1. Johannes-5: Wandel in der Zuversicht

Die Gewissheit ewigen Lebens

 


 I.   5,1-12: Gewissheit durch den Wandel im Glauben

Verse 1-5: Der Glaube ist der Sieg.
Der Gedanke aus dem vorherigen Kapitel, wird hier lückenlos fortgesetzt. Der erste Johannesbrief funktioniert ähnlich wie eine Lektion im Pilates (= Turnstunde im Fitnesszentrum), wo es verschiedene Levels oder Stufen gibt. Im ersten Level werden wir ermahnt, unsere Sünden zu bekennen, damit uns vergeben werden kann. Im zweiten Level werden wir aufgerufen, uns von der Welt und ihren Irrlehren abzusondern. Im dritten Level werden wir darauf hingewiesen, die Gebote zu halten. Im vierten Level werden wir zur Liebe aufgefordert. Im fünften Level geht es darum, am Glauben festzuhalten.

Die Wurzel des christlichen Lebens ist der Glaube! Der Glaube hilft uns nicht bloss zu überleben. Der Glaube schenkt uns die Kraft zu siegen! Ohne Glaube geht gar nichts im christlichen Leben. Alle, die Jesus aufnehmen, denen gibt er Vollmacht, Gottes Kinder zu werden, denen die an seinen Namen glauben und aus Gott gezeugt sind (Joh 1,12-13). Der Glaube macht uns auch fähig zu lieben. Denn Gott ist Liebe und wenn wir an Gott glauben, dann pflegen wir dieselbe göttliche Liebe.

Somit bedeutet unser erste Vers in Kapitel 5: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt, und wer den liebt [d.h. den Vater], der ihn [den Sohn] gezeugt hat, liebt auch den [Bruder], der aus ihm [dem Vater] gezeugt ist.“ Wie schon andere Male gesagt: Glaube und Liebe gehören zusammen. Wie können wir denn wissen, ob wir unseren Bruder lieben? Nicht unbedingt durch unsere Gefühle! Ein Bruder kann uns mit seinem Verhalten traurig machen. Ein Bruder kann uns etwas sagen, was uns betrübt oder beleidigt. So können unsere Gefühle gegenüber einem Bruder manchmal auf dem Tiefpunkt sein. Aber das muss nicht bedeuten, dass wir ihn nicht lieben! Dies wird uns in Vers 2 bestätigt.

Vers 2: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und tun, was er gebietet.“
Johannes sagt, wenn Du Deinen Bruder lieben willst, beginne mit Gott. Dann entscheide Dich das zu tun, was Gott von Dir verlangt!  Gott gebietet: Matthäus 22,37-40. Es spielt eigentlich nicht so sehr eine Rolle, wie sehr ich mich geliebt fühle, vom Bruder oder von der Schwester in der Gemeinde. Meine Liebesfähigkeit beziehe ich von Gott und nicht von Menschen! Dabei spielt natürlich mein Glaube eine zentrale Rolle. Denn, je fester ich an Gott glaube, desto grösser wird auch meine Liebe zu IHM, desto fähiger werde ich schliesslich, meinen Bruder zu lieben.

Wenn es in der Gemeinde einen Bruder oder eine Schwester gibt, der oder die es Dir schwer macht zu lieben, dann schaue auf Jesus! Schaue nicht auf den Bruder oder auf die Schwester! Schaue nicht auf Deine Gefühle! Schaue auf Jesus! Nur beim Herrn findest Du die wahre Liebe, die Dich erfüllt und glücklich macht. Gott verlangt von uns Menschen nicht, dass wir mit allen Glaubensgeschwistern engste Busenfreunde werden! Er gebietet uns nur, alle Menschen mit seiner göttlichen Liebe zu lieben, das heisst: Gottes Liebe ist echt, ungezwungen und frei. Sie stellt letztlich keine Forderungen, sondern sie verschenkt sich. Gott zwingt niemanden zu seiner Liebe und Nähe! Gott befiehlt keinem Menschen, wie oft er ihn anbeten soll, oder wie oft er mit ihm reden soll, im Gebet! Gott fordert von niemandem andauernde Hochgefühle der Liebe für ihn. Ob Gott uns einmal in seine ewige Gemeinschaft nehmen wird, hängt davon ab, wie sehr wir uns IHM hingeben, wie ehrlich wir Seine Nähe suchen, wie fest wir IHM vertrauen, wie echt unsere Liebe ist zu IHM, auch dann, wenn wir einen schlechten Tag haben. In diesem Sinn sollen wir unsere Liebe auch nicht abhängig machen lassen von der Stimmung anderer. Wir sehen, unsere Liebesfähigkeit hat sehr viel mit dem Glauben und der Beziehung zu Gott zu tun! Wenn mir jemand schroff begegnet, oder mich nicht so mag, dann muss ich mir nicht sein Problem zu meinem Problem werden lassen. Ich kann genauso mit Gottes Liebe erfüllt bleiben.

