Kolosser-01: Erhabenheit Christi

Die Vorrangstellung Christi

 

 

 I.   Kapitel 1,1-2: Grüsse

Paulus, Apostel Christi: In der Apostelgeschichte lesen wir von zwei Namen, nämlich von „Saulus“ (hebr.) und von „Paulus“ (griech.).

Es wäre ein bisschen zu einfach, wenn wir behaupten würden, dass Saulus bei seiner Bekehrung (Apg 9) zum Paulus wurde. Bei einer genaueren Betrachtung sehen wir, dass Lukas (= Schreiber der Apg) ihn bis ins Kapitel 13 (13,9a) als Saulus bezeichnet. Dabei sagt er mit keinem Wort, dass sein Name geändert wurde. Vermutlich wuchs der Apostel mit beiden Namen auf, was zur damaligen Zeit nichts aussergewöhnliches war. Zudem werden heute noch Namen in jeder Sprache und Kultur leicht verändert ausgesprochen (z. B. mein Name: Röne = franz., Rene = deutsch, Renato = Italienisch).

Vom Apostel Paulus wissen wir mehr als von den 12 Aposteln (1Kor 15,9-10). Paulus wurde zusätzlich von Jesus zum Apostel eingesetzt und zwar, nachdem der Herr längst gestorben, auferstanden und in den Himmel entrückt worden war. Jesus erschien dem Paulus auf dem Weg nach Damaskus und befahl ihm in die Stadt zu gehen, um dort auf weitere Anweisungen zu warten (Apg 9,6). Danach sandte Jesus den Ananias zu ihm, von dem er sich aufklären und bekehren lassen sollte (Apg 9,10-19). Trotz der göttlichen Erscheinung musste auch Paulus seine Sünden in der Taufe abwaschen lassen (Apg 22,16). Jesus versprach dem Paulus, dass er ihm auch zukünftig erscheinen werde, um ihm beizustehen in seinem Dienst als Apostel. Dies bezeugt Paulus später vor Agrippa: Apg 26,15-19.

Um ein Apostel Christi sein zu können, muss man Jesus gesehen haben (1Kor 9,1-2; 15,8). Heute kann es keine Apostel mehr geben, weil es keine direkten Erscheinungen und Inspirationen mehr gibt, weil es keine Zeichen und Wunder mehr zur Beglaubigung eines Amtes oder des Wortes Gottes braucht, und weil das Fundament der Gemeinde durch die Apostel und Propheten ein für allemal gelegt wurde (Eph 2,20). Paulus beglaubigte sein Apostelamt durch Zeichen und Wunder (2Kor 12,12): Römer 15,18-19, indem er – einen toten Knaben auferweckte (Apg 20,7-12), von einem Engel aus dem Gefängnis befreit wurde (Apg 16,25-34), von einem giftigen Schlangenbiss nicht starb (Apg 28,1-6), kranke Menschen heilte (Apg 28,8-9).

Der Kolosserbrief, sowie alle 13 biblischen Bücher des Paulus im NT, beansprucht volle apostolische Vollmacht, die nur von Jesus Christus selbst verliehen werden konnte (Gal 1,11-12).

Alle neutestamentlichen Briefe, die durch die Apostel und Propheten geschrieben wurden, beanspruchen göttliche Autorität (1Kor 14,37; 2Tim 3,16-17).

Jesus sagte bei der Einsetzung zu seinen Aposteln (Mt 10,40): „Wer euch [Apostel] aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den [Vater] auf, der mich gesandt hat.“

Obschon Paulus von den übrigen 12 Aposteln klar unterschieden werden muss, tut das seiner göttlichen Inspiration in keiner Weise einen Abbruch. Das Wort Apostel bedeutet „Gesandter, Bote, Reisender“ und wird im NT auch für andere Personen verwendet, wie z. B: für Barnabas (Apg 13,2-4), für Jakobus, den Bruder Jesu (Gal 1,19), für Silvanus oder Silas (1Thess 1,1; 2,7), und sogar für Jesus (Hebr 3,1). Das ist dasselbe wie mit dem Begriff „Evangelist“ oder „Diakon“, der zwar auf alle Gläubigen bezogen werden kann, aber trotzdem nicht bedeutet, dass jeder speziell für den Dienst eines Evangelisten oder Diakons in der Gemeinde ausgebildet und eingesetzt worden ist.

Paulus bestätigt in der Einleitung seines Briefes, dass er nach dem Willen Gottes ausgewählt wurde, um als Apostel Jesu Christi zu dienen. Er wurde nicht durch seinen eigenen Willen, sondern nach Gottes Willen eingesetzt. Jesus, der in allem den Willen des Vaters tut, hat nach dem Willen Gottes gehandelt, indem er Paulus zum Aposteldienst berief (Joh 5,30; 12,48-50).

Bruder Timotheus (= Gottesehre, des Paulus echtes und geliebtes Kind im Glauben, 1Tim 1,2; 2Tim 1,2).
Paulus nannte den Timotheus ganz bewusst „Bruder“ und nicht Apostel. Timotheus hatte nicht dieselbe göttliche Autorität wie der Apostel Paulus. Alle Gläubigen im Neuen Bund bilden die geistliche Familie, in der es Brüder und Schwester gibt.

Jesus sagte in Markus 3,34 zu seinen leiblichen Geschwistern: „Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.“

Somit ist Timotheus auch der Bruder der Kolosser, egal wie gut sie ihn kannten.

Die heiligen und gläubigen Brüder in Kolossä.
Damit sind nicht etwa zwei unterschiedliche Gruppen gemeint, sondern alle heiligen und gläubigen in Kolossä.

In der Bibel werden alle Gläubigen als Heilige bezeichnet (Apg 26,10; Röm 8,27; 12,13; 2Kor 13,13; 16,2). Heilig bedeutet „abgesondert“ für einen speziellen Zweck. Heilige sind keine besonderen Menschen in der christlichen Gemeinschaft. Gott spricht alle Gläubigen heilig, die sich vom weltlichen Leben absondern lassen (2Kor 6,17). Niemand ist befugt, andere Menschen heilig zu sprechen. Der Gebrauch dieses Begriffes in der Bibel bezieht sich auf die Berufung und nicht etwa auf den Grad der Heiligkeit. Selbst die Korinthergemeinde, in der es viele Probleme gab, wird von Paulus in der Einleitung als die Heiligen bezeichnet (1Kor 1,2).

Das Wort für Gläubige ist pistis und kann auch treu bedeuten. Ein Sklave konnte seinem Herrn treu sein (Mt 24,45; 25,21.23). Die Frauen sollen treu sein in allen Dingen (1Tim 3,11). Es heisst in Lukas 16,10: „Wer im Kleinsten treu ist, ist auch im Grossen treu, und wer im Kleinsten ungerecht ist, der ist auch im Grossen ungerecht.“ Im Titusbrief taucht der Begriff im Zusammenhang mit den Erfordernissen eines Ältesten in der Gemeinde auf, indem es heisst (Tit 1,6): „… wenn einer unbescholten ist, Mann einer Frau, mit gläubigen [oder treuen] Kindern ...“

Paulus bezeichnet die Kolosser als gläubige oder treue Brüder. In seinen Briefen an die Thessalonicher, Korinther und Galater wird die ganze Gemeinde adressiert. Hingegen die Briefe an die Römer, Philipper, Epheser und Kolosser gehen an die Heiligen (hier im Kolosser wird sogar der Zusatz „Brüder“ verwendet). Selbstverständlich sind in allen Briefen alle Geschwister der Gemeinde angesprochen, Frauen und Männer, nicht bloss die Brüder: Gal 3,28 (1Kor 12,13).

„In Christus“ bezieht sich auf alle, die auf den Namen Christi zur Vergebung ihrer Sünden getauft wurden (Röm 6,3; Gal 3,27) und nun als Wiedergeborene in Christus leben.
Alle Menschen, die nicht in Christus sind, befinden sich ausserhalb von Christus.

Sie leben ohne Hoffnung und ohne Gott und sind verloren (Eph 2,12).

Epheser 2,13:
„Jetzt aber, in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gekommen in dem Blute Christi.“

Obschon der Brief an die Kolosser gerichtet war, so ist er auch für andere Christen gedacht (Kol 4,16).
Diese Tatsache macht die Bibel heute noch so interessant.

Jeder, der darin liest, darf sich angesprochen fühlen.

Vieles muss zwar im Lichte der damaligen Empfängerschaft verstanden werden.

Doch viele Prinzipien und Wahrheiten gelten für uns genauso nach über 2 000 Jahren.

Paulus wünscht allen die Gnade und den Frieden Gottes.
Damit meint er nicht einen Zustand, der durch irgendwelche Werke noch erreicht werden könnte.

Die Gläubigen in Kolossä haben bereits Gnade und Friede von Gott erfahren.

Paulus wünscht damit allen Gläubigen vielmehr ein segensreiches Leben in Christus Jesus (Joh 10,10) und im Gott-Vater.

