Hesekiel-07: Das bevorstehende Desaster

Die Herrlichkeit Gottes

 

 

 I.   Kapitel 7: Das bevorstehende Desaster

In diesem Kapitel wird die kommende Zerstörung Jerusalems erneut angekündigt. Damit soll das ungehorsame Volk überzeugt werden, dass der Herr ihrem Ungehorsam ein Ende setzen wird. Im ersten Teil dieses Kapitels spricht Hesekiel drei kürzere Weissagungen aus.

Verse 1-4: Das Ende kommt (Teil 1).
Erneut spricht Gott zu Hesekiel und gibt ihm einen Auftrag. Er soll im Namen Gottes zu Israels Boden sprechen (11,17; 12,19.22; 13,9; 18,2; 20,38.42; 21,7-8; 25,3.6; 33,24; 36,6; 37,12; 38,38-19=17x). Er soll ankündigen, dass das Ende kommt (Gn. 6,13; Kl. 4,18; Am. 8,2). Und zwar kommt es über das ganze Land („über die vier Ränder des Landes“). Es ist aus und vorbei („Nun ist das Ende für dich gekommen“).

Ich werde Israel strafen lassen. Keine Träne werde ich vergiessen und kein Mitleid haben mit euch. Zwölf Mal kommt das Wort „dich“ oder „deine“ in Vers 3+4 vor. Es geht eindeutig um Israel und um niemanden sonst. Was sie getan hat, endet in schmerzvollen Konsequenzen. Israel erntet was sie gesät hat.

Im Gegensatz zu Jeremia, spricht Hesekiel nicht – von Judas Umkehr (Jer. 18,7-11; 25,4-7; 26,3-6; 35,15), von Judas Fehler, Busse zu tun (Jer. 5,1-6.21.23.25; 6,19.27-30; 7,23-29; 9,5-9; 13,22; 15,6-9; 19,15). Weshalb sollte der Herr Mitleid haben mit seinem Volk? Immer und immer wieder gab der Herr dem Volk die Gelegenheit umzukehren. Gott hat kein Mitleid mehr, weil die Gnade für Juda längst überschritten ist. Der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm. 6,23).

Verse 5-9: Unheil über Unheil kommt (Teil 2).
Hier wird das Bild von einer noch nie dagewesenen Zerstörung dargestellt (wie 5,9). Von einem Unheil ins andere werden sie fallen, bis zur Zerstörung des Tempels. Der Grund für das alles ist, weil Juda abscheulich gehandelt hat. Es gibt kein Erbarmen mehr von Seiten des Herrn. Jetzt schlägt Gott zu und wird - die Stadt zerstören, die Bewohner Judas zerstören, den Tempel zerstören. Es liegt allein in Gottes Macht und Autorität, eine solche Botschaft zu verbreiten und bis zum Ende durchzuziehen.

Wenn der Herr sagen lässt, „das Ende kommt“, dann kommt es unaufhaltsam! In Vers 7 beginnt der Satz mit „Nun“, das bedeutet „jetzt“. Jetzt ist es so weit, es gibt kein Zurück. Die feindlichen Truppen sind bereits unterwegs. Niemand wird mehr Jauchzen auf den Bergen, sei es über die Ernte auf den Feldern, sei es aus Freude an den Götzen. Diese Freudenrufe werden in Bestürzung und Trauer verwandelt.

Jeder wird erkennen, dass Gott zuschlagen kann. Für die Juden war ein solcher Gott unbekannt und unvorstellbar. Sie kannten ihren Gott als Beschützer, als treuer Gott, der sie nie im Stich lässt (Gn. 22,14; Ex. 17,15). Doch nun lernten sie ihren Gott von einer ganz anderen Seite kennen.

Verse 10-13: Der Tag kommt (Teil 3).
Der Stab, oder der Stock der Hochmut ist erblüht. Vermutlich nimmt dies Bezug auf Nebukadnezar, der in Gottes Hand zum Stock geworden ist, mit dem er Juda züchtigt (Jes. 10,5; Jer. 51,20). Doch dieser Stab ist gleichzeitig auch zum Zepter des Unrechts geworden. Alles, was den Leuten in Juda wichtig war, Arbeit, Haus und Reichtum, wird von ihnen genommen werden. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt mit all ihrer Pracht für sich einnehmen könnte? (Mt. 6,24a)

Es war nicht verboten, oder eine Sünde, Land zu verkaufen (Jer. 32,6-12). Wenn jedoch der Tag kommt, dann soll sich weder der Käufer noch der Verkäufer (z. B. von Land) freuen, denn über beide kommt Gottes Zorn. Normalerweise war es so, dass sich ein Käufer besonders freute über das, was er erwarb. Gemäss dem Talmud heisst es, wer etwas kauft, der hat etwas gewonnen, wer etwas verkauft, der hat etwas verloren. In diesem Fall aber zählen beide zu den Verlierern.