Vers 3: „Darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“
Um in Gott bleiben zu können, muss ich „nur“ das Gebot der Liebe befolgen. Gehorsam ist der einzige Beweis unserer Liebe (Joh 14,15.21.23.24). Gehorsam, der uns nicht schwerfällt, denn wahre Liebe kommt von selbst. Für die Liebe ist keine Pflicht zu schwer und keine Aufgabe zu gross. Dieses Gebot ist, als ob es uns jemand befiehlt, mittags um 12.00 Uhr, Hunger zu haben.

Jesus sagt allen seinen Jüngern (Joh 14,15.23): „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Wer mich liebt, wird mein Wort bewahren, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und uns bei ihm eine Bleibe schaffen.“

Wollen wir denn, dass Gott in uns Wohnung nimmt? Das ist doch keine Frage! Natürlich wollen wir das! Dann lasst uns Gott lieben! Ist das eine zu grosse Forderung? Ist dieses Gebot zu schwer? Wenn der höchste Gott und Schöpfer mich aufruft, IHN zu lieben, dann lass ich mich nicht zwei Mal bitten! Denn, wo könnte ich je mehr profitieren, als wenn ich diesen Vertrag eingehe? Denn Gott ist der Inbegriff des Lebens, der Weisheit, des Reichtums, der Liebe und der Freiheit. Wie könnte ich je einen solchen Aufruf ablehnen? Wer muss sich dieses Angebot noch lange überlegen?

Deshalb erklärt Jesus: Matthäus 11,28-30. Die Liebe wird für den zur Last, der nicht lieben will. Die Liebe drückt jeden, der eigentlich das Böse liebt und sich gezwungen fühlt, Gottes Gebote zu befolgen, um in den Himmel zu kommen. Wer Gottes Gebot so versteht, der ist nicht aus Gott gezeugt!

Vers 4: „Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt. Und das ist es, was uns die Welt besiegen lässt: unser Glaube.“
Wer aus Gott gezeugt ist, der tut, was der Gerechtigkeit entspricht (2,29), der kann nicht sündigen (3,9), der liebt [seinen Nächsten] und erkennt Gott (4,7), der glaubt, dass Jesus der Christus ist (5,1), der wird bewahrt, und das Böse tastet ihn nicht an (5,18).

Wer aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt (5,4). Wodurch besiegen wir also die Welt? – Durch unseren Glauben an Jesus Christus! Jesus tröstet mit den Worten (Joh 16,33): „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Wer auf Christus schaut, überwindet die Welt durch IHN. „Wer zum Glauben kommt und getauft wird, wird gerettet werden“ (Mk. 16,16). Dieser Glaube besteht jedoch nicht bloss aus einer mentalen Akzeptanz, dass Jesus der Gesalbte Gottes ist! Der Glaube, den Johannes uns durch den Heiligen Geist predigt, spricht vom Glaubensgehorsam! Jesus bestätigt uns das: Johannes 3,36.

Vers 5: „Wer aber ist es, der die Welt besiegt, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“
Kennst Du jemand, der von Drogen, Alkohol, vom falschen Lebensstil weggekommen ist, indem er sich zu Christus bekehrt hat? - Ich schon! Was konnte diese Menschen zu dieser Veränderung treiben? Hat sie jemand dazu gezwungen? Hat ihnen jemand die Pistole an die Schläfe gehalten? Nein! Es ist der Glaube an Jesus Christus, der sie zur Einsicht rief. Es ist die Liebe und Dankbarkeit zu Christus, dass er sein Leben für uns hingegeben hat, damit wir ein neues Leben beginnen dürfen. Ein Leben, das die Welt besiegt!

Verse 6-10: Das dreifache Zeugnis.
Dieser Abschnitt zählt zu den schwierigsten Stellen des Neuen Testaments. Es gibt vier problematische Bibelstellen im NT:

Mk 16,9-20: Der Auferstandene und sein Missionsbefehl.
Diese Verse fehlen in den wichtigsten Handschriften. Sie gehören nicht zum ursprünglichen Text des Markusev. Dies ist in der Fussnote unserer Bibel vermerkt.