Der Gott des Friedens möge ihre Herzen und Gedanken bewahren in dieser Welt voller Sorgen und Versuchungen (Phil 4,6-7).

Der Vater und der Sohn bilden die eine Gottheit; die Quelle der Gnade und des Friedens.

 

 II.   Kapitel 1,3-8: Dankbarkeit für die Gemeinde

Vers 3: Wie Paulus betete.
Ich wünschte, ich könnte nur einmal mit Paulus zusammen beten. Timotheus hatte dieses Vorrecht und viele andere. Deshalb sagt Paulus auch: „Wir danken Gott …“

Er sagt mit andern Worten (NGÜ): „Jedesmal, wenn wir für euch beten, danken wir Gott … für euch.“

Verse 4-5: Paulus betete mit Dankbarkeit.
Offenbar hat er von ihrem Glauben, von ihrer Liebe und der Hoffnung gehört. Er beginnt auch den Thessalonicherbrief mit diesen Begriffen (1Thess 1,3; 5,8). Glaube, Hoffnung und Liebe sind die motivierende Kraft im Leben eines Christen (Röm 5,1-5; 1Kor 13,13; Eph 4,2-5).

Darum sagt Paulus mit andern Worten: Wir danken Gott für euren lebendigen Glauben, den ihr nicht nur für euch behaltet, sondern auch allen Menschen versucht weiterzugeben. Wir danken Gott für eure Liebe, die ihr untereinander pflegt. Wir danken Gott auch für eure Hoffnung, die euch zu guten Werken anspornt, und die für euch im Himmel aufbewahrt wird.

Die Kolosser haben das Evangelium der Wahrheit gehört und angenommen. Wie wunderbar wäre es doch, wenn mehr Menschen in der heutigen Zeit Verlangen nach der Wahrheit des Evangeliums tragen würden (1Petr 2,2). Wenn sie, statt Menschenworte und ihre Traditionen zu befolgen, das unverfälschte Evangelium Jesu Christi selbst lesen würden. Dann würde das Christentum mit ganz anderen Augen betrachtet werden. Es würde als das Beste und kostbarste Gut betrachtet werden, was der Menschheit je widerfahren konnte. Paulus bekennt: Römer 1,16.

Vers 6: Das Evangelium trägt viel Frucht.
Die Kolosser erkannten die Gnade des Evangeliums. Sie haben begriffen, dass das grösste Vorrecht auf dieser Welt ist, an Christus zu glauben. Denn in Christus profitiert man in jeder Hinsicht: in Hinsicht auf das vergängliche Leben hier auf Erden, und in Hinsicht auf das ewige Leben im Himmel.

Evangelium bedeutet Gute Nachricht. Die gute Nachricht beinhaltet den Tod, das Begräbnis und die Auferstehung Jesu Christi (1Kor 15,1-4). Die gute Nachricht offeriert uns die völlige Befreiung von Schuld und Tod. Die gute Nachricht ist die inspirierte Weisheit Gottes, die uns durch viele gute Anweisungen zu einem besseren und gesünderen Lebensstil verhilft.

Diese gute Nachricht wuchs damals durch die vielen Prediger, die das Evangelium in der ganzen römischen Welt verkündigten (Röm 10,10). Wörtlich, es trug viel Frucht. Frucht kann nur dort entstehen wo gesät wird. Jesus erklärt in einem Gleichnis, dass der Same das Wort Gottes ist (Lk 8,11). Weiter sagt er im Johannes 6,63: „… die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Je mehr dieser Same ausgestreut wird von den Gläubigen, desto mehr kann es Frucht tragen. Die Christen im ersten Jahrhundert verkündigten das Wort Gottes überall: Apg 8,4. Auch sie mussten von Ungläubigen Ablehnung, ja sogar Verfolgung und Tod in Kauf nehmen. Es ist Gottes Plan, dass alle Gläubigen zu allen Zeiten für das Evangelium leiden müssen. Daran wird der Glaube, die Liebe und die Hoffnung eines Christen gemessen.

Verse 7-8: Epaphras, der geliebte Mitknecht.
Die Gemeinde in Kolossä wurde vermutlich von Epaphras gegründet. Er war ja auch ein Bürger dieser Stadt und bemühte sich mit allem Fleiss um diese Gemeinde: Kolosser 4,12-13.  Es scheint, als ob Epaphras eine führende Rolle sogar in den umliegenden Gemeinden gehabt hat.

Vermutlich hörte er das Evangelium von Paulus, der sich zwei Jahre lang in Ephesus aufhielt. Es heisst (Apg 19,10): „… Dies geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die Asia bewohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden sowohl als Griechen.“ Unter diesen Zuhörern könnte auch Epaphras gewesen sein.

Tatsache ist, dass die Kolosser das Wort der Wahrheit von Epaphras gehört haben und dass der sich nun mit Paulus in Rom aufhält. Paulus war also genauestens unterrichtet über die Gemeinde in Kolossä, aber auch in Laodizea und in Hierapolis. Aus diesen Worten (V. 7 und 8) entnehmen wir, dass Paulus den Epaphras als treuen Diener Christi bezeichnet und durch ihn auch die Geschwister in Kolossä schätzen gelernt hat für die Liebe, die unter ihnen herrscht.

Verse 9-12: Gebet für die Kolosser.
Paulus vergewissert die Gläubigen, dass er für sie betet. Nicht nur er allein betet für sie, sondern er samt seinen Mitarbeitern. Seit Paulus und seine Mitarbeiter vom Glauben und von der Liebe der Kolosser durch Epaphras gehört haben, beten sie täglich für sie. Auch in anderen Briefen lesen wir, dass Paulus für die Gläubigen betet. Paulus hatte ein intensives Gebetsleben und betete für viele Heilige und für die Gemeinden. Als Jesus ihm erschien und er blind zu Boden sank, verharrte er anschliessend im Gebet (Apg 9,11: „Denn siehe, er betet …“)

Gleichzeitig offenbart er auch seine Gebetshaltung: Fester Glaube an Gott, dass er Gebete erhört. Tiefes Vertrauen in Gottes Fähigkeit Gebete zu beantworten. Enge Beziehung zum allmächtigen Gott. Besorgtes Interesse und Liebe für andere Gläubige.

Paulus und seine Mitarbeiter haben vier Gebetsanliegen: Sie bitten Gott, dass die Kolosser erfüllt werden mit der Erkenntnis des Willens Gottes. Sie bitten Gott, dass die Kolosser würdig und gottwohlgefällig wandeln und gute Werke vollbringen. Sie bitten Gott, dass er sie mit geistiger Kraft stärkt und ausrüstet zu aller Geduld und Ausdauer. Sie bitten Gott, dass sie mit Freude dem Vater danken für alle Segnungen, die sie durch Christus empfangen haben.

Lasst uns diese vier Anliegen ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen! Die Kolosser sollen erfüllt werden mit der Erkenntnis des Willens Gottes: Wer Gott dienen möchte, muss zuerst seinen Willen erkennen. Im Griechischen gibt es zwei Möglichkeiten, diese Erkenntnis auszudrücken: Man kann etwas gerade Erkanntes in Betracht ziehen, in sein Denken miteinbeziehen (γνῶσις). Oder man sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkenntnis befinden, und dabei eine Wertschätzung für das Erkannte besitzen (ἐπίγνωσις). Paulus wünscht den Kolossern nicht bloss ein in Betracht ziehen einer neugewonnenen Erkenntnis, sondern ein erfüllt sein mit geistlicher Erkenntnis im fortgeschrittenen Stadium!

Wie erlangen wir die Erkenntnis des Willens Gottes? Jesus lehrt: Johannes 7,17. Wir erkennen Gottes Wille dann, wenn wir nach ihm Fragen und suchen und ihn von ganzem Herzen tun wollen. Der Wille Jesu war es, in allem Gottes Wille zu tun (er betet im Mt 6,10: „dein Wille geschehe, im Himmel als auch auf Erden“).

Salomo schrieb: Sprüche 1,7; 9,10. Wer Gott fürchtet, dem ist es nicht egal, was Gottes Wille ist, sondern der sucht und forscht nach der göttlichen Erkenntnis. Die göttliche Erkenntnis mehrt sich durch die Bemühungen, Gottes Gebote einzuhalten. Die Frucht dieser Erkenntnis ist schliesslich die göttliche Weisheit. Die Kolosser sollen nicht bloss von theoretischer Erkenntnis voll sein, sondern mit göttlicher Weisheit (σοφία) erfüllt werden, damit sie würdig und gottwohlgefällig wandeln, um gute Werke zu vollbringen. Ein gutes Bild, um dieses Würdigsein zu illustrieren ist der Königshof: Wir waren hungrig und durstig und trugen schmutzige Kleider. Aus uns selbst vermochten wir niemals würdig zu sein. Der König hat uns auf der Strasse aufgelesen und in seinen Palast eingeladen, damit wir am Hochzeitsmahl teilnehmen dürfen. Wir durften uns duschen und reinigen und das geschenkte Hochzeitskleid anziehen. Es liegt doch auf der Hand, dass wir im Palast uns königlich und würdig benehmen und nicht mehr wie Strassenkinder aufführen!

