Hesekiel-02: Hesekiels Berufung

Die Herrlichkeit Gottes

 

 Einleitung zu Kapitel 2&3

Aufgrund der unglaublichen Vision von Gottes Herrlichkeit, die Hesekiel hatte und im Kapitel 1 beschrieb, erfolgte seine Berufung und seine Mission (593 v. Chr.). Gott erwartete nicht, dass Hesekiel zum Volk predigte, ohne Gottes Herrlichkeit und Grösse erfahren zu haben. Hesekiels Aufgabe war es, den im Exil lebenden und entmutigten Juden, Gottes wunderbare Eigenschaften zu überliefern. Deshalb erhielt er, vor seiner Mission, diese göttliche Vision. Der Herr erschien ihm immer wieder, um ihn zu ermutigen und daran zu erinnern, dass Hesekiel nun der Diener des höchsten Gottes ist (3,12.23-24; 8,2-4; 9,3; 10,1-20; 11,22-23; 43,2-4).

 

 I.  Kapitel 2: Hesekiels Berufung

Vers 1: Das erste Mal erscheint der Begriff „du Mensch [-ensohn]“ (ingesamt 93x).
Das bedeutet „Mensch des Dienens“ oder einfach „Diener“. Im Daniel kommt dieser Begriff „Menschensohn“ vor (Luther: „Menschenkind“). In Daniel 7,13 nimmt er sogar Bezug auf Jesus Christus. Jesus brauchte diese Bezeichnung oft für sich selbst. Weshalb? Weil dieser Begriff seine Menschwerdung betont. Er unterstreicht damit aber auch seine Absicht als Diener wie bei Hesekiel.

Vers 2: Den Befehl, sich auf die Füsse zu stellen, kann er nur ausführen, weil der Geist Gottes ihm die nötige Kraft dazu gibt.
Die erste Vision hatte Hesekiel völlig geschwächt und mitgenommen. Er konnte nicht mehr geradauf stehen. Doch Gottes Geist gab ihm die Kraft wieder aufzustehen. Es steht allein in der Macht des Herrn seinen Dienern Stand zu geben oder sie fallen zu lassen (Röm. 14,4). Keiner ist befugt über Gottes Diener zu richten. Wenn Gott jemanden einsetzt, dann schenkt er ihm auch die nötige Kraft (Phil. 2,12-13; Heb. 13,20-21).

Vers 3: Der allmächtige Gott rüstet Hesekiel mit einer ganz bestimmten Botschaft aus.
Genauso wie er auch die Apostel Christi später dazu ausrüstete (Mt. 10,19-20; Joh. 15,26-27; 16,13). Der Herr sendet seinen Diener zu den abtrünnigen Söhnen Israels. Es war schon immer ein halsstariges Volk (Ex. 32,9; 33,3.5; Dt. 9,6.13). Bereits drei Tage nach dem überwältigenden Auszug aus Ägypten, murrte das Volk (Ex. 15,22). Gott musste die Gesetzestafeln erneuern, die Mose auf dem Boden zerschmetterte, weil das goldene Kalb angebetet wurde. Und Mose betete zum Herrn (Ex. 34,9): „Wenn ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, Herr, so gehe der Herr in unserer Mitte. Wohl ist es ein halsstarriges Volk, doch vergib unsere Schuld und unsere Sünde, und nimm uns an als dein Eigentum.“

Jeremia bestätigte die Worte Gottes (Jer. 7,26): „Sie aber haben nicht auf mich gehört und mir kein Gehör geschenkt, und sie haben ihren Nacken hart gemacht, sie waren schlimmer als ihre Vorfahren.“ Deshalb musste Gott das Volk wegen ihres Ungehorsams bestrafen. Die zehn Stämme im Norden wurden von ihren Feinden bereits weggeführt in ein fremdes Land (722 v. Chr.). Dasselbe Desaster stand nun auch Juda, dem Stamm im Süden, bevor.

