Philemon-1: Danksagung und Fürsprache

Fürsprache für einen entronnenen Sklaven

 

 

1. Einleitung

I.   Verse 1-3: Absender und Empfänger des Briefs

Paulus schrieb viele Privatbriefe, die verloren gingen, aber dies ist der Einzige, der uns erhalten blieb. Vermutlich war Tychikus, zusammen mit Onesimus, der Überbringer des Briefs (Kol 4,7-9). Tychikus wurde mit mehreren Gefangenschaftsbriefen aus Rom entsandt.

Der Apostel Paulus sitzt in Untersuchungshaft in Rom. In seiner Selbstlosigkeit kann er immer noch an andere denken. Sein Brief ist eine einzige Ermutigung und strahlt Güte und Freundlichkeit aus. Der Brief ist eine praktische Lektion der Bitte (Mt 6,12): „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.“

Was macht Paulus den ganzen Tag in den zwei Jahren?
Er empfängt römische Juden und legt ihnen das Evangelium von Christus dar (Apg 28,23-24.30). Er empfängt alle, die zu ihm kommen. Er bekehrt den entronnenen Sklaven, Onesimus (Phm. 10). Er schreibt die bekannten Gefangenschaftsbriefe: Epheser, Philipper, Kolosser und den Philemonbrief, und viele persönliche Briefe, die uns leider verlorengingen. Er bespricht sich mit seinen Mitarbeitern um ihn herum über das, was in den Gemeinden läuft (Kol 1,8; Phil 4,2-3). Er dankt und betet täglich für die Gläubigen in den Gemeinden (vermutlich in einem Gebetskreis mit den übrigen Anwesenden): Eph 1,16; Phil 1,3-4; Kol 1,3; Phlm 4.

Was das Evangelium für Wunder bewirken kann:

1. Da ist der Apostel Paulus.
Ein jüdischer Gelehrter, dem von Jugend auf die Arroganz eines Pharisäers beigebracht wurde. Es wird gesagt, dass Juden in ihren Gebeten dankten, dass Gott sie nicht als Heiden, Sklaven oder Frauen erschuf. Da ist Timotheus, der ursprünglich unbeschnitten war. Er war Sohn eines griechischen Vaters (Apg 16,1). Nun wird er von Paulus sein rechtmässiges Kind im Glauben genannt (1Tim 1,2). Da ist Philemon, ein wohlhabender Geschäftsmann, der Sklaven hielt. Da ist Apphia, die Frau Philemons, ebenfalls reich und stolz. Da ist Onesimus, ein Sklave, der gestohlen hatte und auf der Flucht war. Diese fünf Personen könnten unterschiedlicher gar nicht sein. In der damaligen Welt war es unmöglich, diese Menschen je zu vereinen. Sie alle hatten ganz unterschiedliche Lebensstandards und Lebensziele. Doch das Evangelium konnte dieses Wunder bewirken, dass diese Menschen gleichgesinnt in Christus (Phil 1,27; 2,2) wurden und demselben himmlischen Ziel nachstrebten. Paulus nannte sie nun Geliebte, Brüder, Schwestern und betete oft für sie und war um ihr Wohl besorgt. Das Evangelium vermag Beziehungen völlig zu verändern und Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen und Generationen zusammenzuführen in Christus Jesus!

 

2. Danksagung

 II.   Verse 4-7: Philemons vorbildlicher Glaube

Philemon ist ein wohlhabender Geschäftsmann und angesehener Stadtbürger, der vermutlich mehr als einen Sklaven besitzt. Im römischen Reich gab es sechzig Millionen Sklaven. Sklaven galten vor dem Gesetz nicht als Personen, sondern als Werkzeuge. Sklavenbesitzer konnten über Leben und Tod ihrer Sklaven uneingeschränkt verfügen. William Barclay schreibt: „Der Herr kann seine Sklaven ohrfeigen oder sie zu schwerer Arbeit verurteilen, indem er sie zum Beispiel gefesselt auf seinen Ländereien arbeiten lässt. Er kann sie mit Rutenhieben auspeitschen lassen und auf der Stirn brandmarken lassen, wenn sie etwas gestohlen haben oder entlaufen sind; ja er kann sie, wenn sie sich als unverbesserlich erweisen, sogar kreuzigen lassen.“ Entlaufene Sklaven, die wieder eingefangen wurden, erhielten bestenfalls ein E (= Entlaufener) auf die Stirn gebrannt, wenn sie nicht gekreuzigt wurden. Sklaven hatten keine Rechte und deshalb war es ein beachtliches Risiko, Onesimus zu Philemon zurückzuschicken, auch wenn dieser sich zu Christus bekannte.

