Hesekiel-36: Widerherstellung Israels

Die Herrlichkeit Gottes

 

 I.   Verse 1-7: Edom und andere Nationen werden Büssen.

Der Gedanke aus Kapitel 35 fliesst in dieses Kapitel mit ein. Hesekiel sprach in Kapitel 35,1-2 gegen das Gebirge Seir (Edom). In diesem Kapitel wendet er sich den Bergen Israels zu und verspricht, dass Edom büssen werde, für ihre Arroganz.

Edom hat Israel verspottet und mit andern Worten gesagt: „Diese uralten Berge gehören jetzt uns!“ Israel wurde deportiert und fremde Nationen machten sich über das Land her, allen voran Edom. Diese Berge oder Höhen waren sehr geeignet für ihre Kultstätten, mit ihren Götzen.

Doch der Herr tröstet sein Volk, indem er ihnen sagen lässt, dass er es nicht länger zulasse, dass das Land von fremden Nationen geplündert werde und dass fremde Nationen sich über Israel lustig machen.

Israel wurde tatsächlich zum Gespött unter den Völkern. Eigentlich ging nun das in Erfüllung, was der Herr seinem Volk schon zu Mose Zeiten androhte, als er ihnen Segen oder Fluch vorlegte (Dt. 28). Der Herr teilte dem Volk mit, dass wenn sie nicht auf seine Stimme hören und seine Gebote und Satzungen nicht halten, dann werden etliche Flüche über sie kommen. Ein Fluch würde sein (Dt. 28,37): „Und du [Israel] wirst zum Entsetzen werden, zum Sprichwort und zum Gespött bei allen Völkern, zu denen der Herr dich führen wird.“ Dieser Fluch drohte der Herr dem Volk auch durch den Prophet Hesekiel an. Zum Beispiel (Hes. 5,15): „Und für die Nationen, die rings um dich sind, wirst du zum Hohn und zur Schmähung, zur Warnung und zum Entsetzen, wenn ich Urteile an dir vollstrecke, voller Wut und voll Zorn und mit zornigen Züchtigungen. Ich der Herr, habe gesprochen!“

Der Herr ereifert sich nun über die fremden Nationen, die die Frechheit hatten, sich im verlassenen Land niederzulassen. Stehlen ist Sünde, aber zu versuchen, Gott etwas zu entwenden, ist töricht. Sie freuten sich, dass ihr Wunschtraum doch noch in Erfüllung ging. Gleichzeitig pflegten sie eine abgrundtiefe Verachtung, für Israel. Dabei vergassen sie, dass sie damit den lebendigen Gott angriffen. Dem allem setzt der Herr durch seine Eifersucht und seinen Zorn ein Ende. In sechs speziellen Gebieten wird Gott durchgreifen: Auf den Bergen und Hügeln (V. 4.6), in den Schluchten (Bächen) und Tälern (V. 4.6), in den verwüsteten Trümmern und den verlassenen Städten (V. 6).

Alles, was sich die Nationen Böses über Israel gewünscht hatten, wird sie nun selbst treffen. Das Gericht, das Israel traf, war nur für eine kurze Zeit. Das Gericht aber, das die gottlosen Nationen trifft, wird sie für immer zerstören.

 

 II.   Verse 8-15: Israel darf in ihr Land zurückkehren.

Interessanterweise spricht hier Gott direkt zum Land, als ob das Land selbst die Verantwortung trägt!

Gott hat eine Botschaft der Hoffnung, für die Berge Israels. Sie werden schon bald wieder blühen und zwar nicht für die fremden Völker, die sich das Land widerrechtlich angeeignet haben, sondern für die Juden. Denn sein Volk wird schon bald zu den Bergen Israels zurückkehren. Endlich spricht Gott wieder von „meinem Volk“.

Tatsächlich, in gut 40 Jahren, werden die Verbannten befreit zurückkehren, um ihr Land neu zu besiedeln. Wir erinnern uns an das vierte Kapitel, als Gott dem Propheten befahl, 40 Tage auf der rechten Seite zu liegen, um die Gräueltaten Judas zu tragen (Hes. 4). Jeder Tag stand für ein Jahr und die rechte Seite symbolisierte das Land Juda.

