Grundlagen des Evangeliums
Arbeitsblatt 18
Einleitung
Wenn ein Mensch das Evangelium Christi als Kraft Gottes zu seinem Seelenheil anerkennt und sich dessen Forderungen in aller Konsequenz unterwirft, beginnt er unter dem Einfluss des durch das göttliche Wort wirkenden Heiligen Geistes ein neues Leben (2Kor 5,17; Gal 6,15). Dieses von Gott gezeugte, neue Leben vereinigt ihn mit all denen, die sich gleich ihm dem Herrn in echtem, tatkräftigen Glauben hingegeben haben. Er ist nun durch Gottes Gnade ein Glied jener grossen und heiligen Bruderschaft geworden, die im Namen des Heilands dem himmlischen Vater dient (Tit 2,11-14; Hebr 12,23). Jesus führt sie. Er gibt seinen Jüngern jedoch keine bis in letzte Einzelheiten gehende Verhaltensmassregeln, die jedes auftauchende Problem genaustens erfassen und lösen. Jesus lehrt in umfassenden, grundlegenden Prinzipien, die alle Lebensbereiche und -aufgaben einschliessen. Es ist die Pflicht eines jeden Christen, diese wichtigen Grundsätze zu erfassen und sie auf sein Leben anzuwenden (z. B. Jak 1,27; 1Thess 5,22; Röm 14,13-23). Mit Gottes Hilfe kann er also allen geistlichen Anforderungen gerecht werden. (siehe "Was ist Christentum?")
Das christliche Leben in der täglichen Gemeinschaft mit anderen Menschen ist eine Angelegenheit der Gesinnung; es ist eine Einstellung des Verstands gegenüber dem Leben und den Mitmenschen; es ist eine Sache der geistigen Beschaffenheit, die denselben Geist aufweist, den Christus offenbarte (Röm 8,9).
Die Eigenschaften eines Christen
Wir betrachten jetzt einige spezifische christliche Charaktereigenschaften. Es ist eine Auswahl aus Galater 5,22 und 2. Petrus 1,5-7, ohne die ein Mensch niemals ein im Glauben erwachsenes Gotteskind sein kann. Sie sind von ausserordentlicher Wichtigkeit, da unser Heil von diesem von Gott geforderten Ausdruck des Glaubens abhängt (2Petr 1,8-11), denn wir werden ja durch einen lebendigen und tatkräftigen Glauben gerechtfertigt (Röm 3,28; 5,1). Der Glaube ist also die erste und grundlegende Charaktereigenschaft, aus der sich alle anderen christlichen Glaubenszüge entwickeln.
Freude – eine dankbare Fröhlichkeit angesichts des Heils in Christus und der damit verbundenen Segnungen (Röm 5,2; 1Petr 1,8-9; Phil 4,4).
Friede – das Bewusstsein, dass uns Gott durch seinen Sohn von der furchtbaren Schuld und den verhängnisvollen Folgen unserer Sünde freigesprochen und mit sich selbst versöhnt hat (Röm 5,1; 15,3; Phil 4,7; Joh 14,27; Apg 10,36; Eph 2,14-17; Kol 1,20).
Es sind aber auch Eigenschaften, mit unseren Mitmenschen, insbesondere unseren Brüdern in Christus, in Eintracht zusammen zu leben, so weit es in unserer Macht steht (Röm 12,18; 14,19; 2Kor 13,11; Eph 4,3; 1Thess 5,13; 1Petr 3,10-11).
Freundlichkeit – die Höflichkeit des Herzens, die allen Menschen wohl will und die in milder Ruhe von beglückendem Einfluss auf andere ist (Eph 4,32; Kol 3,12; 2Tim 2,24; 1Petr 3,8-9).
Güte – der Hang zur Wohltätigkeit in jeder Hinsicht an unseren Mitmenschen (Mt 25,35-45; Mk 9,41; Lk 3,11; 1Tim 6,18; Hebr 6,10; 13,16; Jak 2,15-16).
