Markus-12: Herausfordernde Fragen

Jesus, der Diener

Der Dienst Jesu in Galiläa
(Fortsetzung)

 

 

 I.   Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Verse 1-12)

An was erinnert uns dieses Gleichnis?
Es kommt ganz darauf an, wie sehr wir mit dem AT vertraut sind. Die Schriftgelehrten und Pharisäer erkannten bald, von welchem Gedanken Jesus ausging.

Jesaja 5,1-7: Das Gleichnis vom Weinberg gebraucht schon Jesaja.
Wer ist mit dem Weinberg des Herrn gemeint? (= Vers 7, Israel!). Dieses Gleichnis beschreibt, wer das Volk Gottes war und was sie taten. In Vers 12 vom Markusevangelium sehen wir, dass die Juden am liebsten Jesus festgenommen hätten, weil sie wussten, dass sie von ihnen sprach, doch sie fürchteten das Volk.

Wer ist wer im Gleichnis vom Markusevangelium, Kapitel 12?

- Herr des Weinbergs = Gott

- Weinberg = Israel und Reich Gottes

- Weingärtner = Priester und Älteste Israels

- Die getöteten Knechte = Propheten

- Der Erbe = Sohn, Jesus Christus

In diesem Gleichnis gibt Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern eine klare Antwort in Bezug auf die Frage nach seiner Vollmacht!

Jesus sagt mit andern Worten:

- „Hier ist meine Vollmacht!“

- „Ich bin der Eigentümer des Weinbergs!“

- „Ich bin der rechtmässige Erbe!“

Jesus erklärt weiter, dass sie sich schuldig gemacht haben, weil sie die Propheten gesteinigt haben und alle Diener, die der Herr des Weinbergs zu ihnen sandte getötet haben: Matthäus 23,37.

Jesus geht noch weiter, indem er sie bereits für den Tod an ihm verantwortlich macht: Markus 8,31. Was war der Grund, warum die Oberen der Juden Jesus töten wollten? – Vers 7! Es ging ihnen um die Macht über den Weinberg. Sie wollten gar nicht dem Herrn des Weinbergs dienen. Sie wollten nicht nur Pächter sein, sondern Eigentümer. Doch dazu wird Gott noch das letzte Wort haben.

Dann überführt sie Jesus mit einer Frage: Matthäus 21,40-41.43. Hier in der Parallelstelle kommt die Frage und Antwort besser zum Ausdruck. Mit der Antwort sprechen sie sich unwissentlich ihr eigenes Urteil. Es ist ähnlich wie bei Nathan, der David überführte (2. Sam. 12,7). Im Matthäusevangelium kommt auch schön zum Ausdruck, wie Jesus ihnen klar machte, dass sie damit gemeint waren. Er sagte dem jüdischen Volk ihren Untergang voraus, doch sie glaubten ihm nicht. Weil sie das Volk Gottes irreführten, so dass es keine Früchte brachte, wird der Herr den Weinberg an andere weiter verpachten. Sein Wort erfüllte sich als Jerusalem zerstört wurde im Jahre 70 n. Christus. Die Priester, Schriftgelehrten, Pharisäer und Ältesten wurden gefangen genommen und aus Jerusalem weggeführt.

Schlussfolgerungen: Was lehrt uns das Gleichnis?

Gott ist sehr freigebig: Mit viel Sorgfalt baute er den Weinberg. Das Land wurde gut vorbereitet. Grosse Steine wurden entfernt. Der Boden wurde umgepflügt. Die Weinstöcke wurden mit viel Liebe gepflanzt. Rundherum errichtete er Hecken zum Schutz gegen Diebe und wilde Tiere. Eine Weinpresse wurde installiert. Ein Turm wurde gebaut, der den Arbeitern als Unterkunft diente und als Beobachtungsposten gegen Eindringlinge. Doch das jüdische Volk betrachtete alles für selbstverständlich.

Wie selbstverständlich erachten wir das Heil in Jesus Christus und die Gemeinde?

Vor Grundlegung hatte Gott einen Plan mit uns: Epheser 1,3-6.

