Einführung Altes Testament
Einleitung
Wenn vom christlichen Glauben die Rede ist, dann werden gerne die zehn Gebote zitiert. Doch die zehn Gebote gehören zum Alten Testament. Viele glauben, dass das Alte Testament immer noch bindend ist für uns Christen. Dies zählt zu den weit verbreiteten Missverständnissen des Alten Testaments. Noch schlimmer ist es, wenn zwischen den verschiedenen Gesetzen ein Unterschied gemacht wird zwischen zeremoniellem und moralischem Gesetz. Die zeremoniellen Gesetze verlangten Opferungen, die es heute nicht mehr gibt. Hingegen die moralischen Gesetze seien auch für uns Christen heute noch bindend. Doch was lehrt die Bibel über den Unterschied des Alten und Neuen Testaments?
Das Alte Testament sprach von einem neuen Bund, der kommen wird
Das Alte Testament spricht davon, dass es durch einen neuen Bund ersetzt wird. Jeremia sagt (Jer 31,31-34): „Sieh, es kommen Tage, Spruch des HERRN, da schliesse ich einen neuen Bund mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda, nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vorfahren geschlossen habe an dem Tag, da ich sie bei der Hand nahm, um sie herauszuführen aus dem Land Ägypten; denn sie, sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl doch ich mich als Herr über sie erwiesen hatte! Spruch des HERRN. Dies ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel schliessen werde nach jenen Tagen, Spruch des HERRN: Meine Weisung habe ich in ihre Mitte gegeben, und in ihr Herz werde ich sie ihnen schreiben. Und ich werde ihnen Gott sein, und sie, sie werden mir Volk sein. Dann wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner seinen Bruder belehren und sagen: Erkennt den HERRN! Sondern vom Kleinsten bis zum Grössten werden sie mich alle erkennen, Spruch des HERRN, denn ich werde ihre Schuld verzeihen, und an ihre Sünden werde ich nicht mehr denken.”
Der Schreiber des Hebräerbriefes zitiert diese Stelle und erklärt, dass diese Worte erfüllt wurden durch das Kommen des Neuen Testaments, d. h. des neuen Bundes (Hebr 8,8-13). Wenn ein inspirierter Schreiber des Neuen Testaments davon spricht, dass eine alttestamentliche Prophetie sich erfüllt hat, dann gilt es für uns Christen, dies auch genauso zu verstehen. Durch das Inkrafttreten des neuen Bundes hat sich die Prophetie des Jeremias erfüllt.
Das Neue Testament lehrt, dass Jesus einen neuen Bund aufrichtete
Das Neue Testament lehrt, dass wir auf Jesus hören sollen und nicht auf Mose oder die Propheten des alten Bundes. Denn Jesus ist der Massstab für das christliche Zeitalter. Jesus selbst bestätigte, dass er nicht gekommen sei, „das Gesetz oder die Propheten aufzulösen … sondern, um zu erfüllen” (Mt 5,17). Jesus war die Erfüllung des Alten Testaments mit seinen Gesetzen. Bevor er in den Himmel entrückt wurde, erklärte er seinen Jüngern, dass alles, was er ihnen sagte, notwendig war, um die Schriften zu erfüllen (Lk 24,44): „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch mit euch zusammen war: Alles muss erfüllt werden, was im Gesetz des Mose und bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht.”
Als Jesus sich mit drei Jüngern auf einen hohen Berg zurückzog, wurde er vor ihren Augen verwandelt. Dabei erschienen ihnen Mose und Elija. Die Jünger wollten Mose, Elija und Jesus anbeten. Doch Gott bestätigte seinen Sohn mit den Worten (Mt 17,5): „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Auf ihn sollt ihr hören!” Die alttestamentlichen Zeiten sind vorbei, um auf Mose und die Propheten zu hören. Es gilt neu nur noch auf Jesus Christus, den Sohn Gottes zu hören.
