Psalm-113: Den Namen des Herrn lobpreisen

Nationales Gesangbuch Israels

 

 

 Einleitung

Ein Überblick: Psalm 113 ist der erste von sechs „Hallel Psalmen“ (Ps 113-118). Das Wort Hallel, welches in der hebräischen Bibel oft erscheint, bedeutet „lobpreisen“. Mit andern Worten, es ist eine Gruppe von Lob- und Preispsalmen.

Es gibt aber noch andere Lob- und Preispsalmen im Kapitel 126-136 und 146-150. Sie unterscheiden sich darin, dass sie keine ägyptischen Hallel Psalmen sind. Die ägyptischen Lob- und Preispsalmen, von denen wir heute reden, fokussieren auf die Befreiung aus der Sklavschaft Israels aus Ägypten. Sie wurden während Israels Festen gesungen. Besonders am Passafest, Wochenfest, Laubhüttenfest, Tempelweihfest und am Neumondfest (mit Ausnahme des Neujahres).

Am Passafest sangen die Juden in ihren Familien Psalm 113 und 114 als Loblied vor der Mahlzeit. Während Psalm 115 bis 118 Loblieder waren, die nach der Mahlzeit gesungen wurden. Es ist gut möglich, dass Jesus beim letzten Passa, vor seiner Kreuzigung, mit seinen Jüngern ein Psalm aus dieser Sechsergruppe sang; vielleicht sogar Psalm 113 (Mt 26,30; Mk 14,26). Der Psalm 113 ist also ein Lob- und Preispsalm, wie die meisten Hallel Psalmen. Das Loblied wird mit einem „Halleluja“ eröffnet und auch abgeschlossen. Halleluja bedeutet „Lobt den Herrn“. Damit wird das Vertrauen in die wunderbare Herrschaft Gottes ausgedrückt. In allen neun Versen dieses Psalms wird auf Gott hingewiesen, entweder durch seinen Namen oder durch ein Fürwort. Gottes Grösse und Erhabenheit wird gepriesen, seinen Namen, seinen Charakter, sein ganzes Wesen.

 

 Die Demut Gottes

In Psalm 113 kommt Gottes Demut zum Ausdruck, wie ER mit Interesse auf uns Menschen herabschaut. Aber ER schaut nicht bloss von seinem Thron hinunter auf die Erde (V. 6). Der Herr kümmert sich auch um die Geringen, die Armen, die Unterdrückten, die Benachteiligten (V. 7). Gott ist ein liebender Vater, der für uns Menschen sorgt und uns beisteht.

Gott ist nicht so erhaben in seiner himmlischen Herrlichkeit, dass er sich seinen Menschenkindern nicht annähme. Für Gott sind die riesigen Nationen dieser Welt zwar, „wie ein Tropfen in einem Eimer“ (Jes 40,15a), „wie Staub auf Waagschalen“ (Jes 40,15b). Doch das hält den allmächtigen Gott in seiner Demut nicht zurück, zu uns Menschen herabzusteigen und uns zu retten. In einem Geschäftsbetrieb kriegt der Durchschnittsarbeiter den obersten Boss kaum zu Gesicht, doch Gott, der um ein tausendfaches grösser ist, als jeder Chef, kam auf diese Welt. Der höchste Gott auf dem höchsten Thron stieg zu uns Menschen herunter. Vielleicht war es dem Schreiber dieses Psalms nicht bewusst, dass seine Worte einmal auf eine ganz besondere Weise wahr werden (Joh 1,14a).

Paulus schreibt (Phil 2,6-8): „Er, der doch von göttlichem Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, sondern gab es preis und nahm auf sich das Dasein eines Sklaven, wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch.“ Gottes Sohn wurde Mensch wie wir. Die Menschwerdung Christi bedeutet, dass Gott bereit war, sein sicheres und vollkommenes Zuhause im Himmel zu verlassen. Jesus erniedrigte sich und wurde sterblich und verletzbar wie wir Menschen. Als Höhepunkt opferte er sein Leben am Kreuz für unsere Sünden (Phil 2,4-8).