Er redete zu uns durch seinen geliebten Sohn: Hebräer 1,1-2.

Er segnete uns mit jedem geistlichen Segen: 2. Petrus 1,3.

Jesus ist gekommen, damit wir Menschen „Leben im Überfluss“ haben können: Johannes 10,10.

Der Weinberg, den Gott uns im Neuen Bund angelegt hat, beinhaltet alles, was man sich nur wünschen kann. Erkennen wir den kostbaren Wert des Heils und des Reiches Gottes?

Wenn Gott für uns Menschen so sorgt, dann erwartet er auch etwas von uns!

- Gott erwartet, dass wir sein Reich zu schätzen wissen: Apg. 13,46; Röm. 11,33.

- Gott erwartet, dass wir treue Haushalter sind und uns seines Eigentums nicht bemächtigen: 2. Timotheus 2,19-21.

- Gott erwartet, dass wir hart arbeiten und viel Frucht tragen: Römer 6,21-23; Galater 5,22.

- Gott erwartet, dass wir geduldig ausharren in den Leiden: Jak. 5,7-11.

Gott ist sehr barmherzig und geduldig! Er will nicht, dass jemand verloren geht (1. Tim. 2,4). Doch auch die göttliche Barmherzigkeit und Geduld hat eine Grenze.

 

 II.   Die Frage wegen der Steuer für den Kaiser (Verse 13-17)

Um was für eine zentrale Frage geht es, seitdem Jesus nach Jerusalem kam? Es geht um die Frage der Autorität! In was für einer „Vollmacht“ tust du dies? (11,28).

Wenn wir Menschen uns angeklagt fühlen, greifen wir oft den Falschen an! Wir greifen meistens den an, der uns die Wahrheit gesagt hat! Statt uns zu ändern, schauen wir oft zu sehr auf Äusserlichkeiten. Der Stolz achtet auf sein Ansehen bei den Menschen. Wer sein wahres Gesicht verbergen will, der versucht mit allen Mitteln von sich weg auf andere zu lenken, um sie zum Sündenbock zu machen!

Das Problem der Vollmacht hat schon im Garten Eden angefangen! Der Teufel stellt die Vollmacht Gottes vor der Eva in Frage, indem behauptet, dass Gott ihr von dem einen Baum nur deshalb verboten habe zu essen, weil er sich um seine Vorrangstellung fürchte (Gn. 3,4). Die Rotte Korah gegen Mose (Nu. 16,1-3). Der Stab Aarons (Nu. 17,8-10). Auch Paulus hatte sein Leben lang einen Kampf, den Menschen seine göttliche Vollmacht klar zu machen: 2. Korinther 4,5; 7,2; Galater 4,16. Auch bei Jesus ging es um die Frage seiner Vollmacht, da die Juden sich nicht belehren lassen wollten.

In unserem Abschnitt wird die Autorität Jesu geschickt in Frage gestellt: Die Pharisäer und Anhänger des Herodes kamen zu Jesus. Diese zwei Gruppen, die gegen Jesus vorgingen, hassten einander. Sie waren politische Feinde und taten sich nur zusammen, um Jesus zu Fall zu bringen. Sie waren überzeugt, dass sie mit ihrer scharfsinnigen Frage Jesus in die Falle locken würden. Diese Fragen hatten sie sich gut ausgedacht, indem sie eine ähnliche Methode anwandten, die Jesus gebrauchte und sie ihm nicht mehr antworten konnten (11,33).

Was deutet darauf hin, dass sie Jesus nur hereinlegen wollten? „... um ihn bei einem Ausspruch zu fangen“ (V. 13, siehe auch Kapitel 3,6). Sie fragten Jesus schmeichelnd und hinterlistig: Vers 14 a. Würde er antworten, dass man dem Kaiser Steuern zahlen soll, so würde er damit auf immer seinen Einfluss beim Volk verlieren, weil sie ihn für einen Verräter oder Feigling halten würden. Würde er antworten, dass man dem Kaiser keine Steuern zahlen soll, so könnten sie ihn bei den Römern anzeigen und er würde wegen Auflehnung gegen den Staat im Gefängnis landen.