Was sind gute Werke vor Gott? In Psalm 36 (V. 4) wird vom Gottlosen geredet, der keine Einsicht sucht, weil er es aufgegeben hat gutes zu tun. Die Nachfolger Christi aber werden aufgerufen Lichter für diese Welt zu sein, damit die Menschen unsere guten Werke sehen und unseren Vater im Himmel dafür preisen (Mt 5,16). Wir alle haben von Gott Talente oder Gnadengaben empfangen, die es gilt einzusetzen, so dass sie sich vermehren (Mt 24,45). Dorkas z. B. war reich an guten Werken und Almosen (Apg 9,36). Obschon Martha sich sehr bemühte, Jesus zu bedienen, lobte er Maria, weil sie dem Wort Gottes aufmerksam zuhörte (Lk 10,42).

Wir Gläubigen sind erschaffen in Christus (Eph 2,10) als Volk, das eifrig ist in guten Werken (Tit 2,14), aber nicht Werke, die in der Welt als etwas gutes und etwas grosses gepriesen werden. Bei Gott geht es um die Frucht des Geistes! Die Frucht des Geistes unterscheidet sich ganz krass von den Werken des Fleisches (Gal 5). Aus der Bibel erfahren wir, dass der wirkliche Experte in guten Werken der ist, der seine Zunge im Zaum hält und in aller Sanftmut und Weisheit wandelt: Jak 3,17-18; Kol 4,5-6.

Das dritte Gebetsanliegen des Paulus und seiner Mitarbeiter ist, dass die Kolosser mit geistiger Kraft gestärkt und ausgerüstet werden zu aller Geduld (ὑπομονή) und Ausdauer (μακροθυμία).

Wie wird ein Gläubiger mit Kraft ausgerüstet? Durch den Heiligen Geist Gottes! Das griech. Wort für Kraft ist Dünamis (δυναμόω), Dynamit! Dieses Dynamit soll aber nicht bloss eine einmalige Sprengkraft haben, sondern die Kolosser andauernd stärken (Präs. Partizip). Diese unbändigende Kraft (δύναμις) hat Gott schon an Christus wirksam werden lassen (Eph 1,19-20), indem er ihn von den Toten auferweckte und ihn über jede Gewalt und Macht und Hoheit setzte. Mit demselben Dynamit sollen alle Gläubigen gestärkt werden! Das ist das Gebetsanliegen des Paulus. Dies wünscht er auch den Ephesern: Eph 6,10. Diese Sprengkraft des Herrn kann natürlich nur in uns wirken, wenn wir sie wirken lassen und unseren Teil beitragen. Es geht nicht um ein tatenloses Warten auf die Kraft Gottes. Während wir arbeiten, werden wir durch Gottes Kraft gestärkt!

Philipper 4,13:
„Alles vermag ich durch den, der mich stark macht.“ Wir säen, pflanzen und begiessen mit aller Geduld und Ausdauer, während Gott das Gedeihen schenkt (1Kor 3,7).

Geduld und Ausdauer treten mehrmals zusammen auf (2Kor 6,4.6; 2Tim 3,10); Jakobus 5,10-11. Erstaunlich ist, dass es bei diesem ganzen Kraftakt nicht so sehr um grosse Taten geht, die bewirkt werden, sondern vielmehr um das geduldige Ausharren in den Leiden! Hiob hat nichts Gewaltiges vollbracht, sondern einfach nur ausgeharrt! So soll das Dynamit des Heiligen Geistes in uns wirken! Dabei gilt es zu sagen, dass die Geduld (von der Paulus spricht) nicht nur die Eigenschaft beinhaltet, etwas zu ertragen, sondern auch fähig ist, das Ertragene in Ruhm und Sieg zu verwandeln. Mit der Ausdauer ist die Eigenschaft gemeint, gottlose Menschen zu ertragen und nicht bitter zu werden gegen sie, wenn sie unbelehrbar sind und uns Christen ablehnen. Paulus bittet also für alle Gläubigen, dass sie sich durch das geistige Dynamit Gottes so sehr stärken lassen, dass sie sich durch nichts in der Welt unterkriegen und von ihrem Glauben abbringen lassen! Gleichzeitig bittet er auch, dass die Kolosser mit Freude dem Vater danken für alle Segnungen, die sie durch Christus empfangen haben. Auch Paulus findet Worte des Dankens und der Freude, obschon er sich in Gefangenschaft befindet (Kol 1,3; Phil 4,4). Christus hat uns fähig gemacht und qualifiziert für das Himmelreich! Christen sind erfüllt mit Dankbarkeit und Freude, weil sie himmelwärts blicken und dabei sehen, dass alle Prüfungen und Leiden die wartende himmlische Herrlichkeit bei weitem überwiegt (2Petr 4,12-13).

Verse 13-14: Denn Christus hat uns aus der Macht (ἐξουσία) der Finsternis errettet!
Die Macht der Finsternis ist jedoch kein Dynamit, sondern bloss eine Autorität über die Finsternis! Also keine Angst! Christus steht über jeder Autorität, sei sie im Himmel oder auf Erden (Mt 28,18). Darum vermochte er uns auch aus der Hand des Sklaventreibers zu erretten!

Aus der Finsternis errettet bedeutet: befreit vom Bösen (Mt 6,13), aus der Gefangenschaft Satans (Heb. 2,15), erlöst von der Angst des physischen Todes (Mt 27,43; 2Kor 1,10), errettet vom Tod der Sünde (Röm 7,24), errettet vor dem zukünftigen Zorn Gottes (1Thess 1,10), berufen zum wunderbaren Licht (2Petr 2,9).

Die Macht Satans wird bald völlig zerstört werden. Satans Werke sind schon zum grossen Teil zerstört worden (1Joh 3,8b): „Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, die Werke des Teufels zu zerstören.“ Wir lesen im Kolosserbrief, Kapitel 2,15, dass Gott die Gewalten und Mächte entwaffnete und über sie siegte. Wie? Durch den Tod Jesu am Kreuz wurden die Mächte Satans entwaffnet. Satan hat keine Macht mehr über die, die durch Furcht vor dem Tod ihr ganzes Leben lang einer Knechtschaft verfallen waren (Hebr 2,15). Durch die Auferstehung seines Sohnes triumphierte Gott über den Tod, den Teufel und über die Sünde.

Das Reich Gottes ist keine Macht, die einmal vergeht.  Es ist hier die Rede - von der Macht der Finsternis und vom Reich des Sohnes, das aus lauter Licht und göttlicher Liebe besteht. Christus hat alle Gläubigen für sein Reich qualifiziert, errettet und transferiert (alle Begriffe im Aorist!). Qualifiziert durch seinen Tod und seine Auferstehung. Errettet vor der Sünde und dem ewigen Tod. Transferiert bedeutet wiedergeboren durch die Taufe in sein Reich, indem wir Doppelbürger geworden sind (Bürger in der Welt und Bürger im Reich Gottes!).

Wie können wir nun schon heute mit Gott und seinem Sohn Gemeinschaft geniessen? Indem wir im Licht wandeln und nicht in der Finsternis! Gott ist Licht und Er hat mit der Finsternis nichts gemeinsam: 1Joh 1,5-7. Darum, lasst uns im Licht wandeln, um schon hier auf Erden die Gemeinschaft mit Gott geniessen zu dürfen! Mit Gott unserem Schöpfer verbunden zu sein ist das Grösste, was es für uns Menschen gibt. Gott kennt unsere Bedürfnisse und vermag sie alle zu befriedigen. Denn er ist unser Schöpfer! Lasst uns jeden Tag im ständigen Bewusstsein leben, dass wir alle ins Reich seines lieben Sohnes versetzt worden sind! Wir müssen nicht mehr warten auf ein Reich, das irgendwann kommen wird, wie die Gläubigen im alten Bund. Wir haben das Vorrecht, mitten im Reich Gottes zu leben, als Bürger des Himmelreiches, egal was auch unsere äusseren Umstände sind! Das ist keine Einbildung (Fata Morgana), sondern Tatsache, Realität!

Wichtig ist nun, dass wir uns nicht selbst etwas vormachen und meinen, im Licht zu wandeln, während wir die Werke der Finsternis tun! Am Tag des Gerichts wird der Herr alles Verborgene ans Licht bringen und die geheimsten Gedanken enthüllen (1 Kor 4,5). Darum gilt es als Erlöste, ehrlich zu sein und den Heiligen Geist in unseren Herzen wirken zu lassen, damit er in uns Ordnung schaffen und uns reinigen kann, und wir eines Tages nicht als Heuchler dastehen, und uns nur eingebildet haben, wir seien erlöste Bürger des Reiches (Eph 5,8-9; Phil 3,20).