Gott lässt sich nicht auf seinem Thron bedienen wie ein weltlicher König, sondern ER liebt es, uns zu dienen. Der Herr breitet seine Hände nach uns aus, um uns zu helfen und zu ehren. Einerseits hilft er besonders den Geringen und den Armen (V. 7; Ps 113,7). Anderseits ehrt er den Treuen und schenkt ihm einen Ehrenplatz in seinem Reich (V. 8). Er beschenkt alle Menschen mit seiner Liebe, indem er alles zur Verfügung stellt, was für das Leben und für die Frömmigkeit nötig ist (2 Petr 1,3). Im Psalm 8 heisst es, dass Gott den Menschen in seinem Wesen nur ein wenig geringer gemacht hat. Gott hat den Menschen mit Ehre und Hoheit gekrönt (Ps 8,6). Gott hat ihn zum Herrscher über sein grossartiges Wunderwerk eingesetzt (Ps 8,7). Deshalb fragt David (Ps 8,4-5): „Wenn ich deinen Himmel sehe, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du hingesetzt hast [dann frage ich mich]: Was ist der [doch] Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ Ja, Gott kümmert sich um uns und streckt uns seine helfenden Arme entgegen, um uns aus der Sünde zu retten. Seine Liebe zu uns ist schwer verständlich.

 

 Gott, der die Unterdrückten, die Armen und Unfruchtbaren erhöht

Der höchste Herrscher des Universums hat ein grosses Herz für alle, die im Leben hart geprüft werden, indem er sich besonders um die Unterdrückten (Ps 138,6), die Armen und die Unfruchtbaren kümmert (Ps 113,7.9). Denken wir an Hanna, die unfruchtbar war und täglich im Tempel zu Gott betete, bis sie Gnade fand und schwanger wurde (1 Sam 1,6). Es ist interessant zu sehen, wie gerade unfruchtbare Frauen im AT die wichtigsten Nachfolger für Gottes Reich auf die Welt brachten (Bsp. Sara, Hagar, Rebekka, Manoas Frau, Elisabet usw.). Offenbar dachte der Psalmist an Hanna, als er sagte: „Der aus dem Staub den Geringen aufrichtet, aus dem Kot den Armen erhebt“ (Ps 113,7). Genau diese Worte stehen im Lob- und Danklied Hannas, nachdem sie ihren erbetenen Sohn (Samuel) gebar, um ihn dem Herrn zu weihen (1 Sam 2,8).

Wenn wir an die Unterdrückten oder Geringen denken, dann denken wir an Witwen und Waisen, die gesellschaftlich besonders benachteiligt waren. Ein passendes Beispiel dazu ist Hanna zur Zeit Jesu (Lk 2,36-38). Hanna war verheiratet und verlor ihren Ehemann bereits nach sieben Jahren. Damals war das eine Tragödie für eine Frau, da sie kein Einkommen hatte. So lebte sie als Witwe viele Jahre bis zum Alter von 84. Sie diente Gott im Tempel, heisst es, mit Fasten und Beten. Der Herr sah ihre Hingabe und hörte ihre Gebete. Deshalb machte der Herr sie zu seiner Prophetin, die vielen Menschen diente mit ihren prophetischen Lehren. Mit grosser Erwartung schaute sie auf die Erlösung Jerusalems, durch das Kommen des Messias. Dann endlich war es so weit: Maria und Joseph gingen in den Tempel, um ihren Sohn dem Herrn zu weihen (Lk 2,22-24). Da trat neben Simeon auch Hanna auf und pries den Herrn für den geborenen Erlöser. Damit bestätigten beide durch den Heiligen Geist, dass der Herr mit Jesus grosses vorhatte. Gott krönte Hannas Treue und Dienst mit dem Privileg, dass sie den Messias in ihre Arme nehmen und den neugeborenen König ankündigen durfte. Hanna geht in die Geschichte ein als Gottes treue Dienerin, die die Erfüllung des sehnsüchtig erwarteten Messias ankündigte. In diesem Sinn richtete der Herr die unterdrückte Witwe mit Ehre auf.