Doch Jesus antwortete mit klarem Verstand, indem er sagte: Vers 17. Die Äusserung beinhaltet einen wichtigen Grundsatz für uns Christen. Jesus will nicht, dass wir uns gegen den Staat auflehnen und z. B. die Steuern verweigern. Er will vielmehr, dass wir der Obrigkeit untertan sind, weil jede Obrigkeit von Gott eingesetzt worden ist: Römer 13,1.7. Selbst Jesus, als Sohn Gottes, unterstellt sich dieser Ordnung!

Die Vorschrift Gottes gegenüber allen menschlichen Vorgesetzten lautet folgendermassen: 1. Petrus 2,13-17. Dies schrieb Petrus in einer Zeit, als Nero regierte. Nero war einer der brutalsten Christenverfolger! Doch wir Christen sollen uns den menschlichen Vorgesetzten unterordnen, ob sie nun gut oder ungerecht sind zu uns! Wie vielmehr gilt doch dieses Prinzip für die Gemeinde, wo der Herr Älteste und Evangelisten eingesetzt hat, die Herde zu leiten?! Hebräer 13,7.17.

Sowie die Münze das Bild des Kaisers trägt und somit dem Kaiser gehört, so ist der Mensch das Abbild Gottes und gehört deshalb auch dem Herrn! Alle menschlichen Vorgesetzten haben nur eine beschränkte Kontrolle über uns (kann z. B. nicht bestimmen, wen wir anbeten). Während Gott unser ganzes Leben gehört, samt unserer Seele!

 

 III. Die Frage nach der Auferstehung (Verse 18-27)

Hier wird Jesus mit einer dritten Form von Autorität konfrontiert: die Sadduzäer. Sie glauben nicht an eine Auferstehung, noch an Geister oder Engel: Apg. 23,8. Sie glauben nicht an die Unsterblichkeit der Seele. Sie behaupten, keinerlei Beweise in den ersten Büchern der Bibel für die Unsterblichkeit zu erhalten. Sie befassen sich vorwiegend mit dem Pentateuch und anerkennen nur das geschriebene Gesetz Mose. Sie anerkennen keine mündlich überlieferten Gesetze, Traditionen und Vorschriften im Gegensatz zu den Pharisäern. Sie waren keine grosse jüdische Gruppe, vielmehr eine Minderheit von Aristokraten, Priester und Hohepriester (Hohepriester waren in der Regel immer Sadduzäer!), also vorwiegend Reiche und Vornehme Leute.

Diese Sadduzäer treten nun mit einer Testfrage an Jesus heran. Es gab im jüdischen Gesetz eine Schutzbestimmung: Dt. 25,5-10. Bei dieser Bestimmung ging es um zwei Dinge:

Erstens, dass der Familien Name erhalten blieb.

Zweitens, dass der Familienbesitz in der eigenen Familie blieb.

Es gibt Beispiele in der Bibel, bei der diese Bestimmung in Kraft trat: Ruth und Boas, der allerdings kein Bruder war (Ruth 3,12). Onan, der sich weigerte, weil die Kinder nicht ihm gehören würden (Gn. 38,8).

Die Sadduzäer dachten nur ans diesseitige Leben und verstanden die zukünftigen Dinge nicht. Das bösartige dabei ist, dass sie mit diesem extremen Beispiel die Auferstehung lächerlich machen wollten. Sie wollten damit auch Jesus lächerlich machen und warteten gespannt, mit unterdrücktem Lachen, auf seine Antwort.

Jesus wirft ihnen zwei Dinge vor (V. 24):

Sie kannten weder die Schriften,

noch kannten sie die Kraft Gottes.

Warum kannten sie die Schriften nicht? siehe Verse 25-27. Jesus zitiert aus dem Pentateuch, wo sie sich auskennen sollten.

Als Abraham, Isaak und Jakob längst gestorben waren, sagte Gott zu Mose: Genesis 3,6. Mit andern Worten war Gott immer noch der Herr über diese Väter (es wird die Gegenwart gebraucht). Diese Tatsache bedeutet, dass diese drei Väter noch am Leben sind. Somit ist die Auferstehung von den Toten bezeugt.