 

 III. Kapitel 1,15-20: Die Erhabenheit Christi

Paulus preist hier in allen Tönen die Grösse, die Natur und die Stellung Jesu Christi:

V. 15: Er spricht von Jesus, als dem Ebenbild Gottes (2Kor 4,4; Hebr 1,3).

V. 15: Jesus ist der Erstgeborene der Schöpfung (Hebr 1,6).

V. 16: Jesus ist der Schöpfer selbst. „Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel“ (NGÜ).

V. 17: Jesus war vor allem da.

V. 17: Alles besteht durch ihn.

V. 18: Jesus ist das Haupt der Gemeinde.

V. 18: Jesus ist auch der Anfang der neuen Schöpfung.

V. 18: Jesus ist der Erstgeborene von den Toten (Offb 1,5).

V. 19: Gott wohnt mit der ganzen Fülle seines Wesens in Christus.

V. 20: Jesus ist die Grundbasis für die Versöhnung zwischen Gott und Mensch.

Nach Gottes Plan nimmt Jesus in allem den ersten und obersten Platz ein!

Also, lasst uns diese aufgezählten Punkte im Detail betrachten!

Vers 15a: Das Ebenbild Gottes.
Das griech. Wort für Ebenbild (ist εἰκών). In der kath. und orthodoxen Kirche gibt es viele Ikonen. Ikonen sind z. B. Statuen oder Gemälde von Personen wie Jesus, Maria und andere Heilige. Alle diese Ikonen sind nur menschliche Vorstellungen vom Original.

Jesus aber ist das perfekte Ebenbild vom Vater. Er machte den unsichtbaren Gott sichtbar und so, dass man ihn verstehen kann. Wer Jesus auf Erden gesehen hat, der hat den Vater gesehen (Joh 12,45; 14,9). Er ist Abglanz der Herrlichkeit Gottes (Hebr 1,3a). Jesus widerspiegelt Gottes Wesen und Charakter.

Jesus sagte (Joh 10,30):
„Ich und der Vater sind eins.“

Joh 10,38:
„Der Vater ist in mir und ich bin im Vater.“

Das bedeutet, Jesus – denkt gleich wie der Vater (hat denselben Geist, dieselbe Weltanschauung), fühlt gleich wie der Vater (vertritt dieselben moralischen Werte), handelt gleich wie der Vater (hat dasselbe Ziel und übt dasselbe Gericht). Jesus und der Vater sind vollkommen eins.

Vers 15b: Der Erstgeborene der Schöpfung.
Das griech. Wort für Erstgeborener ist Proototókos (πρωτοτόκος). Das allererste Auto, das gebaut wurde war ein Prototyp. Wenn heute neue Marken hergestellt werden, dann gibt es zuerst einmal einen Prototyp. Jesus ist der Prototyp der irdischen Schöpfung.

In der hebräischen Familie hatte der Erstgeborene eine besondere Stellung: Er erhielt die besonderen Segnungen des Vaters (siehe Esau und Jakob, Gen 27,1-4.19.34-37). Er war der Älteste und somit Führer seiner Geschwister, der respektiert wurde (siehe Ruben, Gen 37,22-23). Von allen Geschwistern erhielt er den doppelten Anteil des Erbes (Dtn 21,17). Obschon das Wort „Erstgeborener“ bedeutet, als erster geboren zu sein, so beinhaltete es viel mehr als das, nämlich; höher gestellt zu sein als alle andern, und mehr geliebt zu sein als alle andern.

Das Volk Israel wird auch als Gottes Erstgeburt bezeichnet (Ex 4,22). In Psalm 89,27 wird von David gesagt: „Ich will ihn zum Erstgeborenen machen, zum höchsten unter den Königen der Erde.“ Alle Gläubigen treten hinzu zur Gemeinde der Erstgeborenen (Hebr 12,23)! Welch wunderbares Vorrecht! Was für eine grosse Ehre!

Jesus ist nicht bloss der Erstgeborene, weil er das erstgeborene Kind Marias war. Jesus ist der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Das heisst, er hat Vorrang, die Herrschaft und das Besitzrecht über allen! Die Zeugen Jehovas lehren, dass Jesus zuerst geschaffen wurde, anschliessend habe er alles andere erschaffen. In ihrer „Neuen Welt Übersetzung“ wurde in Kolosser 1,16 das Wörtchen „anderen“ hinzugetan. Das hört sich dann so an: „denn durch ihn sind alle [anderen] Dinge in den Himmeln und auf der Erde… erschaffen worden.“ Das heisst, dass nachdem Jesus geschaffen wurde, schuf er alle andern Dinge. Damit erhält Jesus zwar eine höhere Stellung als der Durchschnittsmensch. Er bleibt aber in den Augen der Zeugen ein erschaffenes Wesen wie die Engel: Hebräer 1,4.6.

Das Wort „anderen“ erscheint weder im griech. Urtext noch kann es in diesem Zusammenhang so verstanden werden. Jesus ist nicht etwa der Erstgeborene unter den Menschen, der geschaffen wurde. Die Zeugen missinterpretieren auch die Stelle in der Offb 3,14: „der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes.“ Hier ist von Jesus die Rede, der der Anfang und das Ende ist (wie auch in Offb 21,6; 22,13). Das bedeutet; Jesus ist ewig wie der Vater, den es vor ewiger Zeit gab. Wie Melchisedek (Hebr 7) hat er weder Anfang noch Ende. In Johannes 1,14 übersetzen die Zeugen so: „So wurde das Wort Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit.“ Die wirkliche Bedeutung hat nichts mit gezeugt zu tun, sondern mit dem einzigartigen Original. In unserer Zürcherübersetzung heisst es deshalb richtig, „der einzige [Sohn] ...“ oder in der neuen Zürcherübersetzung: „… wie sie ein Einziggeborener vom Vater hat, voll Gnade und Wahrheit.“ Bei dem Begriff Erstgeburt geht es also um die Erhabenheit Christi, um seine Vorrangstellung im Himmel und auf Erden!

Vers 16: Jesus als Schöpfer.
Das griech. Wort erschaffen (ist κτίζω) bedeutet, aus dem Nichts geschaffen. Seine Stellung und Ehre als Erstgeborener Sohn besteht also darin, dass er alles, was im Himmel und auf Erden ist, geschaffen hat. Auch die Engel sind erschaffene Wesen Gottes (Ps 148,2-5). Sie wurden durch (διά) Jesu Hand erschaffen und ins Leben gerufen. Beide, der Vater und der Sohn waren an der Schöpfung beteiligt.

Wenn das Universum nicht erschaffen wurde, dann ist die Materie ewig. Die Materie ist aber nicht ewig, wie die Wissenschaft herausgefunden hat. Um eine Explosion zu erzeugen, musste es zuerst Materie geben. Auch wenn diese Materie einmal ein einziger Klumpen gewesen war, so war sie dennoch eine Materie. Woher kam diese Materie, wenn Materie nicht ewig ist?! Die Antwort ist ganz einfach: Sie wurde geschaffen. Wie konnten männliche und weibliche Lebewesen sich separat voneinander entwickeln und fortpflanzen? Millionen von Jahren sind dafür keine ausreichende Antwort! Jede Art muss sich in einer Generation weiterentwickeln sonst stirbt sie aus. Allein die Fortpflanzung und viele andere Aspekte der Natur zeigen, dass hier ganz klar ein intelligentes Wesen am Werk gewesen sein muss! Ohne intellektuelle Hilfe tendiert die Materie zur Unordnung und nicht zu so einer perfekten Ordnung, wie wir sie in der Natur und im Universum bestaunen.

Gott allein steckt hinter diesem perfekten System!

Psalm 19,1:
„Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Firmament verkündet das Werk seiner Hände.“

Römer 1,2 (NGÜ):
„Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung.“

Wer die Schöpfung des Universums durch ein intelligentes Wesen ablehnt, der muss glauben, dass die Materie ewig ist, dass sie fähig ist die vielen versch. Formen des Lebens selbst zu entwickeln, und dass sie die Ordnung im Universum im Griff hat. Ein solcher Glaube ist irrational, weil er sich an unzählig vielen Wundern und Zufällen klammert, die sonst nirgends im Leben in dieser Vielzahl hintereinander auftreten. Es ist, wie wenn ich eine Million Mal hintereinander eine 6 würfeln würde. So viele Zufälle hintereinander kann es gar nicht geben; es ist unmöglich!

Der Schöpfer, Jesus Christus steht über allem geschaffenen, sei es nun in der sichtbaren - oder in der unsichtbaren Welt. Die einzige Autorität, die dem Sohn gleichgestellt ist, ist der Vater. Er hat alles dem Sohn unterworfen (1Kor 15,27). Seien es Throne, Hoheiten, Gewalten, oder Mächte (ähnliche Listen: Röm 8,38; 1Kor 15,24; Eph 1,21; 3,10; 6,12; Kol 2,10.15; 1Petr 3,22). Diese Aufzählung sagt mit anderen Worten: Jesus steht über allem. Im Englischen würde man sagen: „You name it.“ Wenn es irgend etwas gibt, was noch aufzuzählen wäre, dann nenne es, denn es unterliegt Christus Jesus. Auch die Engel? Ja! Auch Satan mit allen seinen Engeln? Ja: 1Petr 3,22.