Endlich wendet sich Gott wieder dem Land Israel zu. Er sorgt dafür, dass es wieder bebaut und besät wird. Dies steht in starkem Kontrast zur Aussage von Kapitel 21,3, wo Gott noch sagte: „Sieh, ich entzünde ein Feuer in dir, und es wird jeden grünen Baum und jeden trockenen Baum in dir fressen ...“

Es wird eine Zeit kommen, wo die Trümmer wieder aufgebaut und die leeren Städte wieder bewohnt werden. Menschen und Tiere werden sich vermehren und zahlreicher sein als je zuvor. Gott wird seinem Volk viel Segen erweisen, wie nie zuvor. Das alles geschieht, damit sie alle erkennen, wer Gott der Herr ist.

Die Berge müssen es nicht länger ertragen, dass fremde Menschen auf ihnen herumtrampeln. Denn die Besitzer der Berge werden zurückkehren, um sie zu besitzen und auf ihnen zu wohnen. Die Berge werden die Menschen nicht mehr ihrer Kinder berauben.

Wie haben denn die Berge die Menschen ihrer Kinder beraubt? Gott brachte z. B. eine Hungersnot über das ganze Land, weil die Menschen wider den Herrn sündigten, so dass viele Männer, Frauen und Kinder vor Hunger starben (z. B. in 2. Kön. 4,38; 8,1). Gott liess auch wilde Tiere über das Land streifen, die viele Leben kosteten. Zudem berichteten die Kundschafter den Israeliten in der Wüste, dass das Land, das sie ausgekundschaftet hatten, „seine Bewohner frisst“ (Nu. 13,32). Denn es gab einige Nationen, die dieses Land schon bewohnten und wieder verloren. Viele Bewohner wurden vertrieben oder umgebracht. Immer wieder erteilte Gott anderen Völkern den Auftrag, das Land von seinen gottlosen Bewohnern zu säubern. Z. B. die Israeliten säuberten das Land von den Kanaanitern. Z. B. die Assyrer säuberten das Land von den Israeliten. Z. B. die Babylonier säuberten das Land von den Judäern. Und schliesslich gab es noch einen weiteren Grund, weshalb die Berge die Kinder der Menschen beraubten: Auf ihnen wurde Götzendienst getrieben, durch den Kinder geopfert wurden.

Doch das alles sollte sich nun ändern, indem das Land gastfreundlicher wird zu den Zurückkehrenden. Es soll keine Menschen mehr fressen. Es soll nicht mehr kinderlos, d. h. unfruchtbar sein. Sondern, es soll Frucht tragen in jeder Beziehung und ein sicherer Ort werden, für die Bewohner des Landes.

Zum Schluss dieses Abschnitts stellt Gott drei Verfügungen aus, für das Land:

1.  Der Herr sorgt dafür, dass das Land den Hohn der Völker nicht länger hören muss.

2.  Der Herr sorgt dafür, dass das Land den Spott der Völker nicht länger ertragen muss.

3.  Das Land soll den Bewohnern auch nie mehr den Tod bringen.

 

 III. Verse 16-21: Israel entweihte Gottes heiligen Namen.

In diesem Abschnitt wendet sich Gott wieder dem Propheten zu.

Der Herr klärt Hesekiel auf, über den Zustand seines Volkes und was sie ihm angetan hatten.

Als alles gut ging für Israel, entwickelte die Nation eine Selbstgefälligkeit und ein übermässiges Selbstvertrauen, als ob das Land für immer ihnen gehören würde. Gut, die ursprüngliche Idee Gottes war es zwar schon, dem Volk das Land für immer zum Eigentum zu geben (Gn. 17,8; 48,4). Doch die Idee Gottes war es niemals, zusehen zu müssen, wie sein Volk gottlos wurde und trotzdem meinte, im verheissenen Land leben zu dürfen.

