Lernen zu lieben
Einleitung
Kennen Sie die Geschichte vom Mann, der in eine neue Wohnung zog und seine Rolex Uhr in seiner Wohnung verlegt hatte? Er suchte sie während Stunden, doch er blieb erfolglos. Als sein Freund ihn abends besuchte, versuchte er ihm zu helfen. Dabei fragte er ihn vorsichtig: „Hast du eine ungefähre Ahnung, wo du sie hingelegt haben könntest?” Der mittlerweile ungeduldig gewordene Mann antwortete: „Vermutlich im Zimmer, wo es noch kein Licht gibt.” Erstaunt fragte ihn sein Freund: „Weshalb suchst du nicht dort, sondern in allen anderen Räumen?” Der inzwischen ärgerlich gewordene Mann antwortete: „Weil es dort kein Licht gibt, aber in allen anderen Räumen schon.”
Bestimmt haben auch Sie schon eine ausgedehnte Suchaktion gestartet, weil Sie einen Gegenstand verlegt hatten und ihn nicht mehr finden konnten? So eine Suche kann viel Energie kosten. So eine Sucherei macht einem ungeduldig, wütend, aber es hilft leider nichts. Kennen Sie den einfachen Grund, weshalb wir den Gegenstand nicht finden konnten, nachdem wir suchten? Er war einfach nicht dort, wo wir suchten! Wir können nicht etwas am falschen Ort suchen, wenn er wo anders liegt!
Dasselbe Prinzip gilt auch für die Suche nach Liebe, Anerkennung und Geborgenheit. Die meisten Menschen suchen am falschen Ort. Kein Wunder, warum sie in der Welt nicht finden, wonach sie suchen! In der Welt kann man die wahre Liebe nicht finden. Wer es trotzdem versucht, der macht es gleich, wie der Mann mit der Rolex Uhr.
Das System dieser Welt will uns einsuggerieren, dass die wahre Liebe im Leben darin zu finden ist,
- wie gut wir aussehen,
- wie intelligent wir sind,
- wie gross unsere Leistung ist.
Immer wieder hören wir Worte wie: „Du musst nur fest an deine Ziele glauben und niemals aufgeben, dann wirst du erreichen, wonach du immer gesucht hast!”
Um in der Liebe wachsen zu können, braucht es drei hilfreiche Schlüssel:
I. Nimm dich selbst an!
Wie können wir uns selbst annehmen?
Indem wir daran glauben, dass Gott uns liebt. Gott beschenkt uns mit seiner Liebe, indem er uns annimmt. Römer 5,8: „Gott jedoch zeigt seine Liebe zu uns gerade dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.” Gott kam auf uns zu, als wir gegen ihn rebellierten. Sein Sohn Jesus hat sich für uns hingegeben, damit wir von Selbstanklagen und Selbstablehnung befreit werden. Gottes Liebe vermag aus uns liebenswerte Menschen zu machen.
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn wird uns Gottes Liebe gezeigt (Lk 15). In diesem Gleichnis wird eindrucksvoll gezeigt, dass Gott, wie der Vater vom verlorenen Sohn, sehnsüchtig auf uns wartet, bis wir nach Hause zurückkehren. Wenn er uns von weitem sieht, dann läuft er, aus lauter Freude, auf uns zu, wie ein Vater, der seinen Sohn täglich vermisst hat, weil er ihn liebt. Mit Jesu Tod erweist der Herr uns seine unendliche Liebe.
Im ersten Johannesbrief lesen wir folgende Verse:
1Joh 3,1: „Seht, welche Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen und wir sind es.”
1Joh 3,16: „Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns eingesetzt hat.”
1Joh 4,9-10: „Darin besteht die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt hätten, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühne für unsere Sünden.”
1Joh 4,19: „Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.”
Galater 4,4-6: „Als sich aber die Zeit erfüllt hatte, sandte Gott seinen Sohn, zur Welt gebracht von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, um die unter dem Gesetz freizukaufen, damit wir als Söhne und Töchter angenommen würden. Weil ihr aber Söhne und Töchter seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, den Geist, der da ruft: Abba, Vater!” Gottes Liebe befreite uns nicht bloss von der Sünde, sondern adoptierte uns zu seinen Kindern. Wir waren, wie Obdachlose, die sinnlos auf der Strasse lebten. Wir waren ohne Hoffnung für eine bessere Zukunft.
Der Prophet Hesekiel greift dieses Bild auf (Ez 16,4-8): „Und bei deiner Geburt, am Tag, als du geboren wurdest, wurde deine Nabelschnur nicht durchgeschnitten, und du wurdest nicht mit Wasser gewaschen für das Einsalben, und du wurdest nicht mit Salz abgerieben und nicht in Windeln gewickelt. Kein Auge blickte mitleidig auf dich, dass man eins von diesen Dingen für dich getan und sich deiner erbarmt hätte. Und du wurdest auf das offene Feld geworfen ohne Achtung für dein Leben, an dem Tag, als du geboren wurdest. Da aber ging ich bei dir vorüber und sah dich strampeln in deinem Blut, und ich sprach zu dir in deinem Blut: Lebe, wachse heran! Wie den Spross auf dem Feld habe ich dich gemacht. Und du bist herangewachsen und bist gross geworden und kamst zu schönstem Schmuck: Die Brüste wurden prall und dein Haar wuchs; doch du warst nackt und bloss. Da aber ging ich bei dir vorüber und sah dich, und sieh, deine Zeit war die Zeit der Liebe. Da breitete ich den Saum meines Gewands über dich und bedeckte deine Scham. Und ich schwor dir und trat ein in einen Bund mit dir, Spruch Gottes des Herrn, und du gehörtest zu mir.”
