Taufe-23: Von Saulus zu Paulus, Teil 2 (Apg 9,10-19)

Die Taufe

23. Von Saulus zu Paulus, Teil 2 (Apg 9,10-19)

 

 I.   Jesus beauftragt Ananias

Nun erscheint Jesus dem Ananias. Weshalb Ananias? Er war ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz (Apg 22,12). Er war kein Priester oder Hoherpriester, sondern ein gewöhnlicher Jude. Vielleicht war er sogar bereits getauft und wiedergeboren, da von einem „Jünger“ die Rede ist (V. 10). Jesus hätte auch jemand beauftragen können, der sich an die Tore der Stadt stellte und wartete bis der blinde Saulus mit seinen Reisegefährten dort ankam. Doch er wählte Ananias. Er sollte Saulus aufsuchen, heilen und taufen.

Jesus erscheint ihm nicht durch einen starken Lichtglanz, sondern in einer Vision. Der Unterschied zu Saulus könnte darin liegen, dass Ananias bloss eine Stimme hörte, ohne Jesus zu sehen. Wir wissen z. B., dass auch der Knabe Samuel bloss eine Stimme hörte in der Nacht und meinte, der Prophet Eli habe ihn gerufen. Eli klärte ihn auf und sagte zu ihm, dass wenn er die Stimme nochmals höre, dann soll er sagen: „Rede, Herr, dein Diener hört!“ (1 Sam 3,9).

Die biblische Zeit ist für viele sicher faszinierend, in der Menschen durch Visionen Aufträge von Gott empfingen. Viele Christen wären gern bereit für das Reich Gottes so zu arbeiten. Wenn sie aber schon mit einfachsten Aufträgen konfrontiert werden, dann sind sie oft nicht bereit dazu. Weshalb? Sie möchten den Auftrag auf ihre eigene Weise ausführen. Ananias hatte die Ehre, einen Auftrag von Gott zu empfangen. Jesus sagte: „Geh auf die gerade Strasse.“ Ich kann mir vorstellen, wie Ananias auf ein Stück Papier schrieb: Hauptstrasse. Jesus sagte: „Suche das Haus des Judas.“ Ananias schrieb: Haus des Judas. Jesus sagte: „Erkundige dich nach einem Mann aus Tarsus.“ Ananias schrieb: Mann aus Tarsus. Jesus sagte: „Der Mann heisst Saulus und er betet.“ Ananias liess den Schreiber fallen vor Schreck und fragte: „Herr, meinst du wirklich Saulus aus Tarsus?“ Jesus antwortete: „Ja, den meine ich.“ Dieser Auftrag war für Ananias lebensgefährlich.

Wenn Ananias tatsächlich bereits Christ war, dann verlangte Jesus von ihm, mit andern Worten: „Geh und hilf dem Mann, der gekommen ist, um dich ins Gefängnis zu werfen und dich umzubringen.“ Denn Ananias wusste von den grossen Christenverfolgungen im Land! Deshalb versuchte er dem Herrn zu erklären, was Saulus schon alles angerichtet hatte in Jerusalem, als wüsste dies der Herr noch nicht. Geht es uns nicht manchmal genauso wie Ananias? Wir möchten Menschen zu Christus führen und sie taufen. Doch wenn es unangenehm wird, dann schrecken wir zurück. Wer dem Reich Gottes dienen möchte, der muss sich dem Willen Gottes beugen und viel Unangenehmes ertragen. Der Gegenspieler wird schon dafür sorgen, dass es auf irgendeine Weise mächtig Ärger gibt. Deshalb läuft eine Bekehrung meistens nicht so glimpfig ab, wie wir uns das vorstellen. Manchmal ist es wie bei einer Geburt, die einen Leidenspunkt erreicht, an dem alles scheint ausser Kontrolle zu geraten. Darum ist es wichtig, dass wir die Sache dem Herrn übergeben und ihm einfach nur dienen, wie er es von uns verlangt.

