Heiliger Geist-17: Zeichen und Wunder

Wie wirkt der Heilige Geist?

 

 

 EINLEITUNG

Gibt es heute noch Menschen mit Geistesgaben, die übernatürliche Wunder vollbringen können? In den charismatischen Kreisen wird das behauptet. Viele Prediger treten auf und behaupten sie hätten übernatürliche Geistesgaben. Mit grosser Überzeugung predigen sie, dass die biblischen Geistesgaben heute noch existieren. Dabei verweisen sie auf Bibelstellen wie Markus 16,17-20 und Johannes 14,12-13, sowie auf Hebräer 13,8 usw. (Jesus ist zwar derselbe, aber handelt er immer gleich?). Das ist nichts neues, denn schon zur Zeit Christi gab es falsche Apostel (1Joh 4,1; Offb 2,2).

Wir möchten uns heute mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:

- Weshalb gab Gott die Geistesgaben?

- Wie empfingen die Menschen diese übernatürlichen Gaben?

- Haben diese Wunder aufgehört oder sind sie heute noch notwendig?

- Worin unterscheiden sich diese Heilungen heute von damals?

 


I. Weshalb gab Gott die Geistesgaben?

Im biblischen Zeitalter gab Gott einigen Verkündigern die Macht Wunder zu vollbringen, um dem Volk zu bestätigen, dass ihre Predigt von Gott kommt (Mk 16,20; Hebr 2,3-4). Diese Wunder und Zeichen waren ein Beweis oder eine Garantie dafür, dass die, welche solches vollbringen konnten, von Gott gesandt waren. Wir erinnern uns z. B. an Mose, der vor dem Pharao verschiedene grossartige Wunder bewirkte, um ihn und seine Oberen zu überzeugen, dass er vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs gesandt war (Ex 4,1-5).

Im zweiten Kapitel des Hebräerbriefs wird gesagt, dass die Verkündigung Christi und seiner Apostel von Gott dadurch bestätigt wurde, dass vielerlei machtvolle Zeichen und Wunder geschahen (Hebr 2,3-4). Diese Bestätigung ist wie ein staatliches Siegel auf einem offiziellen Dokument. Nachdem es bestätigt wurde, brauchte es keine weiteren Bestätigungen mehr. Auf das Evangelium Christi übertragen bedeutet das, dass es bestätigt wurde durch Zeichen und Wunder und somit sind keine weiteren Bestätigungen mehr notwendig.

Wunder sind nicht mehr unnötig, weil Jesus seinen Aposteln versprach, sie in alle Wahrheit zu leiten (Joh 16,12-13; Apg 20,27; 2Tim 3,16-17; 2Petr 1,3; Jud 3).

- Das Evangelium Christi wurde gepredigt und bestätigt von Gott.

- Das Evangelium Christi wurde ein für alle Mal überliefert und braucht keine weiteren Ergänzungen mehr.

- Deshalb sind heute keine Zeichen und Wunder mehr nötig.

 

II. Wie empfingen Menschen diese übernatürlichen Gaben?

In der Bibel lesen wir, dass diese übernatürlichen Gaben nicht plötzlich vom Himmel fielen und Menschen befähigten, die verrücktesten Dinge zu tun. Jesus Christus kündigte die Ausgiessung des Heiligen Geistes vorher an (Lk 24,49). Zu Pfingsten übermittelte der Herr diese besonderen Gaben seinen Aposteln (Mt 3,11; Apg 1,1-8; 2,43; 3,6; 5,12-15).

In der Apostelgeschichte 2 lesen wir, wie der Heilige Geist über die Apostel Christi ausgegossen wurde. Auch Paulus erhielt sein Apostelamt von Jesus Christus und konnte dieselben Zeichen und Wunder vollbringen (2Kor 12,12). Die einzigen Personen, die keine Apostel waren und mit dem „heiligen Geist getauft“ wurden, waren die Zuhörer im Haus des Kornelius (Apg 10-11,16). Dies geschah, als Petrus ihnen das Evangelium verkündigte (Apg 11,4.15). Es geschah als Zeichen dafür, dass Gott auch „andern Völkern die Umkehr zum Leben gewährt“ hatte (Apg 11,15-18). Endlich verstand auch der Apostel Petrus dies. Sie konnten nur in einer andern Sprache sprechen, aber keine Wunder vollbringen!

