Apostelgeschichte-08: Dritte Missionsreise des Paulus

Gründung und Wachstum der Gemeinde

Arbeitsblatt

 

EINLEITUNG
Auf seiner Rückreise mit dem Schiff von Korinth nach Cäsarea hatte Paulus während eines kurzen Aufenthaltes in Ephesus Juden gefunden, die ihn baten das Evangelium näher auszulegen (18,19-21) Doch er entschied sich weiter zu reisen und später in diese Stadt zurückzukehren. Auch Aquila und Priscilla waren dort zurückgeblieben und legten zweifellos das Fundament für die Gemeinde in Ephesus. Leider wird der erste Teil der dritten Missionsreise nur in einem einzigen Vers erwähnt (18,23). Doch die Reise von Antiochia in Syrien über GALATIEN und PHRYGIEN bis nach EPHESUS muss den Apostel und seine Gefährten monatelang in Anspruch genommen haben.

 

I. PAULUS IN EPHESUS (18,24 - 19,40)

 

APOLLOS AUS ALEXANDRIEN (18,24-28)
Noch vor der Rückkehr des Paulus kam Apollos nach Ephesus und verkündigte mit grossem Eifer die Botschaft vom Heil durch Jesus Christus, „obschon er nur die Taufe des Johannes kannte“ (V. 25). Offensichtlich kannte er sich in den Heiligen Schriften gut aus, wusste aber nicht, dass die Johannestaufe durch die Taufe auf Christus ersetzt worden war. Ohne Anklagen und Vorwürfe nahmen ihn Aquila und Priscilla beiseite und legten ihm „den Weg Gottes genauer aus“ (V. 26). Daraus sehen wir, dass selbst ernsthafte Menschen sich irren können. Weil Apollos jedoch geistlich gesinnt war, nahm er die Belehrung dankbar an. Als er dann nach Achaja weiterziehen wollte, nahm er einen Empfehlungsbrief der Gemeinde in Ephesus mit, um den Geschwistern dort die Gewissheit zu geben, dass er kein Irrlehrer war, sondern Glied der Gemeinde Christi (2Joh 7-11).

Aus dieser Begebenheit können wir etwas Wichtiges lernen: Taufe ist nicht immer Taufe! Auch heute gibt es viele Menschen die irgendwann und irgendwo einmal getauft worden sind, aber nicht mit der biblischen Taufe. Was die biblische Taufe ist, das haben wir in den vergangenen Lektionen bereits behandelt.

 

DIE JÜNGER DES JOHANNES (19,1-7)
Bei seiner Ankunft in EPHESUS stiess Paulus auf zwölf Männer, die auf Johannes getauft worden waren. Daraus sehen wir, dass die Taufe des Johannes keine Gültigkeit mehr hatte. Was geschah denn bei der Taufe und worin unterschied sich die Johannestaufe von der Taufe Jesu?

Die Taufe des Johannes: Die Taufe auf Jesus:

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Die Taufe des Johannes unterschied sich wesentlich von der Taufe Jesu. Die Taufe des Johannes war im Gegensatz zur Taufe Jesu weder Bedingung noch heilsentscheidend. Sie sollte nur auf den kommenden Messias hinweisen und die Herzen der Menschen auf die Heilszeit vorbereiten, wo sie ihre Sündenlast bald loswerden konnten (Mt 11,28-30). Die Menschen bekannten nur, dass sie Sünder waren und für ihre Schuld ein vollkommenes Opfer brauchten, das all ihre Missetaten völlig hinwegnehmen und ihre Beziehung zu Gott endgültig wieder herstellen konnte (Hebr 10,11-18). Dies sahen auch die Jünger des Johannes ein und „liessen sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen“ (V. 4), nicht weil die Taufe wiederholbar ist, sondern weil sie nie zuvor gültig getauft worden waren! Auch versuchten sie nicht mit Ausreden ihre Situation zu rechtfertigen, sondern waren bereit sich genauer belehren zu lassen und gaben ehrlich zu, dass sie nicht einmal von einem Heiligen Geist gehört hatten (V. 2). Das ist eine wirklich geistliche Gesinnung, die vielen Menschen in der heutigen Zeit fehlt. Nachdem sie getauft worden waren und den Heiligen Geist als Siegel der Gotteskindschaft empfangen hatten (Eph 1,13; Röm 8,15-16), legte Paulus ihnen die Hände auf und zeigte ihnen damit noch deutlicher, wie machtvoll der Heilige Geist zu wirken vermag. So fingen sie an in fremden Sprachen zu reden und zu weissagen (V. 6).