Gott gab seinem Volk nicht einen eigenen Grund und Boden, damit sie ihn verunreinigen. Sie haben das Land verunreinigt, wie die Unreinheit der Monatsblutung einer Frau (18,6; 22,10; Lv. 12,2-5; 15,19-30). Damit will der Herr die tragischen Folgen ihrer bösen Taten bildlich zum Ausdruck bringen. Wie wir aus früheren Kapiteln bereits festgestellt haben, vergleicht sich Gott als Ehemann und Israel als seine Ehefrau. Wenn nun eine Ehefrau ihre monatlichen Tage hatte, dann zog sich der Mann von ihr zurück, bis ihre Tage der Reinigung vollendet waren. Ähnlich verhält es sich mit der Nähe Gottes zu seinem Volk. Das Volk hat viel Böses verübt, indem es Menschen tötete und Götzen verehrte. Israels Verbannung geschah wegen ihrer Gräueltaten. Wegen ihrer Unreinheit zog sich der Herr von Israel zurück, bis ihre Tage der Reinigung - das ist das Gericht - vollendet waren.

Israel hat die Beziehung zum Herrn, samt dem verheissenen Land, nicht geschätzt. Deshalb hat sie der Herr aus dem Land vertrieben. Doch nun taucht ein weiteres Problem auf! Sein Volk bringt Schande über Gottes heiligen Namen. Weshalb? Weil die ungläubigen Völker von Gott denken, er habe sein Volk im Stich gelassen und sei unfähig, zu helfen. Auf diese Weise ist Gott bei den anderen Völkern in Verruf geraten (20,9-14). Die Völker fragen (Dt. 29,22-28; 30,18):  „Warum hat der Herr diesem Land das angetan?“ „Weshalb dieser grosse, glühende Zorn?“ „Würde ein Vater sein Kind durch so viel Leid und Pein gehen lassen, ohne etwas zu unternehmen, wenn er die Macht dazu hätte?“ - Natürlich nicht! Deshalb blieb Yahweh in den Augen der Nationen ein kleiner, unbedeutender und machtloser Gott. Typisch für gottlose Menschen: Sie richten und verurteilen, ohne den Hintergrund zu kennen!

Das wollte der allmächtige Gott natürlich nicht so stehen lassen, dass sein Name vor allen Menschen verunreinigt, missachtet und entweiht würde.

Jesaja predigte (Jes. 59,1-3): „Seht, die Hand des HERRN ist nicht zu fern, um zu helfen, und sein Ohr ist nicht schwerhörig, dass er nicht hörte, sondern eure Verschuldungen haben euch von eurem Gott getrennt, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verdeckt, so dass er nicht hört. Denn eure Hände sind mit Blut besudelt und eure Finger mit Schuld, eure Lippen haben Lüge geredet, eure Zunge murmelt Schlechtes.“

 

 IV. Schlussfolgerungen zu Kapitel 36,16-21

Es ist dem allmächtigen Gott nicht egal, wie wir über ihn denken! Gott will Herr sein über alle Völker und nicht bloss über Israel! Deshalb stellt er seinen Ruf wieder her, indem er in einem ersten Schritt Israel in ihr Land zurückführt und sie segnet. In einem zweiten Schritt ist es Gottes Plan und Ziel, durch Jesus Christus alle Menschen auf der ganzen Welt, in allen Nationen, zu erreichen und sie mit sich selbst zu versöhnen: 2. Korinther 5,18-21.

Wir sehen also, wie wichtig es ist, dass wir in der heutigen Zeit Gottes Ehre und Ruf nicht in Verruf bringen, durch einen gottlosen Wandel. Unsere Aufgabe als Christen ist es, die Menschen mit Wort und Tat, täglich auf den lebendigen Schöpfer-Gott hinzuweisen. Denn „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (2. Tim. 2,4). Unsere Treue zu seiner Gemeinde und unser Streben nach Heiligkeit, soll die gottlosen und verlorenen Menschen auf Gott aufmerksam machen und für den Herrn Vertrauen erwecken: 1. Petrus 1,14-16; 2,12.

