Grundlagen-06: Jesus als Lehrer

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 6

 

 Der Erfolg seiner Lehrtätigkeit

Es gibt etwa 900 Millionen Menschen, die in irgendeiner Form an den Erlöser glauben und seine Lehre anerkennen. Das ist mehr als das Doppelte der Anhängerzahl irgendeiner anderen Religion der Welt. Es gibt kaum ein Land, in dem der Name Jesu als Inbegriff des Guten nicht bekannt wäre. Der Urheber dieser weltumspannenden Glaubensrichtung war der Meister aus Galiläa, der mit göttlichem Auftrag in die Welt kam (Joh 12,49-50). Er war weder ein grosser Feldherr oder Herrscher nach den Massstäben dieser Welt, noch wirkte er als Revolutionär im Sinne eines Volksverführers, der sich die niederen Instinkte im Menschen zunutze macht. Auch kaufte er die Hörigkeit der Massen nicht mit materiellen Belohnungen, wie es die Römer zu tun pflegten (Joh 6,14-15; 26-27). Seine Wirkungsweise, die zu solch welterschütternden Ergebnissen führte, war die eines Lehrers, und zwar eines Lehrers, wie die Geschichte der Menschheit keinen zweiten aufweist.

Die Begründung seines beispiellosen Erfolgs ist nur auf seine einmaligen Eigenschaften zurückzuführen. Einige sind hier aufgezählt:

- Seine Lehre begünstigte keine besondere Partei oder Nation, sondern wendet sich an alle Menschen ohne Rücksicht auf Rasse, Nationalität oder Abstammung (Mk 16,15; 1Tim 2,4).

- Er war mit seiner Lehre vollkommen vertraut und redete mit unbeirrbarer Sicherheit die Worte des Schöpfers selbst (Joh 1,18; 3,31-35; 7,46).

- Er kannte die Seelen der Menschen und nahm an ihren Hoffnungen, Freuden und Schwächen teil (Joh 2,1-2.24-25; 11,35).

- Er lebte selbst nach den Grundsätzen seiner Lehre (Joh 8,46; 15,12-13; Lk 23, 4.41).

Seine Worte waren klar und verständlich und brachten sowohl dem ungeschulten Fischer (Mt 4,19-20), als auch dem gelehrten Pharisäer (Joh 3,1-2) eine passende Botschaft (Joh 3,1-21). „Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk ent-setzte über seine Lehre: denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Mt 7,28-29).

Seine Persönlichkeit war von grosser Wirkung auf die Menschen. Mit seiner Liebe und Güte gewann er die Herzen der Zuhörer (Lk 7,36-50; Apg 10,38). „Und alles Volk hörte ihn gern“ (Mk 12,37b).

Er konnte voll befriedigen. Keiner, der aufrichtig und ernsthaft seine Hilfe suchte, musste leer wieder weggehen:

• Körperliche Segnungen: Mt 8,1-13.

• Seelische Segnungen: Mt 11,28.

Als Jesus auf Golgatha ans Kreuz geschlagen wurde, hatte er den Samen zur Ausbreitung seiner Lehre bereits gesät. Seine Apostel und später die anderen Jünger trugen seine Botschaft in alle Welt (Kol 1,6; Apg 1,8). Schon damals wurden die Anhänger Jesu, die seine Lehre verbreiteten und mit dem Glauben ernst machten, von Unverständigen und Ungläubigen als Gruppe einer Sekte aburteilt (Apg 24, 5.14). Trotz Opposition und Verfolgung war der Erfolg beispiellos gross.

 

 Der Zweck seiner Lehre

Jesus brachte den Menschen eine neue Lehre, die sich ganz erheblich von den damals geläufigen Anschauungen unterschied. Der Hauptzweck der Lehre Christi bestand darin, die Menschen durch tiefgreifende Änderungen dieser neuen Lebensweise anzupassen (Mt 11,28-30). Diese Änderungen waren verschiedener Art:

Physisch: Obwohl Christus in erster Linie an der Seele des Menschen interessiert war, lehrt uns das Neue Testament, dass er sich um das körperliche Wohlergehen der Menschen kümmerte (Mt 14,13-21) und uns ermahnt, das Gleiche zu tun (Mt 25,31-46).

Geistig: Er war an der Entwicklung des Verstandes interessiert und machte aus ungeschulten Fischern die fähigsten Lehrer der Urgemeinde: die Apostel (Lk 24,45; Apg 4,1-3).

