Leiden-10: Leiden, warum?

Von Gott enttäuscht?

 

 

 Einleitung

Was ist der Sinn des Leidens? Ungläubige sehen im Leiden keinen Sinn. Ungläubige klagen höchstens noch Gott an, wenn sie leiden und fragen die Gläubigen vorwurfsvoll: „Wo ist jetzt euer liebende und allmächtige Gott?“

Was für einen Sinn sehen die Gläubigen im Leiden? Dazu haben wir gemeinsam eine Liste von vielen biblischen Antworten ausgearbeitet. Wir wollen uns heute mit ein paar Antworten detaillierter auseinandersetzen, um den Sinn des Leidens noch besser zu verstehen.

 

Leiden verhindern, dass die Welt und das Leben zu attraktiv werden

Mose: Hebräer 11,24-26.
Mose hätte ein viel schöneres Leben vorziehen können. Er wuchs auf im Königshof des Pharaos. Als begehrenswerter Prinz gehörte er damals der grössten Nation an. Er hätte es sich wohlergehen lassen können mit dem besten Essen, den schönsten Frauen und den grössten Festen usw. Doch Mose lehnte das ehrenvolle und wohlhabende Leben ganz bewusst ab. Der Grund dafür war sein Glaube an Gott. Der Glaube steht oft im Zusammenhang mit Leiden.

Der Herr berief Mose zum Führer seines Volkes, mit dem er durch die staubige Wüste ziehen und viel Unbequemes erdulden und erleiden musste. Leiden verhindern, dass die Welt und das Leben zu attraktiv werden. Leiden und Unbequemlichkeiten gehören zum christlichen Leben. Die Welt lockt auch uns mit Bequemlichkeiten und Genüssen aller Art. Die Fragen, die jeder für sich beantworten muss, sind: Bin ich bereit für meinen Glauben zu leiden oder ziehe ich ein bequemes Leben in der Sünde vor? Wie weit bin ich bereit zu gehen in meinen Leiden für Christus?

Paulus: 2 Korinther 12,7b.
Auch Paulus hätte als Pharisäer ein wesentlich ehrenvolleres und bequemeres Leben führen können. Doch er zog es vor, der Erscheinung Christi zu gehorchen (Apg 26,19). Er ging in seinem Glauben aufs Ganze und war bereit zu leiden und liess sich durch die göttliche Führung auf völlig neue Wege ein. Schon bei seiner Berufung, liess ihm der Herr durch Ananias mitteilen (Apg 9,16): „Ich werde ihm zeigen, wie viel er wird leiden müssen um meines Namens willen.“

Wann leiden wir im Namen Christi? Leiden wir erst dann im Namen Christi, wenn wir verfolgt werden wie Paulus? wenn wir wegen unseres Glaubens ins Gefängnis geworfen werden? Einerseits gibt es Leiden, die direkt mit dem Namen Christi zutun haben. Andererseits gibt es Leiden, die unserem Glauben an Christus stärken.

Paulus litt auf beide Weise. Der Herr gab ihm einen „Stachel ins Fleisch“, damit er nicht hochmütig wurde. Denn er erhielt einige göttliche Visionen und Eingebungen, deren er sich hätte rühmen können. Wir wissen nicht, wie dieser Stachel sich im Leben des Paulus auswirkte. Wir wissen nur, dass er ihm gegeben wurde, damit er sich nicht überhob. Genauso können auch wir einen oder mehrere Stachel im Leben erhalten, der oder die uns demütig machen.

Das Wort Gottes tröstet alle Gläubigen mit den Worten: Psalm 34,18-20.23. Wann der Herr jemand aus der Not befreit, wird nicht gesagt. Aber die Zusicherung gilt, dass niemand es bereuen wird, der beim Herrn Zuflucht sucht. Gott sucht den demütigen Geist, der sein Leben dem Herrn anvertraut. Mit Hochmütigen kann der Herr nichts anfangen, deshalb widersetzt er sich allen Hochmütigen (Jak 4,6).

Leiden sollten immer von Gottes Perspektive betrachtet werden und niemals von unserer beschränkten irdischen Sicht (2Kor 4,17-18). Gott betrachtet alles vom Himmel herab und sieht alles im Licht der Ewigkeit. Leiden sind offenbar Gottes Werkzeug, um uns Menschen zu retten und niemals um uns zu zerstören! Wer sich gegen die Leiden auflehnt und Gott anklagt, der verwirft Gottes Heilsplan. Wer Leiden im Glauben an Gott tapfer erduldet wird reichlich gesegnet werden. Leiden bedeuten nichts im Vergleich zur Herrlichkeit die uns einmal geoffenbart wird (Röm 8,18). Leiden verhindern, dass die Welt und das Leben zu attraktiv werden.

Fremdlinge und Pilger: 1. Petrus 2,11-12.
Christen sind Fremdlinge und Pilger auf dieser Welt. Es gibt zwei griechische Begriffe, die in diesen Versen vorkommen: Fremder, Fremdling, Nachbar (πάροικος). Gast, Beisasse, Pilger (παρεπίδημος). Fremdlinge und Pilger sind nicht heimatberechtigt in dem Land, in dem sie sich vorübergehend aufhalten. Sie können von Einheimischen vertrieben werden, weil sie keinen Anspruch haben, sich niederzulassen. Sie werden oft leichtsinnig als Übeltäter verleumdet.