 

 V.  Verse 22-23: Gott rechtfertigt seinen heiligen Namen.

Darum soll Hesekiel dem Haus Israel folgende Botschaft ausrichten: Gottes Wunsch wäre es gewesen, dass sein heiliger Name in der Welt bekannt gemacht wird, durch die gerechten Taten seines Volkes Israel. Leider blieb dem Herrn dieser Wunsch verwehrt. Deshalb muss Gott nun selbst für seinen heiligen Namen sorgen. Er kann seinen Ruf nicht dem untreuen Volk überlassen. Denn das Volk Israel hat dem Ruf Gottes schon grossen Schaden zugefügt.

In einem ersten Schritt stellt der Herr seinen Ruf wieder her, indem er Israel in ihr Land zurückführen wird (V. 22). Dabei betont der Herr, dass dies nicht etwa geschehe, weil Israel es auf irgendeiner Art und Weise verdient hätte, zurückgeführt zu werden. Gottes Name wurde durch Israels Sünden vor der ganzen Welt entweiht. Dies verlangt vor der ganzen Welt eine Rechtfertigung. Deshalb soll sein Ruf wiederhergestellt werden, indem der Herr sich an Israel gnädig und mächtig erweist.

Weshalb ist diese Rechtfertigung für Gott so wichtig?

Erstens, die Wahrheit ist IHM wichtig.
Dem Herrn ist es nicht egal, wie die Menschen über ihn denken. Gott ist der einzig wahre, lebendige und allmächtige Schöpfergott. Es ist dem Herrn ein Anliegen, dass jeder ihn kennt und versteht, dass er nicht bloss eine lokale Gottheit ist, oder ein Gott unter vielen Göttern. Gerade heute behauptet die Mehrheit in der Welt, dass wenn es eine höhere Macht gäbe, es egal sei, wie sie bezeichnet werde; ob Allah, Buddha oder Krishna usw. Doch Gott ist nicht Allah! Gott hat nichts ähnliches mit Buddha! Gott kann auf keinen Fall mit Krishna gleichgestellt werden! Der Gott der Bibel ist der einzig wahrhafte und lebendige Gott, der das ganze Universum und die Erde geschaffen hat, samt allen Lebewesen.

Zweitens, die Gerechtigkeit ist IHM wichtig.
Yahweh ist der Gott aller Menschen auf dieser Welt (nicht nur Israels), egal ob sie an ihn glauben oder nicht. Doch, solange der Herr so schlechte Repräsentanten auf dieser Welt hat, wie z. B. Israel damals, so lange wird Gottes Herrlichkeit von den Menschen in dieser Welt nicht erkannt. Deshalb formuliert Gott sein Ziel (V. 23): „Und die Nationen werden erkennen, dass ich der HERR bin.“

Drittens, die Heiligkeit ist IHM wichtig.
Gott ist nicht zu vergleichen, mit toten Götzenstatuen und primitiven Götzenbildern, die von beschränkten Menschenhänden erschaffen wurden. Sein Volk sollte der ganzen Welt demonstrieren, dass es dem einen Gott dient, der denken, fühlen, hören und sprechen kann (Ps. 115,4-7). Seine Wege sind ganz anders, als die Wege, die die Welt kennt und geht. Doch leider hat sein eigenes Volk versagt und ihren Gott nie richtig verstanden und repräsentiert, weil es so weltlich gesinnt war. Deshalb will sich der Herr vor allen Völkern als heilig erweisen, mit einem Plan des Segens (V. 23). Wie sieht dieser Plan aus?

Wie will Gott seinen Namen in der Welt rechtfertigen?

1. Er wird es nicht durch eine grosse Machterweisung tun, wie er das getan hatte, vor dem Exodus, durch die zehn Plagen (Ex. 7-10).

