2. Thessalonicher-02: Das Auftreten des Antichrists

Standhaftigkeit inmitten
Verfolgung und Drangsal

 

 

 Kapitel 2: Das Auftreten des Antichrists.

Verse 1-7: Der grosse Abfall und der Gesetzesfeind.
Paulus spricht von den folgenden Dingen, die nur den Christen im 1. Jahrhundert vertraut waren: Es ist die Rede vom Tag des Herrn (Parusia), der angeblich bereits gekommen sein soll. Es geht um den grossen Abfall vom Glauben. Eine verführerische Rolle spielt der kommende Gesetzesfeind, der als Sohn des Verderbens bezeichnet wird (ev. röm. Kaiseranbetung).

Offenbar wurden die Worte des Paulus missverstanden, als er betonte, dass „plötzliches Verderben“ (1. Thess. 5,3) über alle komme, die sich in Sicherheit wiegen. Plötzliches Wiederkommen bedeutet nicht sofortiges Kommen, jetzt! Paulus betonte nur den Überraschungseffekt, wie bei einem Dieb in der Nacht, oder wie bei einer schwangeren Frau.

Paulus liess die Thessalonicher auch wissen, was Gott ihm in Bezug auf die Wiederkunft Christi offenbart hatte (1. Thess. 5,16-17): Die Verstorbenen in Christus werden zuerst auferstehen. Anschliessend werden die noch lebenden Gläubigen, zusammen mit den Auferstandenen, in den Himmel entrückt werden.

Anscheinend wurde die Wiederkunft Christi zum Hauptthema für alle Gläubigen. Es gab Leute, die sich mit diesen Gedanken halb verrückt machten. Andere hörten auf zu arbeiten. Paulus versucht nun die Thessalonicher zu beruhigen, indem er sagt: „Wir werden mit Christus vereinigt bei seiner Wiederkunft.“ „Doch bleibt ruhig und besonnen!“ „Lasst euch nicht verwirren oder gar erschrecken von den falschen Lehrern, die behaupten, Jesus sei schon gekommen!“ „Zuerst muss noch der grosse Abfall vom Glauben kommen.“

„Lasst euch nicht verwirren, denn zuerst kommt der Abfall (ἡ ἀποστασία) vom Glauben!“

Was ist mit dem grossen Glaubensabfall gemeint?
Wir können es leider nicht sagen! Zur damaligen Zeit konnte dies verschiedenes bedeuten. Es könnte auf die bevorstehenden Christenverfolgungen hinweisen, die viele Gläubige zur Untreue veranlassen werden. Es könnte der Untergang der römischen Macht bedeuten, was eine Gesetzlosigkeit zur Folge hätte. Es könnte vieles mehr bedeuten. Ähnliche Hinweise vom Abfall finden wir bei Jesus, der auf das Ende des Tempels hindeutete: Matthäus 24,4-14. In diesem Zusammenhang spricht Jesus auch vom „Gräuel der Verwüstung“ (Abomination of Desolation): Matthäus 24,15. Der Prophet Daniel deutete das erste Mal auf den Gräuel der Verwüstung hin, der über Jerusalem kommen werde (Dan. 9,27; 11,31; 12,11). Antiochus Epiphanes, ein griechischer König (regierte 175-164 v. Chr.) kam nach Jerusalem und weihte den heiligen Tempel dem Götzen Zeus. Dafür opferte er auf dem Altar dem Zeus ein Schwein (gilt bei den Juden als unreines Tier). Er liess auch im Heiligtum ein Götzenbild auf den Altar stellen, der vermutlich das Bild des Zeus trug (1. Makk. 1,54). Dieses Ereignis wurde zum Vorbild und Beispiel für weitere Gerichte, die der Menschheit bevorstehen, wie z. B.: Das Gericht über die Stadt Jerusalem (Mt. 24,15). Das Endgericht (2. Thess. 2). Wie dem ersten Kommen Jesu auf diese Welt eine Periode des Abfalls voranging, so wird es auch vor der Wiederkunft Christi sein. Es wird jedoch nicht detailliert gesagt, was genau passieren und wann diese Periode eintreten wird. Es wird nur allgemein auf einen ähnlichen Abfall hingewiesen, wie uns in früheren Events aus der Bibel schon berichtet wird.