Alles, was geschaffen wurde, das wurde nicht nur von Jesus erschaffen, sondern für ihn erschaffen! Die ganze Schöpfung existiert zur Ehre und zur Verherrlichung Christi. Das war der Sinn und Zweck der ganzen Schöpfung. Jesus sollte erhöht werden vor allen Kreaturen im Himmel und auf Erden. Du und ich sind erschaffen worden, um Gott, den Vater und den Sohn Jesus Christus zu verherrlichen!

Römer 11,36 (NGÜ):
„Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und indem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen.“

Vers 17a: Vor allem dagewesen.
Die Tatsache, dass Jesus vor allem dagewesen ist hat nichts mit dem zu tun, dass Jesus zuerst erschaffen wurde (Jesus wurde nicht erschaffen!).

Jesus betet: Johannes 17,5. Bevor Jesus mit dem Vater die Welt erschuf, lebte er im Himmel. Es heisst (Joh 1,1): „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

Weiter heisst es: Johannes 1,14. Es braucht hier grosse Hilfe und Fantasie, um dies misszuverstehen. Jesus Christus ist das Wort und war von allem Anfang bei Gott. Jesus Christus ist Gott selbst und wurde Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Jesus hat kein Anfang und kein Ende, weil er schon immer bei Gott war. Jesus ist der ewige Gott, der über allem steht.

Vers 17b: Alles besteht durch ihn.
Das heisst; Jesus hält alles zusammen. Der Anfang der Schöpfung und ihre weitere Entwicklung hängt von Jesus ab, ob er es zulässt oder nicht. Denn durch das Allmachtwort Gottes, durch das die Welt geschaffen wurde, wird es bis zum Ende getragen von Jesus (Hebr 11,3).

Hebräer 1,3a (NGÜ):
„Er ist das vollkommene Abbild von Gottes Herrlichkeit, der unverfälschte Ausdruck seines Wesens. Durch die Kraft seines Wortes trägt er das ganze Universum.“

Das Universum ist kein Chaos. Es ist kein Zufall, dass die Himmelskörper bis heute noch nicht zusammengeprallt sind. Es ist kein Zufall, dass bis heute noch kein Komet auf die Erde gefallen ist und alles Leben auf ihr zerstört hat (es gab schon vereinzelt Einschläge). Denn Jesus hält, Kraft seines Wortes, das ganze Universum unter Kontrolle, so dass alles perfekt funktioniert (2Petr 3,5-7).

Vers 18a: Das Haupt der Gemeinde.
Jesus ist aber nicht nur der Herrscher über das Universum, sondern er regiert auch über seiner Gemeinde. So wie unser Kopf den ganzen Leib kontrolliert und steuert, so ist es mit Jesus. Er ist das Haupt seines Leibes; der Gemeinde. Kopf und Körper bilden eine Einheit und arbeiten ganz eng zusammen. Der Körper diktiert nicht dem Kopf, was er zu denken und zu entscheiden hat, sondern umgekehrt. Kopf und Körper sind zwar voneinander abhängig, sonst geht gar nichts. Der Kopf braucht den Körper und der Körper braucht den Kopf, um irgendwelche Befehle ausführen zu können. So ist es mit Jesus und seiner Gemeinde. Die Gemeinde ist Christus untertan (Eph 5,24).

Es gibt nicht viele Körper, sondern nur einen einzigen, der von einem Haupt gesteuert und regiert wird. Überall in der Bibel lesen wir von dem einen Leib dem alle Gläubigen angehören (Röm 12,5; 1Kor 10,17; 12,12; 13,20; Eph 2,16; 4,4), wie auch: Kolosser 3,15. Wie und wann gehören wir Christi Leib an? Wenn wir uns dem Haupt unterordnen. Niemand kann selbst darüber bestimmen, wie er dem Leib beitreten darf. Jesus alleine bestimmt über seinen Leib. Kein Mensch auf Erden hat das Recht über den Leib Christi zu bestimmen! Jesus hat sich die Gemeinde erworben durch sein eigenes Blut (Apg 20,28). Wer diesem Leib beitreten will, der muss nach Jesu Wort fragen, welche Beitrittsbedingungen erfüllt werden müssen: Joh 12,26.

Nachfolge Jesu bedeutet, die Bereitschaft allem was ausserhalb des Leibes ist zu entsagen und sich taufen zu lassen: Apg 2,37b-41. Wenn auch wir das Wort Jesu annehmen wollen, dann lassen wir uns taufen, wie Jesus das seinen Aposteln zur Verkündigung anordnete. Durch die Einsicht, dass wir durch unsere Sünde nicht ohne den Leib Christi existieren können und uns taufen lassen, werden wir diesem unsichtbaren, ewigen Leib hinzugefügt. Gleichzeitig gehören wir auch einer örtlichen Gemeinde an, in der wir diese Haupt-Leib Funktionen besser verstehen und üben können.

Vers 18b: Der Anfang der neuen Schöpfung (steht nicht so im Text!).
Jesus ist der Erstgeborene der neuen Schöpfung. Er ist der erste Mensch, der das Himmelreich betreten hat. Er ist der ewig lebende Adam, weil er sich nicht verführen liess durch die Schlange (Mt 4; 1Kor 15,45-49).

So wie der erste Mensch, Adam, eine Gehilfin brauchte, so braucht Jesus heute die Gemeinde als seine Braut (Eph 5,29-32). Auch er wurde in einen Tiefschlaf versetzt, damit aus seinen Rippen die Frau geschaffen werden konnte. So sind alle wiedergeborenen Gläubigen im geistigen Sinn „Gebein aus seinem Gebein und Fleisch aus seinem Fleisch.“

Vers 18c: Der Erstgeborene von den Toten.
Auch hier ist ganz wichtig, dass wir verstehen, dass Jesus nicht die erste Person war, die von den Toten auferstanden ist. Wir wissen aus dem AT, dass Elia den verstorbenen Sohn einer Witwe zum Leben erweckte (1Kön 17,21-22). Auch Elisa erweckte einen Knaben wieder zum Leben (2Kön 4,34-36). In Johannes 11 lesen wir von der Auferweckung des Lazarus durch Jesus. Es gibt einige andere Beispiele in der Bibel, in der Menschen von den Toten auferweckt wurden (2Kön 13,20-21; Mk 5,22.35-42; Lk 7,11-15), bevor Jesus aus dem Grab auferstand.

Jesus ist der Wichtigste unter allen Menschen, denn durch ihn wurden wir Gläubige wiedergeboren und zum neuen Leben in Christus auferweckt: 1. Korinther 15,22-23. Durch seine Auferstehung, dürfen wir darauf vertrauen, dass wir durch die Taufe mit Christus auferweckt worden sind und somit nicht mehr sterben. Paulus erklärt das sehr gut in Römer 6,7-9.

Es geht darum, dass in allen Christus den Vorrang hat! Er ist der Erste: der Prototyp! (πρωτεύω, πρῶτος). Als Erstgeborener von den Toten regiert er über alle Könige der Erde (Offb 1,5).

Vers 19: Gottes Wesen erfüllt Jesus Christus ganz.
Das ist auch das Hauptthema des ganzen Kolosserbriefes. Gottes Zweck und Ziel wurde in Jesus erfüllt, nicht in Mohamed, nicht in Buddha oder sonst irgendein anderer Religionsführer. Der Höhepunkt der ganzen Schöpfung ist die Menschwerdung Jesu auf Erden.

Dadurch, dass Jesus dem Vater in allem gehorsam war und seinen Auftrag hier auf Erden erfüllte (Joh 19,30), wurde er erhöht und über jeden Namen gesetzt. Jesus nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil! Er verzichtete auf seine Vorrechte und wurde zum Diener. Deshalb war es Gottes Wille und Freude, mit der ganzen Fülle seines Wesens in ihm zu wohnen, so dass nun Gottes Macht sich in Christus repräsentiert. Jesus der erhabene König, vor dem sich einmal alle auf die Knie werfen werden. So steht es auch im Philipperbrief 2,5-11.

So wie Gottes Wesen Christus erfüllt, so sollen wir Gläubige uns von Christus erfüllen lassen! Das geschieht nur, wenn auch wir Christus in allem gehorsam werden. Ausserhalb von Jesus ist keine Erfüllung! Jesus kann nur dann in uns wohnen und uns erfüllen, wenn wir ihn in uns hineinlassen: Offenbarung 3,20-22. Unsere Beziehung mit Gott hängt von unserer Beziehung zu Jesus ab. Nur in ihm werden wir erfüllt mit Gottes Wesen (Kol 2,10)!

