Das Leben Jesu-05: Prophet, Priester und König

Das Leben Jesu

 

 EINLEITUNG

In einem bekannten Lied wird Jesus als König, Priester und Prophet gelobt. „Welch ein Freund ist unser Jesus“ (Lieder für die Gemeinde # 314). Jesus erfüllt mehrere Aufgaben, sowohl als Sohn Gottes als auch als Sohn des Menschen. Das heisst, Jesus ist von göttlicher als auch von menschlicher Natur. Deshalb ist Jesus uns Gläubigen alles, was unser Herz begehrt! Jesus ist unser geliebter Bruder und treuster Freund (Hebr 2,11). Jesus ist der Gesandte Gottes, der sein Leben für uns gab (Hebr 3,1). Jesus ist unser Gott, den wir anbeten und dem wir dienen (Hebr 2,6-8).

Die Bibel spricht von drei prägnanten Charakterrollen, die Jesus in einer Person auf Erden erfüllte und bis heute immer noch innehat. Jesus war und ist Prophet, Priester und König. Wir wollen uns heute mit diesen drei Charakterrollen, in dieser Reihenfolge auseinandersetzen.

 

 I.   Jesus war und ist Prophet

Das Gesetz Mose sprach von einem grossen Propheten, der kommen werde (Dtn 18,15-19): „Einen Propheten wird dir der Herr, dein Gott, auftreten lassen, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, so wie mich, auf ihn sollt ihr hören ...“ Mose war ein Mittler, ein Fürsprecher und ein grosser Prophet für das Volk Israel. Doch der allmächtige Gott wird einen noch grösseren Propheten aus den Juden hervorgehen lassen, auf den die ganze Welt hören soll (Mk 9,7). Dieser neue Mose wird grösser sein als alle heiligen Männer zuvor. Sein Name ist Jesus Christus!

Die Juden warteten auf den Tag, an dem sich Moses Prophezeiung erfüllte. Deshalb fragten die Priester und Leviten Johannes den Täufer neugierig, wer er war (Joh 1,21b): „Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.“ Der Apostel Petrus bezeugte den Juden „in der Nähe der Halle Salomos“ (Apg 3,11), dass der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs „seinen Knecht Jesus verherrlicht“ hat (Apg 3,13). Jesus sei der Heilige und Gerechte (Apg 3,14). Jesus sei der Fürst des Lebens (Apg 3,15). Jesus sei der Gesalbte, der für die Juden bestimmt war (Apg 3,20). Jesus sei der Prophet, der von Mose und allen heiligen Propheten angekündigt wurde (Apg 3,22-23). Nachdem Jesus fünftausend Menschen speiste, bekannten einige im Volk (Joh 6,14): „Dies ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ Auch als Jesus im Tempel lehrte, sagten einige (Joh 7,40): „Das ist wirklich der Prophet.“ Die Prophezeiung Moses war in aller Munde und das Volk wartete noch immer auf den grossen Tag, an dem der angekündigte Prophet endlich noch kommen sollte.

Weshalb nahm das Volk Jesus als Propheten war?
Weil er das Wort Gottes mit göttlicher Vollmacht verkündigte (Mt 7,28-29). Weil er übernatürliche Wunder vollbrachte, wie einige der Propheten aus dem Alten Testament das auch taten. Manchmal gaben selbst seine Gegner zu, dass er ein Prophet war. Es gab jedoch viel mehr kritische Stimmen, die Jesus nicht als den wahren Propheten anerkannten (Mt 9,3-4; Lk 7,39). Weitere Bezeugungen:

- Als Jesus der Samaritanerin am Brunnen erzählen konnte, dass sie schon fünf Männer gehabt hatte (Joh 4,18-19).

- Als Jesus den jungen Mann aus Nain auferweckte (Lk 7,15-16).

- Als Jesus den Blindgeborenen heilte (Joh 9,17).

- Als Jesus seine Jünger fragte, für wen ihn das Volk hielt (Mt 16,14).

- Als Jesus triumphierend in Jerusalem einzog (Mt 21,10-11).

- Als Jesus mit zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus war (Lk 24,19).

Als Johannes der Täufer ins Gefängnis geworfen wurde, erkundigte er sich zweifelnd, ob Jesus tatsächlich der war, der kommen sollte (Mt 11,2-6). Jesus selbst bekannte sich als Prophet (Mt 13,57).