Eine weitere Frau, die uns in Erinnerung kommt, wenn wir an Unbedeutende und Arme denken, ist Maria, die Verlobte Josephs (Lk 1,26-38). Sie war jung, sexuell unberührt und tat den Willen des Herrn. Sie lebte sehr bescheiden in einem kleinen Dorf, das Nazaret hiess und war der Welt völlig unbekannt. Doch Gott hatte grosses mit ihr vor. Der Herr hätte auch eine Königstochter nehmen können, um seinen Sohn in die Welt zu bringen, doch er zog eine arme und unbekannte Jungfrau vor. Ein Engel verkündete ihr die Geburt eines Sohnes, dem sie den Namen Jesus geben sollte. Später sang Maria dem Herrn ein Lobgesang mit den Worten (Lk 1,46-49): „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter, denn hingesehen hat er auf die Niedrigkeit seiner Magd. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter, denn Grosses hat der Mächtige an mir getan. Heilig ist sein Name.“

Wie diese Beispiele zeigen, so setzt sich Gott speziell für Unterdrückte, Arme und Unfruchtbare ein. Gerade solche Menschen richtete Gott auf und krönte sie mit grosser Ehre. Dasselbe kann er auch heute mit uns tun!

 

 Gott verdient unseren Lobpreis und unsere Anbetung

In Psalm 113 werden alle Diener des Herrn aufgerufen, den Namen Gottes zu preisen. Nichts könnte mehr angemessen sein als das. Jeder Gläubige, der den allmächtigen Gott nicht regelmässig anbetet, sollte darauf hingewiesen werden, dass er einen gewaltigen Fehler macht. Es gibt nichts auf dieser Welt, was wichtiger ist als die Anbetung Gottes! Deshalb darf es auch für die regelmässigen Anbeter niemals zur Routine werden. Denn es ist ein absolutes Privileg, den Herrn, unseren Schöpfergott und himmlischen Vater anbeten zu dürfen.

Lasst uns den Herrn loben an allen Orten! Vom ersten Augenblick, an dem wir am Morgen erwachen, bis zum letzten Gedanken, den wir haben, wenn wir uns am Abend hinlegen zum Schlafen, lasst uns Gott loben (V. 3)! Überall, wo wir uns während des Tages befinden, wollen wir den Herrn loben und preisen. Für jedes Essen und alles, was wir auf dieser Erde erleben dürfen, lasst uns dem Herrn danken!

Lasst uns den Herrn jederzeit loben! Der Psalmist ruft auf zum Lobpreis (V. 2): „Von nun an bis in Ewigkeit.“ Das bedeutet, dass wir allezeit „online“ sein können mit unserem Gott. Paulus sagt den Thessalonichern (1 Thess 5,17): „Betet ohne Unterlass!“ Damit meint er nicht, dass die Gläubigen den ganzen Tag beten sollen. Vielmehr werden wir alle aufgerufen beständig zu sein in unseren Gebeten. Gott will angebetet und gepriesen werden für alles, was er uns täglich Gutes tut! Gottes Barmherzigkeit und Gnade uns gegenüber ist gross. Deshalb verdient der Herr fortwährend unseren Lobpreis!

Lasst uns den Herrn loben für alles! Christen sind erfüllt mit dem Heiligen Geist, der sich ausdrückt in Dankbarkeit. Es ist der Wille Gottes, dass wir in allem Dank sagen (1 Thess 5,18). Gott verdient unser Lob und Dank ständig und immer wieder. Selbst, wenn wir hart geprüft werden im Leben, dann vertrauen wir unserem Gott. Denn der Herr meint es nur gut mit uns und führt niemanden in Versuchung. Gott ist unberührt vom Bösen (Jak 1,13). Wenn wir jedoch etwas Gutes empfangen im Leben, dann können wir sicher sein, dass es von Gott kommt und dass wir IHM dafür danken dürfen (Jak 1,17). Es ist wichtig, dass wir Gottes gute Gaben erkennen, die wir täglich aus seiner Hand empfangen!

Lasst uns niemals vergessen, den Herrn zu loben! Gottes Dienern fällt es nicht schwer, den Herrn zu loben. Gottes Diener tragen den ganzen Tag ein Lob Gottes auf ihren Lippen. „Durch Jesus Christus wollen wir Gott allezeit als Opfer ein Lob darbringen, das heisst die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Hebr 13,15). Darum lasst uns gemeinsam den Herrn loben und preisen! Halleluja!