In der Bibel wird Sklaverei nicht verurteilt:
Jeder bleibe in seinem Stand, in dem er berufen worden ist: 1Kor 7,20-24. Ein Leib in Christus: 1. Korinther 12,13. Da ist weder Sklave noch Freier: Galater 3,26-28. Sklaven werden zum Gehorsam aufgerufen: Epheser 6,5-9. Sklaven und Herren sollen sich dem Herrn unterwerfen: Kolosser 3,22; 4,1. Anweisungen für Sklaven: 1. Timotheus 6,1-2. Wenn Sklaventum in der Bibel hingenommen wird, dann bedeutet das, dass wir Christen in der heutigen Zeit jede politische Form akzeptieren müssen (z. B. Kommunismus, Diktatur usw.; Röm 13,1-7).

In Philemons Haus versammelt sich die Gemeinde zu Kolossä (V. 2). Er ist ein Vorbild der Gläubigen. Paulus lobt ihn für –

- seine Liebe,

- seinen Glauben,

- seinen Gemeinschaftssinn,

- seinen Grossmut und Mildtätigkeit,

- seine Bemühungen, die Gläubigen zu stärken.

Die ganze Gemeindearbeit hängt im Wesentlichen von Philemons Güte und Grosszügigkeit ab. Daraus sehen wir, wie wichtig auch wohlhabende Glieder für die Gemeinde sein können.

Paulus schreibt nicht als Apostel, sondern als Gefangener Christi Jesu (V. 1).
Er schreibt als Freund an einen Freund und treuen Mitarbeiter im Reich (V. 1). Er beruft sich nicht auf seine Vollmacht, sondern nur auf sein Mitleid und seine Liebe (V. 8). Er schreibt in der Ich-Form, was anzeigt, dass er selbst den Brief aufsetzt, wie er in Vers 19 bestätigt. Er schreibt nicht berechnend, indem er Philemon mit Lob überschüttet, um anschliessend seine Bitte anzubringen, sondern ehrlich. Welche Stellung hast Du in der Gemeinde im Vergleich zu Philemon? Machst Du allen Heiligen viel Freude? Empfangen sie durch Dich Ermutigung im Glauben und in der Liebe? Werden durch Dich die Herzen der Gläubigen erquickt und gestärkt?

 

3. Fürsprache

 III. Verse 8-20: Paulus setzt sich für den Sklaven Onesimus ein

Paulus hätte aufgrund seines Apostelamts als ein Fordernder an Philemon herantreten können. Er kommt aber als ein demütig Bittender, der sich im Vertrauen an Philemon wendet. Dies ist ein gutes Beispiel das uns lehrt, wie ein Evangelist oder Ältester seine Schäflein führen soll: Hebr 13,7.17. In der Gemeinde steht das Prinzip gerade umgekehrt zur Welt: In der Welt gibt es Vorgesetzte, die befehlen, was zu tun ist. In der Gemeinde gibt es Vorbilder, die versuchen, uns in unserer Liebe und Hingabe herauszufordern und zu motivieren. Liebe kann man nicht erzwingen und Hingabe ist eine Sache unseres Glaubens. Denn nur Geschenke, die freiwillig und aus freundlichem Herzen gegeben werden, sind echte Geschenke. Vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet, hatte Paulus dem Philemon überhaupt nichts zu sagen. Paulus ist bloss ein unbedeutender Gefangener. Der wohlhabende Philemon ist angesehen in der Welt und besitzt Sklaven. Doch in der Gemeinde spielen solche weltlichen Unterschiede keine Rolle mehr: Gal 3,28; 2Kor 5,17.

Paulus erklärt dem Philemon: „Vielleicht ist er deshalb eine kurze Zeit von dir getrennt gewesen, weil du mehr als einen Sklaven zurückbekommst, nämlich; einen geliebten Bruder.“ „Überleg einmal: Was hast du verloren? – Einen Sklaven! Was hast du gewonnen? – Einen Bruder!“ Darin zeigt sich, dass Gott mit den schlimmsten Sündern zurechtkommt, weil er krumme Wege wieder gerade biegt. Dazu benutzt Gott Paulus und Philemon, um durch den bekehrten Sklaven ein sichtbares Beispiel seines Wirkens zu geben.