Joh 7,53 - 8,11: Jesus und die Ehebrecherin.
Die wichtigsten Handschriften enthalten diese Verse nicht. Dies ist in der Fussnote unserer Bibel vermerkt.

Apg 8,37: Die Aussage des Philippus.
Andere Übersetzungen enthalten diese zusätzliche Aussage des Philippus, der mit dem Hofbeamten unterwegs ist. „Er sagte zu ihm: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, ist es möglich. Er antwortete: Ich glaube, dass der Sohn Gottes Jesus Christus ist.“ Dies ist in der Fussnote unserer Bibel vermerkt.

1Joh 5,7: Das dreifache Zeugnis.
Andere übersetzen diesen Vers: „Drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist.“ Dies wird in unserer Übersetzung nicht vermerkt in der Fussnote. Vers 7 lautet bei uns (in der Zürcherbibel) so: „Drei sind es nämlich, die Zeugnis ablegen: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei sind auf das Gleiche ausgerichtet.“

Weshalb diese Unterschiede?
Wie wir wissen, ist das Neue Testament ursprünglich in Griechisch geschrieben worden. Doch die Original Manuskripte gingen verloren. Es gab aber genügend Abschriften, die für die Erhaltung des Textes sorgten. Damit das Christentum verbreitet werden konnte, benötigte man viele Bibeln und deshalb entstanden immer neue Abschriften. Bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst im 15. Jahrhundert (1454 Johannes Gutenberg), wurde alles von Hand abgeschrieben.

Im 4. Jahrhundert gab es einen bekannten Kirchenvater, der das Neue Testament in das gesprochene Latein seiner Zeit übersetzte. Sein Name war Sophronius Eusebius Hieronymus (347-420 n. Chr.); englisch Jerome. Der Legende nach soll er einen Löwen von seiner Qual befreit haben, indem er ihm einen Dorn aus der Pranke zog. Darauf sei der Löwe zahm geworden und ein treu ergebener Gefährte. Auf Bildern mit Hieronymus erscheint deshalb oft ein Löwe. Seine lateinische Bibelübersetzung wird Vulgata (lat.) „die Allgemeine“ genannt. Dies bezeichnet eine allgemein verbreitete und übliche Textfassung. Die Vulgata entstand in 23 Jahren Arbeit (382-404 n. Chr.) und beinhaltete das Alte und das Neue Testament. Mit diesem Werk entstand das Fundament zur sicheren Überlieferung des biblischen Textes. Unsere Bibelübersetzungen gründen sich auf der Vulgata.

Im 16. Jahrhundert versuchte der katholische Humanist, Desiderius Erasmus von Rotterdam (1467-1536) die Kirche zu reformieren. Seine Idee war, das NT wieder in der ursprünglichen griechischen Sprache herzustellen, um als Fundament für Übersetzungen in allen Sprachen zu dienen. Dafür brauchte er aber griechische Manuskripte und die gab es kaum. Unter grossem Druck veröffentlichte er am 1. März 1516, in Basel, das erste vollständig gedruckte griechische Neue Testament. Diese Version entstand in weniger als einem halben Jahr und enthielt viele Druckfehler und Ungenauigkeiten. Sie stützte sich auf ein paar wenige Handschriften, die aus dem 11. bis 15. Jahrhundert stammten. Keine dieser Handschriften umfasste das komplette NT. Der griechische Text wurde zusammengeflickt, geändert und ziemlich willkürlich übersetzt. Diese gesamte Textüberlieferung wird heute „Textus Receptus“ genannt. Zu einem der besonderen textkritischen Probleme ist das „Comma Johanneum“ geworden. Damit ist die Einfügung des Satzteils aus dem 1. Johannes 5,7 gemeint. Offenbar fand Erasmus diesen Vers in keinem seiner griechischen Manuskripte. So liess er diesen Vers zunächst einfach aus. Dabei stiess er auf heftige Kritik, so dass er in einer späteren Version, diesen Vers mit einer anderen Wortwahl einfügte. Später fand man heraus, dass die veränderte Wortwahl nur in zwei Manuskripten vorkam und von einem spanischen Prediger stammte, der die Dreieinigkeit versuchte zu verteidigen. Bald kam eine zweite, verbesserte Auflage heraus, die sich an 400 Stellen unterschied. Martin Luther benutzte für seine geniale und bahnbrechende Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche, die zweite Ausgabe von Erasmus aus dem Jahr 1519. In den nächsten 20 Jahren erschienen weitere drei Auflagen von Erasmus, die viele Veränderungen enthielten. Obschon es später viel bessere griechische Textüberlieferungen gab, setzte sich damals der Textus Receptus durch. Auch die KJV gründet seine Übersetzungen auf dem Textus Receptus. Ebenso, die italienische Diodati-Biblia und die spanische Reina-Valera Version. Unsere Zürcherbibel von 1931 folgte ebenfalls dieser Tradition.

