Nationales Gesangbuch Israels
Einleitung
Der vierte „Hallel“ Psalm (113-118) ist ganz von persönlicher Dankbarkeit geprägt. Wir wissen nicht, wann dieser Psalm geschrieben wurde, noch wer ihn schrieb. Vielleicht war es Hiskia (2 Kön 20; 2 Chr 32 oder Jes 38). Vermutlich wurde dieser Psalm nach der Zeit Davids geschrieben. Die Septuaginta (griech.), die Vulgata (lateinisch) und andere Übersetzungen teilen diesen Psalm aus unbekannten Gründen entzwei.
Offenbar blieb der Schreiber von einer lebensgefährlichen Krankheit verschont oder von einem anderen schweren Leid. Deshalb drückt der Schreiber seine tiefe Dankbarkeit und Liebe gegenüber Gott aus. Er wurde sich bewusst, wie kurz das Leben sein kann und erklärt sich nun bereit, dem Herrn zu dienen durch seine Gelübde (Versprechungen). Er flehte beim Herrn um Hilfe und der Herr erhörte ihn (wie Jona im Fisch).
Aus älteren Psalmen wiederholen sich folgende Aussagen:
Psalm 18,2: „Ich liebe den Herrn.“
Die Gedanken aus den Versen 5-7 sind auch in den Versen 3-4 unseres Psalms enthalten. Es geht ebenfalls um Gebetserhörung: Aus der Todesgefahr schrie ich zum Herrn und der Herr erhörte mich.
Psalm 22,26: „... mein Gelübde erfülle ich vor denen, die ihn fürchten“ siehe auch Verse 14 und 18 in unserem Text.
Psalm 27 dieselben Aussagen:
Vers 13: „Im Land der Lebenden“ wie in Psalm 116,9.
Vers 6b: „Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer des Jubels ...“ klingen wie die Worte in Psalm 116,17: „Ich will dir ein Opfer des Dankes darbringen ...“
Der Psalm ist ein einziges Dankeslied aus der wunderbaren Befreiung, verbunden mit dem Versprechen sich dem Herrn neu hinzugeben. Wir beschäftigen uns mit ausgewählten Aussagen aus diesem Psalm.
Vers 1: Wenn Gott uns erhört
Bist Du auch schon aus einer Notsituation erlöst worden vom Herrn? Hast Du den Herrn über einen bestimmten Zeitraum angefleht und dann erlöste er Dich? Was hast Du dann gedacht und gefühlt? Warst Du nicht überwältigt, als es endlich eine Lösung des Problems gab? Wärst Du dann dem Herrn nicht am liebsten, wie ein kleines Kind, an den Hals gesprungen und hättest ihn gern geküsst für Sein Eingreifen? Genau das drückt der Autor dieses Psalms aus!
Der Schreiber ist überwältigt und drückt seine Liebe zum Herrn aus, weil er aus seiner Not erlöst wurde. Der Herr hat sein Flehen gehört und darauf reagiert. Wir wissen nicht wie lange der Bedrängte flehte, aber aus seiner persönlichen Erfahrung ist anzunehmen, dass es nicht bloss um eine Nacht ging. Wir können gewiss sein, dass der Herr auch unsere Gebete erhört, aber oft dauert es Monate oder Jahre, bis er sichtbar einschreitet (siehe Hanna in 1 Sam 1,7-8). Der Psalmist sagt nicht, dass die Erlösung der einzige Grund sei, den Herrn zu lieben. Wir Menschen können Gott eh nur lieben, weil ER uns zuerst geliebt hat (1 Joh 4,19). Doch manchmal werden wir von seiner Liebe überwältigt, weil wir erkennen, dass der Herr lebt (Ps 18,47a) und unsere flehentlichen Gebete tatsächlich erhört. Diese besondere Erfahrung der Gebetserhörung haben die Psalmisten immer wieder gemacht (Ps 6,10; 17,6; 34,18 usw.).
Wir Menschen brauchen alle solche Erfahrungen mit dem Herrn, denn sie stärken unsere Vertrauensbeziehung in unseren gnädigen, gerechten und barmherzigen Vater (V. 5). Aus dieser Erfahrung heraus will der Psalmist nun sein Leben lang dem Herrn dienen und seine Gelübde erfüllen (V. 14). Weil er fest entschlossen ist, wiederholt er die Worte, dass er seine Gelübde erfüllen wird (V. 18). Wir wissen nichts genaueres über seine Gelöbnisse, aber wir wissen, dass es mit dankbarem Dienen und Gott Ehren zu tun haben muss (V. 18b und 19). Auch wir wollen uns ein Leben lang daran erinnern, was der Herr uns alles Gutes getan hat, angefangen mit der Erlösung von unseren Sünden, bis in die einzelnen Lebenserfahrungen, in denen er uns beistand.
