Warum-03: Der Trichter Gottes

Warum leiden wir?

 

 

Einleitung

Jesus tröstet seine Jünger mit den Worten (Joh 16,33b; NGÜ): „In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten: Ich habe die Welt besiegt.”

Viele Menschen leben mit zunehmendem Alter wie in einer Gefängniszelle. Sie fühlen sich von allen Seiten bedrängt und bedroht. Überall lauern Probleme, die ihnen die Freude am Leben nehmen, sie einengen und gefangen nehmen.

Zelldecke = materielle Probleme mit Geld und Besitz.

Zellrückwand: Süchte, falsche Angewohnheiten (Essen, Alkohol, Tabak, Sex).

Linke Zellen Seitenwand: körperliche Leiden und Krankheiten mit denen sie leben müssen.

Rechte Zellen Seitenwand: Krieg und Terrormeldungen, die sie verunsichern vor der Zukunft.

Zellboden: Angst vor Naturkatastrophen wie Erdbeben, Feuer, Überschwemmungen.

Zellgitter: Beziehungsprobleme in der Familie, Ehe, an der Arbeit.

Dieser Zustand beschreibt nicht etwa nur Ungläubige, sondern leider auch Gläubige, die sich wie in einer Gefängniszelle fühlen.

Wie überwinden Gläubige die Bedrängnisse und Probleme des Lebens?

 

Der Trichter Gottes

Probleme sind nicht dazu da, um ihnen aus dem Weg zu gehen, um uns von ihnen fertig machen zu lassen, sondern sie sind Herausforderungen, die uns weiter kommen lassen im Leben. Probleme gehören zum Leben und sind dazu da, gelöst zu werden! Aber wie?

Jesus lehrt (Mt 7,13-14; NGÜ): „Geht durch das enge Tor! Denn das weite Tor und der breite Weg führen ins Verderben, und viele sind auf diesem Weg. Doch das enge Tor und der schmale Weg führen ins Leben, und nur wenige finden diesen Weg.” Das enge Tor ist wie ein Trichter, mit dem man z. B. eine leere Flasche mit Wasser abfüllt. Dieser Trichter symbolisiert die Alltagsprobleme in vier Variationen:

(1) Eine direkte Einwirken Gottes.

(2) Äussere Umstände.

(3) Eine Versuchung durch die Hand des Widersachers.

(4) Unsere persönliche Fehlentscheidung.

Viele machen nun den Fehler, wenn sie auf irgendeine Weise in Bedrängnis geraten, bloss einen engen Trichter mit einem schwarzen Loch vor sich zusehen. Wer möchte denn da freiwillig hindurch?! Also entscheiden sie sich lieber aus eigener Kraft den breiten Weg zu gehen. Dabei denken sie nicht einmal daran, dass dieser enge Trichter, vor dem sie stehen, von Gott gegeben sein könnte. Alltagsprobleme sind Zwischenprüfungen, die sich als Trichter Gottes uns in den Weg stellen.

Gläubige werden aufgerufen, sich zu ergeben und dem Herrn zu vertrauen, indem sie durch diesen engen Trichter hindurchrutschen. Das Endergebnis ist Befreiung und eine Glaubenserfahrung, die uns Gott nähergebracht hat, die wir nicht vermissen möchten. Gottes Hand erzieht uns auf diese Weise zum Guten (Hebr 12,11; NGÜ): „Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.”

Wer sich hingegen nicht erziehen lassen will, öffnet seinen unsichtbaren Rucksack mit verschiedenen Tricks und Methoden, die schon in vergangenen Notsituationen angewandt wurden, zum Beispiel:

- Missbrauch von Sex, Alkohol, Drogen, Suchtmittel aller Art.

- Zornausbrüche, Unmut, Manipulation, Streit.

- Sich und andere aufgeben, vom Problem davonlaufen (Problem verdrängen) und sich im Hass zurückziehen usw.

Vom Problem davonlaufen bedeutet von Gott davonrennen. Die Bibel definiert das Ausweichmanöver folgendermassen: Galater 5,19-21. Viele schaffen es trotz ihres Glaubens nicht, ihren Gewohnheiten zu entfliehen. Sie leben weiter in ihrer miserablen Knechtschaft, ohne je eine Befreiung erfahren zu haben. Wenige lernen jedoch im Vertrauen auf den Herrn ihre fleischliche Natur abzulegen und ein wiedergeborenes und befreites Leben in Christus zu führen. Das ist es, was Paulus erfahren hat, wenn er erklärt (Gal 2,20): „Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.”