2. Er wird es nicht tun, indem er Feuer vom Himmel fallen lässt, wie zu Elias Zeiten (2. Kön. 1,9-15).

3. Er wird es tun, indem er Israel wiederherstellt, das heisst, indem er das Volk wieder in ihr Land zurückbringt (V. 24).

 

 VI. Verse 24-32: Gottes fünfzehn Punkte Segensplan.

„Ich hole euch aus allen Nationen (V. 24).
Es war für Gottes Volk eine Schande, nicht mehr in ihrem verheissenen Land wohnen zu dürfen. Es entehrte Israel und entweihte den Herrn, vor den Menschen in der Welt. Gott konnte also seinen heiligen Namen nur wiederherstellen, wenn er sein Volk in das Land zurückbrachte.

„Ich wasche euch mit reinem Wasser (V. 25a).
Es genügte nicht, nur ins verheissene Land zurückzukehren, ohne eine innere Erneuerung zu erfahren. Das Volk musste sich reinigen lassen. Diese Reinigung begann in ihren Herzen. Gott musste ihnen ihre Sünden vergeben und sie mussten Früchte bringen, die der Umkehr entsprachen (Lk. 3,8). Das heisst, sie mussten einen neuen Lebenswandel beginnen.

Gott vergibt gern, aber Er will unsere neue Gesinnung sehen. Er will, dass wir unser Lebenswandel ändern. Er will sehen, dass wir uns von alten Wegen abwenden. Symbolisch gesehen, weist das Wasser auf die zeremoniellen Waschungen hin, durch die Unreinheiten abgewaschen wurden (Ex. 30,17-21; Lv. 14,52; Nu 19,17-19; Ps. 51,9; Tt. 3,5-6; Heb. 9,13.19; 10,22). Als Priester wurde Hesekiel genau unterrichtet, in Bezug auf die zeremoniellen Reinigungen und wie eine Person gereinigt wurde. Doch hier wird von einer göttlichen Reinigung gesprochen und nicht von einer zeremoniellen Reinigung. Gott ist es nämlich, der hingeht und das Volk wäscht, heisst es! Hesekiel hatte nun als Prophet das besondere Vorrecht, dem Volk die göttliche Reinigung zu erklären. Die Sünden, des unheilig gewordenen Volkes, konnten auch nicht durch Tieropfer beseitigt werden. Es war notwendig, dass Gott direkt eingriff und das Volk reinwusch.

„Ich reinige euch von euren Unreinheiten und euren Mistgötzen (V. 25b).
Die Reinigung Gottes brachte Vergebung von ihrem Götzendienst. Diese Reinigung verlangte aber auch, eine permanente Beseitigung aller Götzen.

„Ich gebe euch ein neues Herz(V. 26a).
Das alte Herz war hoffnungslos verdorben, durch die Sünde. Deshalb bekam das Volk von Gott eine Herztransplantation. David sagte nach seinem Ehebruch mit Batseba (Ps. 51,12): „Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ Genauso musste das Volk Israel sein Herz erneuern lassen. Im Herz sitzt der Verstand, Wille und die Gefühle, die völlig neu ausgerichtet werden müssen. Das heisst, das Volk musste lernen – neu zu Denken (nicht mehr an die Götzen, sondern an Gott), einen anderen Willen zu entwickeln (für Gottes Pläne und Ziele), neue Gefühle zu haben (für die Beziehung zu Gott und seinem Heiligtum). Denn Israel entwickelte sich weit weg vom Herrn, zu einer Hure (Hes. 16,30). Ihre Gedanken und Gefühle waren nicht auf Gott ausgerichtet. Sie wollten alles andere tun, als Gottes Gebote befolgen. Wenn der Mensch nicht achtgibt, auf sein Herz, dann wird es sich vom Herrn immer mehr entfernen (Spr. 4,23). Das ist der Grund, weshalb wir uns regelmässig versammeln, um uns mit dem Herrn und seinem Wort auseinanderzusetzen. Wir sind vergessliche Menschen und müssen immer wieder auf die wichtigen Anweisungen Gottes aufmerksam gemacht werden. Unser Herz muss konstant trainiert werden, Gott anzubeten, Gott zu danken, über Gottes Gebote nachzudenken usw.