Sozial: Er nahm an der jüdischen Lebensgemeinschaft Anteil und erfüllte seine Bürgerpflichten (Joh 2,1-3; Mt 17, 24-27). Er ist auch darin unser Vorbild.

Moralisch: Jesus erhob die Forderung nach einem reinen, makellosen Leben. Er gab uns die Grundsätze eines moralisch einwandfreien Lebens und zeigte durch sein Beispiel, wie man sie verwirklichen kann (Mt 5,48; Hebr 4,14-15).

Geistlich: Die Änderungen in geistlicher Hinsicht war das Hauptziel seiner Lehre. Sein höchstes Verlangen war, für Gott zu leben (Joh 4,34) und diesen Wunsch suchte er auf die Menschen zu übertragen (Mt 6,33). Christus war nicht mit einer formellen Erfüllung der menschlichen Verpflichtungen Gott gegenüber zufrieden, sondern betonte die Wichtigkeit der rechten Einstellung (Mt 3,13-15; 5,17) und der totalen Nachfolgschaft (Lk 14,26-27. 33).

Jesus appellierte an verschiedene Beweggründe, um die erwünschte Umwandlung im Menschen zu erzielen:

- Furcht vor Strafe (Mt 13,47-51; Lk 12,4-5).

- Belohnung (Mk 10,29-30).

- Dankbarkeit (Lk 17,17-18).

 

 Die Methode seines Lehrens

Jesus passte seine Lehre den Verhältnissen seiner Schüler an. Wenn er zu Fischern sprach, führte er Beispiele aus ihrer Lebenserfahrung an. Unterhielt er sich mit den Schriftgelehrten, so sprach er mit ihnen über das Gesetz. Er versuchte deren Vertrauen zu gewinnen, um sie aus ihrem irdischen Denken zu den höchsten geistlichen Werten hinführen zu können. Seine Lehrmethode unterschied sich im Allgemeinen von den negativen Gesetzen des AT: „Du sollst nicht ...“ Jesus betonte das Positive, denn er wusste, dass die Wahrheit alles Falsche von selbst verdrängen würde. Das heisst nicht, dass Jesus auch Worte wie zum Beispiel folgende lehrte: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Mt 7,21).

Literarisch betrachtet, gliedert sich die Lehrmethode in folgende Formen:

Gleichnis: Eine Erzählung aus dem Bereich der Natur oder menschlichen Erfahrung, um eine bestimmte Wahrheit auszudrücken. Das Gleichnis ist eine häufige Erscheinung in der Lehre Jesu und illustriert gewöhnlich nur eine Eigenschaft (z. B. das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner lehrt uns die rechte Einstellung im Gebet: Demut, Lk 18,9-14).

Bildlicher Ausdruck: Zum Beispiel „der Sauerteig der Pharisäer“ (Lk 12,1) oder „das Salz der Erde“ (Mt 5,13).

Analogie: Zum Beispiel der Vergleich des Weisen und des Toren mit dem Hausbau auf sicherem und unsicherem Fundament (Mt 7,24-27).

Seligpreisung: Kurze und einfache Lobsprüche über bedeutende, aber meistens unauffällige oder verachtete Eigenschaften der Menschen (Mt 5,3-12; 11,6; Lk 10,23; 11,27-28).

Andere, weniger oft gebrauchte Lehrformen sind:

• das Paradoxon (scheinbar widersinnige Behauptung: z. B. Mk 10,39).

• die Hyperbel (eine Übertreibung zwecks Betonung: z. B. Mk 10,25).

• die sogenannte Sokratische Methode (Lehrmethode durch Stellen von Fragen, deren Antworten offensichtlich sind: z. B. Mk 4,21-25; Lk 8,16.18).

• der Parallelismus (eine Wiederholung desselben Gedankens in leicht veränderter Form zwecks Hervorhebung: z. B. Lk 8,17).

Über die verhältnismässig wenigen, aber umso inhaltsreicheren Worte des Heilands sind ganze Bibliotheken geschrieben worden, die jedoch niemals den Sinn seiner Lehre erschöpfen können. Die Kürze und unübertreffliche Schlichtheit seiner Worte, die bedeutungsvoller sind als die komplizierten Lehrsätze der klassischen Philosophen, sind ein bedeutender Hinweis auf die Göttlichkeit Christi. Irdische Begriffe und Einrichtungen mögen vergehen, aber die Worte Jesu werden nicht vergehen, denn sie besitzen ewige Gültigkeit (Mt 24,35). Mit Jesus leben zu dürfen ist das grösste Vorrecht, das ein Mensch haben kann.