Herzkrankheit-09: Ungeduld

Heilung von Herzkrankheiten

 

 

 Einleitung

Ich mag mich an einen amerikanischen Lehrer im College erinnern, der uns Schülern einer seiner Schwächen bekannte und sagte: „Ich bin sehr ungeduldig.“ Dabei lächelte er, als ob die vielen guten Seiten, die er besitzt, seine Ungeduld rechtfertigen würde. Es störte ihn kaum, seine Ungeduld vor allen zu bekennen. Ich dachte: „Wie kann ein Christ lächelnd und ruhig bekennen, dass er ein ungeduldiger Mensch ist?“ „Dagegen kann doch etwas getan werden!“ „Ich jedenfalls würde mich nicht tatenlos zu solch einer Schwachheit bekennen.“

Ungeduld ist in den meisten Fällen keine gute Tugend! Es gibt keinen Grund sich für die Ungeduld zu rühmen! Selbstverständlich gibt es auch Situationen im Leben, in der ein „ungeduldiges“, schnelles Handeln sehr wichtig ist, zum Beispiel: Wenn es gilt ein Leben (vielleicht unser eigenes) zu retten aus einer Notlage (die Israeliten z. B. mussten das Passa beim Auszug in angstvoller Eile essen). Wenn eine schnelle Entscheidung gefordert ist und ein langes Herauszögern mit Faulheit oder Uneinsichtigkeit gleichzusetzen wäre. Ungeduld kann also auch positiv angewandt werden.

In den meisten Fällen ist jedoch Ungeduld verbunden mit: Voreiligem Handeln, Unbesonnenheit. Ruhelosigkeit, Rastlosigkeit, Unruhe. Aufregung, Übereifer, Gereiztheit, Unbeherrschtheit usw.

Die wichtigste Frage ist: Ist Ungeduld eine menschliche Eigenschaft, die wie rote Haare oder dunkle Haut unveränderbar bleibt? Oder:

 

 I.   Ist Geduld lernbar?

Gott, unser Schöpfer, lässt uns durch die Bibel folgendes sagen: „Besser ein ausdauernder als ein hochfahrender Sinn“ (Koh 7,9). Hier wird Ausdauer dem Hochmut gegenüber gestellt. Ein ungeduldiger Mensch ist also mit andern Worten hochmütig, weil er zu schnell zu hoch hinaus will. Hochmut aber kommt immer vor dem Fall (z. B. Nebukadnezar, Dan 4). „Der Langmütige ist reich an Einsicht, aber der Jähzornige treibt die Torheit auf die Spitze“ (Spr 14,29). Hier wird Langmut mit Einsicht auf die gleiche Stufe gestellt. Jähzorn hingegen ist Torheit im höchsten Mass. Sprüche 16,32: „Besser langmütig sein als ein Kriegsheld, besser sich selbst beherrschen als Städte bezwingen.“ Bei Gott kommt der Langmütige also vor dem Kriegsheld! Das heisst: Besser versuchen vorher noch einmal mehr zu verhandeln und über Fehler des andern hinwegzusehen, statt Krieg zu führen. Diese Bibelstellen haben alle nur eines zum Ziel: dass der Mensch lernt geduldiger zu sein, geduldiger mit sich selbst, geduldiger mit seinen Mitmenschen. In kleinen Schritten ist Geduld also lernbar!

Die Bibel geht aber noch weiter, indem sie uns lehrt, dass Ungeduld Sünde ist (Dtn 21,4-9). Das Volk Israel wurde ungeduldig. Sie wollten diesen Umweg nicht machen. Sie wollten schneller am Ziel sein. Ihre Ungeduld machte sie mürrisch, undankbar und auflehnerisch gegen Gott. Diese hochmütige Gesinnung war sündhaft und wurde bestraft, indem der Herr tödliche Schlangen nicht daran hinderte sich ins Lager einzuschleichen. Viele kamen durch die tödlichen Schlangenbisse ums Leben. Genau gleich kann es sich auch heute in unserem Leben abwickeln: Wenn wir z. B. ein bestimmtes Ziel ungeduldig erreichen und „mit dem Kopf durch die Wand“ wollen. Wir ärgern uns, wenn unser Einsatz nicht zum erhofften Ziel führt, statt uns in Geduld zu üben. Der Ärger ist letztendlich Auflehnung gegen Gott, der uns das gewünschte Ziel nicht sofort erreichen lässt. Auflehnung aber ist Sünde und Sünde führt zum Unglück, wie bei den Israeliten! (Röm 6,23)