 

DIE MACHTVOLLEN TATEN DES PAULUS IN EPHESUS (19,8-22)
Drei Monate lang predigte er in der Synagoge vom Reich Gottes. Doch als einige anfingen die Lehre, wörtlich den „Weg [Gottes]“ (V. 9), zu schmähen, trennte sich Paulus von den Juden und zog in den Lehrsaal des Philosophen Tyrannus, um seine Verkündigung dort fortzusetzen. Es kamen Juden und Griechen dorthin und Paulus bekräftigte das Wort durch machtvolle Wunder (V. 10-12).

Es gab aber auch Männer in der Stadt, die behaupteten Macht über böse Geister zu haben. Diese jüdischen Beschwörer beobachteten Paulus, wie er durch den Namen Jesu grosse Wunder vollbrachte, und versuchten es auch. Als sie im Namen Jesu einen Besessenen heilen wollten, wurde der böse Geist noch aktiver und fiel über die Männer her, „so dass sie nackt und verwundet aus jenem Hause flohen“ (V. 16). Durch diesen Vorfall wurde der Name Jesu verherrlicht und die Verkündigung noch erfolgreicher. Aber die Entlarvung der sieben Söhne des Skeuas (Skevas) schadete dem Ansehen aller sogenannten Wahrsager und Dämonenaustreiber in Ephesus. Viele Quacksalber erkannten selbst, welchen Irrweg sie gegangen waren, und trugen ihre Lehrbücher zusammen, um sie zu verbrennen (V.19). Die Reaktion der vom Aberglauben beherrschten Stadt war kompromisslos und beispielhaft auch für uns. Im Evangelium ist grosse Kraft (V. 20). Es bringt Menschen dazu, gewinnträchtige, aber sündige Handlungen nach Annahme des Evangeliums aufzugeben.

Kaum war dies eine Problem gelöst, dachte Paulus schon an weitere Herausforderungen. Er wollte die Brüder in Mazedonien und Achaja aufsuchen, die er auf seiner letzten Reise belehrt hatte, und dann „auch Rom sehen“ (V. 21-22).

 

DER AUFSTAND DER HANDWERKER (19,23-40)
In Ephesus gab es den weltberühmten Götzentempel der Artemis, einer jungfräulichen Fruchtbarkeitsgöttin. Archäologen fanden Statuen, die Artemis mit vielen Brüsten darstellen. Sie wurde als Tochter des Zeus und als Göttin des Mondes und der Jagd verehrt. Die Kunsthandwerker stellten sie deshalb als Jägerin mit begleitenden Hunden oder Löwen dar und fertigten auch kleine Nachbildungen des Artemistempels an. Durch den Verkauf dieser weltberühmten Souvenirs machten die Silberschmiede in Ephesus einen grossen Gewinn (V. 25). Weil Paulus aber mit aller Entschiedenheit gegen die mit Händen gemachten Götter auftrat (V. 26), so dass immer mehr Menschen von diesen Schreinen die Finger liessen, fürchtete Demetrius, ein Silberschmied, um seinen Umsatz. Darum rief er seine Arbeitskollegen zusammen und stachelte sie gegen Paulus auf (V. 28). Dies gelang ihm, so dass sie wütend anfingen zu rufen: „Gross ist die Artemis der Epheser!“ (V. 28). Dadurch gerieten viele Epheser in Verwirrung und nahmen an, dass ihre Göttin Artemis beleidigt worden war. Sie folgten laut schreiend der Menge ins Theater, wobei die Mehrheit gar nicht wusste, um was es eigentlich ging (V. 29-34). Schliesslich konnte ein hoher Stadtbeamter das Volk zum Schweigen bringen. Er erklärte den Leuten, dass sie für ihr Verhalten bestraft werden könnten, denn die Römer nahmen einen Aufstand nie leicht. Ausserdem gab es öffentliche Gerichte, an die man sich bei wirklicher Geschäftsschädigung wenden konnte. Damit konnte er die Volksmenge auflösen (V. 35-40).

 

II. PAULUS BESUCHT MAZEDONIEN UND GRIECHENLAND (20,1-12)

 

Nach dem Aufruhr zog Paulus von Ephesus nach MAZEDONIEN. Dort besuchte er die Gemeinden, die während der zweiten Missionsreise gegründet worden waren, und ermutigte die Gläubigen. Dann ging er nach GRIECHENLAND weiter, wo er drei Monate lang dasselbe tat. Als er nach Syrien absegeln wollte, planten die Juden einen Anschlag wider ihn, so dass er sich kurzerhand entschloss, mit einer kleineren Gruppe auf dem Landweg über MAZEDONIEN nach TROAS zu gelangen. Die anderen Begleiter segelten mit dem Schiff voraus und warteten in Troas auf ihn (V. 1-5). Mit Vers 6 beginnt der zweite der sogenannten „wir“ - Abschnitte. Daran kann man erkennen, dass Lukas mit Paulus auf dem Landweg zog.