Warum kannten sie die Kraft Gottes nicht?
Wenn Gott Himmel und Erde geschaffen hat, dann ist er auch fähig einen ganz neuen Himmel und eine ganz neue Erde zu schaffen. Gott ist zu allem fähig, will Jesus hier deutlich machen! Die Sadduzäer machten den Fehler, im Himmel ein Abbild der Erde zu sehen und dachten in irdischen Denkkategorien.

Was wird in der Auferstehung sein?
Es wird alles ganz anders sein gemäss Offenbarung 21,1-7.

- Kein Leben wie auf Erden!

- Kein Arbeiten, Essen, Heiraten, Kinder kriegen usw.

- Kein Leid und Schmerz, noch Tod.

- Es ist unvorstellbar für uns: 1. Korinther 2,9.

Warum werden wir wie Engel im Himmel sein (V. 26)? Engel heiraten nicht! Sie sind weder männlich noch weiblich. Sie sollten nicht angebetet werden, da sie dienstbare Geister sind, die Gott geschaffen hat wie auch uns (Heb. 1,14).

Damit hat Jesus den Sadduzäern ganz deutlich gesagt, dass es Engel und Geisterwesen gibt, und dass es auch eine Auferstehung gibt.

Wir wissen aus dem Gleichnis von Lazarus, dass Jesus erklären wollte, dass es vor der Wiederkunft bereits eine Unterteilung im Hades geben wird: Lukas 16,22-23. Der Hades ist der Bereich der körperlosen Seelen und ist unterteilt in das Paradies (Lk. 23,43), und den Tartarus (2. Pet. 2,4). Doch der Hades wird einmal vergehen wie die Erde!

Hades: Offb. 20,13-14

Erde: 2. Pet. 3,10

Bei der Wiederkunft Christi wird die Auferstehung aller Toten stattfinden:

- Johannes 5,21.25-29; 11,23-25

- 1. Thess. 4,13-18, die Lebenden werden entrückt.

Paulus stellt die Frage, was unser Glaube wert ist, ohne die Auferstehung:

- 1. Korinther 15,12-27

- Römer 8,11

 

 IV. Die Frage nach dem höchsten Gebot (Verse 28-34)

Diese Begebenheit nimmt bei Markus - einen ganz anderen Zeitpunkt ein als bei Lukas (siehe Lk. 10,27, das müsste im Kapitel 20,41 stehen), den gleichen Zeitpunkt ein wie bei Matthäus (Mt. 22,34).

Die Schriftgelehrten und Sadduzäer liebten sich nicht besonders.
Deshalb war der Schriftgelehrte befriedigt, als er Jesus zu den Sadduzäern sagen hörte: „Ihr irrt sehr“ (V. 27). Der Schriftgelehrte fragte in einer wichtigen Angelegenheit, die im jüdischen Denken eine zentrale Rolle spielte. Es ging um die Frage: Wie könnte man die mündlichen und schriftlichen Überlieferungen in einem Satz zusammenfassen? Welches der vielen hunderten von Geboten im AT war nun das Grösste? (V. 28)

Jesus erwähnte das „Shema“ als erstes Gebot (V. 29). Aussprache: Schma oder Schöma (wobei das „ö“ ganz kurz, fast unterdrückt wird). Was ist das Shema? Was bedeutet das überhaupt? Shema ist die Befehlsform des hebräischen Begriffs für HÖREN. Shema = „Höre...“ (Israel).

5. Mose 6,1-9: Mit diesem Shema sind drei Anwendungen verknüpft: Mit diesem Satz wurde und wird noch heute in einer Synagoge der Gottesdienst eingeleitet. Zum vollständigen Shema gehören: Dt. 11,13-21; Nu. 15,37-41. Das Shema bildet die Grundlage des jüdisches Monotheismus. Diese drei Bibelstellen des Shemas befanden sich auf den Gebetsriemen (Dt. 6; Dt. 11; Nu. 15). Fromme Juden trugen diese Gebetsriemen an der Stirn, oder am Handgelenk. Wenn sie beteten, sollten sie sich an das Shema erinnern. Doch leider banden sie sich diese Gebetsriemen um, um von den Menschen als gottesfürchtig und fromm betrachtet zu werden: Matthäus 23,5 (doch Jesus tadelt dieses Verhalten). Dann wurde das Shema auch in kleinen zylindrischen Kästen aufbewahrt. Diese Kästen wurden an die Türen aller frommen jüdischen Häuser befestigt. Es ist das sogenannte „MEZUZAH.“