Lukas 16,16: „Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes; von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes verkündigt, und jeder drängt mit Gewalt hinein.”
Der Hebräerbrief übermittelt eine ähnliche Botschaft, indem er mit den Worten beginnt (Hebr 1,1-2a): „Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet durch den Sohn.” Christen werden also nicht vom alten Bund (= Altes Testament), sondern vom neuen Bund (Neues Testament) geführt.
Das Neue Testament lehrt, dass der erste Bund veraltet ist
Hebräer 8,13: „Indem er von einem neuen Bund spricht, hat er den alten für veraltet erklärt. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist dem Verschwinden nahe.” Das Alte Testament wurde durch den neuen Bund ersetzt. Jesus, der das Alte Testament erfüllte, vermochte „die schweren und unerträglichen Lasten” (Mt 23,4) des Gesetzes wegzunehmen.
Paulus erklärt (Gal 3,24-25): „So ist das Gesetz zu unserem Aufpasser geworden, bis hin zu Christus, damit wir aus Glauben gerecht würden. Da nun der Glaube gekommen ist, sind wir keinem Aufpasser mehr unterstellt.” Das Gesetz diente als Zuchtmeister, bis etwas besseres kam. Jesus ist der Mittler eines besseren Bundes (Hebr 8,6).
Weiter erklärt Paulus den Ephesern (Eph 2,15): „Das Gesetz mit seinen Geboten und Bestimmungen hat er aufgehoben, um die beiden in seiner Person zu einem einzigen, neuen Menschen zu schaffen, Frieden zu stiften.” Zwischen Juden und Heiden bestand eine Wand der Feindschaft, die Jesus durch den neuen Bund niedergerissen hat. Denn das Gesetz des alten Bundes wurde nur den Juden gegeben. Es war nicht für die Heiden bestimmt. Doch durch das Kreuz Christi wurde der Alte Bund aufgehoben und ist nicht länger gültig.
Jesus machte uns Christen zu Dienern des neuen Bundes (2Kor 3,6): „Er hat uns befähigt, Diener des neuen Bundes zu sein, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.” Mit dem Buchstaben ist das Gesetz des alten Bundes gemeint (= Altes Testament). Das Angesicht Mose strahlte für eine Weile, als er mit den zehn Geboten vom Sinai herunterkam. Deshalb verdeckte er sein Angesicht, bis es nicht mehr strahlte. Das bedeutet, dass das Gesetz vergänglich ist, weil es Menschen zur Verurteilung führte. Erst durch Christus wird die Decke über dem alten Bund beseitigt (2Kor 3,14). Der Dienst der Verurteilung oder des Todes (= AT) wird dem Dienst der Gerechtigkeit oder des Geistes (= NT) gegenübergestellt.
Im Hebräerbrief wird erklärt, dass eine Änderung des Priestertums erfolgte. Das Priestertum Christi hat die Stelle des alttestamentlichen Priestertums eingenommen (Hebr 7,12): „Wenn nun aber ein anderes Priestertum gilt, dann gilt notwendigerweise auch ein anderes Gesetz.” Jesus Christus ist der Mittler eines neuen Bundes (= neuen Gesetzes) geworden (Hebr 9,15). Mit seinem Tod trat der neue Bund (= neues Testament) in Kraft (Hebr 9,16).
Paulus schreibt den Galatern (Gal 5,4): „Ihr, die ihr im Gesetz Gerechtigkeit finden wollt, habt euch von Christus losgesagt, aus der Gnade seid ihr herausgefallen!” Wer also am Gesetz Mose festhält, dem wird Christus nichts nützen.
Das Neue Testament lehrt, dass der alte Bund weggenommen wurde
Viele Christen mögen damit einverstanden sein, dass Jesus das Alte Testament erfüllt und abgetan hat, dennoch glauben sie an einzelne Teile des Gesetzes, wie zum Beispiel an die Zehn Gebote. Doch das Neue Testament lehrt aber eindeutig, dass das alte Testament gänzlich weggenommen wurde.