Sanftmut – die geduldige Hinnahme von Verletzungen aller Art (Mt 5,5; Röm 12,14.19; 1Kor 6,7; 2Kor 10,1; Gal 6,1; Eph 4,1-2).
Keuschheit – im Sinne einer bereitwilligen Enthaltsamkeit von allem, das in irgendeiner Weise schädlich oder sündhaft sein könnte (1Thess 5,22; Röm 13,14; 1Kor 6,19-20; 9,25.27).
Tugend – eigentlich: Mut, Tapferkeit oder Kraft in der Behauptung und Verteidigung der Wahrheit (1Kor 16,13; Phil 1,27-28; 2Tim 1,7; Jud 3).
Erkenntnis – die ständige Vervollkommnung des Wissens um die göttliche Offenbarung (Kol 1,9; 2Tim 2,15; 1Petr 2,2; 2Petr 3,18).
Mässigkeit – oder Selbstzucht; die Fähigkeit, alle unsere Triebe und Gefühle in den Gehorsam Christi zu bringen (Mt 5,29-30; Lk 9,23; 1Kor 9,27; Gal 5,24; Eph 4,31-32; 1Petr 1,13).
Geduld – oder: Langmut; die Eigenschaft, in Versuchungen und Nöten standhaft auszuhalten (Jak 1,2-4; 5,7-8; Hebr 6,12; Offb 1,9; 14,12).
Gottseligkeit – eine warmherzige, echte Fröhlichkeit, die in der Ausrichtung des göttlichen Willens ihre höchste Erfüllung findet (Röm 12,1-2; Eph 4,20-24; 1Tim 4,7-8; 2Petr 3,11-14).
Brüderliche Liebe – eine innige, herzliche Zuneigung zu allen Gliedern am Leib Christi (1Kor 13,1.13; Joh 13,34-35; 15,12-13; Röm 12,9-10; 1Joh 3,11-18; 4,20-21).
Allgemeine Liebe – Liebe zu allen Menschen ohne Unterschied, sogar zu unseren Feinden (Mt 5,38-48; 22,37-40; Röm 12,14.17-21).
Die Pflichten eines Gotteskindes gegenüber
GOTT:
• Gläubiges Vertrauen auf seine Vorsehung (Mt 6,25-34; Lk 12,22-32).
• Gehorsam gegenüber seinem Willen (Mt 7,21; 2 Joh 9).
• Gute Werke zu seiner Verherrlichung (Tit 2,14; 1Petr 4,10).
• Regelmässige Anbetung (Joh 4,23-24; Hebr 10,25).
• Unerschütterliche Treue zum Vater (Offb 2,10).
GEMEINDE:
• Gehorsam gegenüber den Ältesten (Hebr 13,17; 1Tim 5,17-19).
• Mithilfe am Erhalt der Einigkeit (Eph 4,1-3).
• Tatkräftige Unterstützung ihrer Aufgaben (Apg 8,4; 2Kor 8,9).
• Sorge um Brüder und Schwestern (Apg 11,29-30; Gal 6,10).
FAMILIE:
• Verhältnis der Eltern zueinander (Eph 5,22-33; Kol 3,18-19; 1Petr 3,1-7).
• Ehrfurcht vor den Eltern (Eph 6,1-3; Kol 3,20).
• Verhalten gegenüber Kindern (Eph 6,4; Kol. 3,21).
GESELLSCHAFT:
• Soziale Stellung achten und innehalten (1Kor 7,18-24).
• Selbst für den Unterhalt sorgen; nicht anderen zur Last fallen (2Thess 3,10-12; Eph 4,28).
• Verpflichtung gegenüber dem Arbeitgebern erfüllen (Eph 6,5-8; Kol 3,22-25; Tit 2,9-10).
• Sorge um Angestellte tragen (Eph 6,9; Kol 4,1).