 

Das neue Leben in Christus

Der Sinn und Zweck des neuen Lebens ist es, dass wir uns im Glauben dem Herrn übergeben und mutig durch den engen Trichter hindurchgehen! Deshalb sagt Jesus (Mt 10,39; NGÜ): „Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.” Das Leben verlieren bedeutet, keine Ausweichmanöver und Tricks mehr, sich nicht mehr von der fleischlichen Natur beherrschen lassen. Wer sein Leben dem Herrn übergibt, der findet das wahre Leben in Christus.

Probleme sind Gottes Erziehungsmethoden: Hebräer 12,4-8. Gott will uns durch die Probleme des Lebens näher zu sich ziehen! Der Herr will, dass wir uns aufgeben und aufhören uns zu widersetzen. Er will, dass wir uns ergeben und IHM die Führung überlassen. Er will, dass wir IHM vertrauen und uns durch seinen Trichter fallen lassen. Gott will nicht, dass wir die Probleme ändern, sondern dass wir uns durch die Lebensprobleme verändern lassen von ihm.

Als der Herr David aus der Gewalt seiner Feinde befreite, betete er (Ps 18,1-7; NGÜ): „Ich liebe dich, Herr! Du bist meine Stärke! Der Herr ist mein Fels, meine Festung und mein Befreier. Mein Gott ist meine Zuflucht, mein Schild und mein starker Retter, meine Burg in sicherer Höhe. Gepriesen sei der Herr!, rufe ich, und so werde ich vor meinen Feinden gerettet. Der Tod hatte seine Arme schon nach mir ausgestreckt, Sturzbäche der Vernichtung erschreckten mich. Die Fangarme des Totenreichs griffen nach mir, Stricke des Todes drohten mich zu fesseln. In meiner tiefen Not rief ich zum Herrn, laut schrie ich um Hilfe zu meinem Gott. In seinem heiligen Tempel hörte er meine Stimme, dort erreichte ihn mein Hilfeschrei.”

Wenn Probleme auftauchen, dann ist es fehl am Platz, ungläubig zu fragen:

„Wo ist denn Gott, wenn ich ihn brauche?“

„Hat er keine Zeit für mich?“

„Warum tut er mir das an und lässt andere ein schönes Leben führen?“

„Hat er etwa Freude an meinem Elend?“

„Oder existiert er am Ende gar nicht?“

Sprüche 3,5-6 (NGÜ): „Vertraue dem HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf dein eigenes Urteilsvermögen. Achte auf ihn, was immer du tust, dann ebnet er dir den Weg.” Gottes Lösungen sehen zwar meistens anders aus, als wir uns das vorstellen, aber sie sind dafür umso nachhaltiger. Der Herr hat für jeden einzelnen Menschen auf dieser Welt seine persönlichen Lebensprobleme zugeschnitten. Gott möchte an unserem Leben Anteil haben und will, dass wir uns mit allen kleinen und grossen Problemen vertrauensvoll an ihn wenden.

Probleme sind seine Werkzeuge, um mit uns eine engere Beziehung aufzubauen! Das grösste Problem beginnt schon bei der Geburt eines jeden Menschen! Der ganze Körper muss durch den engen Muttermund, um eine Lebensstufe weiter zu kommen. Ähnliche Situationen wiederholen sich das ganze Leben lang. In jeder Situation liegt es an uns, wie weit wir uns dem Herrn übergeben wollen und damit unsere Leidenszeit verkürzen.

 

Das Beispiel Jesu am Kreuz

Wie wir wissen, hing Jesus eine verhältnismässig kurze Zeit am Kreuz. Den andern beiden Gekreuzigten mussten die Schenkel gebrochen werden, um so den Tod herbeizuführen (Joh 19,32). So konnte man sie noch vor dem heiligen Sabbat herunternehmen und begraben. Warum musste man das bei Jesus nicht tun? – Weil er schon tot war!

