Hesekiel-35: Edom soll zur trostlosen Wüste werden

Die Herrlichkeit Gottes

 

 I.   Einleitung

Nachdem Hesekiel in Kapitel 34 davon sprach, dass Israel in sein Land zurückkehren dürfe, musste zuerst noch etwas anderes wiederhergestellt werden.

Es geht um Edom und die anderen Völker, die das Land zum Teil schon besetzt hatten und zu ihrem Eigentum machten (36,2.5; Ps. 83,1-8). Schon in Kapitel 25-32 ruft Gott über die fremden Völker das Gericht aus. In Kapitel 25,12-14 werden besonders die Edomiter erwähnt.

Deshalb tadelt der Herr erneut, in Kapitel 35, die habgierigen Edomiter. Denn die Edomiter waren für die Verbannten die grösste Bedrohung für den Frieden, um in ihr Heimatland zurückzukehren und alles wiederherzustellen. Die Edomiter lebten südlich des Toten Meeres und besetzten das Seir Gebirge, samt der Hauptstadt Sela (das heutige Petra). Interessanterweise wird Edom in diesem Kapitel nur ganz am Schluss erwähnt, meistens wird vom Gebirge Seir gesprochen.

Die Edomiter waren die Nachkommen Esaus. Esau war Jakobs älterer Zwillingsbruder, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht, an seinen jüngeren Bruder, verkaufte (Gn. 25,22-26). Aus der Geschichte lernen wir, was für fatale Folgen dieser „Handel“ hatte. Die Nachkommen Jakobs bekamen das Land Kanaan zu ihrem Besitz und entwickelten sich prächtig. Während die Nachkommen Esaus in einer zerklüfteten Berglandschaft wohnten, die sich vom Golf Aqaba bis zum Toten Meer erstreckte und zwischen zwei Wüsten befand.

Obschon Edom kein fruchtbares Land war, gab es doch gut bebaubare Gebiete (Nu. 20,17.19). Die Israeliten baten um Erlaubnis, auf der Königsstrasse durch das Land ziehen zu dürfen, doch diese Bitte wurde ihnen verwehrt (Nu. 20,14-21; 21,4; 24,15-19). Die Königsstrasse zieht sich von Ezjon-Geber durch das Land Edom, Moab und Ammon, auf der östlichen Seite des Toten Meeres, nach Norden.

Es gibt viele biblische Hinweise zu den Edomitern (2. Sam. 8,13-14; 2. Kön. 8,20-22; 14,7; 1. Chr. 18,12-13; 2. Chr. 21,8; Ps. 137,7). Sie beginnen mit dem erlisteten Segen Jakobs (Gn. 27,1-41) und enden mit den Gerichtsandrohungen einiger Propheten (Jes. 34,5; Jer. 49,7-22; Kl. 4,21-22; Am. 1,11-12; Mal. 1,2-5). Das Buch Obadja ist fast ausschliesslich dem Untergang Edoms geweiht.

 

 II.   Verse 1-9: Das ganze Land soll verwüstet werden.

Der Herr beauftragt Hesekiel, sein Angesicht gegen das Gebirge Seir zu richten. Für die Juden damals sagte das Gebirge Seir, etwa so viel wie „Nazi“ für die heutigen Juden. Zwischen den verfeindeten Nationen, Edom und Israel, gab es eine konstante Spannung. Es begann mit dem erlisteten Segen Jakobs. Es gab Spannungen während der Königsherrschaft Sauls (1. Sam. 14,47), Salomos (1. Kön. 11,14-22), Jehoschafats (2. Chr. 20,1-23), Jehorams (2. Kön. 8,21), und Ahazas (2. Chr. 28,17). Die Propheten sprachen des Öfteren vom Widerstand Edoms gegen Israel und dem Gericht, das über Edom kommen werde (Jes. 11,11-16; Dan. 11,41; Am. 2,1). Der Prophet Maleachi bestätigte, dass der Hass zwischen den beiden Nationen in seinen Tagen (433 v. Chr.) immer noch anhielt. Schliesslich machte der Herr das Land Edom dem Erdboden gleich. Sein Erbbesitz gehörte den Schakalen und wurde nie wieder aufgebaut.