Sich als Fremdlinge und Pilger zu fühlen auf dieser Welt ist für uns Christen ein wirksamer Schutz gegen die attraktive Welt, die ständig versucht unsere fleischlichen Begierden zu wecken und zu fördern. Wir werden aufgerufen den schmerzhaften Krieg in unseren Seelen zu erdulden, der uns manchmal Erfolge schenkt, oft aber auch Enttäuschungen und Niederlagen mit sich bringt. Denn leider unterliegen wir immer wieder den selbstsüchtigen Wünschen unserer menschlichen Natur und leben nicht nach dem Geist Gottes. Je mehr wir dafür leiden, desto heilsamer ist es für unser ewiges Leben. Deshalb ist es heilsam, wenn wir Christen leiden als Fremde und uns nicht Zuhause fühlen auf dieser Welt (2Kor 5,8).

Lied # 19 (aus unserem selbst zusammengestellten Gesangbuch):

Die Welt gehört nicht mir, ein Pilger bin ich hier,
und meine Schätze liegen droben Herr bei dir.
Die Engel rufen mich, ich freue mich so sehr,
denn ich hab mein Zuhause auf Erden nicht mehr.
O Herr, du bist mein allerbester Freund,
die Ewigkeit mit dir, das ist mein Heimatland...

Der Apostel Petrus sagt nicht etwa, dass wir uns vom Leben dieser Welt zurückziehen und hinter dicken Klostermauern verstecken sollen. Die Bibel lehrt nirgends, dass Gläubige sich aus dem weltlichen Leben zurückziehen sollen. Wir Christen leben in der Welt, aber wir sind nicht von dieser Welt. Wir sind wiedergeboren zum ewigen Leben in Christus Jesus. „Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat“ (1Joh 3,1b). Jesus sagt seinen Jüngern (Joh 15,18.23): „Wenn euch die Welt hasst, so bedenkt, dass sie mich vor euch gehasst hat.“ „Wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater.“ Wer einen Jünger Jesu ablehnt, der lehnt Jesus ab und wer Jesus ablehnt, der lehnt den himmlischen Vater ab und das ewige Leben! (Mt 25,40). Wir sind das Licht der Welt und das Salz der Erde (Mt 5,13-14). Das Licht muss scheinen und die Dunkelheit erhellen, deshalb muss es in der Welt sein und darf sich nicht absondern. Genauso ist es mit dem Salz, das mit dem Fleisch in Berührung kommen muss, um es zu konservieren, sonst ist es nutzlos.

 

Leiden schenken uns Einsicht und Mitgefühl für andere

Jesus: Hebräer 4,15.
Zu allen Zeiten haben Menschen einen Gott gesucht, der mitfühlend und barmherzig ist. Doch die toten Götzen konnten noch nie Mitleid empfinden. Die Götter des Wetters, des Feuers und des Meeres usw. waren zerstörerisch und furchteinflössend.

Aber der lebendige Schöpfergott des Himmels und der Erde hat sich mit uns Menschen zu allen Generationen eingelassen. Er sandte sogar seinen Sohn auf diese Welt, der die Leiden des Lebens mit uns teilte, um so mit unseren Schwachheiten mehr Mitgefühl haben zu können. Jesus ist uns so zum Vorbild geworden.

Gott des Erbarmens: 2. Korinther 1,3-4.
Wer leidet, der sucht Trost. Nur bei Gott finden wir Menschen Trost und Erbarmen. Leiden lehren uns auf Gott zu vertrauen.

Wer gelitten und bei Gott Trost gefunden hat, der besitzt eine ganz besondere Lebenserfahrung, die ihm niemand mehr rauben kann. Denn Gott tröstet uns nicht nur in der Bedrängnis, sondern rüstet uns aus, andern Mitgefühl entgegen zu bringen und sie zu trösten mit Gottes Trost.

Das ist Gottes Ziel mit uns Christen: Gott will uns durch die Leiden ausrüsten, damit wir uns freuen können mit den Fröhlichen und weinen mit den Weinenden (Römer 12,15). Gemeinsame Freuden und Leiden verbinden Menschen miteinander. Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Gemeinschaft. Denn Leiden fördern die Fürsorge, die Nächstenliebe und den Zusammenhalt in der Gemeinde (1Kor 12,26).

 

Zusammenfassung

Das Leben kann uns manchmal ganz schön hart schütteln und rütteln. Wichtig ist, dass wir alle Leiden im Namen Christi erdulden. Ganz im Sinne von Kolosser 3,17: „Alles, was ihr tut, mit Worten oder Taten, das tut im Namen des Herrn Jesus - und dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn.“ Alle Leiden und Bedrängnisse, die wir nicht im Namen Christi erdulden, sind nutzlos. Leiden und Nöte im Leben sind dazu da, auf den Herrn zu schauen. Leiden lehren uns beten und flehen. Leiden lehren uns die Prioritäten im Leben richtig zu setzen.

Mit Leiden aller Art will der Herr auf sich aufmerksam machen. Gott will uns Menschen beibringen, völlig auf ihn zu vertrauen. Wie er durch Mose zum Volk sprach, so spricht er heute noch zu uns mit den Worten (Ex 14,14): „Der Herr wird für euch kämpfen, ihr aber sollt euch still verhalten.“ Denn die Leiden der Christen führen immer zu einem guten Ende: Jakobus 5,10-11.

Leiden sind wichtige Bestandteile des Lebens. Leiden bringen uns weiter, sei es im allgemeinen Leben (fängt schon bei der Geburt an) oder sei es in unserem Glauben (Jak 1,3). Für den Ungläubigen sind die Leiden des Lebens nutzlos und ergeben keinen Sinn. Für den Gläubigen aber sind sie Gottes Werkzeug, um uns zu formen, zu veredeln und zu retten: 1. Petrus 1,6-9. Jubelt, wenn ihr geprüft werdet und leiden müsst, denn Gott arbeitet an uns! Wer im Glauben wachsen will, der muss in irgend einer Form leiden! Glaubenswachstum bedeutet leiden.