Was ist mit dem Gesetzesfeind gemeint?
Es gibt zwei Begriffe, die im Urtext vorkommen: Der Mensch der Gesetzlosigkeit (ὁ ἄνθρωπος τῆς ἀvoμίας) und der Mensch der Sünde (ὁ ἄνθρωπος τῆς ἁμαρτίας). Paulus gebraucht einen weiteren Begriff im selben Vers: Der Sohn des Verderbens (ὁ υἱὸς τῆς ἀπωλείας) (Judas, Joh. 17,12). Eine ähnliche Aussage macht er im Epheserbrief, indem er von den Söhnen des Ungehorsams (τοὺς υἱοὺς τῆς ἀπειθείας) redet: Epheser 5,6. Vermutlich meint Paulus niemand anders als die Juden, die ihn verfolgten (Apg. 17,13) und ins Haus Jason eindrangen (Apg. 17,5-9). Verschiedene religiöse Gruppen bringen nun den Gesetzesfeind mit dem Antichristen in den Johannesbriefen in Verbindung.

Es gibt drei Hauptstellen, die angeblich vom Antichristen berichten:

Die erste Stelle ist in 1. Johannes 2,18-19a:
Anti bedeutet „dagegen“. Der Antichrist ist eine Person, die gegen Christus auftritt. In Vers 22 wird eine Definition gegeben, wer damit gemeint ist. Auch in 2. Johannes 7 wird vor dem Antichristen gewarnt, der sich auf die Gnostiker bezieht.

Die zweite Stelle ist die in 2. Thessalonicher 2:
Diese Person wird in Vers 4 beschrieben als auflehnerisch und überheblich, der nichts mehr heilig gilt. Es ist eine Person, die sich selbst zu Gott macht (das Zeitalter des Narzismus erfüllt diese Bedingungen auch). Diese Person, die für alle gottlosen Menschen steht, wird am Ende der Zeiten, wenn Christus wiederkommt, gerichtet werden.

Die dritte Stelle finden wir in der Offenbarung 16,13-16:
Hier wird von einem Drachen geredet (= Teufel), von dem böse Geister hervorkommen (Lästerungen: Offb. 13,6). Diese Geister versammeln am Ende der Welt die Könige der Erde in Harmagedon (= ein Schlachtfeld, auf dem wichtige Kämpfe im AT stattfanden). Dort soll der grosse Endkampf stattfinden, zwischen Christus und dem Teufel und seinen Anhängern. Damit verbunden wird auch die Lehre vom Binden des Teufels (Offb. 20) und das tausendjährige Friedensreich auf Erden.

Verse 8-12: Die Liebe zur Wahrheit.
Wie können wir unseren Glauben bewahren in Zeiten dieser massiven Verführungen und der vielen Irrlehrer? Indem wir die Liebe zu Gottes Wahrheit pflegen: das Wort Gottes lieben (Psalm 119,1-16), täglich in den Schriften forschen und nach Gott schreien (Apg. 17,11; Lk. 18,7; Mt. 7,7), an den Vorschriften und Satzungen Gottes festhalten (Sprüche 1,7; 2,1-6; 4,5-6; 8,17), lernen, geistlicher zu denken (Matthäus 13,11-17; 1. Kor. 2,14-16), glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Johannes 3,19-21; 8,45-47; 1. Johannes 5,1-5), von Herzen gehorsam sind (Römer 2,7-8; 6,17; 1. Korinther 16,22), uns zeugen lassen durch das Wort der Wahrheit (Jakobus 1,16-18).

Die Liebe zu Gott und seiner Wahrheit kann nicht erzwungen werden, sie ist eine Haltung, die aus dem menschlichen Herz entspringt! Diese Liebe kann geweckt werden! Diese Liebe kann erbeten werden (Jak. 1,5)! Diese Liebe ist mehr als ein Gefühl!