Was immer jemand tut, um sich damit ein besseres Leben zu sichern, ist vergebens, denn über alle kommt der Zorn Gottes. Trotz allen Warnungen übten sie weiter ihre Gräueltaten aus und hörten nicht auf die Boten, die der Herr zu ihnen schickte. Sie liessen sich zu allen möglichen Sünden verführen und meinten, dadurch ein besseres Leben zu führen. Doch das wird ihnen jetzt alles nichts mehr nützen.

Viele Menschen leben heute in einem ähnlichen Sebsttrug. Sie meinen, dass stehlen, betrügen, lügen, bestechen und unmoralische Handlungen aller Art zu einem besseren Leben gehöre. Doch am Tag des grossen Gerichts werden ihnen diese kurzzeitigen Vergnügen und Vorteile nichts bringen (Heb. 12,25-26).

Verse 14-18: Es trifft sie alle.
Obschon das Kriegshorn zum Kampf geblasen wird, zieht niemand in den Krieg, denn es ist zwecklos, gegen Gott ankämpfen zu wollen. Gottes Zorn trifft sie schon vorher. Keiner kann seinem Zorn entrinnen, denn es trifft sie alle. Entweder im Kampf durch das Schwert, ausserhalb der Stadt. Oder durch die Pest oder den Hunger innerhalb der Tore Jerusalems. Dieses Gericht kann auch nicht aufgeschoben werden.

Es wird jedoch einen Rest geben, der vertrieben wird. Sie werden sein wie verängstigte Tauben. Ihre Hände werden wie gelähmt sein etwas tun zu können und ihre Kniee werden schlottern.
C. Die Menschen werden sich ins Trauergewand stürzen. Sie werden sich schämen und gedemütigt fühlen. Als Zeichen lassen sie sich ihre Köpfe kahl schoren (Gn. 37,34; 1. Kön. 20,31; Jes. 15,2-3; Jer. 16,6; 48,37).

Verse 19-20: Das Geld wird unrein.
Silber und Gold steht für Geld. Geld regiert die Welt, aber nicht mehr dann, wenn Gottes Zorn losbricht. Dann wird das Geld so wertlos sein wie Abfall. Es wird unrein sein wie die Monatsblutung einer Frau (22,10; Lv. 15,19; 18,19). Sie können sich damit weder frei kaufen vor dem Zorn des Herrn, noch können sie damit zu Essen kaufen. Darum werfen sie es weg auf die Strassen und Gassen. Denn sie werden damit ihren quälenden Hunger nicht stillen können. „Das ist die Strafe dafür, dass sie sich durch ihr Silber und Gold zur Auflehnung gegen den Herrn verführen liessen“ (GN). Das Volk gebrauchte den schönsten Schmuck nicht dafür, Gott anzubeten und ihm allein die Ehre zu geben. Sie gebrauchten ägyptischen Schmuck, um ihre abscheulichen Götzenbilder herzustellen und zu zieren (Ex. 32,2-4). Damit zeigten sie sich undankbar gegenüber Gott, der sie ins Land der Verheissung brachte und sie mit Reichtum beschenkte (16,17; Dt. 8,18). Darum wird ihr Reichtum unrein, so dass sie sich davor ekeln und ihn wegwerfen.

Verse 21-22: Entweihte Götzenbilder und Tempel.
Der Reichtum wurde ihnen zum Hochmut. Deshalb wird der Herr ihre Schätze den Gottlosen zum Raub geben. Die Fremden werden die Götzenbilder entweihen. Sie werden in den Tempel eindringen, ein Blutbad anrichten und ihn so entweihen. Gott aber wird wegschauen und es zulassen, dass der heilige Tempel entweiht wird. Das tut der Herr nur dann, wenn Sünde im Spiel ist. Jesaja sagt deshalb (Jes. 59,1-2): „Seht, die Hand des Herrn ist nicht zu fern, um zu helfen, und sein Ohr ist nicht schwerhörig, dass er nicht hörte, sondern eure Verschuldungen haben euch von eurem Gott getrennt, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verdeckt, so dass er nicht hört.“

Die Juden glaubten niemals, dass es je so weit kommen werde (Jer. 7). Im Jahr 587 v. Chr. zerstörten die Babylonier die Stadt Jerusalem, plünderten den Tempel und brannten ihn nieder. Das alles geschah 7 Jahre nachdem Hesekiel dies prophezeit hatte.