STAAT:
• Untertan sein, solange nichts Unrechtes gefordert wird (Röm 13,1-4; Tit 3,1; 1Petr 2,13-14; Apg 5,29).
• Für die Obrigkeit beten (1Tim 2,13).
Das christliche Leben in weltlicher Umgebung
Der Jünger Christi lebt im Wesentlichen in einer Umwelt, die seine Ideale nicht anerkennt. Die Welt, die unter der Herrschaft des Bösen steht (1Joh 5,18-19), befindet sich in ständigem Widerspruch zum Willen Gottes (Gal 1,4). Der Herr befiehlt daher seinen Dienern, dass sie sich vor einer Freundschaft mit der Welt hüten sollen (Jak 4,4), da sich seine Nachfolge nicht mit einer solchen Gemeinsamkeit verträgt (Mt 6,24). Unter einer Freundschaft der Welt, die das Wort Gottes verurteilt, versteht das Neue Testament ein Teilnehmen an dem ungerechten Treiben der gottentfremdeten Menschheit (1Joh 2,15-17).
Der „Fürst dieser Welt“ versucht fortwährend, die Kinder Gottes zu Fall zu bringen, indem er in ihrer Umgebung weltliche Einflüsse auf sie einwirken lässt, die sie zur Sünde verführen sollen (Eph 6,16; 1 Petr 5,8). Das christliche Leben besteht daher aus einem dauernden Kampf mit der Sünde.
Das Neue Testament nennt eine beschämend grosse Anzahl von solchen Sünden, die nichts anderes sind als Fehlschläge oder Niederlagen des Christen in seinem Kampf mit dem Unrecht (Gal 5,16-21; 1Kor 5,11; 6,9; Kol 3,5-9; 2Tim 3,1-5; 1Joh 2,15-17; Offb 22,15).
Oft sündigen wir aus Unkenntnis unserer eigenen Schwächen oder der wirklichen Natur mancher Dinge. Um uns vor möglichen Fehltritten zu schützen, sollten wir unsere täglichen Handlungen genau prüfen, damit wir nicht in den Fallstrick des Versuchers geraten. Wir sollten uns ehrlich fragen, ob unsere Taten wirklich im Einklang mit der Lehre Christi und seiner Apostel stehen. Einige dieser Fragen seien hier kurz angedeutet:
- Hegen Sie über die Rechtmässigkeit der Angelegenheit irgendwelche Zweifel? (Röm 14,21-23 – z. B. Schwarzarbeit)
- Zerstört sie Ihren Einfluss als Christ? (Mt 5,13 – z. B. Verkehr in zwielichtigen Lokalen)
- Übt sie einen schädigenden Einfluss auf andere aus? (1Kor 8,7-13 – z. B. Alkohol)
- Zerstört oder beeinträchtigt sie Ihren Körper? (1Kor 6,19 – z. B. Nikotin)
- Hält sie Sie von Ihren christlichen Pflichten ab? (Hebr 10,25 – z. B. Besuch der Anbetung)
- Erzeugt sie unrechte fleischliche Begierden? (Mt 5,27-30 – z. B. voreheliche Beziehung)
- Bringt sie Sie in schlechte Gesellschaft? (1Kor 15,33 – z. B. Mitglied einer Gang)
- Legt sie Ihnen ein ungleiches Joch auf und gereicht Ihnen dadurch zum Nachteil im Dienst des Herrn? (2Kor 6,14-18 – z. B. Heirat eines ungläubigen Menschen)
Christen sind nicht vollkommene, fehlerlose Menschen; sie streben vielmehr nach vollkommenen Idealen. Wer sündigt und reumütig um Vergebung bittet, darf mit der Gnade Gottes rechnen (1Joh 2,1-2). Mit der Gnade des Herrn ist es möglich den Kampf gegen die Welt und die Sünde zu gewinnen (1Kor 10,13; 15,54-58; Hebr 13,20-21).