Gründung der hebräischen Nation
Josefs Erhöhung
Einleitung
Nachdem Josef über ein Jahrzehnt lang missbraucht und vergessen wurde, war jetzt seine Zeit gekommen. Gott hatte seinen Diener ausgebildet und zubereitet für eine grosse Aufgabe. Josef wurde vom Pharao als Stellvertreter eingesetzt, um die kommenden Jahre die Ernten zu organisieren und den Ertrag zu maximieren. Die Traumdeutung und die Vision Josefs forderte natürlich auch vom Pharao Glauben.
Doch dem Pharao und seinen Dienern gefiel die Rede Josefs gut und sie waren überzeugt, dass Josef die Wahrheit sprach, auch wenn er auf eine ziemlich düstere Zukunft hinwies.
I. Josefs Einsetzung (Verse 37-45)
Der Pharao fragte seine Weisen ob es einen besseren Mann gibt „in dem der Geist Gottes ist?“ Damit forderte er seine Diener heraus und sagte mit andern Worten: „Alle meine Wahrsager und Weisen im Land haben im entscheidenden Moment versagt.“ „Dieser hebräische Sklave übertrifft euch alle mit seiner göttlichen Weisheit.“ Anschliessend wandte er sich Josef zu und übergab ihm die Verantwortung über sein Haus und setzte ihn über das ganze Land Ägypten.
Das ganze Volk sollte Josef untertan sein und seinen Befehlen gehorchen. Nur die Thronherrschaft blieb beim Pharao. Das musste für Josef eine überwältigende Situation gewesen sein. Vom Sklaven zum Verantwortlichen über die Gefängnisse Potifars. Vom Gefängnisaufseher zum Stellvertreter des Pharaos und Verwalter über sein ganzes Haus, samt dem Palast. Damit Josef im Handel die wichtigen Dokumente unterzeichnen konnte, steckte der Pharao ihm seinen Siegelring an die Hand. Dann kleidete er ihn mit leinenen Königsgewändern und legte ihm die goldene Kette um. Mit dieser Kette wurden im alten Ägypten besondere Diener geehrt. Der Siegelring machte aus Josef eine königliche Autorität, mit entsprechendem Titel, mit dem die Untergebenen ihn ansprechen mussten. Der nächste Schritt, mit dem der Pharao Josef ehrte, war sein zweiter Wagen, den er ihn besteigen liess. Dann fuhr er mit ihm unter das Volk und stellte seinen Stellvertreter offiziell allen vor. Vor ihnen her liess er ausrufen, dass alle sich beugen sollten vor dem neuen Landesvater (= Abrek). Pharao fuhr fort mit seinen Ehrungen in dem er sagte (V. 44): „Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen darf niemand im ganzen Land Ägypten seine Hand oder seinen Fuss regen.“ Damit meinte er, dass niemand eine wichtige Entscheidung für das Land fällen konnte, ohne die Zustimmung Josefs. Doch damit nicht genug, der Pharao gab Josef einen ägyptischen Ehrentitel: „Zafenat-Paneach“, was bedeutet „Gott spricht und er lebt“.
Schliesslich gab der Pharao Josef die Tochter des ägyptischen Priesters Poti-Fera (= vom Sonnengott Re gegeben), in der Stadt On zur Frau. On lag ungefähr 15 Kilometer nordöstlich vom heutigen Kairo, mit dem wichtigen Tempel des Sonnengottes. Jeremia prophezeite die Zerstörung dieses Tempels durch Nebukadnezar aus Babylon. Dabei bezog er sich auf den Obelisk und gebrauchte den hebräischen Begriff „Bet-Schebamesch (= Haus des Sonnengottes), griechisch „Heliopolis“ (Jer. 43,13). Asenat (= sie gehört der Kriegsgöttin Neith) war vermutlich nicht nur sehr schön, sondern stammte auch aus einer wohlhabenden Familie. Poti-Feras Familie war vermutlich eine der reichsten und prominentesten in ganz Ägypten. Mit der Einsetzung durch den mächtigen König und die Verwandtschaft mit dem einflussreichen Schwiegervater, besass Josef eine aussergewöhnliche Position im Land Ägypten.