Im 18. Jahrhundert und besonders im 19. Jahrhundert stellte man den Textus Receptus immer mehr in Frage. Es setzte sich die Ansicht durch, dass der Textus Receptus nicht die Urfassung des Neuen Testaments sein kann. Ein Meilenstein in der Geschichte der Erforschung des griechischen Textes waren die Arbeiten des Konstantin von Tischendorf (1815-1874). Er untersuchte zahlreiche alte Schriften und fand (1859) die berühmte Handschrift des „Codex Sinaiticus“ aus dem 4. Jahrhundert. Der Codex Sinaiticus ist eines der bedeutendsten Bücher der Welt. Er ist die erste überlieferte, vollständige griechische Fassung des Neuen Testaments. In der Handschrift finden sich viele Anmerkungen, von frühen Schreibern, Redakteuren und Korrektoren. Inzwischen kennt man über 5000 griechische Handschriften des Neuen Testaments, die jedoch nur Textportionen sind. Es sind Handschriften bekannt geworden, die über 200 Jahre älter sind, als die ältesten, die im 19. Jahrhundert zur Verfügung standen. Alle diese späteren Forschungen haben ergeben, dass der Textus Receptus viele Mängel aufweist und nicht als Hauptquelle des ursprünglichen Neuen Testaments betrachtet werden kann. Die Mehrzahl der heutigen Bibelübersetzungen benützen die Quellen aus den neusten Forschungen. Deshalb diese Unterschiede!

In unserer Auslegung von 1. Johannes 5,7 legen der Geist, das Wasser und das Blut von Jesus Zeugnis ab (Vers 6-7). Warum erwähnt Johannes drei Zeugnisse (Vers 8-10)? Schon Mose hat geboten (Dtn 19,15): „Auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll eine Entscheidung getroffen werden.“ Zur Bezeugung eines Sachverhalts sollen nicht weniger als drei Personen Zeugnis ablegen (Gen 31,45-48; Dtn 17,6; 31,28; Joh 8,17). Wenn das dreifache menschliche Zeugnis ausreicht, wie viel mehr Kraft hat dann das dreifache göttliche Zeugnis, um Jesus als Sohn Gottes zu bezeugen! Der Geist, das Wasser und das Blut geben genügend Zeugnis ab, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Dazu gibt es vier Auslegungsvarianten:

1. Die Taufe und der Tod Jesu.

2. Die Einführung der Taufe und das Abendmahl.

3. Die Fleischwerdung Jesu.

4. Das Blut und Wasser, das aus Jesu Seite floss und seinen Tod bestätigte.

Die erste Auslegung scheint am ehesten zuzutreffen (Taufe, Tod Jesu)!

Der erste Zeuge ist der Geist:
Der Geist zeugte von Jesus bei der Taufe, indem er wie eine Taube auf ihn herabkam (Mt 3,16-17). Zudem sprach eine Stimme aus dem Himmel: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Auch bei der Verklärung auf dem Berg (Mt 17), bezeugt eine Stimme aus den Wolken dieselbe Botschaft. Jesus verspricht seinen Jüngern, dass der Heilige Geist sie lehren und an alles erinnern wird, was er sie gelehrt hat (Joh 14,26). Zu Pfingsten kommt dann dieser Heilige Geist, wie versprochen, über die Apostel und erfüllt sie alle (Agp. 2). In anderen Sprachen predigen und bezeugen sie anschliessend das Evangelium von Jesus Christus, vor Tausenden von Menschen. Durch den Heiligen Geist geschehen machtvolle Taten, die wir in der Apostelgeschichte nachlesen können. Die Apostel bezeugen: Apg 5,31-32. Durch das niedergeschriebene Wort der Apostel zeugt der Geist erneut von Jesus, dem gesalbten Gottes. In der Taufe empfangen auch wir heute den Heiligen Geist als Siegel und Zeugnis unserer Gotteskindschaft (Eph 1,13).