Paulus wurde der geistliche Vater von Onesimus.
Er bekehrte ihn zum Herrn indem er ihn taufte (Eph 4,5; Kol 2,12). Die beiden haben sich richtig lieb gewonnen (V. 12-13). Nach römischem Recht musste der entronnene Sklave zurück zu seinem Herrn. Wer einen untergetauchten Sklaven versteckte oder beschützte, machte sich strafbar und gefährdete sein eigenes Leben. Deshalb schrieb er einen Schutzbrief für Onesimus. Tychikus wurde beauftragt, den Kolosserbrief und andere Briefe nach Asia zu überbringen und Onesimus sollte ihn begleiten (Kol 4,7-9).

Wie hat Philemon auf diesen Brief reagiert?
Wir wissen es nicht. Vielleicht hat er Onesimus tatsächlich die Freiheit gegeben. Vielleicht hat er Onesimus zu Paulus zurückgeschickt, da der Apostel ihn ja am liebsten bei sich behalten hätte (V. 13). Vielleicht hat er aber mehr für Onesimus getan, als Paulus verlangte (V. 21). Was lässt uns vermuten, dass dies der Fall war? Weil wir den Philemonbrief besitzen, denn er blieb uns ja erhalten. Wäre Philemon, als er den Brief las, wütend geworden, dann hätte er den Brief zerknüllt und verbrannt. Auf jeden Fall hätte er ihn ganz sicher niemandem zu lesen gegeben. Er muss ihn also andern zu lesen gegeben haben.

Dieser Brief ist - nicht bloss ein kleines Stück einer Privatkorrespondenz und ein hochinteressantes Stück Zeitgeschichte. ein bewegendes Zeugnis von dem, was Gottes Geist durch die transfor-mierende Kraft des Evangeliums unter uns Menschen bewirken kann.

Dieser Brief wird zum wunderbaren Beispiel für erfolgreiche Konfliktlösung.

1. Paulus hat in seiner Vermittlerrolle weise gehandelt.
Er hörte sich Onesimus an und brachte ihn zur Einsicht und Umkehr. Er schrieb einen liebevollen Brief an Philemon, ohne Partei zu ergreifen. Er ist ein echter Friedensstifter, indem er beide Parteien wieder zusammen brachte: Hebr 12,14-15; Jak 3,17; Mt 5,9. Auch wir werden aufgerufen Friedensstifter zu sein. Statt Harmonie und Frieden schaffen es die meisten Menschen in Konfliktsituationen noch grössere Spaltungen zu verursachen. Wir alle werden durch das Vorbild des Paulus herausgefordert, in Konflikten eine aktive und hilfreiche Versöhnungsrolle einzunehmen.

2. Onesimus ist über seinen Schatten gesprungen.
Er floh bewusst nach Rom und nicht in eine andere Richtung, weil er sich von Paulus Hilfe erhoffte. Es ist unmöglich, dass ein untergetauchter Sklave rein zufällig auf einen Gefangenen in Untersuchungshaft stiess. Paulus war an einen Soldaten gefesselt und hatte drei Jahre Hausarrest (d. h. er durfte seine Wohnung nicht verlassen). Er entschuldigte sein falsches Verhalten nicht, sondern gestand seine Fehler ein. Er war ein Taugenichts, vermutlich ein Dieb. Er war aber bereit, sein Leben zu ändern. Er hörte auf Paulus und bekehrte sich zum Herrn. Er bewies grossen Mut zu Philemon zurückzukehren und vertraute darauf, dass der Brief des Paulus in seinem Herrn Gnade bewirkte. Im Glauben an den Herrn vertraute er auf eine positive Lösung des Problems. Auch wir werden aufgerufen, unsere Fehler einzugestehen und uns verändern zu lassen: Mt 5,4; Apg 19,18-20; 1Thess 1,7-10; 2,13; Ps 24,3-6.

3. Philemons Demut als Herr ist überwältigend und entspringt nur aus dem Herzen eines Gläubigen.
Er war nicht zu stolz, um sich von Paulus anleiten zu lassen (Gal 6,14). Er wäre in keiner Weise verpflichtet gewesen, auf Paulus zu hören, oder den Brief der Gemeinde vorzulesen. Philemon bedeutet Liebender und wurde mit seiner Bekehrung für die Gemeinde zu Kolossä ein starkes Zeugnis.