Der Herr fragte den Ananias nicht: „Was denkst du, wie sollen wir mit Saulus vorgehen?“ Jesus hatte klare Anweisungen und brauchte nur ein gehorsames Werkzeug. Ein Werkzeug sagt seinem Handwerker auch nicht, wie eine Arbeit ausgeführt werden soll. „Nein“ ist keine Antwort, wenn der Herr uns zu seinem Dienst ruft, egal wie gefährlich die Lage ist. Ananias lernte die Lektion seines Lebens. Das grösste Werk das er tun konnte, war nicht die Heilung und Bekehrung des zukünftigen Apostels Christi. Sein grösstes Werk bestand darin, sein eigenes Leben Jesus zu übergeben und sich als Werkzeug für den Herrn gebrauchen zu lassen. Das tat er auch!

Ohne Widerrede und Auflehnung ging er zu dem erwähnten Haus an der geraden Strasse. Ananias sagte mit andern Worten: „Verstanden Herr, ich vertraue dir.“ „Ich bin dein Diener, tue mit mir was dir gefällt.“ Auch Paulus musste später dem Herrn als Werkzeug so dienen, wie er sich das überhaupt nicht vorgestellt hatte (2 Kor 11,23-28). Jesus erklärte dem Ananias: „Er ist mir ein auserwähltes Werkzeug.“ „Ich werde ihm zeigen, wie viel er um meines Namens willen leiden muss.“ Wer ein dienstbares Werkzeug des Herrn sein will, der muss bereit sein Leiden und Demütigungen zu ertragen, um des Evangeliums willen. Paulus schreibt später seinem Mitarbeiter Timotheus (2 Tim 3,12): „Im Übrigen sind Verfolgungen etwas, womit alle rechnen müssen, die zu Jesus Christus gehören und entschlossen sind, so zu leben, dass Gott geehrt wird.“

 II.   Bekehrung des Saulus

Während Paulus fastete und betete wurde er vom Herrn durch eine zweite Vision getröstet. Er sah, dass Ananias zu ihm kommen – und ihm die Hände auflegen würde, so dass er wieder sehen könne. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste Saulus noch nicht, was Jesus mit ihm vorhatte. Jesus sagte nur, als Saulus geblendet am Boden lag (V. 8): „Doch jetzt steh auf und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“

Es ist interessant, dass nach dem Tod und der Auferstehung Christi niemand von Jesus oder von Engeln direkte Anweisungen erhielt, wie man gerettet werde. Immer wurde ein Evangelist oder ein Lehrer zu einer bestimmten Person gesandt, der das Wort Gottes lehrte (Bsp. Kämmerer, Kornelius).

Es ist Gottes Wille, dass das Evangelium Christi durch den Mund der Menschen auf der ganzen Welt verkündet wird (2 Kor 4,7). Wenn das nicht so wäre, dann hätte der allmächtige Gott sich einen andern Weg ausgewählt, um dem Paulus seinen Missionsauftrag zu erteilen. Er hätte ihm direkt bei der Erscheinung mitteilen können was zu tun ist. Oder, er hätte ihm, statt eine zweite Vision, in den drei Tagen alles erklären können, was er dem Ananias aufgetragen hatte. Nein, der Herr wählt bewusst menschliche Mittel oder Werkzeuge!

Interessant ist auch die Tatsache, dass Paulus trotz der Erscheinung Christi noch nicht gerettet war! Wem wird schon die Gnade einer Erscheinung Jesu zuteil? Aber selbst dann ist eine Bekehrung durch die Taufe erforderlich! Jeder, der behauptet, ihm sei Jesus erschienen, der darf nicht gleichzeitig auch mit seiner Rettung rechnen. Eine Erscheinung, wie wir sie in der Bibel lesen, ist weder ein Beweis gerettet zu sein, noch ein Beleg, vom Heiligen Geist erfüllt zu sein.

Was war der Sinn und Zweck der Handauflegung des Ananias? Aus dem Bericht des Lukas geht klar und deutlich hervor, dass es um die Wiederherstellung des Augenlichts ging. Es war der Wille des Herrn, dass Saulus zwei Dinge durch Ananias erfuhr:

(1) Er sollte geheilt werden und wieder sehen können.
(2) Er sollte mit dem heiligen Geist erfüllt werden.

