihm viele gute Jahre bevor.

 

 IV. Die göttliche Vision Josefs (Verse 33-36)

Eigentlich wäre hier Josefs Aufgabe zu Ende, doch nun geht er weiter und gibt dem Pharao Ratschläge. Er erklärt ihm, dass Angesichts dieser unabwendbaren Zukunft er nach einem klugen und weisen Mann Ausschau halten solle, den er als Aufseher über das Land Ägypten setzen möge. Denn in den sieben guten Jahren sollten in allen Städten Vorräte für die sieben mageren Jahre angelegt werden, damit das Land nicht in der Hungersnot zu Grunde ging.

Diese Weisheiten und Visionen empfing Josef allein aus Gottes Hand. Gott machte Josef grösser als alle Weisen Ägyptens. In Ägypten wurden die Weisen geachtet, geschätzt und geehrt. Denn die Weisheit galt als die Macht des Geistes. Ägypten war in der ganzen Welt bekannt für ihre Weisheit. Zur Weisheit zählte die Wissenschaft, die Gelehrsamkeit, die Bildung, die Philosophie, die Erfahrung und Lebensklugheit usw. Noch im klassischen Griechenland stand die Weisheit der Ägypter in hohem Ansehen und die griechischen Philosophen betrachteten sie mit grosser Ehrfurcht.

 

 Schlussfolgerungen

Was lernen wir aus Josefs Leben? Jedes Leben hat verschiedene Phasen: Es gibt nicht nur schlechte Phasen im Leben, sondern auch gute. Gott lässt nicht nur regnen, sondern schenkt uns auch sonnige Tage, d. h. erfolgreiche Tage in unserem Leben (Mt. 5,45). Deshalb ist es wichtig, dass wir die guten Tage dankbar aus Gottes Hand nehmen und so uns auftanken lassen für Tage der Not. Alles geht vorbei und die Phasen des Lebens ändern sich.

Viele kreuzigen ihr Leben zwischen zwei Dieben: dem Gestern und dem Morgen. Sie grämen sich und grübeln über vergangene Fehler. Gerade wir Christen sollten die schlechten Phasen des Lebens schnell hinter uns lassen und vergessen. Christus hat unsere Sünden getilgt, weil er möchte, dass wir aus den Fehlern gelernt haben und nun vorwärts blicken auf eine bessere Zukunft. Jesus sagt: „Niemand, der die Hand an den Pflug legt und zurückschaut, taugt für das Reich Gottes“ (Lk. 9,62). Viele fürchten sich vor der Zukunft. Wenn das heute schon so ist, wie viel schlimmer wird es morgen sein. Doch wir Christen schauen mit Zuversicht in die Zukunft. Gott ist mit uns und wer mag gegen uns sein? (Röm. 8,31). Jesus sagt: „Sorgt euch nicht um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Last“ (Mt. 6,34).

So wie Gott mit Josef war, so ist er auch uns ganz nah (Phil. 4,5b). Deshalb ruft uns der Heilige Geist zu: „Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden. Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus“ (Phil. 4,6-7).

Unser Vater im Himmel ist der Töpfer und wir sind der Ton in seiner Hand. Gott formt jeden unter uns zu einem brauchbaren Gefäss zu seiner Ehre (2. Tim. 2,20-21). Darum wollen wir uns durch das Leben kneten und formen lassen vom Herrn wie Josef! (Wir müssen nicht wissen wofür und wozu dies alles gut sein mag. Gott weiss es und das ist genug!) Darum, lasst uns mit starkem Glauben und grosser Zuversicht in die Zukunft blicken, denn der Herr ist uns ganz nahe und weiss was er tut!