Der Herr fand uns auf der Strasse und lud uns in sein wunderschönes Schloss ein. Wir konnten uns duschen und neue Kleider anziehen. Es wurden uns königliche Kleider gebracht und wir durften sie anziehen. Wir durften uns schmücken wie Könige und Königinnen, mit kostbarstem Schmuck und Perlen. Wir wurden in ein Zimmer gebracht, das uns ganz alleine gehört. Dort konnten wir uns ausruhen, kleiden und auf das grosse Festmahl mit dem König vorbereiten, zu dem wir eingeladen wurden. Schliesslich wurden wir in einen grossen Saal geführt, der herrlich geschmückt auf uns wartet. Im grossen Saal gibt es goldene Leuchter mit brennenden Kerzen und einen langen Tisch, der mit einem weissen Tischtuch überzogen und mit wunderschönen Blumen geschmückt ist. Das Silberbesteck und Silbergeschirr glänzen auf dem Tisch. Engel stehen bereit, um uns bei der Mahlzeit zu dienen. Unser Name wird aufgerufen. Der König erwartet uns schon und freut sich, uns zu sehen. Er bittet uns am Tisch, wo unser Namensschild steht, als seine Kinder Platz zu nehmen. Dieser Traum kann für jeden, der glaubt, wahr werden!
Der allmächtige Gott macht uns zu Erben seines Königreichs, wie es heisst in Römer 8,16-17: „Eben dieser Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann sind wir auch Erben: Erben Gottes, Miterben Christi, sofern wir mit ihm leiden, um so auch mit ihm verherrlicht zu werden.”
In Gottes Augen sind wir so kostbar, dass es den Herrn nicht reute, seinen geliebten Sohn am Kreuz zu opfern, damit wir seine Kinder werden können. Vielleicht müssen auch wir etwas leiden und erdulden, wenn wir Miterben Christi sein wollen und seinen Fussstapfen folgen. Unser Selbstvertrauen wird durch Gottes Liebe gestärkt. Wir haben allen übrigen Menschen etwas voraus. Gott, der Herr nimmt uns an, weil wir wichtig und kostbar sind. Unser Schöpfer hat nichts Wertloses geschaffen. Alles Geschaffene ist einzigartig und sehr kostbar. In Gottes Armen sind wir sicher und geborgen.
Der allmächtige Schöpfergott gibt uns den Sinn und Zweck des Lebens und schenkt uns die Liebe und Anerkennung, die wir schon immer gesucht haben. Endlich können wir uns auch selbst annehmen, weil Gott uns annimmt. Wir brauchen uns nicht mehr zu beweisen. Wenn wir etwas tun, dann weil wir als Gottes geliebte Kinder unserem Herrn Dankbarkeit erweisen für das, was er für uns getan hat. Es ist ein grosser Unterschied, ob wir nach Liebe ringend uns beweisen müssen oder ob wir aus Dankbarkeit heraus handeln, weil wir geliebt sind. Der Unterschied besteht in der Freude. Es ist eine Lüge, dass wir uns selbst lieben lernen müssen, um Freude und Zufriedenheit im Leben zu erlangen. Die Wahrheit ist, dass auch Menschen, die sich selbst nicht lieben, die himmlische Seligkeit erlangen können. Mit anderen Worten: Die Selbstliebe ist keine Garantie für die himmlische Seligkeit. Vielmehr geht es darum, dass wir uns zuerst ablehnen müssen, indem wir vor Gott unsere Sünden bekennen (Lk 18,13). Niemand gibt gerne zu, dass er Hilfe braucht. Doch wir brauchen Gottes Hilfe, um gerettet zu werden (Mt 16,24-25). Es ist unmöglich, unser Heil und Gottes Gunst zu verdienen. Alles, was wir tun können, ist, Gottes Wohlwollen dankbar anzunehmen, indem wir unser Leben seinem Willen unterwerfen. Das heisst, wir sind freiwillig bereit, auf seine Liebe mit Einsicht und Gehorsam zu reagieren. Jesus Christus hat es möglich gemacht, dass wir uns selbst lieben, weil wir durch die Gnade, Gottes geliebte Kinder geworden sind.
II. Lerne andere zu lieben!
Der zweite Schlüssel ist: Lerne andere zu lieben!