Was bedeutete diese Tatsache damals für die Menschen und was bedeutet sie für uns heute? Wenn Jesus ein Prophet war, dann bedeutet das, dass er von Gott gesandt war. Die Aufgabe eines Propheten des Alten Testaments war es Sprachrohr Gottes zu sein. Die Botschaften der Propheten lauteten: „So spricht der Herr.“ Siehe Jes 1,2a; Am 1,3a; Mi 1,1a; Zef. 1,1; Hag 1,2; Sach 1,1; Mal 1,1. Jeremia und Hesekiel brauchen immer wieder die Worte: „Spruch des Herrn“ oder „Spruch Gottes des Herrn“ (Jer 1,8.15.19; Ez 3,27; 5,11; 11,8). Das Ziel der Botschaften, die die Propheten dem Volk übermittelten, lag darin, zu erkennen, wer der Herr ist, um nach seinem Willen zu handeln (Ez 6,7.10.13.14).

Auch Jesus versuchte seinen Zuhörern zu verstehen zu geben, dass seine Botschaft von Gott kam (Joh 8,26). Gott selbst sprach aus dem Himmel und bezeugte Jesus als seinen geliebten Sohn (Mt 3,16-17; 17,5). Der Autor des Hebräerbriefes gibt in seiner Einleitung zu verstehen, dass „Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hatte durch die Propheten ...“, nun aber spricht er zu uns durch seinen Sohn (Hebr 1,1-2).

Schlussfolgerung:
Weil Jesus der gesandte Prophet Gottes ist, müssen wir gut hören, was er uns zu sagen hatte durch sein Wort! Jesu Worte waren nicht bloss Lehren eines weiteren weisen Mannes unter den Juden, sondern sie waren und sind des lebendigen Worte Gottes. Seine Botschaft kam direkt vom Himmel und kann heute noch nachgelesen werden in der Bibel zu unserem Seelenheil (Mt 7,24-29).

 

 II.   Jesus war und ist Priester

Jesus war nicht bloss Priester, sondern er wird im Hebräerbrief als ewiger Hoher Priester hingestellt.

Hebräer 3,1: „Darum, heilige Brüder und Schwestern, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung, schaut auf den Gesandten und Hohen Priester, von dem unser Bekenntnis spricht, Jesus ...“

Hebräer 4,14: „Da wir nun einen grossen Hohen Priester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns am Bekenntnis festhalten.“

Hebräer 5,5-10: „Ebenso hat auch Christus sich der Würde, Hoher Priester zu werden, nicht selber verliehen, verliehen hat sie ihm der, der zu ihm gesagt hat: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt ... Und er wurde von Gott angesprochen als Hoher Priester nach der Weise Melchisedeks.“

Hebräer 8,1: „Die Hauptsache bei dem Gesagten aber ist: Wir haben einen Hohen Priester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt hat ...“

Hebräer 9,11: „Christus aber, der als Hoher Priester der wirklichen Güter gekommen ist, ist durch das grössere und vollkommenere Zelt gegangen, das nicht von Menschenhand gemacht ist und also nicht zu dieser Schöpfung gehört.“

Das Hohepriesteramt Christi ist in verschiedener Hinsicht ähnlich, wie das unter dem Gesetz Mose. Wie Hohe Priester im alten Bund von Gott berufen wurden zum Dienst, so ist es mit Jesus (Hebr 5,4-5). Wie die Hohen Priester im alten Bund „Gaben und Opfer“ darbrachten, so tat es auch Jesus (Hebr 8,3).

Es gibt einige bemerkenswerte Unterschiede zwischen Christus und den Hohen Priestern unter dem mosaischen Gesetz:

- Sie konnten mit unseren Sünden nicht mitleiden, doch Jesus hat für unsere Sünden gelitten am Kreuz (Hebr 4,15).

- Sie wurden als Nachkommen Levis eingesetzt, doch Jesus nach der Weise Melchisedeks (Hebr 7,13-15.17).

- Sie wurden aufgrund gesetzlicher Bestimmungen eingesetzt, doch Jesus aufgrund der Kraft des unzerstörbaren Lebens (Hebr 7,11-12.16).

- Sie wurden ohne Eid Hohe Priester, doch Jesus mit dem Eid Gottes (Hebr 7,20-21).

- Ihr Dienst war auf ihr Leben beschränkt, doch Jesu Priesteramt ist unvergänglich (Hebr 7,23-24).

- Sie waren nicht ohne Sünde, doch Jesus blieb ohne Sünde (Hebr 4,15; 7,27).

- Sie opferten Tiere, doch Jesus opferte sich selbst (9,12).

- Sie opferten täglich Tiere um die Sünden zu Sühnen, doch Jesus opferte sich mit einem einzigen Opfer, um für uns die ewige Erlösung zu erlangen (Hebr 10,11-12).

- Sie dienten nur dem „Schatten der künftigen Güter“ (Heb. 10,1), doch Jesus diente als Hoher Priester „den wirklichen Gütern“, die für uns im Himmel zugänglich gemacht wurden (Hebr 9,11).