Später erklärte Paulus als Gefangener in Jerusalem dem Volk (Apg 22,13): „Ananias suchte mich auf, trat zu mir und sagte: Saul, mein Bruder, du sollst wieder sehen können! Im selben Augenblick sah ich ihn vor mir stehen; ich konnte wieder sehen!“ Durch die Handauflegung des Ananias wurde Saulus wieder gesund. Ananias erklärte ihm seinen Missionsauftrag als Heidenapostel (Apg 22,14-15). Saulus wurde aber noch nicht erfüllt mit dem Heiligen Geist! Dies geschah erst bei seiner Glaubenstaufe!

Ananias sagte schliesslich zu Saulus (Apg 22,16: Zürcher): „Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen, rufe seinen Namen an und lass dir deine Sünden abwaschen!“ Wie sollte Saulus seine Sünden abwaschen lassen? In der Taufe oder durch ein Gebet? Natürlich in der Taufe! 1 Petr 3,21: „Bei der Taufe geht es nicht um etwas Äusseres, das Abwaschen von körperlichem Schmutz. Sich taufen lassen bedeutet, Gott um ein reines Gewissen zu bitten.“ Wer sich taufen lässt, der lässt sich im Gewissen reinwaschen von allen Sünden! In der Taufe bitten wir Gott um ein reines Gewissen. Durch die Taufe werden wir gerettet aus dem verkehrten und verlorenen Geschlecht auf Erden (Apg 2,40).

Saulus glaubte der Erscheinung Jesu und seinen Worten. Trotzdem musste er seine Sünden abwaschen lassen durch die Taufe. Saulus erkannte, dass er schuldig war, deshalb fastete und betete er drei Tage. Trotzdem war er immer noch nicht gerettet! Dies geschah erst, als er sich taufen liess.

Viele moderne Prediger der heutigen Zeit sagen den Menschen nicht mehr, dass es notwendig ist, sich taufen zu lassen, um gerettet zu werden. Sie behaupten, dass wir allein durch den Glauben an Christus und ein persönliches Gebet gerettet werden. Im Wasser sei keine Erlösung zu finden, sondern allein in Christus! Das hat ja auch niemand behauptet, dass im Wasser die Erlösung sei. Denn das Wasser besitzt keine magische Kraft, Sünden abzuwaschen. Das Wasser, in dem Saulus getauft wurde, war dasselbe Wasser, das die Einwohner von Damaskus benutzten, um ihr Essen zu kochen und um ihre Kleider zu waschen. Wer aber den Geboten Christi gehorchen will, wie Saulus, der lässt sich taufen, um seine Sünden im Wasserbad abzuwaschen, wie die Bibel sagt.

Die Schriften betonen, dass unsere Sünden im Blut Jesu reingewaschen werden (Offb 7,14; 1,5). Das heisst, dass wir in der Taufe das Blut Jesu berühren und reingewaschen werden im Geist. Obschon wir bei der Taufe mit gewöhnlichem Wasser in Berührung kommen, berühren wir gleichzeitig das Blut Jesu. Im Römer 6 wird das genauer erklärt, dass wir nämlich durch die Taufe mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi in Berührung kommen. Durch den Tod Jesu am Kreuz wurde sein Blut vergossen. Und dieses Blut rettet uns, wie das Blut des Lammes, das die Israeliten an die Türpfosten strichen vor dem Exodus (Ex 12).

Wie schon mehrmals gesagt: Saulus fastete und betete, aber seine Gebete während drei Tagen konnten ihn nicht retten. Ananias sagte vielmehr zu ihm, mit andern Worten: „Hör auf zu beten und steh auf, lass dich taufen auf den Namen Jesu!“ „Hör auf zu sagen: Herr, Herr und tue, was er dir geboten hat!“ (Mt 7,21) Das war keine leichte Entscheidung für Saulus. Es ist niemals einfach einzugestehen, dass man falsch liegt.

