Gnade-03: Bedingungslose Gnade?

Gottes Gnade

 

 Einleitung

Menschen verwechseln oft Gottes Bedingungen mit selbst erworbener Gnade. Weil die Vergebung nicht erarbeitet werden kann folgern sie, dass es auch keine Bedingung dafür gäbe. Viele behaupten, dass die Gnade entkräftet würde, falls daran Bedingungen geknüpft wären, um Vergebung zu empfangen. Sie glauben an eine bedingungslose Gnade.

Die Bibel enthält einige Beispiele von Menschen, die Gottes Gnade erfuhren, die an bestimmten Bedingungen geknüpft waren. Die, welche den Bedingungen nachkamen, empfingen die Gnade. Die, welche die Bedingungen nicht erfüllten, empfingen keine Gnade.

Dennoch muss gesagt werden, wer Gottes Bedingungen erfüllte, hatte sich die Gnade nicht selbst erworben, sondern empfing sie allein aus der barmherzigen Hand Gottes.

 

 I.   Noahs Rettung aus der Flut

Das Wort Gnade erscheint zum ersten Mal in der Bibel in Genesis 6,8 wo es heisst: „Noah aber hatte Gnade gefunden in den Augen des Herrn.“ Die Welt war böse und verdorben. Gott hatte vor, alle Menschen auf der ganzen Welt zu vertilgen. Dabei wären auch die vielen Tiere draufgegangen. Einzig Noah hatte Gnade gefunden vor dem Herrn.

Noah wurde zwar gerettet, durch die Gnade Gottes, aber vor ihm lag sehr viel Arbeit. Von Gott bekam er Anweisungen, wie er die Arche bauen sollte. Er durfte auch seine Frau, seine drei Söhne und Schwiegertöchter mit in die Arche nehmen, um nach der Sintflut die Welt neu zu bevölkern. Ebenso gebot ihm der Herr, von vielen Tieren je ein Paar in die Arche zu nehmen. Anschliessend lesen wir (Gen 6,22): „Und Noah tat es. Ganz wie Gott es ihm geboten hatte, so machte er es.“

Um durch Gottes Gnade gerettet zu werden, musste Noah eine Arche bauen. Wäre er auch gerettet worden, wenn er keine Arche gebaut hätte? Nein! Hatte er sich mit dem Bau der Arche seine Rettung verdient? Nein!

In Hebräer 11,7 heisst es abgekürzt: „Durch Glauben baute Noah ... eine Arche zur Rettung seines Hauses.“ Noah musste glauben was Gott ihm über die bevorstehende Sintflut sagte. Er musste aber auch handeln wie Gott es ihm geboten hatte: Er musste ein Schiff bauen nach den Anleitungen Gottes. Er musste mit den auserwählten Menschen und Tieren in das Schiff hineingehen und die Türe hinter sich verschliessen. Daraus schliessen wir, dass Gottes Gnade an bestimmte Bedingungen geknüpft war, sonst wäre Noah samt seiner Familie und den vielen Tieren nicht vor der Sintflut verschont geblieben.

 

 II.   Das Passa der Israeliten

Exodus 12,1-28 berichtet uns von Gottes Befreiungsschlag gegen die Ägypter. Jahrelang schrien die Israeliten zum Herrn, er möge sie aus der elenden Sklavschaft in Ägypten befreien. Dann setzte Gott Mose und Aaron ein, um diesen gewaltigen Exodus von über einer Million Menschen durchzuführen.

Der Herr gab Mose und dem Volk genaue Anweisungen, wie sie sich in der Nacht der grossen Befreiung zu verhalten hatten. Jede Familie musste ein „makelloses, männliches, einjähriges Tier“, aus den Schafen oder Ziegen, nehmen und es am Zehnten des Monats schlachten. Das Fleisch musste in derselben Nacht am Feuer gebraten und mit bestimmten Zutaten eilig gegessen werden. Das Blut des Tieres musste an die beiden Türpfosten des Hauses gestrichen werden und niemand durfte das Haus verlassen.

