Das Leben Jesu-08: Acht Tage, die die Welt veränderten

Das Leben Jesu

 

 EINLEITUNG

Wir möchten uns heute mit der letzten Woche Jesu beschäftigen: Acht Tage, die die Welt veränderten.

Wir wollen nun versuchen, anhand der vier Evangelien die letzten acht Tage Jesu zu rekonstruieren.

 

 I.   Freitagabend: Ankunft in Bethanien: Joh 11,55 - 12,2

Jesus beendet seinen Dienst in Peräa und pilgert nach Jerusalem, um dort am Passafest teilzunehmen (Joh 11,55). Viele Pilger waren mit Jesus auf dem Weg nach Jerusalem. Bestimmt hatte der eine oder andere mit Jesus gesprochen.

Sechs Tage vor dem Passafest kommt er in Bethanien an. Bethanien liegt etwa 3 Kilometer von Jerusalem entfernt (Joh 12,1). Jesus sucht das Haus des Simons auf, denn dort ist er ein willkommener Gast. Zusammen mit Lazarus sitzt er zu Tisch, wo auch Maria und Marta waren. Marta serviert eine warme Mahlzeit (Joh 12,2).

 

 II.   Samstag: Die Salbung in Bethanien: Joh 12,3-8 (Mt 26,6-12; Mk 14,1-11)

Jesus ist mit seinen Jüngern im Haus Simons des Aussätzigen.

Da steht Maria auf und nimmt eine kostbare Nardensalbe, um Jesu Füsse zu salben. Sie verehrt Jesus über alles. Wer liebt, schenkt alles, was in seinem Vermögen steht und bedauert höchstens, dass er nicht noch mehr zu geben hat. Der Kontrast dazu bietet Judas, der sich mit seinem Verhalten selbst verrät. Für ihn ist dies eine Verschwendung.

Viele Juden kommen, um Jesus u. den auferweckten Lazarus zu sehen (Joh 12,9-11). Sie schmieden feindselige Pläne (Joh 11,47-55; 12,9-11). Auch Lazarus, der überall seine Auferweckung bezeugt, ist ihnen ein Dorn im Auge.

 

 III. Sonntag: Der triumphale Einzug in Jerusalem: Mt 21,1-11 (V. 12-17)

Am Ölberg in Betfage sendet Jesus zwei Jünger aus mit dem Auftrag eine Eselin und ein Füllen auszuleihen (Mt 21,1).

Jesus setzt sich auf das Füllen und reitet der Stadt entgegen (Mt 21,4-7). Der Esel ist ein Symbol des Friedens. Das Pferd symbolisiert Macht und Krieg. Jesus kam nicht als Kriegsheld, sondern als Friedefürst in guter Absicht, demütig und sanftmütig und erfüllte damit die Schriften (Sach 9,9).

Die Menschen breiten ihre Kleider aus, legen grüne Zweige auf den Weg und rufen „Hosanna“ (bedeutet: „Hilf doch Herr“, oder „Rette uns jetzt“, Mt 21,6-11). Die Kleider sind dasselbe wie heute der rote Teppich. Damit anerkennen die Menschen die Königsherrschaft Jesu (Ps 118,22-29). Die ganze Stadt ist in Bewegung und Jesus macht sich mit seinem Einzug allen Menschen bekannt (Joh 12,12-13).

Gegen Abend zieht sich Jesus nach Betanien zurück (Mk 11,11).

 

 IV. Montag: Der verdorrende Feigenbaum und die zweite Reinigung des Tempels: Matthäus 21,18-19 (Mt 21,12-13.18-19; Mk 11,12-18)

Am Montagmorgen in der Früh macht sich Jesus mit seinen Jüngern auf um erneut nach Jerusalem zu gehen (Mt 21,18). Auf dem Weg wird er hungrig und sieht einen Feigenbaum. Doch der Baum trägt keine Früchte, deshalb verflucht er den Baum. Der Baum wird zum Symbol für das Volk Israel (Mk 11,12-14). Unsere Lektion: Jeder geheuchelte Glaube, der nur Blätter aufweist aber keine Frucht, wird früher oder später absterben!

Dann geht Jesus in den Tempelvorhof und treibt alle Händler und Wechsler fort (siehe Abschnitt vor der Verfluchung im Matthäus oder im Markus 11,15-19).