Vers 20: Jesus als Grundbasis der Versöhnung.
Die Versöhnung ist ein wichtiger Teil dieser Fülle Gottes, die in Christus wohnt: 2. Korinther 5,18-19. Gott hat sein Werk der Versöhnung vollbracht durch Jesus Christus. Es versteht sich von selbst, dass hier niemals eine Allversöhnung gemeint sein kann. Die Menschheit ist nicht durch die Sünde von Adam und Eva von Gott getrennt! Sondern jede Seele hat gesündigt und damit den Tod verdient (Ez 18,20; Röm 6,23). Durch den Tod Christi am Kreuz wurde also nicht automatisch die ganze Welt mit Gott versöhnt! Sonst würde Paulus im folgenden Vers nicht zur Versöhnung mit Gott aufrufen (V. 20). Jeder Mensch muss sich mit Gott durch Jesus Christus versöhnen lassen, um von dieser Erlösungstat am Kreuz profitieren zu können. Christus Jesus ist allen, die ihm gehorsam sind, wie er gehorsam war, der Urheber ewigen Heils geworden (Hebr 5,9). Diese falsche Lehre von der Allversöhnung entstand im dritten Jahrhundert durch Origenes (185-254 n. Chr.) und wurde später durch den Reformator Calvin (1509-1564 n. Chr.) wieder ins Leben gerufen.

Durch sein Blut stiftete Jesus Frieden. Wir Menschen werden Zeit unseres Lebens niemals voll verstehen können, warum Gott keine Sünden vergibt, ohne vorher Blut zu vergiessen (Hebr 9,22). Es mag sein, dass dies ganz einfach das Prinzip des Lebens ist (Dtn 19,21; GN): „Leben für Leben.“ Als Jesus geboren wurde, lobten die himmlischen Engel Gott und sangen (Lk 2,14): „Ehre sei Gott in den Höhen und Friede auf Erden unter den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat.“

Jesus kam und verkündigte die frohe Botschaft des Friedens allen Menschen (Eph 2,17). Nachdem wir durch den Glauben gerecht gesprochen worden sind, haben wir diesen Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus gefunden (Röm 5,1). Jesus brachte Frieden auf Erden und Friede im Himmel! Es heisst in Vers 20 unseres Abschnittes, dass durch Jesus alles versöhnt wurde, „was auf Erden und was in den Himmeln ist.“ Es sind viele Spekulationen gemacht worden, wer denn im Himmel Frieden mit Jesus brauche. Es kann hier nicht um gefallene Engel gehen, die erlöst werden. Denn sie werden nicht verschont (2Petr 2,4), sondern sind in finstere Höhlen der Unterwelt hinabgestossen, und zur Aufbewahrung des grossen Gerichtes Gottes übergeben worden.

Was ist mit allen Verstorbenen im Himmel, die vor dem Kreuzestod Jesu starben? Haben all die gläubigen Helden im alten Bund auch diesen Frieden mit Gott durch Jesus Christus gefunden? – Ja, denn sie sind vermutlich die, die damit gemeint sind!

 IV. Kapitel 1,21-29: Das für alle Menschen geoffenbarte Geheimnis Gottes

Vers 21: Durch böse Werke als Feinde Gottes erfunden.
Hier wird der starke Kontrast sichtbar, den die Kolosser im Glauben erfahren durften. Paulus redet hier von bösen Werken und sagt mit andern Worten: Vor eurer Bekehrung wolltet ihr von Gott, eurem Schöpfer und Erlöser nichts wissen. Euer verfinstertes Denken (Eph 4,18) trieb euch zu bösen Werken an und machte euch so zu Feinden Gottes. Ihr wart ferngehalten von Gott, von seinen Bündnissen der Verheissung und von dem himmlischen Bürgerrecht (Eph 2,12). Im Gegensatz zu den guten Werken, die die Kolosser heute im Glauben vollbringen (V.10): Darum betet Paulus für die Gläubigen, dass sie weiter so gute Frucht bringen. Es ist sein Wunsch, dass die Gläubigen zu Kolossä wachsen in der Erkenntnis Gottes, damit ihre guten Werke zunehmen.

Damals waren sie Feinde Gottes, jetzt aber sind sie mit Gott durch Jesus Christus versöhnt worden. Diese Versöhnung ist für alle Menschen dringend notwendig geworden! Warum? Weil Gott heilig ist und die Sünde hasst (Hebr 1,9). Weil Gott alle Sünder hasst: Psalm 5,5; 11,5. Es wird immer wieder behauptet, dass Gott nur die Sünde hasse, aber nicht den Sünder. Das stimmt sicher bis zu einem bestimmten Punkt, aber an diesen beiden Stellen wird etwas anderes gesagt. Die menschliche Vorstellung von einem liebenden Gott geht sogar soweit, dass behauptet wird: „Wenn Gott mich wirklich so sehr liebt, wie er in der Bibel sagt, dann wird er mich retten.“ „Wenn Gott so sehr daran liegt, dass ich mit ihm versöhnt werde, dann spielt auch meine Sünde keine Rolle.“ Mit andern Worten: „Dann kann ich machen, was ich will; Gott wird mich dennoch lieben.“ Gott wird im Endgericht alle Gottlosen hassen, verabscheuen und in seinem Zorn ewiglich bestrafen, heisst es: Joh 3,36; Röm 1,18 (Kol 3,6; Eph 5,6; 2Thess 1,8). Die Frage ist doch: Wenn Gott den Sünder liebt, wie kann er ihn dann in seinem Zorn ewiglich bestrafen?

Die Bibel sagt also, dass Gott den Sünder hasst! Wichtig ist, dass wir unterscheiden, wer der wahre Hasser ist: der barmherzige und gnädige Gott? oder die uneinsichtigen Kinder der Finsternis?

Jesus lehrt: Johannes 3,19-21. Wer die Finsternis tut, der ist es der das Licht hasst. Nicht der gnädige Gott ist also der Hasser, sondern der uneinsichtige Mensch, der böse Werke tut! Diese Versöhnung kam allein durch den Fleischesleib Christi zustande (τῷ σώματι τῆς σαρκὸς αὐτοῦ). Was heisst das? Paulus nimmt hier Bezug auf die Fleischwerdung Christi. Durch den inspirierten Heiligen Geist der durch ihn wirkt, bereitet er die Gläubigen so auf die kommenden Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vor, in denen etliche Irrlehrer auftraten. Bereits gegen Ende des ersten Jahrhunderts trat der sogenannte Antichrist (Widerchrist) auf, vor dem auch der Apostel Johannes warnte. Diese Gnostiker behaupteten, dass wenn Christus die Gottheit war, er niemals im Fleisch kommen konnte. Denn Materie war in ihren Augen durch und durch böse und das Gegenteil von Gott. Deshalb konnte Jesus nur im Geist, aber niemals im Fleisch auf dieser Welt leben.

Paulus lehrt den Timotheus: 1. Timotheus 4,1-5. Er erklärt dem Timotheus, dass dies alles in späteren Zeiten geschehen werde. Vielleicht gab es bereits solche Irrlehrer, aber bestimmt würden sie in der Zukunft noch viel mehr Einfluss ausüben. Diese ganze lebensablehnende Haltung tragen viele Menschen heute noch in ihren Köpfen herum! Sie meinen, ein heiliger Wandel müsste etwas mystisches oder übernatürliches beinhalten, etwas, was mit dem gewöhnlichen Leben nichts zu tun habe. Sie meinen, ein heiliger Wandel müsste auf Sex und auf alle Genüsse des Lebens verzichten. Sie meinen, dass alles auf der Welt Sünde sei.

Doch Christsein bedeutet nicht, uns selbst und das Leben, in das Gott uns gestellt hat, abzulehnen. Christsein bedeutet nicht, ein Leben lang mit einem schlechten Gewissen herumzurennen und alles als Sünde abzustempeln. Christen müssen nicht weltfremd sein und ständige Querulanten am Arbeitsplatz, um ihren Mitmenschen beweisen zu müssen, dass sie an Gott glauben. Christsein bedeutet vielmehr, dass wir die Versöhnung mit Gott angenommen haben und nun erlöst und befreit sind. Diese Versöhnung motiviert uns unermüdlich zu lernen, wie wir unser Leben in einem guten und gesunden Mass jeden Tag dankbar aus Gottes Hand nehmen. Unser Auftrag besteht darin, Jesus in allen guten Dingen nachzuahmen und der Welt ein gutes Zeugnis für ihn zu sein. Ein gutes Zeugnis können wir aber nur dann sein, wenn wir mitten im Leben stehen und ungezwungene Vorbilder für Christus sind!

Der Apostel Petrus predigte dies ganz schlicht und einfach: 1. Petrus 2,11-12. Wir haben nicht den Auftrag für die Menschheit zu sterben. Die Bibel lehrt uns nicht, das Leben grundsätzlich zu hassen. Wir werden nur gelehrt, einen guten Wandel zu führen in der Welt.

Verse 22-23: Ziel und Verpflichtung der Versöhnung.
Die Versöhnung mit Gott beinhaltet ein klares Ziel und eine Verpflichtung! Gottes Ziel ist die Heiligung! Unsere Verpflichtung ist die Treue! Es geht um einen veränderten Lebensstil, der das neue Leben bewahrt (Bsp. Ferrari Liebhaber, der sein Auto putzt und pflegt mit aller Freude, um es möglichst neu zu erhalten) (Joh 10,10).

