Galater-00b: Einführung

Frei vom Gesetz

 

 

 I.   Verfasser

Der Apostel Paulus, wie er sich selbst zu erkennen gibt (1,1), im Auftrag Gottes und Jesu Christi. Alle persönlichen Einzelheiten beziehen sich auf Paulus (1,11 - 2,10). Er ist der geistige Vater der Christen in Galatien (1,6.11; 4,13-19).

 

 II.   Empfänger

Die Gemeinden in Galatien, d. h. in Antiochia Pisidien, Ikonium, Lystra und Derbe, die Paulus auf seiner ersten Missionsreise gegründet hatte und auf seiner zweiten und dritten Reise besuchte (Apg 13 & 14; 18,23).

 

 III. Ort & Zeit

Gemäss der südgalatischen Theorie ca. 48 n. Chr. aus Antiochia Syrien (Apg 14,28), nach der ersten Missionsreise und vor der Konferenz in Jerusalem (Apg 15).

 

 IV. Thema

Frei vom Gesetz (Gal 5,1)

 

 V.  Schlüsselvers

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Steht also fest und lasst euch nicht wieder in das Joch der Knechtschaft einspannen“ (5,1).

 

 VI. Schlüsselwörter

Gesetz, Freiheit, frei (2,4; 3,28; 4,22.23.26.30.31; 5,1.13 je 2x = Total 11x)

 

 VII. Besonderheiten

Die Nord- und Südgalatische Theorie

Die Nordgalatische Theorie würde unbekannte Gemeinden im Norden betreffen.

Es gab dort drei gottlose Stämme: die Trokmer, die Tektosagen und die Tolistobogier. Die bekanntesten Städte waren: Tavium, Ankyra (heutiges Ankara) und Pessinus. Die Gallier und Kelter brachen 278 v. Chr. in Kleinasien ein, liessen sich in Galatien nieder und vermischten ihre Bräuche und Religionen mit den Bewohnern des Landes. Liberalere Theologen nehmen an, dass der Galaterbrief an die politischen Gebiete im Norden gerichtet war, obschon Paulus sie mit keinem Wort erwähnte. Demzufolge wäre der Brief in den zwei Jahren entstanden, in denen sich Paulus in Ephesus befand, d. h. ca. 53 n. Chr. oder sogar später (Apg 9,1-10).

Die Südgalatische Theorie betrifft die erwähnten Gemeinden im Süden.

Es sind dies: Derbe, Lystra, Ikonium und Antiochia in Pisidien, die Paulus auf seiner ersten Missionsreise besuchte, wovon Lukas berichtete (Apg 13 & 14). Lukas bevorzugt die Städtenamen. Paulus spricht von römischen Provinznamen und meint mit den Bewohnern in Antiochia (Pisidien) sowie den Bewohnern Lystras und Ikoniums die Galater. Dort befanden sich zahlreiche Juden und Proselyten, die das Evangelium von Christus hörten, so dass viele zu Jüngern Jesu gemacht wurden (Apg 13,43; 14,1.21-23).

Auf der zweiten Missionsreise versuchte Paulus mit seinen Reisegefährten zuerst in die Provinz Asia vorzustossen (wo sich die sieben Gemeinden befanden) und dann in die nördlicheren Gebiete Grossasiens (Bithynien), „doch der Geist Jesu liess es nicht zu“ (Apg 16,7). Es ist nicht auszuschliessen, dass Paulus auf seiner zweiten Missionsreise auch die nördlichen Gegenden Galatiens durchzog und dort Gemeinden gründete (Apg 16,2.4.6).