„Ich lege einen neuen Geist in euch“ (V. 26b).
Der Geist ist die Lebenskraft des Menschen. Er ist der Antrieb für sein Verlangen, seine Gedanken und sein Verhalten.

„Ich entferne euer steinernes Herz (V. 26b).
Das Herz der „Widerspenstigkeit“ wird entfernt (Kap. 2,5.6.7). Das Haus Israel hatte eine harte Stirn und ein verhärtetes Herz (3,7).

„Ich gebe euch ein Herz aus Fleisch (V. 26c).
Das bedeutet nichts anderes als ein empfindsames Herz, im Gegensatz zum steinernen Herz, das Unempfindsam war, in Bezug auf die Sünde. Gott hat ja dem Volk das schon einmal versprochen (Kap. 11,19). Wie gesagt, der Herr zwingt niemanden zum Heil, sondern bietet es nur an. Der Mensch muss auch ja sagen, zu einer solchen „Operation“. Und wenn der Mensch mit seinem zweiten Herz, sich erneut von Gott abwendet, dann wird auch das wieder unempfindsam und hart wie Stein. Es wäre also ein falsches Verständnis anzunehmen, dass die Israeliten gar nicht anders konnten, als dieses neue Herz implantieren zu lassen (18,31).

„Ich lege meinen Geist in euch“ (V. 27a).
Es ist anzunehmen, dass Hesekiel mit seinen Aussagen noch nicht so sehr an den neuen Bund dachte, wie wir ihn heute kennen. Wir neigen dazu, diese Aussage mit dem Verständnis der Ausgiessung des Heiligen Geistes in Verbindung zu bringen (Joel. 3,1-2; Apg. 2). Doch wir müssen bedenken, dass Hesekiel in erster Linie zum Volk Israel gesandt wurde, um sie in ihrer Situation zu stärken (Hag. 2,5). Im kommenden Kapitel erhält Hesekiel eine Vision von dürren Totengebeinen, die wiederbelebt werden sollen, wie das Volk Israel. Es heisst dort (37,14): „Und ich werde meinen Geist in euch legen, und ihr werdet leben, und ich werde euch auf euren Boden bringen, und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin ...“ Siehe auch Kapitel 39,29: „Und ich werde mein Angesicht nie mehr vor ihnen verbergen, denn ich giesse meinen Geist aus über das Haus Israel ...” Auch wir können heute aus dieser Aussage etwas abgewinnen, indem wir diese Prophezeiung auf den neuen Bund beziehen, der von einem neuen Geist begleitet sein wird (wie auch Jeremia sagt: Jer. 31,31-34).

„Ich bewirke, dass ihr nach meinen Satzungen lebt und meine Rechtssätze haltet“ (V. 27b).
Wenn die Menschen diesen neuen Geist erhalten, dann haben sie auch einen neuen Enthusiasmus für Gottes Gebote. Aber Vorsicht mit dem Gedanken, dass Gott dies allein bewirkt! Wer in diesen Versen eine Vorherbestimmung sieht, der hat den Geist Gottes nicht begriffen. In Kapitel 18 haben wir bereits eingehend darüber gesprochen. Der Herr hatte im Sinn, ein Umfeld zu schaffen, das die Treue zu seinen Satzungen und Rechten begünstigte. Wäre denn Gott damit verherrlicht, wenn die Menschen so manipuliert würden, dass sie gar nichts anderes könnten, als IHM zu gehorchen? Nein, natürlich nicht! Gott will keine Marionetten, sondern Menschen, mit einem freien Willen. Gott sucht die Herzen der Menschen, die IHN lieben und freiwillig gerne gehorchen.