II. Josefs Vorbereitungen auf die sieben fetten Jahre (Verse 46-49)
In Kapitel 37 Vers 2 begegnen wir einem arroganten Siebzehnjährigen, der seine Brüder zur Eifersucht reizte. Doch in den weiteren dreizehn Jahren lernte er als Sklave und Gefangener die nötige Demut. Mit dreissig Jahren war der Alptraum seines Lebens vorbei und Gott segnete und erhöhte ihn.
Josef war offensichtlich ein grosses Organisationstalent. Sofort nach seiner Einsetzung zum Stellvertreter Pharaos, machte er sich an die Arbeit und bereiste das ganze Land. In den kommenden sieben Jahren erlebte Ägypten einen grossen Aufschwung, durch den Überfluss im Ernteertrag. Josef speicherte Korn „wie Sand am Meer“. In jeder Stadt stellte er Arbeiter an die Lagerhäuser bauten um das Korn zu lagern. Es war so überwältigend viel, dass Josef es gar nicht mehr messen konnte. Ein guter Geschäftsmann rechnet damit, dass die Erträge nicht jedes Jahr gleich gut sind und deshalb schafft er sich Reserven für schwierigere Zeiten.
III. Josefs Nachkommen in Ägypten (Verse 50-52)
So wie das Land Ägypten fruchtbar war, so verhielt es sich mit Josef und Asenat. Im AT war eine gute Ernte und die Geburt eines Kindes das Zeichen des Segens Gottes (Dt. 28,4). Asenat gebar Josef zwei Söhne. Normalerweise gab die Mutter ihren Kindern die Namen (Gn. 4,25; 29,32-35; Ex. 2,10; 1. Sam. 1,20), doch bei Josef verhielt es sich anders. Er gab seinen Söhnen die Namen nach seinen Lebenserfahrungen: Manasse = vergessen gemacht (41,51), bezieht sich auf die mühsamen Jahre der Vergangenheit, die Josef mit diesem Segen vergessen liess. Efraim = fruchtbar gemacht (41,52) im Land der Bedrängnis.
Diese beiden Söhne wurden später zu den Stammvätern Jakobs gezählt und ersetzten Josef. Efraim wurde vom Grossvater Jakob wie ein Erstgeborener gesegnet (Gn. 48,14-20). Obwohl er nicht der Erstgeborene war. Die Begründung war, dass die Nachkommen Efraims zahlreicher sein werden als die seines älteren Bruders. Manasse, der Erstgeborene, musste sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben.
IV. Josefs Vorbereitungen auf die sieben Hungersjahre (Verse 53-57)
Wie Josef prophezeite, gingen die sieben Jahre des Überflusses vorbei und es brachen die sieben Hungersjahre an. Diese Hungersnot war nicht nur auf Ägypten beschränkt, sondern sie breitete sich auch in den Nachbarländern aus. Der Pharao verwies alle Ägypter an Josef, um bei ihm Getreide zu kaufen. Die ganze Welt kam zu Josef, weil die Hungersnot schwer drückte.
So wurde Josef nicht nur für die Ägypter zum Segen, sondern auch für die ganze umliegende Welt. Gott übergab seinem Diener eine riesengrosse Verantwortung über viele Menschen und Familien. Josef bewies seine Fähigkeiten, denn die richtige Verteilung des Getreides war eine logistische Meisterleistung.
Schlussfolgerungen
Ob Sklave oder Herrscher, ob Gefangener oder Prinz, Josef diente Gott in allen Lebenslagen. Durch ihn konnte Gott seine Macht im gottlosen Ägypten unter Beweis stellen. Josef blieb dem Herrn treu, auch in Leidenszeiten. Er geriet nicht in Rachgier oder in Selbstmitleid, als er ungerecht behandelt wurde. Er vertraute einfach dem Herrn in allen Lebenssituationen.
Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern ER qualifiziert die Berufenen. Darum, lasst uns dem Herrn in allen Aufgaben treu sein, wie Josef. Denn, „Wer im Kleinsten treu ist, ist auch im Grossen treu“ (Lk. 16,10). Der Herr wird auch uns mehr Verantwortung schenken in seiner Gemeinde, wenn wir uns führen lassen und uns treu erweisen.