Warum sendet Gott eine wirksame Kraft der Verführung?
Gott sendet diese Kraft nicht selbst, sondern er lässt es zu, dass das Böse bis zu einem bestimmten Grad wirken darf. Es ist wie mit der Verstockung des Pharaos (Ex. 7,1-3.7-11-13). Durch Gottes Allmachtswort wurde das Herz des Pharaos verstockt: Jak. 1,13-17; Joh. 12,40. Gott gebraucht das Böse, um damit das Gute herauszusieben (1. Pet. 1,7)! Die Menschen glauben auch dann nicht, wenn grosse Zeichen vor ihren Augen geschehen! Siehe Pharao und die zehn Plagen (Ex. 11,10). Siehe die Bitte des Reichen an Abraham: Lk. 16,27-31. Sie Jesu Wundertaten: Johannes 12,37.

Keine Versuchung wird über unser Vermögen gehen: 1. Kor. 10,13. Gott will alle Menschen retten (1. Tim. 2,4), deshalb lässt er alle durch sein Wort warnen vor den vielen Irrlehrern! Viele Irrlehrer sind in der Welt: 2. Johannes 7-11. Viele falsche Propheten werden auftreten: Mt. 24,9-14. Satan verkleidet sich als Engel des Lichts: 2. Kor. 11,13-15.

Welche Irrlehren kennen wir in der heutigen Zeit, die mit den Thessalonichern verglichen werden können?

Die falschen Lehren über die „Endzeit“ und die Wiederkunft! Laut der Bibel begann die Endzeit zu Pfingsten und wird mit der Wiederkunft Christi enden (siehe Artikel: Die letzten Tage). Z. B. mit Bibelcode die Wiederkunft bestimmen: Mt. 24,23-27.36. Z. B. die Lehre vom tausendjährigen Reich und von der 2. Wiederkunft.

Die menschlichen Lehren über die sexuellen Beziehungen (1. Thess. 4).

Die Verkündigung und Hochhaltung jeglicher menschlichen Traditionen, statt an den apostolischen Überlieferungen festhalten! (1. Thess. 2,13; 2. Thess. 2,15).

Wie kann ein Irrlehrer erkannt werden? Matthäus 7,15-22.
Er predigt ein anderes Evangelium (Gal. 1,6-8)! Stellt zuversichtliche Behauptungen auf, die nirgends in der Bibel zu finden sind (Diabolos, 1. Tim. 1,7). Verspricht Gnade und Heil, ohne Busse und Gehorsam (Mk. 1,15). Wendet sich ab von der Wahrheit, hin zu Geschichten (2. Tim. 4,4). Er kann an seinen Früchten erkannt werden (Mt. 7,16; Gal. 5,19-21)! Er sucht seinen eigenen Profit (Joh. 10,10)! Er gibt sein Leben nicht hin für die Schafe und ist nicht bereit zu dienen. Er beutet sie aus und schlachtet sie, statt sie zu beschützen und zu nähren und zu pflegen. Er bindet schwere Bürden auf, die er selbst nicht zu tragen vermag (Mt. 23,4)! Er will vor den Massen auftreten, um bewundert werden (Mt. 23,5-11)! Obschon alle berufen sind, lassen sich nur wenige erwählen (Mt. 22,14). Der Weg ist schmal zu ewigen Leben (Mt. 7,14; Lk. 13,24). Wer die Wahrheit liebt und kennt und Freude hat an der Gerechtigkeit, der wird einen Irrlehrer schnell durchschauen! Die Wahrheit kann auch uns manchmal wehtun, weil wir nach wie vor unvollkommen und daher Sünder sind. Wer seinen Stolz überwindet und die Wahrheit mehr liebt als sich selbst, der kann die Wahrheit erkennen und sie wird ihn frei machen (Joh. 8,32).

