Hesekiel-14: Konsequenzen für die Götzendiener

Die Herrlichkeit Gottes


 I.   Verse 1-11: Kehrt um und wendet euch ab von euren Mistgötzen!

Es würde keine falschen Propheten geben, wenn sich keine Zuhörer fänden. Zur Zeit Hesekiels gab es viele falsche Propheten im Exil, als auch in Jerusalem. Leider ist es so, dass die Menschen sich mehr zur Lüge hingezogen fühlen, statt zur Wahrheit. Aus diesem Grund finden auch in der heutigen Zeit falsche Propheten oft viele Zuhörer und Bewunderer. Aber nicht nur die falschen Propheten sind schuld an der religiösen Verirrung des Volkes, sondern alle, die solche Lügner aufsuchen, werden genauso verurteilt von Gott, sagt Hesekiel.

Einige Führer Israels kamen zum Haus Hesekiels, um durch ihn Gott zu befragen (V. 1-3; 3,25-27; 8,1). Das hört sich im ersten Moment sehr gut und positiv an. Doch das ist keineswegs so positiv, wie es äusserlich aussieht. Denn diese Führer ehren den Herrn bloss mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit weg von Gott (Jes. 29,13). Sie machen ein frommes Gesicht, doch ihr Herz hängt an ihren Mistgötzen. Sie verknüpfen Glaube und Anbetung nicht mit dem lebendigen Gott, sondern mit ihren Mistgötzen. Sie suchen ihre Weissagungen und Beschwörungen bei Magier und Zauberer, wie sie in den fremden Völkern vorkommen. Sie sind zu Hesekiel gekommen, um zu erfahren, dass alles bestens sei mit dem Volk und mit der Stadt Jerusalem.

Gott, der in die Herzen der Menschen sieht hat erkannt, dass diese Ältesten korrupt und heuchlerisch sind (Kap. 8; 11,25). Sie haben keine Liebe zur Wahrheit (2. Thess. 2,10). Sie wollen nicht hören, dass Jerusalem ablassen soll von den bösen Taten. Sie wollen nicht wahrhaben, dass Jerusalem untergehen wird, wenn es keine Veränderung gibt. Sie wollen nichts verändern und trotzdem Gutes hören, aus dem Mund des Propheten (wie der König Jehoram, der Elischa töten wollte, weil Samaria bedroht wurde: 2. Kön. 6,32).

Darum (V. 4-5) soll Hesekiel das Urteil aussprechen, das der Herr ihnen (11,25) und allen Führern in Jerusalem gibt. Ein Urteil, das sie nicht erwarten. Denn ihr Herz ist krank, d. h. voll von Götzendienst. Sie stellen „den Anstoss zu ihrer Verschuldung“ vor sich hin, d. h. ihnen gefällt ihre Sünde noch (GN: „Gefallen hat an dem, was ihn in Schuld verstrickt ...“). Sie lieben ihre Götzen und tun so, als lieben sie Gott. Sie hinken auf zwei Seiten und „tanzen auf zwei Hochzeiten“ (1. Kön. 18,21). Das gefällt dem Herrn ganz und gar nicht. Von solch zwiespältigen Herzen lässt sich der Herr nicht befragen.

Darum soll Hesekiel sie zur Umkehr aufrufen (V. 6-7). Denn ihr halbherziger Glaube erzürnt den Herrn (Ex. 20,5; Offb. 3,16). Sie machen sich selbst etwas vor. Sie meinen, wenn ihre Mitmenschen sie nicht durchschauen können, wie sie mit dem Ungehorsam flirten, Gott sie auch nicht durchschauen könne. Doch der Herr sieht in jedes Herz. Und: „Der Herr urteilt nach dem Herzen“ (1. Sam. 16,7). Niemand kann sich vor dem Herrn verstecken (Ps. 139).

Darum sollen sie aufgerufen werden, sich abzuwenden von den Abscheulichkeiten. Gott erwartete das sogar von den Fremden, die im Land lebten, wie viel mehr dann von seinem eigenen Volk (Lv. 17,10; 20,2). Auf Götzendienst lastete die Todesstrafe. Gott duldet keine anderen Götter neben sich.