Vers 12: Wenn der Herr uns Gutes getan hat
Wie kann ich dem Herrn wiedergeben, was er mir Gutes getan hat?
1. Sei dankbar!
Der Psalmist ging durch das Tal der Trauer und Tränen. Mitten in der schweren Zeit der Bedrängnis, wandte er sich an Gott und übergab ihm alle seine Sorgen. Schliesslich erfährt er in Vers 6, wie der Herr die Hilflosen beschützt, indem er eingegriffen und ihn ins Leben zurückgebracht hat. Dies geschah nicht durch ein übernatürliches Wunder, durch das sich seine äusserliche Situation schlagartig veränderte. Vielleicht konnte sogar Gottes Eingreifen nur mit den Glaubensaugen begriffen werden. Doch seine Reaktion ist ein Herz, das von Liebe und Dankbarkeit ergriffen ist und überfliesst (V. 1). Wer Gottes Gnade erfahren hat, der kann nicht einfach weitergehen im Leben, als sei nichts geschehen, sondern fühlt sich hingezogen zum Herrn (Lk 17,12-19). Wir werden aufgerufen, dem Herrn allezeit zu danken und uns um nichts zu sorgen, denn Er sorgt für uns (Phil 4,6; 1 Petr 5,7).
2. Sei treu!
Gottes gnädige Hand erzieht uns zum Besten (Hebr 12,5-6). Deshalb lieben wir den Herrn nicht bloss mit unserer Zunge, sondern dienen ihm mit unserem ganzen Leben (1 Joh 3,18). Gottes Gnade und Barmherzigkeit macht uns zu treuen Dienern, die wiederum andern Menschen Gutes tun und vom Heil Zeugnis ablegen (Lk 5,26; 8,39). Dabei fühlen wir uns nicht besonders gross oder gut, sondern wir sind nichts anderes als seine Diener, die fröhlich motiviert ihre Pflicht tun (Lk 17,10). Gottes Gnade erzieht uns zu guten Werken (Tit 2,11-14). Wir bleiben dem Herrn treu, in einfachen als auch in schweren Zeiten.
3. Erinnere dich!
Es wird gewiss nicht die letzte Lebensprüfung gewesen sein. Deshalb sollen wir uns in Zeiten der Bedrängnis sogar freuen (Jak 1,2) und uns an all das Gute erinnern, dass wir bereits erfahren haben! Die Bedrängnisse des Lebens schleifen und formen uns wie Edelsteine, die für die himmlische Stadt zubereitet werden (1 Petr 1,6-7). Der Herr lässt regnen und seine Sonne aufgehen, über gute und böse Menschen (Mt 5,45b). Deshalb gilt es stark zu bleiben, wenn die nächste Welle der Prüfung über uns kommt! Wichtig ist, dass wir uns auch an den Herrn erinnern, der uns schon einmal oder mehrmals aus den Versuchungen errettet hat. Gott wird niemanden über sein Vermögen versuchen lassen, sondern mit jeder Versuchung auch wieder einen Ausgang schaffen (1 Kor 10,13). Dieser Gedanke schafft das nötige Vertrauen zum Herrn, dass nach dem Tunnel wieder das Licht uns umstrahlen wird. Versuchungen und Prüfungen gehören zum Leben, darum gilt es geduldig und tapfer durchzuhalten in der Not!
Der Mann in diesem Psalm nahm Gottes Geschenk nicht einfach an und ging weiter. Gottes Gnade und Liebe veränderten ihn. Er versprach sich dem Herrn von neuem. Er war dankbar, dass er wieder vor dem Herrn „im Land der Lebenden“ wandeln durfte (V. 9). Gottes Gnade und Liebe soll auch uns verändern zum guten und wohlgefälligen Lebenswandel in Jesus Christus (Eph 5,1-2). Gottes Gnade und Liebe bewegten ihn zu drei Handlungen:
- Er erhebt den Kelch der Rettung und feiert den Herrn unaufhörlich.
- Er ruft den Namen des Herrn an und betet ihn fortwährend an.
- Er erfüllt seine Gelübde dem Herrn, indem er ihm ein Leben lang dient.
Auch wir wollen den Herrn feiern für seine Gnade und Liebe, ihn anbeten und ihm ein Leben lang treu dienen!