Der zweite Zeuge ist das Wasser:
Das Wasser bezeugt Jesus bei seiner Taufe. Die Taufe war der Anfang seines Auftritts, seiner Mission. Jesus liess sich nicht taufen, um seine Sünden abzuwaschen. Der Sohn Gottes hatte keine Sünde. Durch die Taufe wurde Jesus Christus von Gott als Messias der Welt bezeugt! Zudem wurde die Taufe zum wichtigsten Symbol für den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung Jesu. In der Taufe, so Paulus in Römer 6, erleben wir diesen Vorgang im Geist.

Der dritte Zeuge ist das Blut:
Das Blut zeugt vom Tod Jesu am Kreuz (Joh 19,35). Das Kreuz war das Ende seines Dienstes. Wasser und Blut zeugen also von Anfang bis zum Ende von Jesu Leben hier auf Erden, als Sohn Gottes. Das Blut Jesu ist besser als jedes alttestamentliche Opfer, weil es ein für allemal alle Sünden tilgen kann, weil es die Sünden von allen Menschen in allen Generationen austilgen kann, weil es rein ist, d. h. ohne Sünde und freiwillig geopfert wurde. Wenn wir das Herrnmahl feiern, dann bezeugen wir den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (1Kor 11,26).

Schlussfolgerung:
Eine wunderbare Idee dieses dreifachen Zeugnisses ist, dass es auf das Gleiche ausgerichtet ist (V. 7), dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist! Die Unterschiede in diesen verschiedenen Quelltexten dürfen nicht zu stark gewichtet werden. Sie stellen unseren Glauben an den Vater und den Sohn in keiner Weise in Frage. Sie lehren uns auch keine andere Agape-Liebe, noch ein anderes Evangelium (1Joh 3,23).

Die Gewissheit des ewigen Lebens (V. 11-12).
In Vers 11-12 wird dieses wunderbare Argument zusammengefasst. Wer ewiges Leben haben will, der findet es nur im Sohn Gottes. Jesus ist die einzige wahre Quelle, die uns Erlösung von den Sünden schenkt und uns zum ewigen Leben beim himmlischen Vater führt (Apg 4,11-12).

 

 II.   5,13-21: Gewissheit durch den Wandel in der Zuversicht

Verse 13-15: Gott erhört unsere Gebete.
Zum Abschluss seines Briefes, bestätigt uns der Apostel Johannes den Grund seines Schreibens: Der Brief gilt allen Gläubigen an Jesus, damit in ihnen die Gewissheit des ewigen Lebens festgemacht wird (Joh 20,31). Er sagt, „dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt.“ Dieses Wissen ist mehr als intellektuelle Erkenntnis. Es deutet auf den Wissensstand, der durch Erfahrungen aufgebaut wird.

Ein Wissensstand, der heranwächst –

… durch den Wandel im Licht (1,1 - 2,29),

… durch den Wandel in der Liebe (3,1 - 4,21),

… durch den Wandel im Glauben (5,1-12),

… durch den Wandel in der Zuversicht (5,13-20).

Es geht also um einen Wissenstand, der eine Glaubenserfahrung ist. Eine Glaubenserfahrung, die durch den Wandel zustande kommt. Erkenntnis kommt aus der Zusage Gottes, die uns ewiges Leben verspricht. Dieses Wissen aber, von dem Johannes spricht, ist die Glaubenserfahrung. Während die Erkenntnis von der herrlich versprochenen Zukunft träumt, ist die Glaubenserfahrung bereits gegenwärtig erfüllende Realität geworden. Wir wandeln bereits im neuen Leben. Das ist der Unterschied. Johannes sagt mit andern Worten, „ich schreibe euch, damit ihr durch eure Beziehung zu Jesus Christus, das ewige Leben erfährt.“ Das heisst: Ewiges Leben ist nicht bloss eine Zusage, sondern Realität, die Gewissheit durch unsere Glaubenserfahrungen! Wenn wir im Licht, in der Liebe, im Glauben und in der Zuversicht wandeln, dann stehen wir mitten im ewigen Leben.

Genau gleich verhält es sich mit unseren Gebeten: Wir wissen, dass Gott unsere Bitten hört und erhört. Gott erhört unsere Bitten, weil wir seine Kinder sind und im neuen Leben wandeln! Darum, Vorsicht mit Bitten, denn Gott könnte sie erfüllen! Z. B. Wenn wir bitten, um Geduld (Jak. 1,2), Liebe (Hebr 2,18). Geduld lernen wir dann, wenn es uns zu langsam geht. Liebe zeigen wir dort, wo Menschen uns ablehnen. Gott erhört unsere Bitten, wenn wir nach seinem Willen etwas erbitten und nicht nach unserem Willen. Wenn wir nach dem Willen Gottes beten, dann erhört Gott unsere Bitten alle!