Dann schickte der Herr einen „Würgengel“ ins Land Ägypten, der alle Erstgeburt unter den Menschen und Tieren tötete, so kam das Strafgericht über die Ägypter. Das Blut an den Türpfosten der Israeliten verschonte ihr Leben, weil es ein Schutzzeichen war für den Engel des Herrn. Anschliessend wurden die Israeliten gedrängt, das Land zu verlassen und in die Wüste zu flüchten. Weil die Gnade Gottes auf so wundersame Weise das Volk Israel aus der Unterdrückung befreite, wurde das alljährliche Passafest zum Gedenktag für alle kommenden Generationen (Passa = vorübergehen).

Psalm 136: Ewig währt seine Gnade.

1 Preist den HERRN, denn er ist gut, ewig währt seine Gnade.

10 Der die Erstgeborenen schlug in Ägypten, ewig währt seine Gnade,

11 und Israel herausführte aus ihrer Mitte, ewig währt seine Gnade,

12 mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, ewig währt seine Gnade.

13 Der das Schilfmeer in Stücke zerteilte, ewig währt seine Gnade,

14 und Israel mitten hindurchziehen liess, ewig währt seine Gnade,

15 und den Pharao und sein Heer ins Schilfmeer trieb, ewig währt seine Gnade.

16 Der sein Volk durch die Wüste führte, ewig währt seine Gnade.

Aus diesem Bericht entnehmen wir auch hier, dass Gottes Gnade nicht bedingungslos ist, sondern mit ganz genauen Anweisungen zum Handeln verbunden war.

 

 III. Der Untergang Jerichos

In Josua 6,1-20 wird von der Eroberung Jerichos berichtet. Der allmächtige Gott teilte Josua mit, dass er ihm die Stadt Jericho in die Hand gegeben hat. Die Gnade Gottes war mit dem Volk Israel.

Um das Gnadengeschenk Gottes zu erhalten, wurden die Israeliten genau angewiesen, was sie tun hatten. Sieben Priester mussten in sieben Widderhörner hineinblasen und sie vor der Bundeslade her tragen. Dies mussten sie sechs Tage lang tun, während sie mit dem Volk einmal um die Stadt herum marschierten. Am siebten Tag mussten sie siebenmal mit dem Volk um die Stadt herum marschieren bis Josua zum Kriegsgeschrei aufrief. Dann liess der Herr die dicken Mauern von Jericho zusammenfallen wie Dominosteine und die Israeliten konnten die ganze Stadt einnehmen und plündern.

Wer käme nun auf die Idee zu behaupten, dass das Volk Israel die Stadt durch ihre eigene Kriegskunst selbst erobert hätte? Niemand, denn der Herr war es, der Josua und dem ganzen Volk Israel seine Gunst erwies! Es war nichts anderes als die unverdiente Gnade Gottes, die Israel zu diesem grossen Sieg verhalf.

Empfingen die Israeliten dieses Geschenk Gottes, ohne zu Glauben und ohne etwas tun zu müssen? In Hebräer 11,30 heisst es: „Durch Glauben fielen die Mauern von Jericho, nachdem sie sieben Tage lang umkreist worden waren.“ Fazit: Gott beschenkt sein Volk, wenn es aktiv glaubt und seinen Anweisungen gehorcht.

 

 IV. Gideon besiegt die Midianiter

In Richter 7,1-22 lesen wir von Gideon, der mit nur 300 Mann das grosse Heer der Midianiter und Amalekiter besiegte. Gemäss den Anweisungen Gottes musste Gideon die tapfersten 300 Krieger unter dem Volk ausmustern. Alle Männer, die mit der Zunge das Wasser wie ein Hund leckten, wurden für diese besondere Aufgabe ausgewählt. Indem sie in die Hörner bliesen, die leeren Krüge zerschmetterten und die Fackeln anzündeten verwirrten sie das Feindeslager und nahmen es ein.