Anschliessend heilt er Blinde und Lahme (Mt 21,14).

Gegen Abend zieht sich Jesus wieder nach Betanien zurück (Mt 21,14-17).

 

 V.  Dienstag: Der Tag der Fragen (Mt 21,23 - 25,46)

Am andern Morgen geht Jesus erneut mit seinen Jüngern in die Stadt.

Sie kommen am Feigenbaum vorbei der völlig verdorrt ist (Mk 11,20-26).

Die jüdischen Führer fragen Jesus nach seiner Vollmacht: Mt 21,23-27. Es gefällt ihnen überhaupt nicht, wie er lehrt und dass er Menschen heilen kann. Am meisten nehmen sie Anstoss, dass er behauptet Gottes Sohn zu sein. Deshalb haben sie sich bereits gegen ihn verschworen (Joh 11,47-55; 12,9-11).

Im Tempel unterbrechen sie Jesus immer wieder mit Fragen, um ihm eine Falle zu stellen: Pharisäer fragen wegen der Steuer (Mt 22,15-22). Sadduzäer fragen wegen der Auferstehung (Mt 22,23-33). Ein Gesetzeskundiger fragt nach dem obersten Gebot (Mt 22,34-40). Jesus fragt die Juden, wer der Sohn Davids ist (Mt 22,41-46).

Jesus erzählt ihnen drei Gleichnisse:

1. Das Gleichnis von zwei Söhnen (Mt 21,28-32).
In diesem Gleichnis geht es um die Hingabe. Beim himmlischen Vater zählen nicht Lippenbekenntnisse, sondern Taten des Gehorsams.

2. Das Gleichnis von bösen Weingärtnern (Mt 21,33-46).
Auch in diesem Gleichnis geht es um Hingabe. An den Früchten unseres Glaubens kann Gott erkennen, wie sehr wir sein Reich schätzen.

3. Das Gleichnis vom Hochzeitsmahl (Mt 22,1-14).
In diesem Gleichnis geht es um das Gericht. Die ganze Menschheit ist zum grossen Fest im Reich Gottes eingeladen. Leider sind es nur wenige, die diese Einladung annehmen und am Fest teilnehmen werden.

Abschluss der öffentlichen Wirksamkeit Jesu: (Mt 23).
Warnungen vor den Schriftgelehrten und Pharisäern (23,1-12). Wehrufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer (23,13-36). Trauer Jesu über Jerusalems Einwohner: Matthäus 23,37-39. Das Opfer einer Witwe (Lk 21,1-4). Griechen suchen Jesus auf (Joh 12,20-26). Der Vater bestätigt seinen Sohn mit einer Stimme aus dem Himmel (Joh 12,27-30). Jesus kündet seinen Tod an und ruft die Menschen auf, an ihn zu glauben (Joh 12,31-50).

 

 VI. Mittwoch: Ruhe vor dem Sturm

Jesus bereitet sich auf seine Leiden vor: Matthäus 26,1-5.

Der Sanhedrin (= jüdischer Rat) schmiedet Pläne, um Jesus umzubringen (Mt 26,3-5).

Da kommt ihnen Judas gerade recht und sie geben ihm 30 Silberstücke dafür, dass er seinen Herrn verrät (Mt 26,14-16).

 

 VII. Donnerstag: Das letzte Abendmahl (Mt 26,17-35; Joh 13,1-17)

Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passafest (Mt 26,20). Aus dem zweiten Mose 12 wissen wir, dass das Passafest eine lange Tradition hatte. Gott gebot den Juden, sich jedes Jahr an den wunderbaren Auszug aus Ägypten zu erinnern (Ex 12,14). Ein einjähriges und fehlerloses Lamm musste geschlachtet werden (Ex 12,5).

Während die Jünger darum ringen, wer wohl der Grössere sei (Lk 22,24-30), wäscht Jesus ihnen die Füsse, um ihnen ein Beispiel zu geben (Joh 13,1-17). Das muss eine ziemlich peinliche Situation für die Jünger gewesen sein. Dann erklärt er ihnen, dass er nun an die Stelle des Passalamms treten werde. Seine Jünger sollen sich nun allwöchentlich an seinen Tod und seine Auferstehung erinnern: Matthäus 26,26-29. Statt das Blut eines Tieres an die Türpfosten zu streichen, wie die Israeliten das taten, um vom Todesengel verschont zu bleiben, soll das Blut Jesu nun ihr Schutz sein vor der ewigen Verdammnis. So wird das Blut Jesu durch den Glauben auch an unsere Herzen gestrichen.