Im dritten Kapitel haben wir gelesen: 1. Johannes 3,21-22. Wenn wir uns nach Gottes Geboten ausrichten, dann dürfen wir die Zuversicht in allem haben, was wir vor dem Herrn tun und erbeten. Was erwarten wir, wenn wir am Sonntagmorgen als Gemeinde zusammenkommen, um unseren Herrn und Erlöser zu feiern und anzubeten? Sind wir am Ende nur müde vom vielen Singen, Beten und Zuhören? Oder sind wir fest davon überzeugt, dass wir uns mit allen Heiligen vor Gottes Thron versammeln, um unseren Dank, unsere Bitten und Fürbitten vor den Herrn zu bringen?

Jesus verspricht (Joh 15,7): „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden.“ Diese Zuversicht dürfen wir haben! Wir sind Gottes Kinder und gehören zum Reich des Vaters! Alles, was wir im Namen Jesu tun, weckt Gottes Aufmerksamkeit und erhält seine volle Unterstützung (Joh 14,14). Darauf gründet sich unsere Gebetszuversicht, von der Johannes hier spricht. Weil wir den Versprechungen Gottes glauben, beten wir und sind überzeugt, dass der Herr auf uns herabschaut, mit Wohlwollen und uns erhört. Beten heisst, dass wir nichts anderes sagen als, „dein Wille geschehe“. Wir wissen und haben es immer wieder erfahren, dass Gott so unsere Gebete erhört. Wir verlassen den Ort der Anbetung Gottes, mit der Gesinnung aus Epheser 3,20-21.

Verse 16-17: Sünde zum Tod.
Johannes wendet sich der Fürbitte zu. Immer wieder wird im Neuen Testament betont, wie nötig die Fürbitte ist: Paulus schreibt an die Thessalonicher (5,25): „Liebe Brüder, betet auch für uns.“ Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt (13,18): „Betet für uns!“ Bei Jakobus heisst es, wenn jemand krank sei, solle er die Ältesten der Gemeinde zu sich bitten, damit sie über ihm beten (Jak. 5,14). Timotheus wird der Rat erteilt, sogar für alle Menschen zu bitten: 1Tim 2,1. Die Liebe macht es uns zur Pflicht für alle Menschen zu beten, besonders aber für die Heiligen der Gemeinde! Denn wir sind füreinander verantwortlich (Gen 3,10).

Durch das Gebet besitzen Christen ein grosses Vorrecht und eine grosse Vollmacht! Als Kinder Gottes, die im neuen Leben wandeln, sind wir mit unserem König eng verbunden. Der Herr hört auf uns in ganz besonderem Masse. Wir wandeln mit dem höchsten Gott auf unserer Seite. Dieses wunderbare Vorrecht verpflichtet!

Wir sind die Aussenstationen in Gottes gewaltigem Reich und melden IHM alle wichtigen Vorkommnisse: Der Herr entsendet seine Engel in alle Himmelsrichtungen, wenn wir IHN nur darum bitten. Bsp. Manchmal, wenn ich einen Krankenwagen mit Sirenen höre, dann bitte ich Gott um Hilfe für die verunfallten Menschen. Genauso können wir auch Gott um Hilfe bitten, wenn ein Glied in der Gemeinde geistlich in Schwierigkeiten gerät. Denn es gibt offenbar Sünde, die nicht zum Tod führt, für die es sich lohnt, gemeinsam um Vergebung zu bitten.

Was sind das für Sünden, die nicht zum Tod führen? Ehrlich gesagt; ich habe dazu keine Antwort gefunden. Wenn wir den Begriff „Tod“ hören, dann schliessen wir heute automatisch auf den ewigen Tod, die ewige Verdammnis. Die Frage ist aber, ob hier der ewige Tod gemeint ist oder ob vom fleischlichen Tod die Rede ist.

Die ganze biblische Geschichte lehrt uns nämlich, dass Gott Sünde oft mit dem fleischlichen Tod bestrafte: Im Paradies z. B. führte die Sünde Adams und Evas dazu, dass ihr irdisches Leben begrenzt wurde und sie einmal sterben mussten. Das sündhafte Opfer der beiden Priestersöhne Aarons hingegen, führte zum sofortigen fleischlichen Tod (Lev 10,1f.). Auch die Rotte Korahs (Nu. 16), oder der Ungehorsam des Ussa, der die Bundeslade berührte, hatte den sofortigen fleischlichen Tod zur Folge (2Sam 6,6-7). Die liberale Erziehungsmethode des Priesters Eli, bestrafte der Herr erst nach vielen Jahren mit einem schrecklichen Unfalltod (1Sam 3,14). Gott selbst war es, der die Todesstrafe einführte: Denken wir an die Übertretung des Sabbatgebots (Ex 31,12-15; Num 15,32-36).

