Gebet-23: Gott gibt denen, die ihn bitten

Herr, lehre uns beten!

 

 

 I.   Einleitung

Viele der Geschichten und Illustrationen, die Jesus verwendete, sind uns heute unbekannt, weil wir die Kultur dieser Zeit nicht mehr verstehen. In Lukas 11 werden wir mit einer typisch kulturellen Situation konfrontiert. Jesus will seinen Zuhörern zu verstehen geben, wie sehr Gott uns Menschen liebt. Obschon wir allgemein verstehen, worum es bei seinen Beispielen geht, verpassen wir den wirklichen Hintergrund und verstehen oft die Worte Jesu in seiner ganzen Auswirkung nicht.

Es ist offensichtlich so, dass schon zu biblischen Zeiten die Eltern ihre Kinder liebten, genauso wie wir es heute tun. Das ist sicher eine interessante Erkenntnis, dass Eltern ihre leiblichen Kinder von Natur aus lieben. Es geht aber in diesem Beispiel darum, dass Gott uns viel mehr liebt, als unsere leiblichen Eltern.

Lukas 11,11-13 (NGÜ): „Ist unter euch ein Vater, der seinem Kind eine Schlange geben würde, wenn es ihn um einen Fisch bittet? Oder einen Skorpion, wenn es ihn um ein Ei bittet? Wenn also ihr, die ihr doch böse seid, das nötige Verständnis habt, um euren Kindern gute Dinge zu geben, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel denen den Heiligen Geist geben, die ihn darum bitten.”

 

 II.   Fisch und Schlange

In der Tora (Gesetz Mose) gab es bestimmte Arten von Fischen, deren Verzehr erlaubt war, und andere Arten von Fischen, die nicht gegessen werden durften, weil sie als unrein galten (Lev 11,9). Fische mussten Flossen und Schuppen haben, um als rein zu gelten. Hingegen Fische ohne Schuppen und ohne Flossen, wie z. Bsp. der Aal, galten als unrein. Der hebräische Name für Aal war Schlange.

Jesus wollte also damit sagen, dass es keinen jüdischen Vater gibt, der seinem Sohn einen „Schlagenfisch” wie der Aal geben würde, der als unrein gilt.

 

 III. Brot und Stein

In der Parallelstelle von Matthäus macht Jesus eine zusätzliche Aussage (Mt 7,9): „Wer unter euch gäbe seinem Sohn, wenn er ihn um Brot bittet, einen Stein …?”

Die Israeliten hatten in ihren Häusern Steinöfen. Oft gab es im Hof einiger Häuser einen Gemeinschaftsofen. Einige hatten aber auch ihren eigenen Ofen (Herd) im Haus. Nachdem sie den Teig zubereiteten, legten sie ihn in den Ofen, in dem das Feuer brannte. Über dem Feuer lagen kleinere Steine, die damit erhitzt wurden. Der Teig wurde auf die heissen Steine gelegt und der Ofen mit einem Deckel abgedeckt. Nach einer bestimmten Zeit, als das Brot gebacken war, holten man es aus dem Ofen. Wir können uns gut vorstellen, dass einige kleinere Steine, die sich im Ofen befanden, durch die Hitze am Teig oder am Brot kleben blieben. Das gibt uns wiederum ein besseres Verständnis, für das, was Jesus meinte.

Ein guter Vater würde sicherlich das Brot von den kleinen Steinen reinigen, bevor er es seinem Sohn gibt.

Doch Jesus will sagen: wenn unsere irdischen Eltern uns so sehr lieben, dass sie sich um uns kümmern und für unser Wohlergehen sorgen, wie viel mehr wird der himmlische Vater auf uns aufpassen und für uns sorgen ... und uns die Dinge geben, die wir brauchen ... und für diejenigen sorgen, die ihn bitten!

 

 IV. Ei und Skorpion

Die Häuser der Israeliten bestanden aus grösseren Steinen, die aber nicht immer perfekt aufeinander passten. So gab es kleine Risse oder Spalten in der Wand. Diese Spalten wurden dazu benutzt, um die Eier zu lagern. Hühner und Eiermahlzeiten waren damals beliebt. Eier wurden auf verschiedene Weise zubereitet und waren sehr wichtig in der Ernährung.

Wenn die Eier in die Spalten gelegt wurden, dann befanden sich dort oft auch Insekten, Käfer und sogar Skorpione. Deshalb sagt Jesus, wenn der Vater seinem Sohn ein Ei gibt, dann achtet er sicherlich sorgfältig darauf, dass kein Skorpion an dem Ei klebt (Lk 11,12).

 

 Schlussfolgerung

Die Lektion, die Jesus seinen Zuhörern geben will, geht darauf hinaus, dass er die Liebe und Fürsorge des himmlischen Vaters zu uns betont, an die wir uns in allen unseren Lebenssituationen erinnern dürfen. Wir dürfen uns gewiss sein, dass wenn unsere irdischen Eltern uns so sehr liebten, dass sie sich um uns kümmerten und für unser Wohlergehen sorgten, wie viel mehr wird der himmlische Vater uns lieben und für uns sorgen!

Matthäus 7,11: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der im Himmel ist, denen Gutes geben, die ihn bitten!”

Gott will von seinen Kindern gebeten werden, deshalb sagt Jesus (Mt 7,7): „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.” Lasst uns den Herrn um seinen Geist bitten, damit wir im Leben die richtigen Entscheidungen treffen und auf geradem Weg geführt werden. Denn, nur wer bittet, kann auch darauf hoffen, dass er vom himmlischen Vater liebreich beschenkt wird.