Am Ende seines siebentägigen Aufenthalts in TROAS versammelten er und seine Reisegefährten sich mit den dort lebenden Christen zur Anbetung. Es war „am ersten Tag der Woche“ (V. 7, wörtlich „am Tag nach dem Sabbat“), also am Sonntag, als sich die ersten Christen trafen, um das „Brot zu brechen“ (V. 7). Dieses „Brotbrechen“ war der Mittelpunkt ihrer wöchentlichen Anbetung und bezieht sich auf die Feier des Herrnmahls, die auch in Kapitel 2,43 als Brotbrechen bezeichnet wird. Der Sabbat war ein Teil des alttestamentlichen Gesetzes und hat durch den Tod Christi seine Gültigkeit verloren (Röm 10,4; Gal 3,24-25). Christen haben sich von Anfang an regelmässig am Sonntag versammelt, denn das war der Tag, an dem ihr Herr von den Toten auferstanden war (Mt 28). Auch das Kommen des Heiligen Geistes am Pfingsttag (wörtlich, „der 50. Tag“) und die Gründung der Gemeinde fielen auf den Sonntag (Apg 2). Ungefähr dreihundert Jahre nach Christus erklärte Kaiser Konstantin den Versammlungstag der Christen als offiziellen Feiertag.

Paulus predigte zur versammelten Gemeinde und zog die Rede bis Mitternacht hin. Er wollte am folgenden Tag abreisen und die Zeit ausnützen. Deshalb versuchte er den Jüngern so viel wie möglich beizubringen, da er nicht wusste, wann er jemals wieder eine solche Gelegenheit haben würde. Doch während er noch redete, wurde er auf eine ungewöhnliche Weise unterbrochen. Unter seinen Zuhörern befand sich ein junger Mann namens Eutychus. Er sass in einem Fenster im dritten Stock, nickte ein und fiel auf die Strasse. Dort blieb er tot liegen, wie uns von Doktor Lukas berichtet wird. Paulus ging hinab, warf sich über den Jüngling, umfasste ihn und sagte: „Machet kein Getümmel, denn seine Seele ist in ihm“ (V. 10). So erweckte Paulus den jungen Mann wieder zum Leben. Nach einer Essenspause ging es dann gleich weiter und Paulus redete noch bis zum Morgen (V. 8-12).

Es ist interessant zu sehen, wie die ersten Christen sich Zeit nahmen das Wort Gottes zu hören. Niemand tadelte Paulus dafür, dass er länger als dreissig oder vierzig Minuten sprach. Die Gemeinde war eine Familie und sass beieinander, um von Gott und seinem Wort zu lernen. Auch wenn es unter den Zuhörern solche gab, die dem konzentrierten Lehrplan eines ehemaligen Pharisäers nicht bis zum Ende folgen konnten, so hielt das keineswegs die Reiferen von ihrem Lernprozess ab.

 

III. RÜCKREISE VON TROAS NACH ANTIOCHIA IN SYRIEN (20,13 - 21,17)

 

VON TROAS NACH MILET (V. 13-16)
Troas und Assus lagen auf entgegengesetzten Seiten einer Halbinsel. Auf dem Landweg betrug die Entfernung etwa 30 km, auf dem Seeweg etwa 65 km. Während seine Mitarbeiter das Schiff benutzten, zog der Apostel es vor, auf dem Landweg zu Fuss zu gehen. Vielleicht brauchte er Zeit für sich, um all die Eindrücke und Erlebnisse der vergangenen Tage zu verarbeiten. In ASSUS bestieg er dann gleichfalls das Schiff und war wieder mit seinen Reisegefährten vereint. Weil er sich jedoch nicht zu lange in Ephesus aufhalten wollte, sondern am Pfingstfest in Jerusalem dabei sein wollte, segelten sie an Ephesus vorbei und hielten etwa 50 km südlich in Milet.

 

PAULUS IN MILET, ASIEN (V. 17-38)
Von dort aus liess der Apostel die Ältesten von Ephesus rufen (V. 17). Diese Ältesten (Einzahl, griechisch: Presbyteros) sind dieselben Männer wie in Vers 28, wo sie als Vorsteher (Einzahl, griechisch: Episkopos = Bischof) der Gemeinde bezeichnet werden. Bischöfe und Älteste haben also gemäss dem Neuen Testament dieselbe Aufgabe in der Gemeinde. Sie sind die Vorsteher, Leiter und Hirten, die immer in der Mehrzahl auftreten und die Paulus auffordert, die Gemeinde des Herrn gemeinsam zu weiden. Eng verknüpft ist damit auch die Be-zeichnung Hirte (griechisch Poimeen, lateinisch Pastor). Ein Pastor war also ein Ältester, Bischof oder Hirte, der verheiratet war und Kinder hatte (1Tim 3,1-7), kein vollzeitiger Prediger oder Evangelist, wie das heute oft missverstanden wird! Lukas gibt uns die Abschiedsrede des Paulus an die Ältesten folgendermassen wieder:

1. PAULUS ERINNERT AN DIE VERGANGENHEIT (V. 18-21). Er erinnert an die Verfolgungen in der ersten Zeit seines Wirkens in Ephesus und weist auf die Evangelisationsweise in der Stadt hin, die darin besteht, dass er „öffentlich und von Haus zu Haus gelehrt“ hat.