Verse 23-27: Von einer Katastrophe zur andern.
Sie sollen sich die Kette schon einmal anfertigen, mit denen sie als Gefangene weggeführt werden. Denn sie sind alle böse und gewalttätig. Deshalb werden die gewalttätigsten und ruchlosesten Leute kommen; das sind die Babylonier, die für ihre Grausamkeit und Brutalität bekannt waren (28,7; 30,11; Hab. 1,6-7). Der Prophet Habakuk war entsetzt und konnte es kaum glauben, dass Gott zusah, wie eine gottlose Nation sein Volk einnehmen und zerstören würde. Doch der Herr erklärte ihm, dass das Gericht auch über die Kaldäer kommen werde. Doch nun war es Zeit, dass zuerst Israel wie mit der Rute oder mit dem Stock gezüchtigt werde. Denen, die sich in Juda stark und mächtig vorkamen, wird ihre Hochmut ausgetrieben und ihre Götzen entweiht. Sie werden sich ängstigen und Frieden suchen, doch sie werden keinen Frieden finden (Jer. 6,14). Im Gegenteil! Sie werden von einem Desaster (= Unglück, Katastrophe) ins Andere getrieben. Eine Schreckensnachricht jagt die andere.

Die Führer Judas werden schweigen: Der Prophet empfängt keine Weissung mehr von Gott. Der Priester kann das Volk nicht mehr anleiten, weil er völlige Unkenntnis hat vom Gesetz. Die Ältesten, die das Volk führen sollten, wissen keinen Rat mehr. Der König trauert und die Fürsten sind völlig verzweifelt. Alle Bewohner des Landes zittern vor Angst und Schrecken. Niemand kann helfen! Gott richtet Israel so, wie sie andere gerichtet haben. Damit sie endlich begreifen, „dass ich der Herr bin“ und meinen Bund halten!

 

 II.   Schlussfolgerungen zu Kapitel 7

Der allmächtige Gott schiebt sein Gericht so lange auf, wie es nur geht. Lassen wir uns nicht täuschen und von Spöttern verunsichern, die uns in Zweifel versetzen wollen und deshalb fragen: Wann soll denn Gott wiederkommen, wie er verheissen hat? - wenn es überhaupt einen Gott gibt?! Sind wir nicht alles Kinder der Evolution? 2. Petrus 3,9 steht: „Der Herr zögert nicht, die Verheissung zu erfüllen, wie einige meinen, sondern ist geduldig mit euch; er will nicht, dass einige zugrunde gehen, sondern vielmehr, dass alle den Weg der Umkehr einschlagen.“ Der Herr gibt so viel Zeit wie möglich zur Umkehr (Offb. 2,21), wie er schon Israel und Juda gegeben hat, doch wenn diese Zeit um ist, dann kommt das Gericht erbarmungslos (Jak. 2,13).

Darum, lasst uns umkehren, solange dieses „Heute“ gilt, denn morgen kann es zu spät sein! Gott lässt niemanden in der Unwissenheit, sondern er ruft jetzt alle Menschen auf der ganzen Welt auf, umzukehren und sich dem Herrn zuzuwenden (Apg. 17,30). „Darum gilt, was der heilige Geist spricht: heute, da ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht wie beim grossen Aufbegehren am Tag der Versuchung in der Wüste ...“ (Heb. 3,7-8). Wenn es einmal zu spät ist, dann gibt es kein Zurück mehr. Wenn der Herr Jesus wiederkommt mit seinen heiligen Engeln, dann werden alle Menschen ihn sehen und auf die Knie gehen vor IHM und seiner Macht! Das ganze Alte Testament ist eine lebendige Geschichte, die uns aufklärt, wer der lebendige Gott ist und was er mit uns in Zukunft vorhat. Darum, lasst uns den Herrn und seine Gebote fürchten und IHM allein dienen, denn er ist der einzige und ewige Gott, der es gut meint mit uns!