Hesekiel-15: Das Gleichnis vom unnützen Holz des Weinstocks

Die Herrlichkeit Gottes

 

 I.   Einleitung

Das Bild des Weinstocks ist uns in der Bibel bekannt (Gn. 49,22; Jer. 2,21; Jes. 5,1-7; Hos. 10,1; Joh. 15,1-5). Hesekiel braucht dieses Gleichnis, um zu erklären, weshalb die Nation zerfällt. Gott tat alles Erdenkliche, um Jerusalem schön und ertragreich zu machen. Stattdessen wendeten sich die Menschen von Gott ab und taten, was dem Herrn missfiel. Jerusalem trieb es so weit, bis sie hässlich anzusehen und wertlos war.

 

 II.   Verse 1-3: Das unnütze Holz eines Weinstocks.

Hesekiel hat das Privileg eine weitere Vision von Gott zu empfangen. Deshalb fragt Gott den Propheten: „In welcher Beziehung ist das Holz eines Weinstocks besser als das Holz der Sträucher, die zwischen den Bäumen im Wald wachsen?“ Die Antwort liegt allein im Ertrag. Die Rebe wird hoch geachtet wegen ihrer kostbaren Frucht, die sie hervorbringt. Doch das Holz des Rebstocks und seine Äste sind unbrauchbar, wie die Sträucher im Wald. Das Holz der Rebe ist in keiner Weise besser als das Holz der Sträucher.

Genauso nutzlos wie die Sträucher, ist das Holz des Weinstocks geworden. Es kann nicht einmal zur Weiterverwendung verarbeitet werden. Denn das Holz des Weinstocks ist zu weich, zu verbogen und zu schwach, um daraus etwas Nützliches herzustellen. Es kann auch nicht als Pflock an einer Wand dienen, um Werkzeuge daran aufzuhängen (Jes. 22,23.25). Wenn die Äste des Weinstocks nicht mehr dazu dienen, süsse Früchte hervorzubringen, dann taugt es nur noch als Brennholz.

 

 III. Verse 4-5: Das verkohlte Holz.

Gott geht aber noch weiter in seiner Darstellung über den Weinstock. Er fragt: „Was ist, wenn das Holz eines Rebstocks an beiden Enden verkohlt und in der Mitte angebrannt ist?“ Wenn aus dem unverkohlten Holz nichts Nützliches hergestellt werden kann, wie viel weniger ist das verkohlte und angebrannte Holz noch zu etwas tauglich?

Genauso nutzlos ist in Gottes Augen Jerusalem geworden, wie ein verkohltes Holz. Schrecklich, wenn Gläubige mit einem nutzlosen Stück Holz verglichen werden müssen!

 

 IV. Verse 6-8: Jerusalem wird ins Feuer geworfen.

Wenn Holz ins Feuer geworfen wird, dann ist es nutzlos geworden. Genauso ist es mit den Bewohnern Jerusalems; Gott hat sie aufgegeben. Sie sind unbrauchbar und nutzlos geworden. Nur nutzlose Gegenstände wirft man ins Feuer.

Juda ist wie ein Weinstock geworden, der an beiden Seiten verkohlt ist. Dabei hatte Gott ganz andere Pläne mit seinem Volk. Israel sollte ein Segen sein, für seine umliegenden Völker und viel Frucht bringen für Gott, indem sie nach seinen Geboten lebte. Sie sollte aus allen Völkern hervorragen und Gottes Herrlichkeit widerspiegeln. Stattdessen machte Israel dem Namen Gottes alle Unehre.

Wie ein Bauer an seinem Weinstock sich erfreut, so hatte Gott grosse Freude an seinem Volk. Psalm 80,9: „Einen Weinstock hast du in Ägypten ausgehoben, hast Nationen vertrieben und ihn eingepflanzt.“ Jesaja sagt (Jes. 5,1): „Erlaubt, dass ich singe von meinem Freund, das Lied meines lieben Freundes von seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg, an steiler Höhe, überaus fruchtbar.“ Doch ein wenig später klagt er (Jes. 24,7): „Vertrocknet ist der junge Wein, der Weinstock verkümmert, ins Seufzen geraten sind alle, die frohen Herzens waren.“ Auch Jeremia klagt (Jer. 2,21): „Ich aber hatte dich als edle Rebe gepflanzt, als ganz und gar ehrliches Gewächs, und wie hast du dich mir verändert zum abartigen Weinstock - fremd!“ Der Prophet Hosea bestätigt (Hos. 10,1): „Israel - ein üppiger Weinstock, es hatte seine Frucht, je zahlreicher seine Frucht wurde, desto zahlreicher machte es die Altäre, je schöner sein Land wurde, desto schöner machte es seine Mazzeben“ (= behauene Kultsteine, Malsteine für die Götzen).

Die Sprache, die hier in Vers 7 gebraucht wird, weist darauf hin, dass Jerusalem bereits ins Feuer geworfen wurde. Vielleicht sind damit die beiden Angriffe gemeint: 606/5 v. Chr. griff Nebukadnezar mit seiner Armee Jerusalem das erste Mal an und deportierte einen Teil der Juden. 598/7 v. Chr. wurde Jerusalem ein zweites Mal angegriffen und der König Jojachin, sowohl Hesekiel, wurden nach Babylonien weggeführt. Beim dritten Mal wird Jerusalem endgültig eingenommen, zerstört und mit Feuer verbrannt. Das wird 587/6 v. Chr. geschehen, also kurz nach diesen Prophezeiungen. Dann wird Jerusalem dem Feuer nicht mehr entkommen. Der Herr aber wird sich abwenden von seinem Volk.

Denn Gottes Volk hat sich als fruchtlos und treulos erwiesen. Deshalb lässt Gott das ganze Land zur menschenleeren Wüste machen. Darum heisst es zum Schluss (V. 8): „Spruch Gottes des Herrn.“ Das bedeutet: Das wird Gott, der Herr tun. Darauf können sie sich verlassen.

Dieses Strafgericht hat zum Ziel, dass die Menschen endlich erkennen, dass Gott der Herr ist. Deshalb ruft Jesus im Gleichnis vom Weinstock alle seine Nachfolger eindringlich auf (Joh. 15,6): „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, wird weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.“

 

 V.   Schlussfolgerungen zu Kapitel 15

Gott liegt es am Herzen, dass wir geistlich wachsen, indem wir IHM treu dienen und viel Frucht bringen. Von der Frucht des Geistes lesen wir z. B. in Galater 5. Dort wurde eine Liste aufgeführt, wie Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Es gibt in der Bibel einige andere Listen (1. Kor. 13, Kol. 3, Jak. 3, Phil. 4, Eph. 4), die uns zeigen, wie und wo wir Frucht bringen können im Glauben.

Für jeden Gläubigen ist es notwendig, dass er ständig wächst. Denn es gibt kein geistliches Stehenbleiben! Entweder kommen wir dem Herrn und seinem Reich immer näher, oder wir entwickeln uns immer weiter weg, von Gott und seiner Gemeinde.

Dasselbe gilt für uns als örtliche Gemeinde. Eine fruchtlose und treulose Gemeinde ist für Gott unbrauchbar. Was unbrauchbar ist, wird weggeschnitten und ins Feuer geworfen!