1. Petrus-5d: Zweck des Schreibens und Grüsse

Leiden, die sich lohnen

5. Kleidet euch mit Demut

 

 

 Verse 12-13: Zweck des Schreibens und Grüsse

Der Sinn und Zweck dieses ersten Petrusbriefes ist es, die Gläubigen zu ermahnen (παρακαλέω) und die Wahrheit der Gnade Gottes zu bezeugen (ἐπιμαρτυρέω), die am Werk ist (V. 12). Ein letztes Mal ruft Petrus eindringlich auf:

„Haltet fest (ἵστημι) an dieser Gnade.”

„Bleibt standhaft!“

„Seid in der Kraft, die Gott euch schenkt, tapfer und mutig!“

Was Petrus in seinem Brief gesagt hat ist wahr und bringt Segen und Gnade für jeden, der sich daran hält.

Silvanus (lat. Form des griech. Namens Silas), war ein treuer Bruder im Herrn, der auch mit Paulus unterwegs war und in seinen Briefen oft erwähnt wird (2Kor 1,19; 1Thess 1,1; 2Thess 1,1). Er war ein Prophet (Apg 15,32), besass die römische Staatsbürgerschaft (Apg 16,37) und setzte sein Leben für den Namen Jesu ein (Apg 15,26). Er überbrachte den Petrusbrief den Gläubigen in der Zerstreuung (1,1). Er war den Empfängern wohlbekannt (Apg 15,22.27.32.40).

Mit der Gemeinde in Babylon ist wohl der Deckname für Rom gemeint, da Petrus sich in Rom befand und dort mit Silvanus und Markus wirkte (V. 13).

Grüsst einander mit dem heiligen Kuss der Liebe (V. 14).
Die zahlreichen Hinweise auf den Begrüssungskuss im NT zeigen, dass er damals ein übliches Zeichen der Gemeinschaft und der christlichen Liebe war (Röm 16,16; 1Kor 16,20; 2Kor 13,12; 1Thess 5,26). Normalerweise wurden Küsse auf die Wange oder Stirn zwischen Familienmitgliedern ausgetauscht. Manchmal kam es vor, dass Herrscher und andere, die in Frieden zueinander standen, dies praktizierten. Wie wir bei Judas sehen, kann ein Kuss sogar dazu dienen, einen engen Freund zu verraten (Mt 26,47-50; Lk 22,47-48). Der Hintergrund für diese Praxis bildete vermutlich der familiäre Kuss.  Weil Christen sich als Brüder und Schwestern betrachteten, drückten sie so ihre Verbundenheit zueinander aus. Auch in den jüdischen Synagogen zeigte man mit dieser Geste den gegenseitigen Respekt und die Liebe.

Im vierten Jahrhundert n. Chr. wurde der Kuss aufgrund missbräuchlicher Praxis innerhalb der Kirche und aufgrund von Missverständnissen ausserhalb der Kirche auf das gleiche Geschlecht beschränkt.

Es ist und bleibt eine Tatsache, dass eine Umarmung mit einem oder mehreren Küssen noch heute eine grosse kulturelle Bedeutung haben. Künstler, Politiker und andere Stars tun das oft vor Publikum. In den USA wird einmal rechts und einmal links geküsst oder mindestens so getan. In Frankreich und der Schweiz wird sogar dreimal hin und her geküsst, besonders dann, wenn sich Freunde schon lange nicht mehr gesehen haben. Manchmal ist es auch Show und soll eine Herzlichkeit ausdrücken. Im täglichen Umgang miteinander ist jedoch das Küssen und Umarmen heute eher selten. Meistens geben wir einander zur Begrüssung die Hand. In engeren Beziehungen wird vielleicht noch umarmt, aber der Kuss ist und bleibt eher selten, besonders in der Gemeinde der Gläubigen.

Wichtig in der Gemeinde ist, dass die Wertschätzung und die Liebe füreinander als geistliche Glaubensgeschwister, über die kurze Begrüssung hinausgeht. Wir fühlen uns miteinander eng verbunden, weil wir gemeinsam dem Leib Christi angehören und begrüssen einander immer wieder mit einem Liebes- und Friedensgruss (Joh 20,19). Es bleibt jedoch den einzelnen überlassen, wie weit sie damit gehen, denn nicht alle mögen so engen Körperkontakt und das gilt es zu respektieren. Es fällt mir schwer, diese Anweisung einerseits kulturell abzutun oder als Befehl für die christliche Tugend zu verstehen.

Schliesslich wünscht Petrus den Gläubigen, dass der Friede (εἰρήνη) Gottes mit allen sei (V. 14). Dieser kostbare Friede hat Jesus gebracht und für uns bereits geschaffen, am Kreuz auf Golgota (Röm 5,1; Kol 1,20). Deshalb geht es für uns Gläubigen nur noch darum, diesen Frieden mit Gott und allen Mitmenschen zu halten und ihn zu bewahren (besonders unter den geistlichen Geschwistern, Joh 17,20-21). Viel zu schnell kann dieser kostbare Friede verloren gehen. Deshalb sagt Paulus (Kol 3,13): „Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat.” Es gilt also, ungeachtet der äusseren Umstände, am Frieden Gottes festzuhalten!

Schlussfolgerungen:

Durch die Leiden lässt Gott uns zurechtbringen, stärken, kräftigen und auf festen Grund stellen. Gott lässt niemanden im Stich, der wegen seines Glaubens leiden muss. Der Gott aller Gnade hat die Leidenden zur Herrlichkeit in Christus berufen.

Der Apostel Petrus schreibt den Auserwählten Gottes, dass die Gnade Gottes am Werk ist, an der sie alle festhalten sollen, egal, was auch passiert. Die bevorstehende Christenverfolgung, die durch den Kaiser Nero ausgelöst wird, kann zu grossen Leiden führen. Doch wichtig ist, dass alle Gläubigen wissen, dass sie nicht alleine sind und dass es eine kurze Leidenszeit sein wird, verglichen mit der himmlischen Ewigkeit. Darum gilt es, an Christus im Glauben festzuhalten und an der Liebe zu den Geschwistern in der Gemeinde. Denn Gottes Herrschaft isst überragend, heute, morgen und bis in alle Ewigkeit.

In Bezug auf die Leiden gibt es zwei grosse Irrtümer:

zu glauben, dass Gott einen Menschen durch Leiden straft,

zu glauben, dass Gott heute noch Wunderheiler einsetzt, um uns durch einen starken Glauben von den unterschiedlichsten Leiden zu befreien.