Gleichnis-00b: Einführung

Gleichnisse Jesu

 

 I.   Einleitung

Die Gleichnisse umfassen mehr als ein Drittel aller aufgezeichneten Lehren Jesu. Durch Seine bildhaften Lehren regte der grösste Lehrer aller Zeiten die Menschen zum Nachdenken an. Er redete nicht in abstrakten Formulierungen über den Weg des Lebens. Der lebendigen Redeweise Jesu haben wir die vielen Gleichnisse zu verdanken. Meistens werden die Gleichnisse besser behalten, als alles andere, was Jesus gelehrt hat.

 

 II.   Was ist ein Gleichnis?

Das griechische Wort bedeutet „daneben legen“. Ein Gegenstand wird neben einen anderen gelegt, um beide miteinander vergleichen zu können. Das Gleichnis ist also ein Vergleich oder eine Analogie.

Die Gleichnisse in der Bibel werden oft als irdische Geschichten mit himmlischen Bedeutungen bezeichnet. Das ist eine gute Aussage, aber erklärt doch nicht alle Gleichnisse. Manche Gleichnisse sind keine Geschichten.

Es ist schwierig, die Anzahl der Gleichnisse in den Evangelien festzustellen, da sie von der Definition im einzelnen abhängt. Wenn man alle Sinnsprüche, Rätsel und jeden einfachen Vergleich als Gleichnis zählt, so kommt man auf etwa 60; rechnet man diese nicht dazu, so ergibt sich eine Anzahl von 30-35. Die meisten Gleichnisse Jesu finden wir in Matthäus und Lukas. Vor allem Lukas hat nicht nur die grösste Anzahl der Gleichnisse aufgeschrieben, sondern auch die besonders schönen und ansprechendsten.

Um ganz sicher zu sein, dass wir es im Text mit einem Gleichnis zu tun haben, sollte auf die Redewendung „Gleichnis - ist gleich wie - ist zu vergleichen mit“, usw. geachtet werden. In Matthäus 21,33 zum Beispiel, wird eine Geschichte erst im Nachhinein als Gleichnis bestätigt.

 

 III. Wie gebrauchte Jesus das Gleichnis?

Er griff eine Geschichte aus dem Leben heraus und zeichnete die Parallele von alltäglichen Begebenheiten zu geistlichen Grundsätzen. Jesus wusste, wie sehr der Mensch mit den sichtbaren Dingen vertraut ist – der Bauer, der im Frühjahr seinen Samen sät, und die Arbeiter, die zur Erntezeit den Weizen von dem Unkraut trennen, der Kaufmann, der alles für eine kostbare Perle hingibt, oder die Kinder, die auf dem Marktplatz spielen – und benutzte diese zeitlosen Bilder, um klarzumachen, welche Grundsätze in der unsichtbaren Welt gelten.

Ein Grund, warum Jesus so oft in Gleichnissen sprach, ist sicherlich, dass Er mit einer Geschichte die Neugierde Seiner Zuhörer wecken konnte und sie Ihm dann in Seiner Rede folgten, ohne zu merken, wohin Er sie führen würde. Dann plötzlich, wie ein Blitz, traf sie der verborgene Sinn der Geschichte, und sie konnten Seine Rede nicht widerlegen.

 

 IV.  Wie sollen wir die Gleichnisse verstehen?

Hierfür kann man keine festen Regeln aufstellen, denn die Zahl der Vergleiche ist von Geschichte zu Geschichte verschieden. In dem Gleichnis vom Sämann zum Beispiel sind selbst kleine Einzelheiten wie die Vögel und die Sonne von Bedeutung. Während in der Geschichte vom verlorenen Sohn Dinge wie das gemästete Kalb, die Musik und der Tanz für den Sinn der Geschichte ohne besondere Bedeutung sind. Man braucht jedenfalls nicht zu fragen, was die Schweine darstellen und was der Ring am Finger bedeuten soll.

Die erste Regel bei der Auslegung der Gleichnisse ist, zunächst einmal die zentrale Aussage des betreffenden Gleichnisses zu finden. Wir sollten uns immer zuerst die Frage stellen: Was ist die grundsätzliche Lehre der Geschichte? Erst nachdem wir die Grundwahrheit des Gleichnisses erkannt haben, sollten wir uns mit den weiteren Aussagen befassen, die jedoch immer in den Rahmen des Gesamtbildes passen müssen.

Die zweite Regel verlangt, das Gleichnis im Licht der ursprünglichen Begleitumstände zu verstehen. Der Hintergrund der Erzählung und der Zusammenhang der Schriftstelle bieten uns die grösste Hilfe zum Verständnis. Manchmal vermittelt ein Gleichnis mehr als einen Hauptgedanken.

Manchmal wird das Gleichnis ein paar Verse weiter von Jesus seblst ausgelegt (Mt 13,18.36). Vielleicht markieren Sie in Zukunft in Ihrer Bibel alle Gleichnisse, denen Sie beim Lesen begegnen und notieren sich vor dem jeweiligen Abschnitt, mit kurzen Stichworten, den Hauptgedanken. In diesem Sinne hoffe ich, Ihnen das Interesse an den Gleichnissen Jesu neu geweckt zu haben.