Deshalb wird der Herr drei Dinge tun mit allen, die mit ihrem Götzendienst, sich selbst und Gott, etwas vormachen (V. 8): Er wird sie zum Zeichen der Warnung werden lassen (Dt. 28,46; Nu. 17,25). Das heisst; sie werden allen Menschen zum warnenden Beispiel. Im Judasbrief werden solche warnenden Beispiele genannt: Sodom und Gomorra (Jud. 7). Kain, Bileam und Kora (Jud. 11). Er wird ihre Taten zur prägenden Redensart werden lassen. Zum Beispiel wird man sagen: „Er folgte den Sünden Jerobeams“ (2. Kön. 13,2). Die Sünden Jerobeams oder Manasses waren eine Redensart, die für Götzendienst und Gottlosigkeit standen (Jer. 15,4).

Er wird sie aus seinem Volk ausrotten lassen. Sie werden nicht länger Mitglied der Familie Gottes sein, mit all den Segnungen und Privilegien (Gn. 17,14). Sie werden entweder mit dem Schwert umkommen oder ins Exil abgeführt, wo sie nie wieder zurückkommen. Auf diese Weise soll jeder, der den Herrn als höchsten Gott noch nicht kennt, ihn kennen und fürchten lernen.

Wie Gott mit Propheten verfährt, die eigenmächtig reden (V. 9). Im Gesetz Mose wird das Volk vor Propheten gewarnt, die nicht im Namen Gottes reden, wenn sie aufrufen andern Göttern zu dienen (Dt. 13,1-5). Das Volk wird im Gesetz Mose auch aufgeklärt, woran sie falsche Propheten erkennen können, nämlich an dem, dass sie etwas voraussagen, das nicht eintrifft und sich nicht erfüllt (Dt. 18,20). Hier im Hesekiel lesen wir von einer dritten Sorte von Propheten, denen der Herr einen Lügengeist in den Mund legt. Sie lehnen die Wahrheit ab und wollen beliebt sein, beim König und beim Volk. Deshalb verkünden sie Heil und Frieden, statt Umkehr und Gericht. Ähnlich wie die falschen Propheten Achabs, die dem König nach dem Mund redeten und ihn ermutigten in den Krieg zu ziehen (1. Kön. 22,11-12). Der Prophet Michajehu jedoch, der das Unheil ansagte, wurde für seine Botschaft ins Gefängnis geworfen (1. Kön. 22,13-28).

Darin steckt eine biblische Wahrheit: Wenn jemand die Wahrheit nicht von ganzem Herzen sucht, dann wird der Herr dieser Person eine überzeugende Lüge senden, damit sie erst recht auf Abwege gerät, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht hatte (2. Thess. 2,10). Genau von dieser Sorte von Propheten ist hier die Rede. Der Herr wird einen falschen Propheten überreden, die Lüge zu reden. Das heisst nicht, dass der Prophet keinen freien Willen besitzt das Gute zu reden, sondern dass der Herr die Falschheit des Propheten stärker zum Ausdruck bringen lässt.

So bewahrheitet sich das Wort, das Jesus predigte (Mt. 15,14): „Wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in die Grube fallen.“ Mit andern Worten wird so nicht nur der falsche Prophet mit dem Lügengeist bestraft, sondern auch der Götzendiener, der den Herrn befragt, um bloss seinen Willen und seine Ansichten bestätigen zu lassen. Beide werden aus dem Volk Israel ausgetilgt, weil sie in ihren rebellischen Herzen nicht an der Wahrheit Gottes interessiert sind. Das Ziel dieser Säuberungsaktion ist, dass Gott sich ein Volk zubereitet, das heilig ist (1. Pet. 1,13-16). Denn nur wer Gottes Wort treu ist, kann zu seinem Volk gehören (Ex. 19,5-6; Lv. 26,12; Jer. 7,23; 31,33; Ez. 11,20).

 

 II.   Verse 12-23: Der Gerechte rettet nur sich selbst.

In diesen Versen wird gesagt, wen Gott bestrafen und wen er befreien wird. Hungersnot ist die erste, der vier Darstellungen, wie Gott Gericht halten und das Land verwüsten wird (V. 13-14). Offenbar ist das ganze Land Juda dem Herrn untreu geworden. Es hat durch seine Götzen den Bund mit Gott gebrochen.

Wenn es in Sodom bloss zehn Gerechte gegeben hätte, dann wäre die Stadt damals vor dem Gericht Gottes verschont geblieben (Gn. 18,32). Doch mit Juda steht es noch schlimmer. In Hesekiel 16 wird Juda noch schlimmer dargestellt als Sodom (Hes. 16,48). Selbst wenn Noah, Daniel und Hiob sich in Jerusalem aufhalten würden, so gäbe es bei Gott keine Gnade für die Stadt. Noah (Gn. 6,9; Heb. 11,7). Daniel (Dan. 6,4-5.22). Hiob (Hi. 1,1.8; 2,3). Der Untergang Jerusalems ist beim Herrn beschlossen.