Das Gesetz Mose befahl zudem: Bei Ehebruch, Steinigung (Lev 20,10). Bei Unzucht, Verbrennung (Lev 21,9; 1Kor 10,8). Bei Diebstahl, die Todesstrafe (Dtn 24,7). Die Todesstrafe lastete auch auf den Priestern, die in ihrem Dienst die Vorschriften nicht genau beachteten, z. B.: Das Kleid musste die nackte Haut ganz bedecken (Ex 28,42-43). Die angenähten Glöckchen mussten klingeln, wenn sie im Heiligtum umhergingen (Ex 28,34-35). Auch Götzendienst wurde mit dem Tod bestraft (Lev 20,2; Num 25,1-5). Im NT lesen wir vom Hochmut des Herodes Agrippa I., der von einem Engel geschlagen wurde, so dass er auf der Stelle von Würmern zerfressen wurde (Apg 12,23).

Die Konsequenz der Sünde hatte oft den fleischlichen Tod zur Folge. Ein schrecklicher, fleischlicher Tod, war deshalb auch oft ein Mahnzeichen und ein Hinweis zur seelischen Strafe, d. h. zur ewigen Verdammnis. In diesem Sinn führte die Sünde zum fleischlichen - als auch zum ewigen Tod. Da war jede Fürbitte, für die betreffende Person, vergebens. (Es gab allerdings auch Todessünden, die nicht geahndet wurden: Davids Essen der Schaubrote, als er auf der Flucht war. Davids Mord und Ehebruch.)

Auch der Sohn Gottes musste, um unserer Sünden willen, am Kreuz - den fleischlichen Tod erleiden, und die geistige Trennung zum himmlischen Vater für kurze Zeit erfahren.

Darum heisst es (Röm 6,23): „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ Denn Sünde ist Übertretung des Gesetzes (1Joh 3,4) und Gesetzesübertreter werden mit dem Tod bestraft. Sünde ist Sünde und führt immer in irgendeiner Weise zum Tod. Es gibt keine grossen und kleinen Sünden! Das griechische „Hamartia“, das für Sünde steht, bedeutet nichts anderes als das Ziel zu verfehlen. Wer sündigt verfehlt das Bestimmungsziel Gottes für sein Leben.

Aber es gibt offenbar Sünden, die nicht zum Tod führen!! Sünden, für die in der Gemeinde gebetet werden können. Sünden, für die bei Gott Vergebung erlangt werden können.

Da unter dem neuen Bund nicht mehr das Gesetz Mose über Leben oder Tod eines Menschen bestimmt, ist alles anders geworden. Gott hat es den weltlichen Gerichten übergeben, mit ihren unvollkommenen Gesetzen, im irdischen Leben einigermassen für Ordnung zu sorgen. Der Herr wird aber beim Endgericht, mit seiner vollkommenen Gerechtigkeit, über gut und böse richten (2Kor 5,10).

Unter dem neuen Bund gibt es nur noch eine Sünde die zum Tod führt: Die ablehnende Haltung gegenüber Gott, dem Vater und der Lügner, der leugnet, dass Jesus der Christus ist (1Joh 2,22).

Der Apostel Johannes versucht in seinem ganzen Brief allen Gläubigen zu erklären, dass Sünde zum Tod bedeutet, den Vater und den Sohn zu verleugnen, nicht zu wandeln im Licht, Leben, Glaube und in der Zuversicht. Auflehnung, die Agape zu leben, die Gemeinschaft der Heiligen zu verlassen, d. h. nicht am Weinstock zu bleiben, die Ungerechtigkeit zu lieben und dem Götzendienst zu verfallen.

Jede andere Sünde kann vergeben werden, wenn wir Gott um Vergebung bitten!