In der Bibel lesen wir nirgends, dass jemand übernatürliche Geistesgaben besass, um andere zu heilen, ausser, die Apostel legten jemandem die Hände auf (Apg 6,5-8; 8,5-6). In der Apg 8 lesen wir, dass Philippus diese Gabe nicht weitervermitteln konnte, obschon ihm durch die Apostel die Hände aufgelegt wurden. Nur die Apostel konnten diese übernatürliche „Vollmacht“ (Apg 8,19) andern Menschen weiter vermitteln (Apg 19,6; 2Tim 1,6). Weil nur die Apostel diese übernatürlichen Gaben weiter vermitteln konnten, hörten diese Geistesgaben auf -

- nachdem alle Jünger, die sie durch Handauflegung empfingen, starben,

- nachdem der letzte Apostel starb.

 

III. Haben diese Wunder aufgehört oder sind sie heute noch notwendig?

Aus der Bibel ist klar ersichtlich, dass die Zeichen und Wunder aufgehört haben. Je später die einzelnen Briefe des Neuen Testaments geschrieben wurden, desto weniger finden wir übernatürliche Ereignisse.

Wozu waren denn diese Zeichen und Wunder in erster Linie da? Im AT lesen wir, dass der Messias sich mit Zeichen und Wundern ausweisen werde (Mt 11,5-6): „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird das Evangelium verkündigt; und selig ist, wer an mir keinen Anstoss nimmt.“ Niemand konnte solche Zeichen und Wunder tun wie Jesus (Joh 3,2). Aus dem Volk aber kamen viele zum Glauben an Jesus und sagten (Joh 7,31): „Wird der Christus, wenn er kommt, etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?“

Die Menschen warteten also auf die Erfüllung der prophetischen Verheissungen, die vom Messias sprachen, der sich durch Zeichen und Wunder ausweisen würde. Als Jesus an einem Sabbat in der Synagoge von Nazaret auftrat, las er aus den Jesaja Rollen und sagte abschliessend: „Heute ist dieses Schriftwort erfüllt“ (Lk 4,18-21). Jesus und seine Jünger vollbrachten Zeichen und Wunder, um den Menschen damals ihre göttliche Sendung und Botschaft zu bestätigen (Hebr 2,3-4). Wie sich z. B. Mose durch seine Zeichen und Wunder vor dem Pharao auswies, so war es mit Jesus und seinen Aposteln. War ihre göttliche Botschaft einmal beglaubigt, brauchte es keine weiteren Beglaubigungen mehr für zukünftige Generationen.

Die wichtigsten Zeichen und Wunder wurden niedergeschrieben, damit alle, die die Bibel heute lesen, verstehen und glauben, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist (Joh 20,31-32). Er ist der einzige und wahrhafte Erlöser, den Gott je gesandt hat. Deshalb wurde Jesus mit besonders machtvollen Fähigkeiten ausgerüstet. In keinem andern Namen unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen die Rettung gebracht worden (Apg 4,12)!

Paulus diskutiert in drei Kapiteln des ersten Korintherbriefs die Geistesgaben. In der Mitte seiner Erklärungen (1Kor 13,1-3) spricht er davon, dass die Liebe wichtiger ist als irgendwelche Geistesgaben. Wer Gottes Liebe in seinem Herzen trägt, der besitzt das Kostbarste, das es zu erwerben gibt! Dabei erklärt er die Agape-Liebe ausführlich samt ihrem Nutzen (1Kor 13,4-7). Im Gegenzug finden wir nirgends in der Bibel Anleitungen, wie die Geistesgaben ausgeübt werden sollten und was sie uns nützen.