Hesekiel, wie auch die Propheten davor wurden (z. B. Jes. 6) genau unterrichtet, welche Art von Menschen sie warnen sollten. Um in den Augen des Herrn erfolgreich zu sein ist es notwendig, die Menschen so zu sehen, wie Gott sie sieht. Hesekiel musste einsehen, dass die Übertretungen des Volkes seit Beginn immer noch dieselben waren „bis auf diesen heutigen Tag“. Selbst in der Gefangenschaft waren die Menschen nicht bereit, umzukehren und sich zum Herrn zu bekehren. Sie rebellierten nach wie vor gegen Gottes Gebote.

Vers 4: In Gottes Augen ist sein Volk verhärtet.
Man konnte es ihren widerspenstigen Gesichtern ansehen. In ihrer Schamlosigkeit lehnten sie jegliche Einsicht ab (Jes. 50,7; Jer. 5,3). Zudem waren ihre Herzen aus Stein (Ez. 36,26).

Vers 5: Hesekiel wird beauftragt zu diesem widerspenstigen Volk zu gehen und zu sagen: „So spricht der Herr!“
Er musste ihnen nicht seine eigene Meinung kundtun. Er musste sie nicht nach seinem Gutdünken richten. Er musste ihnen nur Gottes Wille verkünden. So gab Gott dem Volk durch seinen Diener Hesekiel noch einmal die Möglichkeit, gut hinzuhören und umzukehren. Denn Gott hat keine Freude an Bestrafung (18,23.32). Niemand konnte im Nachhinein Gott anklagen und behaupten, es sei kein Prophet zu ihnen gesandt worden, um sie zu warnen. Wer den Propheten ablehnte, der lehnte Gott ab (1. Kor. 14,37-38; 1. Thess. 2,13). Erfolgreiche Evangelisation bei Gott ist, treue Verkündigung seines Wortes, ungeachtet wie die Menschen darauf reagieren (3,7).

Hesekiel sollte nicht zurückhaltend sein, weil er die Opposition fürchtete. Denn die Menschen sollten alle wissen, dass ein Prophet unter ihnen war. Aber Gott nennt sein Volk - ein „Haus der Widerspenstigkeit“ (3,9.26-27; 12,2-3.9.25; 17,12; 24,3), im Gegensatz zum „Haus Israel“ (3,1.4.5.7.17 usw.). Damit drückt der Herr die tiefe Schuld des Volkes aus. Der Herr gab Jakob den Namen „Israel“, als er gegen den Engel kämpfte (Gn. 33,24-28), das bedeutet „Gottesstreiter“. Nun wird Hesekiel zu einer Nation gesandt, die gegen Gott streitet.

Weshalb sandte der Herr auch noch Hesekiel zum Volk? Sie wussten ja längst, dass sie bestraft würden! Jeremia predigte seit 627 v. Chr. von der Zerstörung Jerusalems und von der babylonischen Gefangenschaft. Er sandte sogar einen Brief an die Verbannten (Jer. 29). Doch Gott sandte Hesekiel, weil er sein Volk noch immer liebte (2. Chron. 36,15; 1. Tim. 2,4; 2. Tim. 2,13; 2. Pet. 3,9).

Vers 6: Der allmächtige Gott sagt seinem Diener ausdrücklich zwei Mal, dass er sich nicht fürchten soll vor seinen Zuhörern.
Auch wenn sie ihm widersprechen. Auch wenn er sich mit seiner Botschaft wie mitten unter die Dornen und Skorpionen setzt. Sie werden ihn stechen und es wird wehtun. Denn sie sind ein „Haus der Widerspenstigkeit“. Aber er soll sich nicht fürchten, sondern seine Zuhörer sollen sich vielmehr fürchten.