2. PAULUS BLICKT IN DIE ZUKUNFT (V. 22-27). Er unterrichtet die Ältesten über sein Vorhaben, nach Jerusalem zu gehen. Dabei wisse er nicht, was dort auf ihn wartet. Er sei aber bereit, seine Pflicht Gott gegenüber selbst dann zu tun, wenn es seinen Tod bedeutete. Mit der Erklärung, dass sie ihn nie mehr sehen würden, versichert er, dass er ihnen „ohne Rückhalt den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt“ hat. Jeder Glaubenslehrer, der nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt, wird von Gott dafür einmal zur Verantwortung gezogen werden.

3. PAULUS ERMAHNT DIE ÄLTESTEN (V. 28-31). Seine Ermahnung gilt besonders den Hirten der Gemeinde, Acht zu haben auf die Irrlehrer, die wie „reissende Wölfe“ auftreten und falsche Lehren vorbringen werden, um Spaltungen anzurichten. Dabei denkt der Apostel an die Gefahr, dass Menschen sowohl von aussen her die Einheit der Gemeinde zerstören wollen, als auch von innen her die Jünger in ihre Gefolgschaft zu ziehen versuchen. Deshalb fährt er mit der Ermahnung fort: „Darum wachet, dessen eingedenk, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.“

4. PAULUS REDET VON SEINEM SELBSTLOSEN DIENST (V. 32-35). Sein Vorbild im selbstlosen Dienst für Christus soll den Ältesten immer vor Augen stehen, damit sie sich nie auf Kosten der Gemeinde bereichern, wie das die weltlichen Vorsteher gerne tun.

Was dann geschah, ergreift uns heute noch, wenn wir es lesen: die ganze Gruppe kniete nieder und betete. Die erwachsenen Männer schämten sich ihrer Tränen nicht, als sie daran dachten, dass sie Paulus nie wiedersehen würden. Dies deutet nicht nur auf die innige Beziehung zu Paulus hin, sondern, auch auf den herzlichen Charakter der Leiterschaft in Ephesus.

 

VON MILET NACH CÄSAREA (21,1-9)
Paulus und seine Mitarbeiter bestiegen dann wieder das Schiff und fuhren nach PATARA, wo sie ein anderes Schiff nach TYRUS nahmen. In Tyrus blieben sie sieben Tage bei der Gemeinde. Dann fuhren sie weiter nach PTOLEMAIS, wo Paulus nach der Ankunft mit seinen Begleitern einen Tag die Gemeinde besuchte, bevor sie nach CÄSAREA weiterreisten. In Cäsarea waren sie Gäste des Evangelisten Philippus, der als einer der sieben Diener eingesetzt wurde (6,5).

Während Paulus noch im Hause des Philippus war, kam der Prophet Agabus von Judäa herab mit der Vorhersage, dass Paulus gefangengenommen würde, wenn er nach Jerusalem gehe. Diese Vorhersage war so dramatisch und überzeugend, dass alle anwesenden Brüder samt der Reisegruppe Paulus baten, nicht nach Jerusalem zu gehen. Für Paulus war jedoch die Erfüllung seiner Pflichten wichtiger als seine persönliche Sicherheit; darum sagte er: Ich bin bereit, in Jerusalem nicht nur mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben für den Namen des Herrn Jesus“ (V. 10-14).

 

ON CÄSAREA NACH JERUSALEM (21,15-17)
Bald darauf verliess Paulus mit seinen Begleitern Cäsarea und zog nach JERUSALEM hinauf. Sie wurden von Mnason aus Cypern begleitet. Mnason hatte in Jerusalem ein Haus, wo Paulus und seine Mitarbeiter wohnen konnten.

 

Links:

- Das Leben des Paulus

- Taufe und Bekehrung

 

VORSCHAU: Wie vorhergesagt wird Paulus gefangengenommen und tritt seine lange Reise nach Rom an. Lesen Sie bitte in Vorbereitung dazu Kapitel 21,18 - 26,32, denn das werden wir in Lektion 9 betrachten.