Vielleicht denkt Johannes hier auch an die vielen Probleme, die es in einer örtlichen Gemeinde unter den Geschwistern geben kann, wenn man sich näher kennt. Wir alle sind unvollkommene Menschen, die völlig aus der Gnade Gottes leben. Wir alle sind voll von Sünde, die zum ewigen Tod führt, wenn Gott uns nicht begnadigt. Nur Gott hat uns vollkommen gemacht und angenommen, damit auch wir einander annehmen und lieben. Es spielt beim Herrn keine Rolle, wie oft wir uns schon verfehlt haben und uns noch verfehlen werden im Leben. Es geht dem Herrn nur noch darum, dass jeder sein bestes gibt, um das gute und Gott wohlgefällige zu vollbringen. Statt gegeneinander zu kämpfen und einander zu verurteilen, sollten wir vielmehr füreinander beten, sagt Johannes! Jeder braucht viel Zeit und Ausdauer, um von seinen Sünden loszukommen. Wer sich aber ernsthaft bemüht, dem wird der Heilige Geist die Kraft geben, von lästigen Sünden und Gewohnheiten endgültig befreit zu werden.

Der tiefe Sinn und Zweck jeder örtlichen Gemeinde besteht darin, gemeinsam das Böse zu überwinden und für das Gute zu kämpfen, durch viele Gebete, Bitten und Fürbitten. Gott hat uns Gläubige vereinigt, damit wir als Gemeinde unseren Auftrag in der Finsternis wahrnehmen und als Abglanz Christi scheinen. Durch unsere unermüdlichen Gebete, können wir viel Gutes bewirken, in dieser Welt. Wir können den Einfluss der Sünde und ihren Folgen hemmen. Wir können bei Gott Vergebung erlangen und den gefallenen Bruder oder die gefallene Schwester wieder aufrichten. Darum, lasst uns unaufhörlich füreinander beten und bitten, wie Mose, der beim Herrn oft Gnade bewirken konnte für das Volk. Stephanus betete bei seiner Steinigung (Apg 7,60): „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Mindestens bei einem Beteiligten wurde dieses Gebet wirksam; Paulus. Jesus betete am Kreuz (Lk 23,34): „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!“ Jakobus sagt: Jakobus 5,16. Statt eifersüchtig um Ansehen und Ehre zu kämpfen, ist es unsere Hauptaufgabe füreinander zu beten. So wird das Gegeneinander, das wir in der Welt lernen zum gesegneten Miteinander in der Gemeinde.

Verse 18-21: Bewahrung in Christus Jesus.
Der Tod ist die mächtigste Waffe Satans. Doch der Todesstachel hat keine Macht mehr über uns, denn er wurde zunichte gemacht. Der Tod ist verschlungen worden vom Sieg, den Jesus für uns errungen hat am Kreuz (1Kor 15,55-57; 2Tim 1,10).

Deshalb ist Christus in diese Welt gekommen, um uns ewiges Leben zu schenken. In Vers 11 hat Johannes gesagt, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat. Er sagt nicht, dass Gott uns ewiges Leben geben wird!

Wir sind aus Gott gezeugt worden und werden nun vor der Sünde bewahrt, die zum Tod führt. Wir sind zwar nach wie vor unvollkommene Sünder, aber Gottes gütige Hand beschützt uns durch das Blut Jesu: 1. Johannes 2,1. Bsp. So wie Wasser und Öl nicht miteinander vermischt werden können, so kann das Böse nicht mehr in uns eindringen und uns Schaden zufügen. Wir sind mit Gottes Heiligen Geist versiegelt worden in der Taufe und stammen nun von Gott, unserem Schöpfer. Mit diesem wunderbaren Schöpfergott bleiben wir nun für alle Ewigkeit verbunden. Was für eine herrliche Zuversicht! Was für ein ermutigender Trost! Wir sind nicht mehr dem Tod, sondern dem Leben geweiht. Wir haben keinen Grund mehr, uns auf irgendeine Weise mit den falschen Göttern einzulassen! Dem lebendigen Gott und ewigen Vater, der im Himmel ist, gebührt alleine Anbetung, Ehre, volle Aufmerksamkeit und unsere ganze Hingabe!

Denn Johannes sagt, dass wir eine dreifache Gewissheit besitzen:

1. Das Böse kann uns nicht mehr schaden (V. 18).

2. Wir sind Gezeugte aus Gott und stammen von Gott (V. 19).

3. Wir sind mit dem wahren Gott verbunden, der uns ewiges Leben geschenkt hat (V. 20).

„Wer diese Hoffnung hat - eine Hoffnung, die ganz auf Jesus ausgerichtet ist -, hält sich von jeder Sünde fern, um so rein zu sein wie er“ (GÜ; 1Joh 3,3).

Was wollen wir mehr?
Hat Johannes zu viel versprochen, wenn er am Anfang seines Briefes schreibt (1,4)? „Dies schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“ Wir haben wirklich allen Grund zur Freude und zur Dankbarkeit in Jesus Christus!