Gott will, dass wir Geduld lernen!
1. Timotheus 6,10-11: Statt dem Geld, sollen wir der Geduld nachjagen! In Gottes Augen zählt nicht Besitztum, sondern die inneren Werte zählen.
Titus 2,1-3a: Hier ist von alten Männern und Frauen die Rede. Was aber ist mit den jungen Männern und Frauen? Warum werden sie hier nicht auch erwähnt? Hier geht es um den Gedanken des Vorbilds. Die älteren Menschen sind, ohne es sich bewusst zu sein, den Jüngeren ein Vorbild. Deshalb ist es wichtig, dass sie gesund sind im Glauben sind und in der Geduld erprobt.

Jakobus 5,7-11: Es ist interessant festzustellen, dass die inspirierten Schreiber immer wieder auf die Wiederkunft hindeuteten, als stehe sie kurz vor der Tür. Inzwischen sind über 2000 Jahre vergangen und Jesus ist noch nicht wiedergekommen. An dieser Tatsache kann einmal mehr die Langmut Gottes festgestellt werden, indem er nicht will, dass jemand verlorengeht, sondern „der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1 Tim 2,4). Die Geduld und Langmut Gottes geht viel weiter als die unsere (wir Menschen sind oft weit davon entfernt). Durch Gottes Geduld sollen wir angespornt werden, darin zuzunehmen. Zum Vorbild sollen wir auch die Propheten nehmen, die jahrelang im Namen des Herrn den Menschen Gerichte angekündigt hatten, wenn sie nicht Busse tun. Denken wir an Jeremia, der ein Leben lang predigte, doch ohne Erfolg. Was hatte doch dieser Prophet für Geduld mit seinen schwer-hörigen Volksgenossen! Kaum je lag eine schwerere Last auf den Schultern eines Sterblichen. Dreimal wurde er ins Gefängnis geworfen, mehrmals wurde er geschlagen und misshandelt, weil er Gottes Gericht über die Stadt Jerusalem ankündigte. Zweimal verlangten seine Volksgenossen seinen Tod, nachdem er als Landesverräter hingestellt wurde. Trotzdem blieb er seiner undankbaren Mission, die ihm Gott aufgetragen hatte, bis am Ende seines Lebens treu. Dieser Mann ist uns zum Vorbild des geduldigen Ausharrens geworden. Mit grosser Trauer musste er das Gericht Gottes über seine Volksgenossen miterleiden. Nach jüdischer Tradition wäre Jeremia im Jahre 580 v. Chr., im Alter von 70-80 Jahren, gesteinigt worden. Die meisten Propheten hatten nicht so viel „Glück“ wie Jona, der erleben durfte, wie eine ganze Stadt sich umwandte von ihren Bösen Werken und dabei vor dem angekündigten Gericht verschont wurde!

 

 II.   Wie lernen wir die Geduld?

Die Bibel sagt, dass wir durch vielfältige Versuchungen die Gelegenheit erhalten mehr Geduld zu lernen: Jakobus 1,2-4. Statt uns über Versuchungen im Alltag zu ärgern oder uns entmutigen zu lassen, sollten wir jede Anfechtung als die Gelegenheit betrachten, um in Geduld geübt und ausgebildet zu werden. Denn durch diese Art von Geduld werden wir geistlich stark! Die Anfechtungen des Lebens sollen uns nicht besiegen, sondern wir sollen sie besiegen lernen mit der Kraft Gottes! Wir sollen wie Sportler sein und uns freuen, wenn wir in höheren Einheiten trainiert werden, weil wir uns steigern und noch bessere Leistungen erzielen wollen. In dem Sinne sollen wir uns freuen über neue Herausforderungen, statt uns über Versuchungen zu beklagen!

Die Bibel sagt auch, dass die Trübsal Geduld wirkt: Römer 5,3-4. Wer an Gott glaubt, sieht jede Trübsal (Unglück, Trauer, Leid) im Leben, nicht als Niederschlag, sondern als Herausforderung. Der Gläubige rühmt sich sogar der Trübsal, weil er fest darauf vertraut, dass Gott auch den Ausgang schaffen wird. Denn der Herr lässt uns nicht über unser Vermögen versuchen (1 Kor 10,13)!