„Ich lasse euch wohnen in dem Land, das ich euren Vorvätern gab“ (V. 28a).
Das Land Kanaan wurde dem Abraham verheissen und den Israeliten gegeben, in den Tagen Josuas. Das heisst, sie mussten es sich zuerst hart erkämpfen. Doch mit Gottes Hilfe, besetzten sie schliesslich einen Grossteil des verheissenen Landes. Durch ihre Sünden und den Glaubensabfall, verloren sie das Land wieder. Doch der Herr erlaubte schliesslich einem Rest aus Juda, in das Land zurück zu kehren. Esra (3,12) beschreibt, wie die ältere Generation laut weinte, als sie sahen, dass der Herr ihnen eine neue Gelegenheit gab, den Tempel wiederaufzubauen.

„Ich werde euer Gott sein“ (V. 28b).
Endlich will Gott wieder für sein Volk da sein. Es lag aber nicht am Herrn, dass es so weit gekommen war. Israel verliess den Herrn! Sie verliessen ihn, als sie noch im Land lebten. Sie beteten viele fremde Götter an, von den Assyriern, den Babyloniern, den Ägyptern, den Moabitern und Ammonitern. Wenn sie bereit waren, zum Herrn zurück zu kehren, dann war auch Gott bereit, sein Volk wieder aufzunehmen.

„Ich rette euch aus all euren Unreinheiten (V. 29a).
Durch ihre Bluttaten und ihren Götzendienst, verunreinigte sich das Volk. Nachdem der Herr sie aber aus ihrer Unreinheit befreite, waren sie gerettet. Die Taufe im neuen Bund beinhaltet dasselbe. Vor der Taufe sind wir unrein und in unseren Sünden. In der Taufe waschen wir unsere Sünden ab, denn Gott macht uns rein (2. Kor. 5,17; Tt. 3,5; 1. Pet. 3,21). Nach der Taufe sind wir neue Kreaturen, mit einem neuen Herzen, bereit für ein neues Leben mit Gott.

„Ich rufe das Getreide, damit es sich vermehre“ (V. 29b).
Diese Aussage erinnert an die Verheissung in Vers 11, wo Gott sagte: „Und ich lasse euch bewohnt sein wie in euren früheren Zeiten, und ich erweise euch mehr Gutes als während eurer Anfänge ...“ Jeremias Worte sind noch intensiver (Jer. 31,12): „Und sie werden kommen, und auf der Höhe des Zion werden sie jubeln, und sie werden strahlen über die Wohltaten des Herrn: über das Getreide und den Wein und das Öl und über die Schafe und das Vieh. Und sie werden wie ein bewässerter Garten sein, und sie werden nicht mehr verschmachten.“

„Ich werde keine Hungersnot über euch bringen“ (V. 29c).
Gottes Gericht an Israel beinhaltete auch Plagen und Hungersnöte. So wurde das Volk geschwächt, verkleinert und zum Spott für andere Nationen (5,14-15).

„Ich vermehre die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes (V. 30).
Dabei ging es nicht bloss um unbedeutende, durchschnittliche Ernten. Gott versprach ihnen reichliche Fülle und Überfluss. Wenn die fremden Völker ihren Göttern opferten und schliesslich grossen Erntesegen genossen, während Israel eine Hungersnot durchlebte, dann war es naheliegend zu fragen: Dient ihr überhaupt dem richtigen Gott? Doch diese Zeit des Zweifelns und der Schmach war nun vorbei.

Wenn die Israeliten diese 15 Segnungen empfangen, dann werden sie folgendermassen darauf reagieren:

Erstens, sagt Gott, „... ihr werdet eurer bösen Wege gedenken ...“ (V. 31).
Der einzige Weg, um nicht mehr auf den sündenvollen Weg zurück zu kehren, ist, sich der früheren Tage zu erinnern. Wie wir in Kapitel 16 feststellten, vergass Israel woher sie kam. Deshalb wollte der Herr schon immer, dass das Volk sich an den Zustand erinnerte, bevor es mit Gott einen Bund einging (16,8.22).