(Heiligung)
Christus hat uns versöhnt, um uns vor sich hinzustellen, und zwar: heilig (ἅγιος). So wie der Ferrari Liebhaber niemals mit seinem Auto im Dreck herumfahren würde, so enthalten wir uns nun von allem, was unsere Seelen wieder beschmutzen kann. Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes, darum heisst es: 2Kor 6,16b - 7,1.

untadelig (ἄμωμος)
In Epheser (5,26-27) heisst es, dass Jesus sich für die Gemeinde hingegeben hat, um sie untadelig vor sich hinzustellen. Der himmlische Bräutigam wünscht sich eine Braut zur Gemeinde, die jungfräulich rein ist und keine Flecken und Runzel aufweist. Schliesslich hat er sich in allen Versuchungen auch rein und untadelig erwiesen.

unbescholten (ἀνέγκλητος)
Wir sind unbescholten, rechtschaffen, lauter, ehrbar und vor Gott angesehene Himmelsbürger geworden. Niemand vermag uns anzuklagen oder zu verklagen vor Gottes Thron, denn wir sind Gottes Auserwählte und Gerechtgesprochene (Röm 8,33). Das alles hat Jesus Christus für uns, als Glieder der Gemeinde, getan! Das war sein Ziel; die Versöhnung mit Gott. Nun dürfen wir uns stolz; die Braut Christi nennen. Am jüngsten Tag führt uns Jesus vor den Thron Gottes und sagt zum Vater und zu allen anwesenden Engeln im Himmel: „Darf ich vorstellen? Hier ist meine Braut! Ist sie nicht schön? Gefällt sie euch? Diese Braut habe ich mir erworben durch mein eigenes Blut!“ Am grossen Tag der Wiederkunft wird unserer Sünden nimmermehr gedacht werden, denn das Blut Christi reinigt uns (Hebr 8,12; 1Joh 1,7-10).

Um dies einmal erleben zu dürfen und zu der Schar der Erretteten zu zählen ist unsere Verpflichtung was? = die Treue! Paulus sagt in Vers 23 (Kolosser): „Wenn ihr im Glauben gegründet und fest verbleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt …“ Wie bleiben wir im Glauben? Wie lassen wir uns nicht abbringen von der Hoffnung des Evangeliums? Wozu wurden die Kolosser verpflichtet? Es geht einzig und allein um unsere Treue, zu was und wem? Nur wer Jesus, seinem Wort und seiner Gemeinde treu bleibt, darf sich zu den Erretteten zählen! Jesus gibt dazu ein wunderbares Beispiel: Johannes 15,1-6.

Was meint ihr? Wird ein Skirennfahrer je zu den Siegern gehören, wenn er aus dem Skiclub austritt und nicht mehr trainiert? Wird ein Opernsänger mit seinem Gesang weiterhin die Welt begeistern können, wenn er aufhört täglich mit seiner Stimme zu üben? Welche Firma kann auf dem Markt erfolgreich bestehen, wenn sie nicht aktive und treue Mitarbeiter hat? Oder wer von uns würde faule Trauben essen? Wenn wir einen Bund Trauben in den Händen halten, dann verzehren wir doch nur die reifen und geniessbaren Trauben! So ist es auch mit uns Menschen, die am Weinstock Jesu bleiben müssen, um im Geist fruchtig süss und für den Herrn geniessbar zu sein. Doch Treue allein genügt nicht, wenn eine reife, süsse Frucht entstehen soll! Eine faule Traube, die zwar treu am Bund bleibt, wird die Gesunden anstecken. So wird jedes unfruchtbare, unnütze oder faule Schoss am Weinstock weggeschnitten (Mt 7,16). Es ist unsere ganze Kraft und unseren ganzen Einsatz gefordert! Bibellesen und Gottes Wort verstehen zu wollen ist dabei nur eine Aufgabe, die viel Energie und Anstrengung kostet, um die Frucht des Geistes wachsen zu lassen. Auch das Gebet kostet unsere ganze Liebe und fordert unser Denkvermögen heraus und ist nur eine Aufgabe unter vielen, die getan werden muss, um die Frucht des Geistes wachsen zu lassen. Die Anbetung am Sonntag und die Gemeinschaft mit den Heiligen ist nur eine Aufgabe von vielen, die zur Reife führt. Gute Werke tun auf allen Ebenen des Lebens gehören ebenso dazu und vieles mehr, wenn eine süsse Geistesfrucht entstehen soll.

Die Treue zu Christus und seiner Gemeinde ist dazu „bloss“ der Motor, die Grundausstattung, damit der Glaube an Christus in Fahrt kommt!

Vers 23b: Die Hoffnung des Evangeliums.
Darum ruft Paulus die Kolosser auf, sich nicht abbringen zu lassen von der Hoffnung des Evangeliums, das sie gehört haben. Der Siegespreis ist riesengross und übertrifft alles auf dieser Welt je gesehene! Nicht nur die Kolosser, sondern auch wir haben das Evangelium Christi gehört und sind aufgerufen, daran festzuhalten.

Auf der ganzen Welt wird das Evangelium verkündigt, heisst es, und niemand wird eine Entschuldigung haben! Paulus diente dem Evangelium Christi mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (Mt 22,37). Wie steht es mit uns?

Wir zählen über 2 000 Jahre nach Christus und der Tag des grossen Gerichts rückt immer näher. Durch alle Jahrhunderte hat Gott wirklich seine Liebe und Geduld für uns Menschen immer wieder unter Beweis gestellt. Trotzdem gilt sein Angebot noch immer, auch für uns: Römer 1,18-20. Darum, lasst uns die Hoffnung für das Evangelium treu festhalten. Lasst uns bereit sein dafür zu kämpfen und zu leiden wie Paulus und viele andere Gläubige in der Menschheitsgeschichte!

Vers 24: Leiden und Trübsal um Christi willen.
Macht Paulus hier nicht eine ungeheuerliche Aussage, wenn er behauptet, den Trübsalen (θλίψις) Christi fehle noch etwas, die er nun mit seinem Leben ausfülle? Mit andern Worten könnte man das so verstehen; Christus habe nur etwa 80% Trübsale erduldet, deshalb entsandte er Paulus, um die restlichen 20% auszufüllen. So wäre diese Aussage natürlich falsch verstanden!

Paulus kann keineswegs meinen, dass seine Bedrängnisse stellvertretend für Christus sind oder gar eine erlösende Funktion besitzen! Er sagt damit nicht, dass das Opfer Christi ungenügend sei und mehr Leiden benötige, um vollkommen zu sein! In Vers 20-22 machte Paulus bereits deutlich, dass Jesus für alle die Versöhnung durch sein Kreuzesblut schuf (1Joh 2,2). In Kapitel 2,10 erklärt er, dass wir Gläubigen mit Christus (indem die Fülle der Gottheit wohnt) erfüllt sind (Hebr 5,8-9; 7,27; 9,26-28; 10,10-14). Er will damit auch nicht sagen, dass nur er alleine zu leiden habe für Christus. Er ist sich voll und ganz bewusst, dass andere Gläubige, die sich zum Evangelium Christi bekennen, genauso leiden wie er (Phil 1,14; 1Thess 1,8).

Paulus meint vielmehr, dass er die Leiden (πάθημα) mitteilt, die alle Gläubigen auf der ganzen Welt um des Evangeliums von Christus zu erdulden haben. Er freut sich dabei, dass auch er für würdig erfunden wird für den Leib Christi zu leiden wie die übrigen Apostel: Apg 5,40-41. Das Erkennungsmerkmal eines Christen ist die Bereitschaft für Jesus zu leiden! Jesus selbst hat vorausgesagt, dass alle seine Nachfolger leiden werden (Lk 23,28.31; Mt 10,39): Johannes 15,18-21. Das ist nicht lustig, sondern das hört sich nach Verfolgungen und Leiden an! Jesu Leiden waren bloss ein Vorgeschmack dessen, was in Zukunft in der Menschheitsgeschichte denen geschehen wird, die Gottes Wort verkündigen. Der Apostel Petrus tröstet alle Gläubigen mit den Worten (1Petr 2,21), dass sie nicht überrascht sein sollen, wenn die Feuersglut der Leiden über sie komme, als erlebten sie etwas aussergewöhnliches, völlig abartiges. Wer um des Namens Jesu willen geschmäht wird, soll sich freuen, weil er teilnimmt an den Leiden Christi, die vorausgesagt wurden (1Petr 4,12-14).

Paulus war wirklich bereit, für den Leib Christi zu leiden (Phil 2,17). Leiden sind nicht angenehm. Selbstverständlich war Paulus kein Masochist, der sich über die Schläge der Geiselhiebe und Ruten erfreute (2Kor 11,23-25)! Er war sich vielmehr der Worte Jesu bewusst, die ihm Ananias überbrachte, nachdem er blind geworden war durch die Erscheinung Jesu (Apg 9,16).  Er freute sich wie eine Mutter nach ihren Geburtswehen für das neue Leben ihres Kindes (Joh 16,21; 1Thess 2,7). Er wusste, dass seine Leiden allen Gläubigen zugute kommen werde.