Die Römer schlugen bei der Kreuzigung die Nägel nicht nur an den Händen, sondern auch an den Füssen ein. Die ausgestreckten Arme in der Hängelage führten zu grösster Atemnot. Der Gepeinigte konnte aber dem Erstickungstod entgehen, indem er sich mit Armen und Beinen unter unsäglichen Qualen hochzog und für jeden Atemzug aufrichtete. Wer einen starken Willen und einigermassen gute körperliche Konditionen besass, konnte so den Tod etwas hinauszögern und länger leben. In Todesgefahr vermag der Mensch unwahrscheinliche Kräfte zu mobilisieren. Die Frage ist nur, was es in so einer Situation am Kreuz noch nützt!?

Illustriert das nicht die Lebenssituation von so vielen Menschen? Mit übermenschlichen Kräften und ungeheurem Einsatz versuchen sie ihr Leben zu erhalten und zu retten. Doch was nützt es? Sie verlängern so nur ihre Leidenszeit! Sie würden sich besser ergeben und ihren starken Eigenwillen aufgeben.

Jesus hat seinen eigenen Willen gehorsam dem Vater übergeben. Er brauchte nicht zu kämpfen um sein Leben! Er brauchte keine Stunde länger zu leiden, denn sein Auftrag am Kreuz war erfüllt (Lk 23,46-48). Jesus hatte nichts zu verlieren! Er hielt nicht an seinem eigenen Leben fest, sondern gab es hin! Er vertraute darauf, dass der Vater ihn auferstehen lassen würde.

 

Schlussfolgerungen

Wenn Jesus sagt (Joh 16,33): „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Was meint er damit? Er meint, dass wir keine Angst haben müssen, wenn uns vieles im Leben in grosse Bedrängnis stürzt. Wir brauchen auch keine Angst vor dem Tod zu haben, wenn die Bedrängnis uns besiegt. Jesus hat für uns die Konsequenz der Sünde am Kreuz besiegt. Wer an den Sohn Gottes glaubt, braucht keine Angst mehr zu haben, denn er zählt zu den Geretteten.

Wichtig ist nur, dass wir Jesus nachfolgen und mit ihm denselben Weg gehen! Das heisst; wir müssen uns unermüdlich bemühen, unser Leben dem Herrn zu übergeben, alles andere macht Christus für uns. Jesus ist uns im seelischen Kreuzigungsprozess vorangegangen und auch wir müssen durch diesen Todestrichter.

Dieser ganze Prozess beginnt mit der Glaubenstaufe und endet mit unserem fleischlichen Tod! Unser alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt und begraben worden. Wir leben nicht mehr, um unseren eigenen egoistischen Willen zu tun. Gott lässt uns immer wieder in Situationen des Lebens führen, in denen von uns dieser Kreuzigungsprozess erneut abverlangt wird. So tragen wir allezeit das Sterben Christi an unserem Leben herum (2Kor 4,10)!

In Christus Jesus wird unsere Weltanschauung und unser Leben ganz anders! Wir fühlen uns nicht mehr alleine, sondern Gott ist mit und in uns! Wir tragen die Gesinnung Christi in uns und vertrauen dem Herrn und seiner Führung und Erziehung (Phil 2,5). Wir brauchen nicht mehr um unser Leben zu kämpfen, denn wir besitzen ein neues Leben, weil wir von oben her wiedergeboren wurden durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt (Joh 3,5). Wir müssen nicht mehr in den Rucksack greifen, um mit unseren eigenen weltlichen Ideen und Methoden die Probleme selbst zu lösen. Unser Leben ist geborgen in Gottes Hand. Wir haben erkannt, dass wir nicht die Probleme ändern können, sondern dass sie von Gott gegeben sind, damit wir uns verändern lassen! Durch das Beispiel Jesu am Kreuz haben wir das Vertrauen zum lebendigen Gott gewonnen. Denn es hat uns folgendes gezeigt:

- Der Herr vermag aus der grössten Niederlage einen gewaltigen Sieg zu machen!

- Mögen noch so dunkle Wolken aufziehen, vertrauen wir dem Herrn, denn kein Problem ist für ihn zu gross!

Auch wenn uns vieles im Leben in grosse Bedrängnis, Not und Verzweiflung führt, vergessen wir nie, dass in allem Gott dahintersteckt und nur auf uns wartet, bis wir nach ihm rufen, um uns beizustehen und zu helfen. Wer Gottes Nähe sucht, der darf mit seiner Gegenwart rechnen (Jak 4,8). Der Herr ist uns ganz nahe und meint es nur gut mit uns (Jak 1,12). Vertrauen wir ihm doch unser Leben an, dann sind wir in den richtigen Händen!