Die Israeliten hätten fast glauben können, dass der Herr mehr mit Edom war, als mit ihnen. Weshalb? Weil sie ihr Land verlassen mussten, während es Edom erlaubt war, in seinem Land zu bleiben. Aber es kam noch schlimmer, denn die Edomiter besetzten mittlerweile Teile des Landes Kanaan. Deshalb sah es eine Zeitlang aus, als ob die Edomiter gesegneter waren als die Israeliten. Das nagte den Israeliten an ihrem Stolz und ihrer Eifersucht.

Doch nun mussten sie sich keine Sorgen mehr machen, denn Gott bestätigte den Verbannten, dass er Edom verwüsten werde (siehe auch Ob. 3 & 4).

Das Ziel bleibt immer noch dasselbe: Damit sie erkennen, wer der Herr ist.

 

 III. Verse 10-13: Vier Anklagepunkte gegen Edom.

Weil du seit ewiger Zeit ein erbitterter Feind Israels bist (V. 5)!
Zur Zeit des Strafgerichts, das über Israel hereinbrach, zeigte Edom kein Mitleid. Das war die Zeit der Belagerung Jerusalems (588 v. Chr.), bis zur Zerstörung der geliebten Stadt (586 v. Chr.). Edom hatte auch keine Gewissensbisse, eventuell selbst als Nächste dran zu sein. Vielmehr freute sie sich darüber, als sie Jerusalem fallen sah. Ihre bittere und hasserfüllte Gesinnung gegen Israel war so gross, dass sie alles getan hätte, um dessen Untergang zu unterstützen.

Weil du die Israeliten in die Hände der Feinde ausgeliefert hast (V. 5)!
Edom wurde nicht der religiösen Vergehen angeklagt. Das heisst aber nicht, dass dort keine Götzenanbetung stattfand. Ausserbiblische Quellen berichten von Hadad, einem Wettergott und von anderen Göttern.

Edom wurde angeklagt, wegen ihrer unentschuldbaren Geringschätzung für das menschliche Leben. Edom liebte es, Blut fliessen zu sehen. Gott sagte zu Edom mit andern Worten: Liebst du es Blut zu sehen? Dann zeige ich dir dein eigenes Blut! Vier Mal wird in Vers 6 etwas von Blut gesagt.

Es wird gesagt, dass die Edomiter den Babyloniern halfen, als sie in das Südreich eindrangen. Sie töteten die Flüchtlinge, die durch Edom flohen. Schon früher drangen die Edomiter immer wieder ins Land ein und schlugen Juda (2. Chr. 28,17). Der Prophet Obadja weissagte (V. 10): „Wegen der Gewalttat an deinem Bruder Jakob wird Schande dich bedecken, und du wirst niedergemacht für immer.“

Gott verspricht auch durch den Mund Hesekiels, so wahr ER lebe, das Land Edom soll zerstört werden. Wenn Gott so spricht, dann ist das eine starke Aussage. Da gibt es kein Entrinnen. Gott hat gesprochen und so wird es geschehen.

Viele Handelsbeziehungen werden ihnen verloren gehen. Die Gebühr der vielen Reisenden, auf der schmalen Passstrasse durch die Berge, werden sie nie mehr erheben können. Denn niemand wird mehr seines Lebens sicher sein, der diese Gegend durchzieht. Auch in den Städten wird niemand mehr übrigbleiben.

Weil Edom am Blutvergiessen Wohlgefallen hatte, sollte es nun selbst erleben, wie ihr Blut vergossen wird. Die Berge werden mit Leichen übersät sein. Überall werden vom Schwert Erschlagene liegen. Wie Gott schon in Kapitel 25,13 ankündigte, werden Mensch und Tier ausgerottet werden, für immer. Die Prophezeiung wurde wahr, denn die Edomiter sind bis auf den heutigen Tag Geschichte geworden.

Weil du behauptest, dass das Land Israel und Juda dir gehören (V. 10)!
Die Edomiter versuchten schon, vor der Wegführung der Nordstämme, sich im Land Kanaan niederzulassen (2. Kön. 16,6). Auch Assyrien brachte Menschen aus dem Norden in das Land, um sie neu anzusiedeln (2. Kön. 17,24-28). Doch die Edomiter wollten das ganze Land besitzen, „beide Nationen“, das Nord- und das Südreich Israels. Dabei vergassen sie einen ganz zentralen Punkt: Dieses Land gehört dem Herrn und er allein bestimmt, wer dort wohnen darf. Auch wenn Gott die Bewohner strafend des Landes verwies. Auch wenn Gott sich selbst zurückzog und seinen Tempel verlassen hatte (11,23). Doch dieses Land war nach wie vor wichtig in Gottes Plan. Denn Gott, der Herr, wollte Juda nach 70 Jahren wieder ins Land zurückführen (Jer. 25,11).