Verse 13-17: An den Überlieferungen festhalten.
Paulus und seine Mitarbeiter danken Gott für die Geschwister in Thessalonich, wie das schon in früheren Versen kundgetan wurde:

1. Thess. 1,2: „Wir danken Gott allezeit euer aller wegen und gedenken euer in unsern Gebeten …“ 

1. Thess. 1,4: „…da wir von Gott geliebte Brüder, eure Erwählung kennen.“ 

1. Thess. 2,13: „Und deshalb danken auch wir Gott unablässig …“

1. Thess. 3,9: „Denn was für einen Dank können wir euretwegen Gott als Gegengabe für alle die Freude darbringen …“

2. Thess. 1,3: „Danken müssen wir Gott allezeit, wie es billig (angemessen) ist …“

Paulus bestätigt, dass Gott die Gläubigen „von Anfang an erwählt hat zum Heil“. Meint er damit die Vorherbestimmungslehre? Vorherbestimmt durch Jesus Christus, nicht durch uns selbst! Gott hat durch seinen Sohn die Grundlage zum Heil geschaffen für alle Menschen. Vor Grundlegung der Welt hatte sich Gott dieses Heil ausgedacht (Eph. 1,4). Gott ist nicht ungerecht, als dass er einzelne Menschen zum Heil vorherbestimmt und andere nicht!

Welche Begriffe weisen auf die Wiederkunft, respektiv auf das kommende Leben hin?

- Heil (V. 13),

- Herrlichkeit (V. 14),

- ewiger Trost (V. 16),

- gute Hoffnung (V. 16).

Warum müssen sich die Christen in Thessalonich nicht fürchten vor den massiven Verführungen?

- Weil sie vom Herrn Jesus Christus geliebt sind: „vom Herrn geliebte Brüder“ (V. 13).

- Weil sie von Gott erwählt worden sind zum Heil (V. 13).

- Weil Gottes Geist sie heilig macht (V. 13).

- Weil sie die Wahrheit Gottes angenommen haben und glauben (V. 13).

- Weil sie berufen worden sind, an der Herrlichkeit Gottes teilzunehmen (V. 14): Römer 8,30.

Wie wurde Gottes Heilsplan überliefert?
Der allmächtige Gott überlegt sich im Himmel den Heilsplan vor Grundlegung der Welt und übergibt ihn seinem treuen Sohn zur Ausführung. Die Gottheit Jesu kommt vom Himmel herab und wird Mensch. Der Heilsplan wurde erst dann rechtsgültig, als Jesus als vollkommenes Opfer starb und damit den Schuldspruch, der gegen uns Menschen lautete, ans Kreuz heftete (Kol. 2,8). Der Heilige Geist wurde Träger dieses Heilsplans, indem er Apostel und Propheten direkt inspirierte. Mündlich und schriftlich verkündigten die Apostel und Propheten Gottes Heilsplan. Die Bibel ist Gottes inspiriertes Wort, das die Überlieferungen (τὰς παραδόσεις) beinhaltet, an denen sich die ganze Menschheit festhalten soll! Christen sind nun Empfänger und Träger des Heilsplans Gottes!

Diese Überlieferungen gilt es nun festzuhalten: 1. Kor. 11,2; 1. Joh. 2,24-27. Nicht jüdische Überlieferungen (Gal. 1,14). Nicht menschliche Überlieferungen (Kol. 2,8; 3,6).

Was ist mit den Überlieferungen gemeint? Das Evangelium (Gal. 1,6-9). Die gesunden Worte (1. Tim. 4,16). Die Gestalt der Lehre Christi (Röm. 6,17). Der ein für allemal überlieferte Glaube (Judas 3). Durch den Gehorsam gegenüber der biblischen Lehre, nehmen wir den Heilsplan Gottes für uns in Anspruch.

Wie vermag Gott uns zu trösten und zu stärken?
Die Thessalonicher wurden durch die Anwesenheit des Paulus und seiner Mitarbeiter mündlich auferbaut. Später wurden sie durch die beiden Briefe auch schriftlich auferbaut. Ebenso werden wir heute noch getröstet und gestärkt durch all diese biblischen Briefe, die uns lehren und ausrüsten zu jedem guten Werk (2. Tim. 3,16-17). Wir brauchen Gottes Wort, um im Glauben zu wachsen und die Hoffnung auf das ewige Leben festzumachen (Röm. 15,4).