In der Bibel ist von mindestens vier verschiedenen Begriffen der Geduld die Rede: Geduld, die sich ergibt, ist Langmut, die eher passiv zu wartet, wie die Langmut Gottes, die uns damit die Gelegenheit zur Umkehr schenkt (2 Petr 3,15). Eine andere Form von Geduld hat mit passivem Abwarten, oder Ausharren zu tun. Mit diesem Ausharren ist weniger die lange Wartezeit gemeint. Es wird auf die Schwere der Anfechtung hingewiesen, die zu ertragen ist. Im Hebräer 10,36 heisst es wörtlich: „Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr ... die Verheissung erlangen mögt.“ Ein weiterer Begriff von Geduld ist mit Zurückhaltung, Aufschub, aushalten, ertragen im aktiven Sinne verbunden: Kolosser 3,12-13. In der göttlichen Langmut sollen wir einander ertragen, oder erdulden. Diese Geduld hat mit aktivem Tragen zu tun, wie ein zusätzlicher Rucksack auf dem gemeinsamen Marsch zum Gipfel. In diesem Sinn soll auch die gesunde Lehre ertragen werden, auch wenn sie vielleicht manchmal schwer zu sein scheint (2 Tim 4,3). Deshalb bittet Paulus im Hebräer 13,22 die Gläubigen: „Lasset euch das Wort der Ermahnung gefallen!“ Wörtlich: „Ertragt das Wort der Ermahnung!“ Und schliesslich ist von einer vierten Geduld die Rede, die mit Ausdauer, Verharren, Beharrlichkeit, Standhaftigkeit im aktiven Sinn viel zu tun. Apg 1,14: „Diese [Apostel] alle verharrten einmütig im Gebet mit den Frauen ...“ Apg 2,42: „Sie [die Neubekehrten] verharrten in der Lehre der Apostel ...“ Paulus sagt uns im Kolosserbrief: „Verharret im Gebet und wachet darin mit Danksagung!“ Diese vier Arten der Geduld können wir aus der Bibel lernen, um ein ausgeglichenes Verhältnis zur Geduld zu bekommen.

 

III. Was ist schliesslich die köstliche Frucht der Geduld?

Die Geduld macht uns bewährt: Römer 5,4. In den Sprüchen 15,18 heisst es: „Der Jähzornige erregt Zank, der Langmütige beschwichtigt den Streit.“ Langmut ist eine Frucht des Geistes Gottes, der in uns wohnt (Gal 5,22). Langmut lernen wir bei Gott und durch Gott. Die Frucht der Geduld bedeutet Gemeinschaft, weil wir bereit sind einander in Liebe zu ertragen (Eph 4,2)! Geduld oder Ausdauer wird vom Herrn belohnt: Hebräer 6,11-12.

 

 Schlussfolgerungen

Aus all dem gesagten stellen wir fest: Ungeduld ist eine geistige Herzkrankheit! Geduld ist lernbar! Gott will, dass wir uns gegen Versuchungen jeglicher Art im Alltag nicht auflehnen, sondern diese Gelegenheit dazu benützen, um geduldiger zu werden. Das Leben ist nichts anderes als eine grosse Geduldsprobe! Wer sie im Glauben angehen will, wird sie bestehen und glücklich sein! Wer nichts gegen seine Ungeduld unternimmt, wird erfahren, dass sie sich als geistige Herzkrankheit ausbreitet, bis sie zum Tod führt!

Der Herr will uns heilen von allen Herzkrankheiten! Deshalb lässt Er uns durch sein Wort ermahnen und aufklären! Wenn wir bereit sind von Gottes Wort zu lernen, werden wir von vielen Unannehmlichkeiten und Frustrationen des Lebens verschont bleiben. Denn Geduld bedeutet: Beherrschung, Besonnenheit, Schonung, Genuss, Freude. Ruhe, Unerschütterlichkeit, Ausdauer und ein erfolgreiches Leben. Allen, die im Glauben an den göttlichen Prinzipien festhalten, hat der Herr ein besseres Leben hier auf Erden und ein ewiges Leben im Himmel versprochen!