Damit lassen wir die Liebe Gottes durch uns fliessen. Wir bauen unsere Mitmenschen auf, indem wir sie annehmen, so wie sie sind. Denn Gott liebt alle Menschen und beschenkt sie. Andere lieben können wir jedoch erst dann, wenn wir zuerst gelernt haben, uns selbst anzunehmen. Es ist unmöglich etwas weiterzugeben, was wir selbst nicht haben. Wenn unsere eigene Quelle trocken ist, dann können wir den Durst unserer Mitmenschen niemals stillen. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere eigene Quelle mit der Liebe Gottes auffüllen lassen, indem wir seinem Wort glauben. Paulus nimmt mir das Wort aus dem Mund, wenn er sagt (Phil 3,13-14): „Liebe Brüder und Schwestern, ich bilde mir nicht ein, dass ich selbst es ergriffen hätte, eins aber tue ich: Was zurückliegt, vergesse ich und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt. Ich richte meinen Lauf auf das Ziel aus, um den Siegespreis zu erringen, der unserer himmlischen Berufung durch Gott in Christus Jesus verheissen ist.”
Es gibt so vieles im Leben, für das es sich nicht lohnt zu kämpfen! Doch für die wahre Liebe zu kämpfen, lohnt sich allemal. Auch wenn meine Liebesfähigkeit oft noch nicht stark genug ist, möchte ich das hohe Ziel der vollkommenen Liebe nicht mehr aus den Augen verlieren. Ich möchte mich unermüdlich dafür einsetzen, dass meine Liebesfähigkeit auf allen Ebenen des Lebens wächst und viele Früchte trägt. Die Menschen sind nicht so sehr beeindruckt über das, was wir wissen, als vielmehr über das, was wir ihnen bedeuten. Wer den Glauben an Gott gefunden hat, der ist reichlich gesegnet worden und hat vielen etwas voraus. Als Gläubiger sich in Gottes Liebe eingehüllt zu wissen, gehört zum grössten Privileg. Wenn ich andere Menschen nicht lieben kann, wer kann es dann? Was können wir denn schon von einer gottlosen Welt erwarten? Wer oder was vermag uns von der Liebe Christi zu trennen (Röm 8,35)? Trübsal, Leiden, Verfolgung, Corona Virus, Operationen usw.?
Alles, was wir anderen geben, empfangen wir vielfach zurück.
Der beste Weg sich selbst gut zu fühlen ist, anderen zu helfen, sich gut zu fühlen. Der Liebe ist kein Unkraut gewachsen!
III. Ziehe keine Vergleiche!
Der dritte Schlüssel, um sich gut zu fühlen ist, keine Vergleiche zu ziehen mit anderen.
Das ist eine gefährliche Falle, in die schon viele hineingefallen sind. Die meisten Minderwertigkeitsgefühle sind eine Folge von Vergleichen. Es gibt immer jemand, der noch besser, schneller, gescheiter usw. ist. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Kein Mensch ist talentfrei.
Wer meint, dass dieses Prinzip eine menschliche Entdeckung sei, irrt, denn Gottes Geist lehrt uns das schon seit Jahrtausenden, durch den Mund des Paulus (Gal 6,4): „Jeder aber prüfe sich sein eigenes Werk! Dann wird er nur im Blick auf sich selbst Grund haben, sich zu rühmen – und nicht im Blick auf den anderen.”
Zusätzlich gab Paulus schon damals den Korinthern einen Rat, als er sagte (2Kor 10,12): „Wir nehmen uns allerdings nicht heraus, uns zu denen zu zählen oder uns mit denen zu vergleichen, die sich selbst anpreisen, nein, wir messen uns nur mit uns und vergleichen uns nur mit uns selbst.” Wer sich mit anderen vergleicht, wird immer schlechter abschneiden. Warum? Weil wir dazu neigen, uns immer mit den Stärksten zu vergleichen! Deshalb fühlen wir uns oft so unterlegen und schwach. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, wenn wir etwas besser können als andere, dass wir uns überheben. Beide Haltungen können unseren Beziehungen schaden. Wenn wir uns vergleichen wollen, dann nur mit Jesus Christus, da wir uns ja bemühen, ihm immer ähnlicher zu werden.
Schlussfolgerungen
Das sind die drei Schlüssel, die uns aufbauen und die unsere Liebe wachsen lassen.
Damit habe ich nicht etwa gesagt, dass wir uns niemals bemühen sollten, gut auszusehen, unsere Intelligenz zu pflegen und grossartige Leistungen zu vollbringen! Es ist ein Unterschied, ob wir all diesen Dingen nachjagen, um jemand zu sein, oder ob wir uns bemühen, weil wir jemand sind. Mit meinem neuen Leben in Christus will ich nur eines, dankbar und treu sein für das Selbstwertgefühl, das mir der Herr gegeben hat.
Gott schenkt mir die nötige Kraft, alles im Leben nach bestem Wissen und Gewissen und nach seinem Willen anzupacken. Christen handeln aus Gott heraus, d. h. sie antworten dankbar auf seine Liebe und brauchen sich nicht mehr zu profilieren. Die Liebe Gottes macht uns glücklich (1 Joh 4,7): „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt, und er erkennt Gott.”