Wenn wir uns umschauen in der heutigen Welt, dann stellen wir fest,

- dass diese Geistesgaben überbetont werden und

- dass damit viel Missbrauch getrieben wird.

Schliesslich zeigt Paulus, dass die Agape-Liebe die grösste Gabe ist, die ein Mensch von Gott empfangen kann (grösser, als jede Geistesgabe!). Denn im Gegensatz zum Glauben und zur Hoffnung, vergeht die Agape-Liebe niemals (V. 13). Die Liebe steht über allem und überlebt alles, während die Geistesgaben nur Stückwerke sind, die vergehen (V. 9). Es heisst, dass diese Stückwerke aufhören werden, wenn das Vollkommene kommt (V. 10).

Was ist das Vollkommene? Gottes Liebe ist das Vollkommene! Sie wurde uns durch sein Bibelwort übermittelt (Joh 1,1-14). Sie ist gekommen, um uns Menschen aus dem tödlichen Elend der Sünde zu erretten. Wer Gottes Liebe empfangen hat und in ihr bleibt, der wird leben (1Joh 4,16). Zeichen und Wunder führen weder zum ewigen Heil, noch sind sie nötig, damit wir glauben können. Denn im Glauben wandeln wir und nicht im Schauen (2Kor 5,7). Paulus sagt, dass selbst die grössten Wundertaten nichts bedeuten, ohne die Liebe (1Kor 13,1-3). Durch die Agape-Liebe ist das Vollkommene endlich gekommen das wir Menschen so dringend brauchten, zum Heil unserer Seelen. Deshalb sind zusätzliche Bestätigungen durch Zeichen und Wunder unnötig geworden, weil wir alles empfangen haben, was wir zum ewigen Leben brauchen (2Petr 1,3).

 

IV. Worin unterscheiden sich die Heilungen heute von damals?

Zuerst einmal muss gesagt werden, dass es schon immer grosse Zeichen und Wunder gab, die von unterschiedlichsten Quellen ausgeübt wurden. Die ägyptische Gottheit Isis wurde angebetet und verehrt auch wegen ihrer angeblichen Heilungskraft 4 000 v. Chr. Auch die Zauberer Jannes und Jambres widersetzten sich Mose mit grossen Zeichen und Wundern (2Tim 3,8; Ex 7,11.22; 8,3). Im NT lesen wir von Simon, dem bekannten Zauberer, der sich zu Christus bekehrte. Er begriff, dass die Wunder und Zeichen, die er tat nicht annähernd das waren, was die Apostel taten (Apg 8,9-10). Paulus warnt alle Gläubigen, indem er sagt, dass der Gesetzesfeind auftreten wird, „mit aller Macht ... mit trügerischen Zeichen und Wundern, und mit grosser List ...“, um alle zu verführen, die ihrem Verderben entgehen (2Thess 2,9).

Im Neuen Testament fanden Heilungen statt mit Leuten,

- die in der Gesellschaft mit ihrer jahrelangen Krankheit sehr bekannt waren (Mt 9,20-22; 17,14-21; 20,29-34),

- die teils glaubten, teils nicht an Heilung glaubten (Mt 9,22; Mk 6,6; 9,9; Lk 7,11-15; 8,49-55).

- die nicht einmal anwesend waren (Mt 8,5–13).

Jesus heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen (Mt 4,23-24; 8,16; 9,35; 12,15; 14,34-36; 15,29-31). Nach Pfingsten konnten auch die Apostel alle Krankheiten heilen (Apg 5,16). Wenn Jesus oder die Apostel heilten, dann gab es vollständige Heilung. Diese Leute kehrten niemals zurück, weil sie nur teilweise oder überhaupt nicht von ihren Leiden befreit wurden. Schlimme Krankheiten wie, verkrüppelte Arme oder Beine, erfuhren sofortige Heilung, so dass das ganze Volk die physischen Veränderungen feststellen konnte (Mt 15,29-31; Mk 7,31-37; Joh 7,23; Apg 3,7-11). Völlig Blinden wurde das Augenlicht wieder geschenkt und Taubstumme konnten wieder hören und sprechen. Menschen, die im Sterben lagen und sogar Tote wurden auferweckt (Joh 4,46-54; 11,10-46).