Gottes Gericht ist gerecht (Offb. 16,7). Niemals würde der Herr den Gerechten mit dem Ungerechten hinwegraffen. Doch ein paar Gerechte könnten die Stadt vom Gericht Gottes auch nicht verschonen. Sie könnten nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten (V. 16). So schlimm steht es um Jerusalem. Die Gerechten könnten jedoch ihr eigenes Leben retten. So gerecht ist der Herr in seinen Gerichten.

Daraus geht deutlich hervor, dass jeder Mensch die Konsequenzen für sein Leben selbst tragen muss und einmal ganz allein vor Gott stehen wird. Der Herr richtet auch nicht kleinlich oder in Ungeduld, sondern ER ist geduldig und will nicht, dass jemand zugrunde geht (2. Pet. 3,9).

Eine weitere Darstellung des Gerichts sind die reissenden Tiere (V. 15-16). Ein verwüstetes und unkontrolliertes Land zieht wilde Tiere an. Diese reissenden Tiere wiederum machen das Land gefährlich und unbewohnbar. Im Alten Testament wird öfters von Ängsten und Problemen mit wilden Tieren gesprochen (2. Kön. 17,24-26; Jer. 12,5; Hes. 5,17).

Eine dritte Darstellung des Gerichts ist das Schwert (V. 17-18). Im Alten Testament brauchte der Herr feindliche Armeen, um sein Volk für ihre Sünden zu bestrafen (Hab. 1). Wenn diese Armeen das Land durchzogen, liessen sie nichts übrig, sondern zerstörten alles auf ihrem Weg. Sie brachten Männer, Frauen und Kinder um. Da konnte ein Gerechter nicht einmal seine eigene Familie retten. Damit wird gesagt, dass der Herr die Lage unter Kontrolle hat und ganz genau weiss, was er zulässt.

Eine vierte Darstellung des Gerichts ist die Pest (V. 19-20). Auch diese Krankheit führt zum Tod. Mit andern Worten; es gibt kein Entkommen für die Untreuen im Land.

Der Fluch Gottes im Überblick (V. 21-23). Die Israeliten wurden zwei Mal eindringlich gewarnt, bezüglich des Gerichts Gottes: Siehe Segen oder Fluch am Berg Sinai (Lv. 26). Siehe erneute Ansage, kurz vor der Landeinnahme (Dt. 28-32). Die Israeliten mussten nur das Gesetz Mose lesen, um informiert zu sein, was im Fall eines Bundesbruchs über sie kommen werde. Der Herr hat sie frühzeitig gewarnt und viele Jahrhunderte zugeschaut, in der Hoffnung, dass sein Volk dem verheissenen Fluch entgehen wird. Diese vier Flüche Gottes hätten vermieden werden können, durch Umkehr und Gehorsam. Trotzdem wird es Überlebende geben! Diese Überlebenden entkommen dem Gericht Gottes nicht, weil sie gerecht sind. Sie werden vielmehr dazu bestimmt, ihren Volksgenossen im Exil, eine Lebenslektion zu erteilen. Sie sollen den übrigen Volksgenossen bestätigen, dass alles so kam, wie Gott ihnen, durch die Propheten, angedroht hatte. Ihre Worte sollen den Zuhörern im Exil ein Trost sein, damit sie erkennen, dass Gott, der Herr gerecht gerichtet hat, über sein ungehorsames Volk.

 

 III. Schlussfolgerungen zu Kapitel 14

Ein gerechtes Familienmitglied oder eine gerechte Person, kann das Gericht Gottes über uns nicht beeinflussen. Jeder Mensch ist vor Gott selbst verantwortlich für seine Taten. Jede Seele muss sich um ihre eigene Beziehung zum Herrn kümmern.

Mit einem halbherzigen Glauben erzürnen wir den Herrn (Ex. 20,5; Offb. 3,16). Darum, lasst uns nicht halbherzig sein, sondern dem Herrn aufrichtig dienen! Lasst uns aus der Geschichte lernen und so leben, dass wir unserem Gott gefallen!

Wir haben es mit einem gerechten Gott zu tun (Dt. 32,3-4). Wenn der Herr etwas sagt, dann geschieht es. Wenn der Herr etwas tut, dann hat es einen guten Grund.