Im Alten Testament bezieht sich das Gesetz hauptsächlich auf das Gesetz, das Mose am Sinai empfing. Es wurde den Israeliten in der Wüste gegeben und in Deuteronomium (= zweites Gesetz) noch einmal. Die fünf Bücher Mose (= der Pentateuch) enthalten das Gesetz. Im Neuen Testament wird das Wort Gesetz in einer breiteren Form verwendet, so dass es das ganze Alte Testament beinhaltet. Darum kann gesagt werden, dass das Alte Testament, das Gesetz Mos, die Propheten und die Psalmen miteinschliessen (Lk 24,44). Diese Formulierung bezeugt die Dreiteilung der alttestamentlichen Bücher in das Gesetz, die Propheten und die Schriften. Weitere solche Formulierungen finden wir in folgenden Stellen (Lk 16,16; Mt 11,13; 22,40; Joh 1,45). Als die Gläubigen in der neutestamentlichen Zeit vom Gesetz hörten, das hinweggenommen wurde (Gal 3,24), verstanden sie darunter alles, was im Alten Testament geschrieben stand und für das Volk Israel bindend war.
Allen, die dazu neigen zu glauben, mit den zehn Geboten verhalte es sich anders als mit dem übrigen Gesetz, kann auf Römer 7 hingewiesen werden. In diesem Kapitel erklärt Paulus (Röm 7,7): „Ohne das Gesetz hätte ich die Sünde nicht kennen gelernt. Denn ich wüsste nichts vom Begehren, wenn das Gesetz nicht sagte: Du sollst nicht begehren.” Mit dem Gesetz wird auf eines der zehn Gebote hingewiesen (Ex 20,17; Dtn 5,21). Abschliessend stellt er fest (Röm 7,12): „So gilt: Das Gesetz ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.” Paulus benutzt sich selbst als Beispiel, indem er sagt, dass er am Leben war, solange er das Gesetz nicht kannte. Erst als das Gesetz mit seinen Forderungen an ihn herantrat, gereichte es ihm zum Tod (Röm 7,9-11). Er sagt aber auch, dass alle, die an Christus glauben, dem Gesetz gestorben sind (Röm 7,4) und somit vom Gesetz freigekommen (Röm 7,6). Damit will er illustrieren, dass Christen nicht mehr länger unter dem Gesetz leben (inklusiv den zehn Geboten).
Die folgenden Bibelstellen sollen zeigen, dass unter dem ganzen Alten Testament das Gesetz verstanden werden muss. (1Kor 14,21): „Im Gesetz steht geschrieben: Durch Leute fremder Zunge und mit den Lippen Fremder will ich zu diesem Volk reden.” Diese Stelle wird aus Jesaja 28,11-12 zitiert. Das heisst, die Propheten zählen zum Gesetz. Jesus sagte (Joh 10,34): „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter?” Dies war ein Zitat aus den Psalmen (Ps 82,6). Somit werden im Neuen Testament beide, die Propheten (Jesaja) und die Schriften (Psalmen) als Teile des Gesetzes bezeichnet.
Es ist daher falsch, das Gesetz des Alten Testaments abzulehnen und nur die zehn Gebote als bindend zu betrachten. In Epheser 2,15 haben wir bereits gelesen, dass das Gesetz mit seinen Geboten und Bestimmungen aufgehoben wurden. Das heisst, dass diese drei Begriffe, die das gesamte Alte Testament ausmachen, aufgehoben wurden.
Wir können nicht einen Teil des Alten Testaments aufrechterhalten, während wir einen anderen Teil ablehnen. Jesus sagte, dass er gekommen sei, das Gesetz und die Propheten zu erfüllen (Mt 5,17), nicht etwa um irgendetwas aufzulösen. Er fügte noch hinzu (Mt 5,18): „Denn, amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, soll vom Gesetz nicht ein einziges Jota oder ein einziges Häkchen vergehen, bis alles geschieht.” Mit andern Worten, wenn das rituelle Gesetz aufgehoben wurde, weil Jesus das Gesetz und die Propheten erfüllte, dann gilt das für alle Gesetze, auch für die ethischen.