Dieses Gebot ist das, was der Herr und Gott als wichtigste Instruktion und Gesetz für sein Volk betrachtet! Denn dieses Gebot beinhaltet alles andere. Zuerst ist es wichtig, dass die Menschen den Herrn als den alleinigen und einzigen Gott anerkennen und verehren: 1. Korinther 8,6.

Dann sagt Jesus weiter in Vers 30: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen ...“ Mit diesem Herz (Kardia) ist nicht die fleischliche Blutpumpe gemeint! Das Herz ist das Zentrum unserer Gefühle. Es kann verhärtet werden: Hebräer 3,7-13. Es kann verfinstert sein: Römer 1,21. Es kann für den Herrn spielen (als Instrument beim Gesang): Epheser 5,19. Der Friede Gottes kann aber auch in unseren Herzen wohnen: Kolosser 3,15. Das Herz kann wahrhaftig und rein sein: Hebräer 10,22-23. Unsere Liebe zu Gott muss wahrhaftig und rein sein! Dabei spielt das Herz eine wesentliche Rolle. Es will sagen, dass wir Gott von ganzem Herzen lieben sollen, frei von Heuchelei und jeglicher Bosheit!

Dann erwähnt Jesus auch die Seele (Psyche). Das Wort PSYCHE kann auch mit Leben übersetzt werden: Matthäus 6,25; Matthäus 20,28; Johannes 15,13. Mit Seele wird also auch das Leben (oder der Lebensodem, Gn. 2,7, Apg. 20,10) eines Menschen bezeichnet. Jesus sagt, dass nicht nur ein Teil, sondern unser ganzes Leben Gott gehören soll: Matthäus 10,39; Matthäus 16,25-26. Das heisst, dass wir für die Liebe und den Glauben zu Gott sogar bereit sein sollen, unser Leben hinzugeben, wie das viele unter den ersten Christen tun mussten.

Der dritte Teil des Shemas bezieht sich auf unser Denken (Dianoia). Unser ganzes Denken soll zum Ziel haben, Gott zu lieben und ihm zu dienen. Woher kommen oft die bösen Gedanken? = Aus dem Herzen: Matthäus 15,19; Markus 7,21. Die falschen Gedanken gilt es einzufangen und zu vernichten: 2. Kor. 10,5. In unseren Gedanken sollen wir uns einen Gurt anziehen, der uns schützen soll: 1. Petrus 1,13. Im neuen Bund will Gott uns seine Gesetze in unsere Gedanken und Herzen legen: Hebräer 8,10. Gott will, dass wir ihn geistig erfassen lernen und so in seiner Wahrheit leben: 1. Johannes 5,20. Wenn wir Gott mit unserem ganzen Denken lieben wollen, dann lesen und studieren wir die Bibel täglich, wenn wir frisch sind, und beten am frühen morgen an, wenn wir uns voll auf Gott konzentrieren können. Wir ziehen aber auch Gott in den Alltag hinein, indem wir Gottes Aussprüche reden und alle Entscheidungen mit dem Herrn treffen! (nicht wie die Heiden, Eph. 4,18).