Zweitens, sagt Gott, „... ihr werdet eure bösen Taten gedenken ...“ (V. 31).
Ihre Taten waren nicht gut genug, im Gegenteil, sie waren ungesund für ihre physische und geistliche Entwicklung. Der Herr versprach, dass seine Gebote ihnen ein besseres Leben schenken würden (Dt. 6,24; 10,13; 30,9).

Drittens, sagt Gott, „... ihr werdet euch ekeln vor euch selbst ...“ (V. 31).
Wenn sie an die Tage vor dem Gericht Gottes zurückdachten, dann würde ihnen Übel, vor ihren Verschuldungen und Abscheulichkeiten. Doch, das hatte die positive Konsequenz, dass Israel aus ihren Fehlern lernte und den Herrn wieder schätzte.

Gott macht noch einmal klar, dass es nicht ihre Verdienste waren, dass der Herr gnädig und barmherzig am Volk handeln werde (V. 32). Das alles geschehe nur, weil der Herr entschlossen sei, seinen Namen in der Welt zu verherrlichen. Israel war bloss ein günstiger Empfänger. Israel sollte sich vielmehr schämen, für all das, was sie getan hatte.

 

 VII. Verse 33-38: Gott segnet sein Volk.

Hier wird noch einmal wiederholt, wie der Herr die Verschuldungen reinigt. Die verlassenen Städte sollen wieder bewohnt werden. Die Häuser können wieder aufgebaut werden. Das verwüstete Land und die Felder werden wieder bearbeitet. Vorbeiziehende werden sich daran erinnern, wie das Land noch vor kurzem aussah. Sie werden staunend sagen: „Das verwüstete Land ist zum Garten Eden geworden!“ (Jes. 51,3; Joel 3,18; Am. 9,13-15.) Dann werden die Menschen erkennen, was der Herr grosses getan hat. Er machte aus einem verwüsteten Land, einen wunderschönen Garten. Dann ist Gottes Ziel bei den Völkern erreicht, denn sie werden endlich erkennen, wer Gott, der Herr ist.

Gott hörte sich die Gebete seines Volkes nicht mehr an. In den Sprüchen heisst es (Spr. 28,9): „Wenn einer sein Ohr abwendet und nicht auf die Weisung hört, ist auch sein Gebet abscheulich.“ Trotzdem lässt der Herr sich nun wieder bitten. Weshalb? Der Unterschied liegt im neuen Menschen, mit dem neuen Herz und dem neuen Geist. Wenn dieser veränderte Mensch ihn um etwas bittet, dann ist seine Bitte auf geistliche Dinge ausgerichtet und deshalb wird der Herr diese Bitte noch zusätzlich segnen. Jerusalem wird wieder aufblühen und sein, wie zu grossen Festzeiten, an denen tausende von Tieren für den Herrn geschlachtet wurden. So zahlreich wie die Tiere damals, werden die Menschen in der Stadt sein. Es werden ganze „Menschenherden“ sein, die endlich begreifen, wer Gott der Herr ist.

 

 VIII. Schlussfolgerungen zu Kapitel 36,33-38

Die Sünde verlangt nach Zurechtweisung und Strafe. Denn die Konsequenz der Sünde ist Unheil und Tod (Röm. 6,23). Gott hat das Leben so gestaltet, dass wer den göttlichen Lebensprinzipien widerstrebt, in einen Fluch hineingerät. Wenn der Mensch aber einsichtig wird und Gott um Vergebung bittet, dann ist der Herr gnädig und barmherzig, so dass er uns die Sünden vergibt. Ja, noch mehr, wer umkehrt und auf Gottes Anweisungen hört, der wird riesig gesegnet werden.

Als Gemeinde ist es unser Ziel, Gott zu erkennen wie er ist und in der ganzen Welt zu verherrlichen! Wer den Herrn ehrt und seine Gebote hält, wird reichlich gesegnet im Leben. Segnungen sind Gottes Geschenk an seine Gemeinde! Lasst uns das nie vergessen, woher wir kommen und Gott dankbar sein in jeder Lebenslage, damit wir auch die Zeiten der Prüfungen leichter annehmen können!