Mit 300 Mann führte Gott sein Volk zu einem gewaltigen Sieg in der Geschichte. Jeder dieser tapferen Männer musste glauben, dass Gott mit Gideon war und ihnen zum Sieg verhelfen wird. Denn Gott reduzierte die Krieger absichtlich auf 300 Mann indem er zu Gideon sprach: „Israel soll sich nicht gegen mich rühmen können und sagen: Meine eigene Hand hat mir geholfen.“ Gideon und sein Volk standen in der Gunst Gottes, aber sie mussten aktiven Glauben beweisen, um die Gnade zu erfahren, die der Herr ihnen versprach.

 

 V.  Die Heilung des Naaman

In 2. Könige 5,9-14 ist vom aramäischen Heerführer Naaman die Rede. Er hatte Aussatz und suchte Heilung beim Gottesmann Elischa. Der Prophet Elischa gebot ihm sieben Mal im schmutzigen Wasser des Jordans unterzutauchen, dann würde er von seinem Aussatz befreit. Nach langem Hin und Her demütigte sich Naaman und liess diese Prozedur über sich ergehen. Erst als er das siebte Mal aus dem Wasser auftauchte, da war seine Haut wieder rein wie ein Kinderpopo.

Schlussfolgerung: Um Gottes Gnade der Heilung zu empfangen, musste er sich demütigen und gehorsam werden gegenüber den Anweisungen des Propheten. Auch hier wird erneut sichtbar, dass Gottes Gnadenerweis nicht bedingungslos war. Werke stehen keinesfalls immer im Widerspruch zur Gnade Gottes. Was aber im Widerspruch zur Gnade steht ist der Gedanke, dass jemand sich durch seine Werke die Gnade Gottes erarbeiten kann. Die Gnade ist und bleibt ein grossmütiges Geschenk Gottes.

 

 VI. Die Glaubenstaufe im Neuen Testament

Jesus befahl seine Aposteln kurz vor seiner Himmelfahrt (Mt 28,19): „Geht nun hin und macht alle Völker zu Jüngern: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehrt sie alles halten, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Zu Pfingsten traten die Apostel in der Stadt Jerusalem auf und verkündigten dem Volk das Evangelium. Abschliessend riefen sie alle Zuhörer auf (Apg 2,38): „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des heiligen Geistes empfangen.“

Wie empfangen wir unter dem Neuen Bund die Gnade Gottes? Wir müssen an Jesus und seine Worte glauben, d. h. Glaubensgehorsam wird verlangt. Wir bekennen unsere Sünden und lassen sie durch das Wasserbad der Taufe abwaschen. Die Glaubenstaufe ist keine äusserliche Reinigung, sondern „eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen“ (1Petr 3,21). Wer im Wasserbad der Taufe untertaucht wird gerettet werden (Mk 16,16). Dazu gehört, dass wir uns einer örtlichen Gemeinde anschliessen, die Jesu Lehre verkündet und lernen mit den Geschwistern im Herrn zu leben. Gottes Gnade wird wirksam durch unseren Glauben an Gottes Wort und den gehorsamen Glaubenswandel. Wir leben nicht mehr unser eigenes Leben, sondern Christus lebt in uns (Gal 2,20). Das heisst; wir können nicht irdisch, weltlich leben und gleichzeitig heilig (Mt 6,24). Das heisst; wir leben im Geist Christi und wollen nicht länger das tun, was unser Fleisch verlangt, denn wir haben „unser Fleisch samt seinen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt“ (Gal 5,16-24).