Was wurde aus Onesimus?
Etwa fünfzig Jahre später wurde Ignatius von Antiochien nach Rom gebracht, wo er vermutlich in der Arena von wilden Tieren zerrissen wurde. Auf seiner Reise nach Rom schrieb er an die Gemeinden in Kleinasien Briefe, die uns erhalten geblieben sind. Im ersten Abschnitt eines seiner Briefe, den er an die Epheser schrieb, berichtete er viel Gutes über deren Bischof. Wie hiess dieser Bischof? - Onesimus. Ignatius nennt ihn mit dem gleichen Wortspiel wie Paulus: Er heisst Onesimus und ist Onesimus, einer, der Christus nützlich ist. Es ist also nicht auszuschliessen, dass aus dem entlaufenen Sklaven Onesimus im Laufe der Jahre ein Bischof von Ephesus wurde.

 

4. Schlussworte

 IV. Verse 21-25: Abschliessende Grüsse

Paulus bestellt Grüsse an verschiedene Leute aus der Hausgemeinde in Kolossä. Diese Grüsse muss Philemon natürlich ausrichten! Und schon ist es vorbei mit der absoluten Geheimhaltung: „Ah, du hast einen Brief von Paulus bekommen?“ „Was schreibt er denn?“

Konnte Philemon einfach schweigen?
Zudem tauchte Onesimus wieder auf und besucht jetzt sogar die Hausgemeinde. Er erzählt, wie er in Rom, durch Paulus, zum Glauben gekommen ist. Alle warten nun gespannt darauf, wie Philemon mit seinem untreuen Sklaven verfahren wird. Damit wird klar, dass Philemon seine Entscheidung nicht unabhängig von der Gemeinde und unbeobachtet von seinen geistlichen Geschwistern treffen kann. Obwohl der Philemonbrief ein Privatschreiben ist, betrifft er dennoch die ganze Gemeinde. Er zeigt, dass auch Philemon als Christ nicht in seinen eigenen vier Wänden lebt, sondern in die Familie Gottes eingebunden ist. Seine Entscheidung prägt die Zukunft der Gemeinde.

Paulus lässt Philemon von verschiedenen Mitarbeitern grüssen.
Das bedeutet, dass diese Brüder Bescheid wissen. Sie kennen vielleicht nicht alle Details, aber sie wissen so viel, dass sie nun gespannt sind auf die Reaktion des Philemons.

Paulus kündigt seinen Besuch an.
Wenn Philemon sich in Bezug auf Onesimus querstellt, wie soll er Paulus dann unter die Augen treten? Was wäre das für eine frostige Atmosphäre zwischen Gastgeber und Gast?

 

 V.  Schlussfolgerungen

Wir lernen wie Versöhnung und Vergebung funktioniert.
Um Versöhnung und Vergebung zu schaffen braucht es viel Demut und Liebe. Die meisten Menschen zeigen sich in Konfliktsituationen kriegerisch und unversöhnlich, statt friedlich und versöhnlich. Gottes Geist zeigt uns mit dem Philemonbrief einen neuen Weg, wie wir Menschen zueinander finden, wenn wir einander verletzt haben. Paulus hätte sich auf die Seite des Sklaven stellen können. Er hätte z. B. Onesimus einfach bei sich behalten können, weil er gegen Sklaventum war. Durch die Bekehrung des Onesimus hätte er sich erst recht gegen den Sklavenhalter Philemon stellen können. Er hätte Philemon zwingen können, den Sklaven frei zu geben.

Stellen wir uns vor, Paulus hätte alle Sklaven aufgestachelt mit den Worten: „Im Namen Jesu Christi – befreit euch und bekehrt euch zu Christus!“ „Denn in Christus gibt es kein Sklaventum mehr!“ „Schüttelt das Joch ab, das eure Herren euch auferlegt haben!“ Damit hätte er einen Aufstand angezettelt und das wäre böse ausgegangen. Immer wieder hat es solche Aufstände gegeben (z. B. Spartakus). Immer sind sie kläglich gescheitert. Das schlimmste aber, wenn Paulus es auf diese Weise versucht hätte: Das Evangelium hätte grossen Schaden davon getragen.

Paulus hätte sich auch auf die Seite Philemons stellen können.
Dann hätte er Onesimus vermutlich nie bekehrt. Er hätte ihm schwere Vorwürfe machen können für seinen Ungehorsam, seinen Diebstahl und seine Flucht. Vor allem, dass Onesimus ihn und seine Gefangenschaft in Gefahr brachte.