Haben Jesus oder die Apostel je irgendwelche Heilungsgottesdienste veranstaltet? Machte Jesus ein Riesenspektakel in einer emotionalen Atmosphäre, wie die modernen Heiler dies heute tun? Haben Jesus oder die Apostel je Geld für solche Dienste eingefordert (1Kor 9)? Haben die Feinde Jesu und der Apostel je behaupten können, dass es mit unlauteren Mitteln zu und her ging (Joh 11,46–48; Apg 4,16)? Im Gegensatz zu damals müssen leider diese Fragen, in Bezug auf die heutigen Heiler, negativ beantwortet werden!

Jesus sagt (Mt 7,21-23): „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird ins Himmelreich hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen als Propheten geredet, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunder getan? Dann sollen sie von mir hören: Ich habe euch nie gekannt! Geht weg von mir, die ihr das Gesetz missachtet!“

Es ist an der Zeit, dass wir Menschen nach Gottes Willen fragen und nicht unsere eigene Befriedigung suchen in der Religion!

 

Schlussfolgerungen

Wir leben in einer Zeit des Konsums, in der auch religiöse Menschen von Gott etwas erwarten. Das heisst; viele Gläubige sagen:

„Ja, ich glaube, wenn sich dies oder jenes erfüllt!“ (z. B. wenn Gott mich gesund macht).

„Ja, ich glaube, solange Gott mir ein gutes im Leben beschert!“

Leiden und Verzicht gehören nicht zum heutigen Bild eines Christen. Christen sind doch erfolgreich und immer glücklich! Leiden bedeutet Misserfolg, Gottverlassenheit und Glaubenskrise. Wenn es nicht nach unseren Vorstellungen geht, dann klagen wir Gott an mit den Worten: „Warum tust du mit das an, Herr!“

Doch Gottes Wege sind oft nicht unsere Wege (Jes 55,8). In Gottes Augen kommt es nicht so sehr darauf an, wie gut es uns im irdischen Leben ergeht. Gott sieht unser Leben in Bezug auf die Ewigkeit. Deshalb lehrt Jesus:

Mk 8,26: „Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und dabei Schaden zu nehmen an seinem [himmlischen] Leben?“

Mt 5,29b: „Es ist besser für dich, eines deiner Glieder geht verloren, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.“

Unser körperliches Leben hier auf Erden ist nicht so wichtig wie unser geistliches Leben. Unser weltlicher Erfolg auf Erden ist nicht so wichtig wie unser himmlisches Ziel. Gott züchtigt uns auf Erden, damit wir lernen zu sagen (Mt 26,39): „Nicht wie ich will, sondern wie du willst, Herr!“

Gottes Ziel ist es, uns Christen auf den Himmel vorzubereiten und dazu ist ihm fast jedes Mittel recht. Deshalb ist es in Gottes Augen böse, wenn der Mensch ein Zeichen oder Wunder fordert, damit er glauben kann (Mt 12,39).

Die Frage ist nicht, ob Gott heilen kann oder nicht, sondern, will Gott heilen? Selbstverständlich erhört der Herr unsere Gebete und kann uns auch heute noch von schweren Krankheiten befreien, ohne dass Ärzte dafür eine Erklärung finden. Wenn der allmächtige Gott heute einen Menschen heilt, dann niemals durch ein Medium (sprich Heiler, Gegenstand oder Wallfahrtsort), sondern immer direkt!

Christen sollen im Glauben wandeln, ohne zu sehen! Sie sollen in der Hoffnung wandeln, dass der Herr einst wiederkommt und sie sicher zum himmlischen Ziel führt! Sie sollen in der Liebe Gottes wandeln, mit der sie die Leiden und die Schwierigkeiten des Lebens dankbar und tapfer ertragen können im Herrn!