Um Gottes Gnade zu empfangen, müssen wir verschiedenes tun. Der Glaube ist nicht bloss ein intellektuelles Eingeständnis. Wir werden nicht einmal nach unserer Erkenntnis, sondern nach unseren Werken gerichtet (2Kor 5,20). Unser Glaube äussert sich durch verändertes Handeln. Selbst ein Gebet, das an Stelle der Taufe zur Rettung gesprochen wird, ist eine Handlung, d. h. ein Werk (das uns nicht zu retten vermag). Wer den Glauben überbetont, der behauptet, dass eine intellektuelle Einstellung genüge, um gerettet zu werden. Das ist, als ob jemand behaupten würde, dass eine Liebesbeziehung nur in Gedanken bestehen kann. Wozu heiraten, einander Gutes tun und zusammenleben „bis der Tod uns scheidet“? Der Herr schenkt uns seine Gnade, weil er zu uns eine Beziehung sucht, die sich in gegenseitiger Liebe und Hingabe ausdrückt. Gnade hat also sehr wohl etwas mit Werken zu tun. Gnade und Werke sollten niemals isoliert voneinander betrachtet werden!

 

 Schlussfolgerungen

Die Tatsache, dass unser Glaube aktiv werden muss, um Gottes Gnadengeschenk zu empfangen bedeutet nicht, dass es damit selbst erarbeitet wird und widerlegt auch nicht, dass es sich um ein Gnadengeschenk handelt.

Jesus lehrt: „Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert, wird es neu erhalten“ (Lk 17,33). Mit andern Worten: Die Gnade Gottes kostet Dich Dein Leben! Die Gnade Gottes erzieht uns dazu, „besonnen, gerecht und fromm zu leben in dieser Weltzeit“ und „nach guten Werken“ zu streben (Tit 2,11-14; Phil 2,12). Die Gnade Gottes ist also nicht bedingungslos und ohne Werke wie viele fälschlicherweise meinen.

Wer sich im Glauben anleiten und erziehen lässt, der erfährt auch im Neuen Bund Gottes Gnade. Auch für uns hat Gott eine Arche bauen lassen, in die wir eintreten müssen, um vor der tödlichen Flut gerettet zu werden; das ist die Gemeinde der Heiligen. Auch wir streichen das Blut des Lammes Gottes an unsere Herzenstüren, wenn wir uns taufen lassen, um vom Würgengel verschont zu bleiben. Auch wir besiegen die Sünde und Satan, unser Erzfeind, wenn wir Seite an Seite mit Christus kämpfen und uns von IHM führen lassen im Glauben. Auch wir erfahren das Gnadengeschenk Gottes, wenn wir uns taufen lassen zur Vergebung der Sünden und zum Empfang des Heiligen Geistes (Apg 2,41; 22,16; Röm 6,1-7.17; Gal 3,27). Siehe Lektionen über die Taufe!

Es geht im Glauben um ein völlig neues Leben, das sich Christus unterordnet und tut, was er gesagt hat: Matthäus 7,24-27; Epheser, 2,1-13; 5,8-9. Einerseits werden von uns Werke zur Rettung verlangt (Phil 2,12). Andererseits sollen wir sagen, wenn wir alles was uns aufgetragen wurde getan haben (Lk 17,10): „Wir sind weiter nichts als Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“

 Weitere biblische Beispiele wie Gnade und Werke zusammen wirken:

Gen 21,19:
Gottes Gnade öffnete Hagar die Augen für einen Wasserbrunnen, doch sie musste einen Schlauch nehmen und ihn mit Wasser füllen, um sich und ihren Sohn vor dem Verdursten zu retten.

Ex 12,1-28:
Damit die Israeliten vom Strafgericht verschont blieben, das über das Land Ägypten ging, mussten sie die Anleitungen genau befolgen, die Mose ihnen gab (V. 5: ein makelloses, männliches, einjähriges Schaf schlachten und das Blut an ihre Türpfosten streichen usw.).

Ex 14,15-31:
Als Mose in der Not zum Herrn schrie, spaltete der Herr, in seiner Gnade das Meer, so dass sich eine Mauer bildete. Der Boden war zwar trocken gelegt, aber die Israeliten mussten noch ziemlich viel gehen, um ans andere Ufer zu gelangen.