Paulus handelte nach Gottes Willen, in seiner Vermittlerrolle zur gegenseitigen Versöhnung. Er war auf beiden Seiten einfühlsam und verständnisvoll. Er machte keine Parteiung, sondern erwies sich als Freund und gab beiden Personen seine ganze Liebe: Jakobus 3,17.

In diesem Brief wird die wahre Bekehrung samt seinen Folgen sichtbar. Bekehrung heisst nicht bloss Taufe im Wasser (Apg 2,38)! Bekehrung heisst, bereit sein zum veränderten Denken und Handeln. Paulus schreibt den Ephesern (4,23): „Lasst einen neuen Geist euer Denken bestimmen, und zieht an den neuen Menschen, der nach dem Willen Gottes geschaffen ist: in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.“ Provozierend formuliert Paulus die erneuerte Gesinnung Christi, indem er den Spiess umdreht und sagt: 1. Korinther 7,22.

Der christliche Glaube ist keine Privatsache!
Glaube bedeutete von Anfang an Gemeinschaft (Apg 2,42-47). Die ersten Christen beteten, kamen zum Gottesdienst zusammen, assen, teilten miteinander, feierten und litten miteinander. Robinsonchristentum ist für wirkliche Christen undenkbar. Doch heute, im Zeitalter des Individualismus, wird oft vom persönlichen Glauben geredet. Die meisten in unserem Land gehen heute sogar soweit, dass sie „ja“ zu Jesus sagen, aber ein klares „nein“ zur Gemeinde.

Der Brief an Philemon zeigt, dass der christliche Glaube tief in die Privatsphäre jedes einzelnen eindringt, aber mit Rücksicht und Respekt. Paulus spricht zu einem geliebten Freund, den er weder dominiert noch dem er diktiert oder befiehlt. Paulus spricht ganz offen das Problem an und schlägt ihm eine Option vor. Die Reaktion des Philemon hätte sein können: „Das geht ihn doch überhaupt nichts an, was ich mit meinen Sklaven mache!“ Die Gemeinde ist keine kontrollierende Diktatur, aber eine Familie, die ermutigt, konfrontiert und jederzeit liebt.

Der Philemonbrief lehrt uns, wie wir Konflikte erfolgreich im Glauben lösen können. Wir alle haben es oft mit schwierigen Menschen zu tun. Schwierigere Menschen und Situationen sind Gottes grösstes Geschenk an die Gemeinde, denn dadurch wachsen wir im Glauben!

Wie können wir wachsen –

in der Geduld, wenn unsere Geduld niemals getestet wird?

in der Vergebung, wenn wir niemals verletzt wurden und vergeben mussten?

in der Versöhnung, wenn wir niemals Streit oder Schwierigkeiten hatten?

Konflikte können das Beste sein, die einer Gemeinde zustossen!

Was ist in Konfliktsituationen zu tun?

1. Spreche mit Gott, bevor Du mit der betroffenen Person sprichst (Jak 1,5)!

2. Ergreife immer Du die Initiative (Mt 5,23-25)!

3. Versuche, die Gefühle des andern zu verstehen (Mt 7,12)! Gebe Lob und Anerkennung für das, was Gutes vollbracht wurde! (Phil 4,8). Kritisiere, verdamme und verurteile nicht, sondern einer achte den andern höher als sich selbst! (Phil 2,3-4).

4. Bekenne Deinen Anteil am Konflikt (Mt 7,5)!

5. Attackiere das Problem und nicht die Person (Eph 4,29)!

6. Kooperiere so weit wie möglich (Röm 12,18)!

7. Betone die Versöhnung, nicht die Lösung!

Kolosser 3,12-15: „So bekleidet euch nun als von Gott auserwählte Heilige und Geliebte mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so sollt auch ihr vergeben! Über all dem aber vergesst die Liebe nicht: Darin besteht das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi regiere in euren Herzen; zum Frieden seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein.“

 

 Links:

Kommunikation-05: Zerbrochene Beziehungen heilen

Kommunikation-06: Mit Problemen umgehen

Kommunikation-00: Inhaltsverzeichnis

Gottes Plan-09: Konflikte lösen

Gottes Plan-09a: Konflikte lösen

Gottes Plan-09b: Konflikte lösen

Gottes Plan-09c: Konflikte lösen

Gottes Plan-00: Inhaltsverzeichnis