Die Taufe selbst war für Saulus kein Problem, da er sich rituelle Waschungen aller Art gewöhnt war (Apg 21,23-24). Viel schwieriger war es für ihn, zum ersten Mal in seinem Leben den Namen Jesu anzurufen. Jesu Namen anzurufen bedeutete, dass er Jesus als Herrn und Heiland anerkannte. Das bedeutete, dass er an Jesus glaubte und sein Leben ihm übergab. Das bedeutete, dass er umkehren und alles hinter sich lassen musste: Familie, Freunde, jüdische Religion, Ehre, Reichtum usw. Auch wenn das keine einfache, sondern eine folgenschwere Entscheidung war für Saulus, so zögerte er keinen Augenblick!

Erst als Saulus an Jesus glaubte, seine Sünden bekannte und sich taufen liess, berührte er das Blut Jesu und wurde im Herzen von aller Schuld gereinigt! Erst dann wurde er erfüllt mit dem Heiligen Geist! Ob er bei der Handauflegung des Ananias auch die besonderen Geistesgaben empfing, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Eins steht jedoch fest: Saulus wurde erfüllt mit dem Heiligen Geist, d. h. mit dem Siegel der Gotteskindschaft ist (Eph 1,13). Gottes Geist nahm in ihm Wohnung und versetzte ihn ins Reich Gottes (Kol 1,12).

Anschliessend nahm er Speise zu sich und kam wieder zu Kräften. Weshalb nahm er nicht schon vorher Speise zu sich? Wenn die Taufe nicht höchste Priorität gehabt hätte, dann hätte er vorher gegessen und sich gestärkt. Doch die Rettung seiner Seele war ihm wichtiger, als sein körperliches Wohlbefinden.

Wichtig ist auch die Tatsache, dass der Herr Jesus dem Saulus nicht erschien, damit er Christ würde. Jesus erschien ihm, weil er ihn zum Zeugen und Apostel für die Menschheit machen wollte (Apg 9,15). Jesus beobachtete den Eifer und die Hingabe des Paulus für Gottes Sache schon lange, deshalb beschenkte er ihn mit einer besonderen Gnade. Nur Jesus weiss, weshalb Saulus und kein anderer (Jes 55,8-9). Manch einer könnte sagen, dass er auf eine Erscheinung warte, bevor er sich taufen lasse, doch dann kann er lange warten. Jesus ist nie einem Menschen erschienen, um ihm zu sagen, wie er Christ werden sollte. Die meisten Menschen müssen das Wort Gottes von einem Prediger hören oder selbst lesen, um zu erfahren, was Gott von ihnen verlangt. Die vielen tausend Menschen, von denen wir im NT lesen, wurden Christen, ohne dass ihnen der Herr erschien.

 III.  Schlussfolgerung

Saulus, der unter den Heiden später Paulus (klein) genannt wurde (Apg 13,9), hat der Christenheit grosse Dienste geleistet. Er war kompromisslos und strikt mit seinem Glauben. Was wäre die Bibel des Neuen Testaments ohne die wertvollen Schriften des Paulus? Er war Mann der Tat, der für das Reich Gottes zu einem unentbehrlichen Werkzeug wurde. Er zählt zu den grössten menschlichen Vorbildern und Glaubenshelden der ganzen Bibel.

Auch Du kannst mit deinem Glauben heute noch vielen Menschen zum Vorbild werden. Auch Du kannst einmal auf der Liste Gottes der grossen Glaubenshelden stehen. Denn der Herr Jesus braucht auch heute noch gehorsame Werkzeuge, die überall auf der Welt eingesetzt werden, um Suchenden den Weg zum himmlischen Ziel zu beleuchten durch sein Evangelium. Bist Du bereit, den eigenen Willen abzulegen und Jesus als Herrn und König in deinem Leben anzunehmen? Bist Du bereit, Leiden und Ablehnungen zu ertragen für Christus? Ausschlaggebend sind allein Dein Glaubensgehorsam und Deine Beziehung zum lebendigen Gott!

Möge der Herr uns stärken im Glauben und uns die nötige Ausdauer und viel Liebe schenken, dass wir als seine Werkzeuge noch grosse Dinge tun werden für sein Reich!

 

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