In 5. Mose 6 wird nichts von Denken, sondern vielmehr von Kraft gesagt, doch Jesus erwähnt beides. Die Kraft ist unsere Fähigkeit, unser Talent, unsere Energie. Unser ganzes Leben mit all unseren Fähigkeiten, Talenten usw. soll dem Herrn geweiht werden: Römer 12,1-2. Wenn wir nun fragen: Welches ist die grösste Sünde, die ein Mensch in der heutigen Zeit begehen kann? Mord, Lüge, Diebstahl, Ehebruch? Die grösste Sünde ist, wenn wir Gott nicht lieben mit unserem ganzen Herzen, aus ganzer Seele und Denken, und mit ganzer Kraft! Jesus sagt in Johannes 14,14. Johannes sagt in 1. Johannes 5,3. Es gibt viele liebe und gute Menschen, die ihr Leben lang nie gemordet, gelogen, gestohlen, oder Ehebruch begangen haben, und trotzdem sich der grössten Sünde schuldig gemacht haben! Die Eigenliebe, die Gott ausklammert und aus der Mitte von unserem Leben verdrängt, ist die Sünde, der die meisten Menschen zum Opfer fallen. Welchen Platz nimmt Gott in Deinem Leben ein?

Jesus kommt zum zweiten Gebot das mit dem ersten eine Einheit bildet (V. 31). Er stellt die Liebe zu Gott und den Mitmenschen zusammen. Woran kann man erkennen, wie sehr wir Gott lieben? =An der Liebe zur Gemeinde d.h. zu den Geschwistern: 1. Joh. 4,19-21; 3,14-18. Woran kann die Welt erkennen, dass wir Jesu Jünger sind? Johannes 13,34-35; 15,9.12.

Wer aus der Liebe fällt, der verlässt die Gemeinschaft der Gläubigen, der verliert den Geist Gottes und Gott selbst! 1. Pet. 1,22. Wer seine Seele ständig im Gehorsam reinigt, der wird zur ungeheuchelter Bruderliebe fähig. Die Liebe ist das Markenzeichen unseres christlichen Lebens! Es gibt kein grösseres Gebot als diese zwei, sagt Jesus!

Der Schriftgelehrte konnte Jesus darin nicht widersprechen (V. 32-34). Er stimmte Jesus zu, indem er sagte, dass solche Liebe mehr wert sei als alle Brandopfer und Schlachtopfer. Diesen Gedanken finden wir wieder in: Jesaja (1,10-17); 1. Samuel (15,22); Hosea (6,6).

Warum sagte Jesus dem Schriftgelehrten, dass er nicht fern vom Reiche Gottes sei? Weil er die richtige Erkenntnis hatte. Doch Erkenntnis allein genügt nicht, um in das Reich Gottes zu kommen! Es muss zur Tat kommen: Jakobus 2,26.

 

 V.  Die Frage ob der Messias der Sohn Davids sei (Verse 35-37)

Was will Jesus die Menschen im Tempel lehren? Was bedeutet Christus? Gesalbter (Christos). Warum Gesalbter? Früher wurden Könige bei der Krönung mit Öl gesalbt. 1. Samuel 10,1a David wird zum König gesalbt.

Jesus war der verheissene König. Schlüsselstelle?

2. Samuel 7,8-16 (dies ist eine gemischte Prophezeiung).

Jesaja 9,2-7; 11,1-9

Jeremia 23,5-8; 33,14-17

Hesekiel 34,23-24; 37,24-28

Jesus wird im NT Sohn Davids genannt!

Matthäus 1,1.20 (Joseph gehört zum Stammbaum Davids).

Markus 10,47-48; 11,9-10. Dieser Titel „Sohn Davids“ konnte nur einer tragen: der verheissene Messias, der das Königtum Israels (Davids) auf immer befestigen wird.

Jesus leugnete hier nicht, dass er der Sohn Davids - der verheissene Messias ist, sondern was will er sagen? Jesus will sagen, dass er nicht nur Davids Sohn ist, sondern sein Herr! Wie könnte ihn sonst David selbst „Herr“ nennen? David schrieb den Psalm 110 inspiriert durch den heiligen Geist! Sein Herr war schon damals Jesus Christus! Deshalb hörte er den heiligen Geist sagen: „Gott Vater sprach zu meinem Herrn Jesus“. Gott Vater gab dem Sohn Anrecht auf seinen Thron zu sitzen! Wann geschah dies? Zu Pfingsten erfüllte sich diese Prophezeiung: Apostelgeschichte 2,33-35.

Jesus herrscht nun inmitten seiner Feinde, wie David im Psalm voraussagte. Bis wann? Bis zu seiner Wiederkunft: 1. Korinther 15,23-27.