Dann hält Jesus seine Abschiedsreden an seine Jünger (Joh 13,31 - 16,33).

Und schliesslich spricht er das hohepriesterliche Gebet (Joh 17,1-26).

 

VIII. Freitag: Der letzte Tag (Mt 26,45 - 27,66)

Auf dem Weg nach Gethsemane: Mt 26,30-36. Jesus ringt einsam im Gebet (Mt 26,37-46). Verrat und Gefangennahme Jesu (Mt 26,47-56).

Zuerst führen sie Jesus vor Hannas (Joh. 18,12-14.19-23).

Dann verurteilen sie Jesus im Haus des Kajaphas vor dem Sanhedrin (Mt 26,57-68; 27,1-2). Der Sanhedrin war die höchste jüdische Instanz und bestand aus einundsiebzig Mitgliedern; angesehene Juden aus verschiedenen religiösen Lagern. Mit ihrem Verhör übertrat der Hohe Rat alle Gesetzbestimmungen. Sie suchten nach einem falschen Zeugnis, doch sie fanden keins. Während draussen im Vorhof des Hauses Petrus am Feuer sich wärmte und von einer Frau als Jünger erkannt wurde. So verleugnete er Jesus drei Mal (Mt 26,69-75).

Anklage vor Pontius Pilatus (Mt 27,11-14). Jesus wird an Herodes Antipas überwiesen (Lk 23,6-12). Der schiebt ihn zurück an Pilatus. Pilatus lässt den Mörder Barabbas frei und Jesus wird zum Tod verurteilt (Mt 27,15-26).

Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten (Mt 27,27-31a).

Judas ist verzweifelt und begeht Selbstmord (Mt 27,3-10).

Der Weg nach Golgata (Mt 27,31b-34): Matthäus 27,33-44. Die Kreuzigung Jesu (Mt 27,35-37). Dies geschieht in den ersten drei Stunden am Kreuz (Mt 27,38-44). Pilatus lässt eine Tafel über dem Kreuz anbringen mit einem Schuldspruch. Das war üblich bei den Gekreuzigten. Der Schuldspruch wurde in drei Sprachen aufgesetzt und lautete: „Jesus von Nazaret, der König der Juden“ (Joh 19,19). Jesus hängt eine verhältnismässig kurze Zeit am Kreuz (Mt 27,45-56). Dann wird er in eine Höhle gelegt und mit einem schweren Stein verschlossen (Mt 27,57-61).

 

 IX. Samstag: Der Tag danach (Mt 26,45 - 27,66)

Die Jünger ziehen sich zurück und sind fassungslos.

Sie schliessen ihre Türen hinter sich und ruhen am Sabbat (Lk 23,56b; Joh 20,19a).

Das Grab Jesu wird rund um die Uhr bewacht (Mt 27,62-66).

 

 X.  Sonntag: Die Auferstehung Jesu: Mt 28,1-10

Das grosse Erdbeben und das leere Grab (Mt 28,1-8).

Jesus erscheint zwei Frauen (Mt 28,9-10).

Die Bestechung der Wache durch die Juden (Mt 28,11-15).

Jesus erscheint den elf Jüngern und gibt ihnen den grossen Missionsbefehl (Mt 28,16-20).

 

 Schlussfolgerungen

Während 40 Tagen erscheint Jesus vielen Menschen, die ihn kennen und er tröstet sie (Apg 1,3-8). Dann wird er schliesslich vor den Augen seiner Apostel in den Himmel emporgehoben (Apg 1,9-14). Mit seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung hat Jesus die Welt verändert. Dieses Ereignis übertrifft alles, was in der Geschichte der Religion je stattgefunden hat.

Warum musste dies alles geschehen?
Weil Gott uns an der Grausamkeit des Kreuzes Jesu die Grausamkeit der Sünde deutlich machen will. Der Lohn der Sünde führt in den ewigen Tod (Röm 6,23). Jesus musste sterben, um uns von unseren Sünden zu erlösen!

Darum versammeln wir uns jeden Sonntagmorgen, um uns mit Dankbarkeit und Freude an das Lamm Gottes zu erinnern, das uns von allen Sünden befreit hat.