Wenn ein Prediger Gottes Wort verkündet, dann muss er mit Widerstand rechnen. Denn die Wahrheit ist nicht leicht anzunehmen und zu ertragen (Gal. 4,16). Deshalb ist es für uns Menschen auch nicht möglich, Gott zu sehen, weil wir ihn nicht ertragen könnten, sondern sterben müssten, wenn wir ihn in seiner ganzen Gerechtigkeit und Wahrheit sehen würden. Der Prediger ist dazu berufen die Betrübten zu stärken und die Starken zu betrüben. Hesekiel hat keine leichte Mission, doch der Herr steht hinter ihm und stärkt ihn (3,8-11.22-23).

Vers 7: Trotzdem befiehlt ihm Gott, seine Worte dem Volk weiterzusagen.
Auf eine Weise wird Hesekiel damit vom Druck ein bisschen erleichtert. Denn die Worte, die er zum Volk sprechen sollte, waren ja nicht seine Worte, sondern Gottes Worte. Wenn die Leute seine Worte nicht annehmen, dann lehnen sie damit nicht ihn, sondern Gott ab.

Vers 8: Der Auftrag Gottes geht an Hesekiel höchst persönlich.
Wenn er sich weigert, Gottes Worte zu verkünden, dann würde er sich, wie seine Volksgenossen, in der Opposition gegen Gott befinden. Er musste also sprechen, wie ihm Gott aufgetragen hat, wenn er Gott gefallen will. Genauso ist es mit uns heute; Gott will, dass wir ihm treu dienen, ungeachtet darüber, ob der Rest der Welt gegen Gottes Gebote rebelliert.

Vers 9: Dann wird dem Propheten eine Hand mit einer Schriftrolle entgegengestreckt.
Gott befiehlt ihm diese Schriftrolle zu essen (Ps. 40,7). Weshalb? Hesekiel soll Gottes Worte völlig in sich aufnehmen (3,10). Wenn er diese Rolle isst, dann zeigt er seine Gehorsam und steht in völligem Einklang mit dem Herrn (Jer. 15,16).

Vers 10: Die Schriftrolle wird vor Hesekiel ausgebreitet.
Es handelt sich um eine antike Art, die noch auf Tierhäuten beschrieben wurde. Die Rolle war gebunden und zusammengerollt. Offenbar war diese Rolle vorne und hinten voll beschrieben. Sie war so voll, dass nichts mehr hinzugefügt werden konnte. Was aber war der Inhalt dieser Rolle? Sie war voll von Klagen, Seufzern und Wehrufen. Die Worte hörten sich an, wie auf einer Beerdigung. Sie enthielten Tränen und Trauer.

 

 II.   Schlussfolgerungen zu Kapitel 2

Wenn der Herr eines von uns verlangt, dann ist es Treue und Gehorsam zu IHM. Durch sein Wort lässt er uns genau wissen, wie wir ihm dienen sollen. Egal was andere tun; jeder ist für sein Denken und Handeln ganz alleine verantwortlich vor dem Herrn. Wir können vor dem Thron nicht einmal sagen: „Aber die anderen Menschen haben dies oder jenes auch getan, oder nicht getan!“ Es ist und bleibt ein enger Weg und ein enger Eingang zum Himmelsziel. Nur Wenige sind es, die diesen Weg gehen und das enge Tor finden (Mt. 7,13-14). Es ist eine grosse Versuchung für Prediger, sich den Gefühlen der Zuhörer zu beugen. Jeder, der ein bisschen Herz hat, leidet mit und hat Mitgefühl für die Menschen mit ihren manchmal echt schwierigen Lebenssituationen (2. Tim. 4,3-4). Doch Gott will, dass seine Prediger die Wahrheit verkünden, egal wie popluär sie damit sind, oder wie sehr sie akzeptiert werden (Apg. 20,27; 2. Tim. 2,15; Jak. 3,1).

Darum, lasst uns auf Gottes Wort hören, damit wir nicht als ein Haus der Widerspenstigkeit gelten, sondern als gehorsame Gemeinde, die Gott wohlgefällig dient. Möge der Herr auch zu uns sagen, wie er zur Gemeinde Philadelphia gesagt hat: Offb. 3,10-11.