Die konservativeren Theologen gehen davon aus, dass der Galaterbrief an die ethnischen Gebiete im Süden gerichtet war, von denen wir in der Bibel einiges erfahren. Demzufolge wäre der Brief nach der ersten Missionsreise entstanden, als Paulus zurück in der Gemeinde Antiochia Syrien war, d. h. ca. 48 n. Chr. (Apg 14,27), kurz vor der Zusammenkunft in Jerusalem (auch als Konzil bezeichnet in Apg 15). Diese schriftlich verfassten Beschlüsse gingen vorerst an die Gemeinden in Antiochia Syrien und Silizien oder Kilikien (Apg 15,23-30). Paulus hätte im Galaterbrief diese Zusammenkunft in Jerusalem bestimmt erwähnt, doch er schrieb ihn kurz davor (Apg 14,28). Später, auf der zweiten Reise, überbrachte er den übrigen Gemeinden die Beschlüsse der Apostel und Ältesten in Jerusalem (Apg 16,4). Das heisst, er schrieb den Galatern seinen Brief, nachdem er das zweite Mal bei ihnen war (Gal 4,13; Apg 14,28). Auf seiner dritten Reise durchzog er erneut das „galatische Land“ wie zuvor (Apg 18,23).

 

 VIII. Kurzgliederung

Freiheit in Christus

Paulus verteidigt seinen Aposteldienst, Kap. 1 & 2.

Paulus vergleicht das Gesetz mit dem Evangelium, Kap. 3 & 4.

- Das Gesetz Mose war zeitlich beschränkt.

- Das Gesetz wurde den Verheissungen Abrahams hinzugefügt (Gen 22,18).

- Das Gesetz dient dazu, die Menschen auf ihre Sünden hinzuweisen bis Christus kommt (Gal 3,16.19).

- Heute stehen wir nicht mehr unter dem Gesetz des ATs (3,24.25; 4,31; 5,3-4).

Wir werden gerecht gesprochen, durch den Glauben an Jesus, Kap. 3,7.11.22; 2,16 (Glaube wird durch Gehorsam ausgedrückt: 3,26-27).

Paulus macht praktische Anwendungen dieser Wahrheiten Kap. 5 & 6.

 

 IX. Hintergrundinformationen

Galatien war eine grosse römische Provinz im Herzen der heutigen Türkei.

Es erstreckte sich von der Provinz Asia im Westen bis ins östliche Kappadozien (heutiges Kurdengebiet). Im Norden (am Schwarzen Meer) war Bithynien und Pontus. Im Süden lagen Pamphylien und Silizien oder Kilikien. Zu Pfingsten waren offensichtlich keine Galater anwesend (Apg 2,1-13). Später werden die Galater in mindestens zwei Briefen erwähnt (1Kor 16,1; 1Petr 1,1).

Auf der ersten Missionsreise fuhr Paulus mit seinen Gefährten von der Insel Zypern nach Perge in Pamphylien (Apg 13,13).

Von dort ging es weiter nach Antiochia in Pisidien (Apg 13,14).

Paulus verkündigte am Sabbat in der Synagoge das Evangelium erfolgreich (13,6-43). Als er am kommenden Sabbat noch einmal in der Synagoge auftrat, wurden die Juden eifersüchtig und vertrieben Paulus und Barnabas aus der Stadt (13,44-50). Viele Heiden freuten sich über die Verkündigung und kamen zum Glauben an Christus (Apg 13,48-49). Eine ähnliche Situation wiederholte sich in der Synagoge von Ikonium, als Zeichen und Wunder geschahen und die Bevölkerung sich spaltete (14,1-5).

Paulus und Barnabas flüchteten nach Lystra und Derbe, wo sie wieder anfingen das Evangelium Christi zu verkündigen (14,6-7).

Auch dort heilte Paulus einen gelähmten Mann und es kamen viele Menschen zum Glauben (14,8-21). Paulus wurde dort gesteinigt, aber er entkam dem Tod (Apg 14,19-20). Dann kehrten Paulus und Barnabas nach Lystra, Ikonium und Antiochia zurück, stärkten dort die Jünger und setzten „in jeder Gemeinde Älteste ein“ (Apg 14,21-23). Anschliessend reisten sie über Perge und Attalia zurück nach Antiochia in Syrien (Apg 14,24-28). Im südlichen Teil Galatiens hat Paulus und Barnabas mindestens drei Gemeinden gegründet: Ikonium, Lystra und Derbe (Apg 13,51 - 14,23).