Inwiefern kamen die Leiden des Paulus den Kolossern zugute? Wir können es nicht genau sagen, da er dies ihnen nicht erläutert. Wir können aber das Leben des Paulus betrachten und müssen dabei zugeben, dass er für viele Gläubige damals bis heute ein grosses Vorbild und eine unglaubliche Ermutigung war und ist (Eph 3,1.13). Hätte er sich durch die Verfolgungen, Folterungen und Inhaftierungen entmutigen lassen, so hätte dies viele negative Folgen auf das ganze Christentum gehabt. Aber, gerade weil er selbst in grösster Not im Glauben an Jesus unerschütterlich festhielt, wurde er als Nachfolger Christi allen Gläubigen zu allen Generationen zu einem der grössten Vorbilder (1Kor 11,1).

Den Korinthern schreibt er: 2. Korinther 6,4-10. Für Paulus war sein Leben ein einziger Dienst für Christus und das Sterben ein Gewinn (Phil 1,21). Auch wir sind aufgerufen für das Evangelium Christi zu leiden!

Jesus sagt (Lk 6,22-23):
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausschliessen und schmähen und euren Namen als einen bösen ächten um des Sohnes des Menschen willen. Freuet euch an jenem Tage und frohlocket; denn siehe, euer Lohn wird gross sein im Himmel. Denn ebenso taten ihre Väter den Propheten.“

Verse 25-29: Ein zuverlässiger Diener Christi.
In diesem Abschnitt wird noch deutlicher welch grossen Nutzen die Leiden, die Paulus erduldet, für alle Gläubigen haben wird. Denn Paulus leidet für den Leib Christi, das ist die Gemeinde. Christus selbst hat ihn eingesetzt zum Diener (διάκονος) seiner Gemeinde (Apg 26,16). Christus und die Gemeinde können niemals voneinander getrennt betrachtet werden, sondern gehören zusammen (Eph 1,22-23; Mt 25,40).

Paulus wurde also von Jesus selbst zum Diener und Verwalter der Veranstaltung Gottes eingesetzt. Was ist die Veranstaltung (οἰκονομία) Gottes? Sie ist der Heilsplan Gottes. Sie ist das Geheimnis Christi (Eph 3,4). Paulus betrachtet sich als Verwalter des Eigentums Gottes. Er ist sich voll bewusst, dass er nur Verwalter ist und nicht Eigentümer. Der Eigentümer des Hauses ist Christus (Hebr 3,6). Dieses „Verwalteramt“ wurde Paulus übertragen zum Nutzen der Kolosser und der ganzen Welt. Zuerst für die Juden (Röm 1,16b; Apg 13,14-16; 14,1; 17,1), dann für die Heiden (Röm 11,13; Gal 2,8-9). Die Verantwortung seines Verwalteramtes besteht in der Verkündigung des ganzen Ratschlusses Gottes, wie Paulus das auch tat (Apg 20,20). Deshalb bezeugt er dies den Ältesten in Ephesus (Apg 20,28). Der ganze Ratschluss ist das Wort Gottes, das Wort Christi (3,16), die Wahrheit, das Evangelium (1,5).

Dieses Evangelium von Christus war der ganzen Menschheit ein Geheimnis (μυστήριον). Der Kämmerer aus Äthiopien ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Menschen damals z. B. die Stelle aus Jesaja 53 verstanden: Apg 8,32-35. Sie fragten sich, ob der Prophet von sich spreche, oder von einem andern. Sie verstanden die Worte noch nicht. Es war allen Menschen und sogar Engeln verborgen, wann dieses Geheimnis geoffenbart würde (1Petr 1,11-12). Erst als Gott viele Jahrhunderte später entschied, die Zeiten der Erfüllung anbrechen zu lassen, sandte er seinen Sohn (Gal 4,4). Darum sagt Paulus (V. 26): „… jetzt aber ist es seinen Heiligen geoffenbart worden“? Das Geheimnis wurde den Aposteln und Propheten geoffenbart durch den Heiligen Geist (Eph 3,3-5; 1Kor 2,9-13). Auch Paulus hat durch eine Vision die besondere Ehre empfangen, das Geheimnis Christi zu verstehen und wurde dazu berufen, es allen Menschen weiter zu verkündigen.

Deshalb heisst es: 1. Timotheus 3,16 (pers. Textkorrekturen). „Und anerkannt gross ist das Geheimnis, auf dem sich unser Glaube gründet: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch (durch Jesus Chr.), als gerecht erwiesen durch den Geist, erschienen den Engeln (oder Boten, d. h. Jüngern = Aposteln), gepredigt unter den Völkern, geglaubt in der Welt, im Himmel mit Herrlichkeit gekrönt.“

Der Hauptteil des geoffenbarten Geheimnisses besteht darin, dass Gott ein geistiges Reich im Himmel bereitet hat und dass Juden und Heiden nun Erben dieses Reiches werden können (Joh 18,36; Eph 3,3.6). Für viele Juden war das ein Ärgernis, ein Skandal (1Kor 1,23). Sie sahen sich nach wie vor als das einzige und wahre Gottesvolk. So blieb dieses Geheimnis vielen Juden weiterhin verborgen, weil sie sich in ihren Herzen verstockt hatten (2Kor 3,14; Röm 9,30 - 10,4).

Dieses Geheimnis ist der Reichtum der Herrlichkeit Gottes! Durch den Glauben wohnt Christus in unseren Herzen (Joh 14,23; Eph 3,17). In der Taufe haben wir den Heiligen Geist empfangen (Apg 2,38). Dieser Heilige Geist ist der Geist Christi, der in uns wohnt: Röm 8,10-11. Dieser Geist ist unsere Anzahlung und zugleich Gottes Versprechen. Damit besitzen wir die Hoffnung auf die ewige Herrlichkeit (Eph 1,13-14).

Diesen göttlichen Auftrag hat Paulus, zusammen mit den übrigen Aposteln, von Christus Jesus erhalten, um ihn in die ganze Welt hinauszutragen. Deshalb sagt er, wir verkündigen, ermahnen und lehren jeden Menschen. Das Ziel ist alle Menschen vollkommen in Christus vor Gott hinzustellen.

Vollkommen in Christus hinstellen? Das Wort „vollkommen“ (τέλειος) bedeutet Matur, reif, vollentwickelt, ganz, wohl überlegt, durchdacht. Jesus lehrt (Mt 5,48): „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Die Basis der Vollkommenheit und geistlichen Reife ist der innewohnende Geist Christi. Wir sind in unserem Gewissen gereinigt durch das Blut Christi und sollen heranwachsen zur Vollkommenheit Gottes (Hebr 9,13-14; 1Petr 3,21). Es kann hier niemals unsere menschliche Vollkommenheit gemeint sein, denn selbst Paulus wusste, dass dies unmöglich ist (Phil 3,15; Röm 7,13-25): Kolosser 4,12.

Paulus, aber auch seine Mitarbeiter arbeiten (κοπιάω) hart und kämpfen (ἀγωνίζομαι) für den Glauben an Jesus Christus. Das Wort „kämpfen“ beinhaltet die Idee schmerzvoller Agonie (= höchste Stufe des Leidens, Lk 13,24). Dabei vertrauen sie auf Gottes Kraft, die sich in ihnen mächtig (δύναμις), wie Dynamit, erweist.

Lernziel des Glaubens: Wie steht es mit uns? Sind wir bereit für die Veranstaltung Gottes zu leiden? Was erwarten wir von dieser Welt? Ein Leben im Wohlstand und Genuss? Oder ein Leben im Dienst Jesu Christi? Was erwarten wir von den Menschen in dieser Welt, wenn wir über Gott und Christi Gemeinde reden? (Akzeptanz und grosse Ehre?)

Jesus machte keine unlautere Werbung für die Nachfolge, indem er in der Welt grosse Ehre und Ansehen versprach? Von Anfang an sprach Jesus im Klartext zu seinen Jüngern, was sie von der Welt zu erwarten hätten. An Jesus und seinen Aposteln können wir sehen, was von der Welt her zu erwarten ist, wenn wir uns als Glieder zum Leib Christi bekennen.

Auch Paulus sagt: 2. Timotheus 3,12. Das Motto der Nachfolgschaft Christi lautet: „Ohne Kreuz keine Krone.“

Darum, lasst uns bereit sein, die kurzen Leiden auf uns zu nehmen, die in keinem Verhältnis stehen zu der Herrlichkeit, die uns erwartet (1Petr 1,6). Wir wollen wir uns nicht schämen, sondern freuen, wenn wir gewürdigt werden für dieses wunderbare Geheimnis Christi - die gewaltige Kraft des Evangeliums zu leiden: Römer 1,16.