Die Schriftgelehrten (und viele andere) haben Jesus nicht als den anerkannt, der er wirklich war; nämlich die Gottheit in Person! Immer wieder begegnen wir in der Bibel diesem Autoritätsproblem: Wir Menschen neigen allgemein dazu, die von Gott eingesetzten Vermittler nicht richtig anzuerkennen. Auch Paulus und viele Propheten im AT hatten oft grosse Mühe, dass die Menschen ihre göttliche Vollmacht anerkannten. Der Tag des Herrn wird jedoch kommen, wo alle Jesus als den Herrn und ewigen König anerkennen werden müssen: Philipper 2,9-11.

 

 VI. Die Frage nach der richtigen Gesinnung (Verse 38-44)

Die falsche Gesinnung der Schriftgelehrten und Reichen (V. 38-40): Jesus beschuldigt die Schriftgelehrten, dass sie eine äusserliche Frömmigkeit an den Tag legen, die vor Gott nichts zählt. Sie tragen lange Kleider. Lange Kleider galten im Orient als Zeichen der Vornehmheit. Sie waren ein Kennzeichen wohlhabender und angesehener Männer. Sie lieben die Begrüssung auf den Märkten. Sie hatten es gern, wenn man sie ehrerbietig und respektvoll grüsste. Man grüsste sie mit „Rabbi“, „Vater“ oder „Lehrer“: Mt. 23,8-11. Sie hatten beim Gottesdienst einen speziellen Platz, damit alle Anwesenden sie sehen konnten. Bei einem Gastmahl spielte die Sitzordnung eine besondere Rolle. Wie hoch jemand geachtet war, konnte man an dem Platz erkennen, den er einnahm. Sie legten Wert darauf, die obersten Plätze einzunehmen. Sie schlichen sich in die Häuser der Witwen ein, sprachen zum Schein lange Gebete und nahmen von ihnen allerlei an, obschon es ihnen nicht erlaubt war. Viele Witwen liessen sich von ihrer falschen Frömmigkeit beeindrucken. Sie bereicherten sich illegal durch den Dienst an den Witwen. Paulus warnt vor solchen Leuten in 2. Timotheus 3,5-7.

Jesus deckt die falsche Gesinnung der Reichen auf. Juden sahen ihre Gaben oft als eine Pflicht an. Viele warfen beachtliche Beträge in die Opferstöcke, so dass es ziemlich klingelte. Etliche wussten sogar, wie sie beim Hineinwerfen einer einzigen Münze so viel Krach machen konnten, dass es sich anhörte, als ob es viel Geld sei. Ihre ganze Glaubenshaltung war völlig auf die Menschen ausgerichtet, nicht auf Gott.

Die richtige Gesinnung der Witwe (V. 41-44).
Jesus rühmt die Gabe der armen Witwe, warum? Sie hatte in Gottes Augen mehr eingelegt, als alle anderen. Weil sie aus ihrem Mangel heraus gab. Bei ihr klingelte es nicht gross, so dass jeder es hören konnte.

Was lernen wir daraus bezüglich den Gaben?
Echte Gaben sind Opfer! Niemals kommt es auf die Höhe der Gaben an! Ist das, was wir für den Herrn einlegen am Sonntag, ein wirkliches Opfer? Erst wenn es uns etwas kostet, und wir es von Herzen gern dem Herrn geben, dann ist es vor Gott wohlgefällig. Die Herzenshaltung spielt also vor Gott eine wesentliche Rolle. Die Höhe der Geldmenge muss mit der richtigen Herzenshaltung übereinstimmen. Dabei muss die Höhe so sein, dass es ein Opfer ist, das wir aber gerne entrichten. Echte Gaben müssen uns herausfordern!

Die Gabe der armen Witwe war echt.
Deshalb rühmt sie Jesus und stellt sie uns als Beispiel hin. Die Witwe zeigte ihre tiefe Liebe und ihre ganze Hingabe zum Herrn. Sie gab alles was sie besass: 2. Korinther 9,6-11. Jesus zeigt hier an einem praktischen Beispiel was das Shema (Schma) ist.