Die Kontroverse des Galaterbriefs:
Paulus schreibt seinen Brief an die Galatergemeinden (Apg 14,24-28; Gal 1,1). Zu diesem Zeitpunkt kam Petrus vor oder nachdem Juden aus Jerusalem nach Antiochia in Syrien kamen, um die Gläubigen mit ihrer falschen Einstellung zum Evangelium zu beeinflussen (Apg 15,1-2). Sie behaupteten, dass die Heidenchristen sich auch an das Gesetz Mose zu halten haben, ansonsten könnten sie nicht gerettet werden. Das hiesse, dass sie sich zum Judentum bekehren, sich beschneiden lassen und den Sabbat halten müssten usw. So kam es zu einem heftigen Zwist und Paulus und Barnabas wurden nach Jerusalem entsandt, um mit den Aposteln und Ältesten für diese Streitfrage eine Lösung zu finden (Apg 15,3-4). Dies war eine wichtige Lehrfrage, weil auch die Gläubigen in den galatischen Gemeinden dasselbe Problem hatten (Gal 1,6-9). Die Gläubigen in Galatien bestanden mehrheitlich aus Heiden (4,8-10), aber auch aus Juden, die das Evangelium Christi noch nicht ganz begriffen hatten (3,28).

Nach einem heftigen Streit, kamen die Leiter der Gemeinde in Jerusalem durch den Heiligen Geist Gottes zur folgenden Lösung (Apg 15,28): Sie setzten ein Schreiben auf für die Geschwister in Antiochia, Syrien und Silizien oder Kilikien (Apg 15,23). Zudem entsandten sie Judas und Silas, die dieses Schreiben mündlich bestätigen sollten (Apg 15,27). Paulus brachte die Beschlüsse auch in die galatischen Gemeinden (Apg 16,4). Gott hat auch die Heiden zum Heil bestimmt (Apg 15,9). Die gläubig gewordenen Heiden müssen das Gesetz Mose nicht einhalten (Apg 15,10). Heidenchristen sollen sich lediglich von Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht enthalten (Apg 15,28).

Der jüdisch-heidnische Konflikt stellte eine grosse Bedrohung dar für die Gemeinden im ersten Jahrhundert. Es ist verständlich, dass die Juden sich anfangs schwer mit der Tatsache abgefunden hatten das gesetzlich unreine Leben der Heiden zu akzeptieren. Viele gläubig gewordenen Juden befürchteten die Kontrolle über die Gemeinde zu verlieren. In der Übergangsphase war es sicher nichts Abstossendes, wenn Judenchristen sich nach wie vor an das Gesetz Mose hielten. Die Judenchristen mussten aber lernen, dass die gläubigen Heiden sich nicht mehr an das Gesetz Mose hielten, sondern an das Gesetz Christi (Gal 6,2; Joh 15,9-17).

 

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Paulus sah den Sinn und Zweck des Galaterbriefs darin, die falsche Lehre der Juden zu unterbinden, die sich auf das Gesetz Mose beriefen.

Es geht nicht mehr um das Gesetz Mose, um Beschneidung am Fleisch oder um das Land Kanaan, sondern um das Reich Gottes im Himmel, deren Bürger alle Gläubigen in Christus geworden sind (Gal 3,6-14; Phil 3,20). Juden und Heiden sind durch ihren Glauben an Jesus Christus ein einziges Volk Gottes geworden, d. h. Nachkommen Abrahams (Gal 3,23-29). In Christus Jesus führen wir nun unser Leben nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist (Gal 5,16-26).

Extreme Glaubensansichten in der heutigen Zeit.

- Der Katholizismus lehrt, dass der Mensch durch Werke (verschiedene Busswerke) gerecht gesprochen wird.

- Der Calvinismus lehrt, dass Gott einige Menschen vorherbestimmt hat zum Heil und gerecht spricht.

- Einige Religionen betonen bestimmte Gesetze und andere die Gefühle; die Bibel lehrt, dass der Mensch weder aus eigenen Werken noch durch seine menschlichen Gefühlsvorstellungen gerettet wird, sondern allein durch den Glaubensgehorsam gegenüber dem, was Jesus lehrte (Joh 3,36; Hebr 3,7-19).