Paulus erklärt den Priesterdienst Christi so (1 Tim 2,5): „Einer nämlich ist Gott, einer auch ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus.“

Der Apostel Johannes versucht klar zu machen, dass wir im neuen Bund „einen Fürsprecher“ beim Vater haben, wenn wir sündigen, nämlich; Jesus Christus, den Gerechten (1 Joh 2,1).

Die Aufgabe der Priester im Alten Testament bestand darin, zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln. Deshalb wurden täglich Opferungen vorgenommen, um Gottes Zorn von der Sünde der Menschen abzuwenden. Jesus Christus tat dasselbe für uns, indem er sich selbst als Opfer für unsere Sünden hingab, um so Gottes Gerechtigkeit zu erfüllen. Zudem tritt Jesus für uns allezeit ein vor Gottes Thron (Hebr 7,25). Deshalb ist er uns Gläubigen im neuen Bund zum barmherzigen und treuen Hohen Priester geworden, der unsere Sünden endgültig sühnen kann (Hebr 2,17). Jesus weiss, was es heisst Mensch zu sein, zu leiden und versucht zu werden (Hebr 2,18).

Schlussfolgerung:
Weil Jesus ein wirkungsvoller Hoher Priester ist und mit uns Mitgefühl hat, dürfen wir zuversichtlich und ohne Angst zum Thron der Gnade hinzutreten (Hebr 4,16). Jesus ist unser Fürsprecher und hat uns von unseren Sünden freigesprochen (Röm 5,1-2). Endlich dürfen wir uns dem allmächtigen und heiligen Gott nähern und alle unsere Bedürfnisse und Ängste im Gebet vor IHN bringen.

 

 III. Jesus war und ist König

Die Propheten sprachen viele Jahrhunderte auch von einem kommenden König, der sich auf den Thron Davids setzen und ewiglich herrschen wird (2 Sam 17,12-16).

Jesaja 32,1: „Sieh, wie es der Gerechtigkeit entspricht, wir ein König herrschen, und wie es das Recht verlangt, werden sie als Fürsten regieren.“

Jesaja 9,6: „Die Herrschaft wird grösser und grösser, und der Frieder ist grenzenlos auf dem Thron Davids und in seinem Königreich; er gründet es fest und stützt es durch Recht und durch Gerechtigkeit, von nun an für immer ...“

Das Neue Testament bringt unmissverständlich zum Ausdruck, dass Jesus diese Prophezeiungen erfüllt hat, denn Jesus ist der König, der sich auf den Thron Davids gesetzt hat. Der Engel Gabriel offenbarte dies der Jungfrau Maria (Lk 1,32-33): „Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ Die Sterndeuter aus dem Morgenland erkundigten sich bei den Leuten, indem sie fragten (Mt 2,2): „Wo ist der neugeborene König der Juden?“

Als Jesus kurz vor seiner Gefangenschaft in die Stadt Jerusalem kam, da riefen die Menschen (Joh 12,13): „Hosanna, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels.“ Dem Pilatus bestätigte er, als der ihn fragte ob er ein König sei (Joh 18,37): „Du sagst es. Ich bin ein König. Dazu bin ich geboren, und dazu bin ich in die Welt gekommen ...“ Deshalb liess Pilatus eine Tafel am Kreuz anbringen auf der stand (Joh 19,19b): „Jesus von Nazaret, der König der Juden.“ Schliesslich bezeugt der Apostel Johannes in seiner Offenbarung (Offb 17,14): „Sie werden Krieg führen gegen das Lamm, doch das Lamm wird sie besiegen, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Getreue.“

Schlussfolgerung:
Jesus herrscht als König und hat die Vollmacht, uns Befehle zu erteilen (Mt 28,18). Wer dem König gehorsam ist, der wird das ewige Leben sehen (Joh 3,36). Christen sind Wiedergeborene, die sich von der Welt in sein ewiges Reich versetzen lassen haben (Kol 1,13). Dieses Reich, dem Christen dienen, ist unerschütterlich (Hebr 12,28). Christen werden mit Christus leben und herrschen in alle Ewigkeit (Röm 6,8; Offb 22,5).

 

 Schlussfolgerungen

Wie wir gesehen haben, erfüllt Jesus eine dreifache Aufgabe als Prophet, Priester und König. Als Prophet hat er uns Gottes Worte verkündigt, auf die wir hören wollen. Als Priester hat Jesus Mitgefühl für unsere Schwachheiten und legt für uns Fürsprache ein vor dem Thron Gottes. Als König herrscht er über unser Leben und verdient unseren Respekt und Gehorsam.

Als neugeborene Kinder Gottes sind wir durch die Wassertaufe Erben Seines verheissenen, unvergänglichen, makellosen und unverderblichen Reiches im Himmel geworden. Darum, lasst uns jubeln und dankbar in die Zukunft blicken! Denn das Ziel unseres Glaubenswandels ist das ewige Heil für unsere Seelen.