Das ganze AT wurde also abgeschafft. Der alte Bund wurde weggenommen. Das AT ist für uns Christen heute nicht mehr binden!
Gibt Gott damit den Mördern, Ehebrechern und Lügnern einen Freipass? Keinesfalls! Die zehn Gebote sind im Neuen Bund genauso enthalten. Der neue Bund geht sogar viel weiter als der alte (siehe Exodus-02: Die zehn Gebote im Vergleich zum Evangelium). Der neue Bund geht viel weiter, als der alte Bund. Die zehn Gebote verbieten vieles, was ohnehin böse ist. Das Gebot der Liebe aber gebietet uns aktiv zu sein und das Gute in allen Lebenssituationen zu tun.
Was ist mit dem Sabbat? Ist der Sabbat bindend für uns Christen heute? Nein! Wie die Beschneidung, war der Sabbat Bestandteil des alten Bundes, zwischen Gott und Israel. Es hat nichts mit uns Heidenchristen zu tun. Der Sabbat gehört zum alttestamentlichen Gesetz, das durch Jesus erfüllt und abgetan wurde. Jesus und seine Jünger lebten noch unter dem Gesetz Mose, deshalb hielten sie sich an den Sabbat. Doch die frühe Gemeinde hielt den Sabbat nicht. Erst mit dem Tod Jesu begann das christliche Zeitalter und damit das Neue Testament (Hebr 9,16). Die einzige Stelle, die von einem Sabbat spricht, finden wir in Hebräer 4,9-11. Dort wird jedoch die alttestamentliche Sabbatruhe mit der himmlischen Ruhe für alle Gläubigen im neuen Bund verglichen. Paulus sagt zu allen Gläubigen (Kol 2,16): „Darum soll niemand über euch zu Gericht sitzen in Sachen Speise und Trank, Fest, Neumond oder Sabbat; das alles ist ja nur ein Schatten des Künftigen, das Wirkliche ist Christus.” Das gesamte Alte Testament und somit das Gesetz, wird als Schatten der zukünftigen Dinge im Reich Gottes dargestellt (Hebr 10,1).
Das Neue Testament lehrt, dass das Alte Testament trotzdem nützlich zur Belehrung ist
Obschon das Alte Testament weggenommen wurde, lehrt uns das Neue Testament folgendes (Röm 15,4): „Ja, alles, was zuvor geschrieben wurde, ist uns zur Belehrung geschrieben, damit wir mit Beharrlichkeit und mit dem Trost der Schriften an der Hoffnung festhalten.” Und (2Tim 3,16-17): „Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit. So wird der Mensch Gottes vollkommen sein, befähigt zu jedem guten Werk.” Auch das Alte Testament wurde von Gott inspiriert und ist deshalb für Gläubige im neuen Bund von grossem Nutzen, weil es uns belehrt und viele göttliche Prinzipien beinhaltet, die uns zum Leben in Christus erziehen. Vieles im AT dient uns als Beispiel (1Kor 10,11): „Solches ist jenen auf beispielhafte Weise widerfahren; aufgeschrieben wurde es, um uns den Sinn zurechtzurücken, uns, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist.” Im Alten Testament lernen wir Gottes Wesen kennen, Gottes Schöpfungskraft, Gottes Beziehung zu uns Menschen und wie wir Gott gefallen können. Wir lernen, was Gott gefällt und was dem Herrn missfällt. Wir verstehen, wie der Heilsplan Gottes für die ganze Welt in Jesus Christus gipfelt (Joh 3,16). Obschon das Alte Testament für uns Christen nicht bindend ist, lernen wir eine Menge daraus, die uns in der geistlichen Nachfolge Christi sehr nützlich ist.