Die Edomiter hatten nichts zu suchen, in dem verheissenen Land. Deshalb sind sie jetzt an der Reihe. Der Herr wird sie richten, nach ihrem Hass und Eifer gegen Israel. Damit wird sich der Herr seinem Volk als starker Gott offenbaren.

Weil du über das Land Israel Schmähreden gesprochen hast (V. 12)!
Die Edomiter rechneten überhaupt nicht mit Gott. Sie dachten, dass der israelitische Gott eine lokale Gottheit sei und ihre Beschimpfungen und Schmähreden über Israel niemals hören würde. Noch weniger rechneten sie damit, dass diese Gottheit überhaupt etwas im Stande sei zu tun, gegen ihre Beleidigungen. Doch da haben sie falsch gerechnet. Es war Zeit für sie eine Lektion über den Gott Jaweh, die sie zu lernen hatten!

Voller Hohn haben sie gesagt: „Israels Bergland ist verwüstet.“ „Jetzt können wir es an uns reissen.“ Sie handelten töricht, indem sie dachten, dass der lebendige Gott das nicht höre und demzufolge wehrlos alles zulasse (1. Sam. 2,3; Offb. 13,6). Doch der Herr hat alle ihre Spottreden gehört. In ihrer Gottlosigkeit missachteten sie die Tatsache, dass alles, was sie gegen Israel sagten, ein Angriff gegen den allmächtigen Gott persönlich war.

 

 IV. Verse 14-15: Was der Mensch sät, das wird er ernten.

Lehrt uns nicht Paulus dieses Lebensprinzip (Gal. 6,7)?

Edom freute sich über den Untergang anderer Nationen.

Nun werden sich die anderen Nationen über den Untergang Edoms freuen.

Denn Edom war keine beliebte Nation. Sie war verachtet, für ihre bösen Wege und ihre unmenschlichen Praktiken. Niemand mochte sie.

In 2. Könige 3 lesen wir, wie sich Edom mit dem König Jehoram aus dem Norden und mit dem König Jehoschafat aus Juda verbündete und gegen die Moabiter Krieg führte (ca. 850 v. Chr.). Obschon sie Israel abgrundtief hasste, verbündete sie sich mit ihr. Was soll das denn?

Deshalb soll das Land Edom zur trostlosen Wüste werden und dabei den allmächtigen Gott kennenlernen.

 

 V.  Schlussfolgerungen zu Kapitel 35

Was können wir aus diesem Kapitel lernen?

Freue dich niemals darüber, wenn andere gezüchtigt werden!
Schadenfreude könnte uns bei Gott angerechnet werden. Selbst wenn die Gottlosen wegen ihren bösen Taten unsere Feinde geworden sind, sollen wir sie mit Respekt behandeln (Ps. 139,21-24). Gottes Geist lehrt uns (Röm. 12,18): „Wenn möglich, soweit es in eurer Macht steht: Haltet Frieden mit allen Menschen!“

Wer Gottes Volk angreift, der greift Gott selbst an.
Jeder Angriff gegen ein Kind Gottes geht gegen den Leib Christi, seine Gemeinde und ist ein Angriff gegen Jesus Christus (Mt. 25,45; Apg. 9,2-5). Das ist ein grosser Trost für uns! Aber selbst, wenn wir uns vielleicht einmal zurecht ungerecht behandelt fühlen, müssen wir vorsichtig sein, wie wir uns verhalten. Denn Gott sieht alles und hört alles und ER wird alle richten (Pred. 12,13; 1. Tim. 5,24; Ps. 139,12). Gott allein gehört die Rache (Röm. 12,19)!

Wer seine Augen lustvoll nach fremdem Besitz ausrichtet, wird mit folgenden Sünden konfrontiert: Zorn, Hass, Eifersucht und Mord (Jak. 1,13-14; 1. Joh. 2,15-17). Gott wird aufstehen und sein Volk, überall auf der Welt, beschützen und verteidigen. Gott wird mit aller Härte durchgreifen und dementsprechend die Gottlosen richten. Darum, lasst uns auf den Herrn vertrauen, denn wir sind sein Volk und in IHM sind wir geborgen!