Gleichnis-05: Vom Unkraut unter dem Weizen

Gleichnisse Jesu

 

 

 Einleitung

In Matthäus 13 gibt es zwei Gleichnisse, die eng zusammengehören. Welche?

- Vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13,24-30; Verse 36-43).

- Vom Fischnetz (Mt 13,47-50, siehe Lektion 6: Vom Fischnetz!).

Beide Gleichnisse befassen sich mit dem Nebeneinander von Gut und Böse. Beide Gleichnisse lehren, dass schliesslich eine endgültige Trennung zwischen dem Guten und Bösen stattfinden wird, obwohl eine zeitweilige Koexistenz (= das gleichzeitige Vorhandensein von zwei verschiedenen Systemen oder Dingen) besteht.

Das Reich Gottes wird mit einem Acker verglichen: Matthäus 13,24-30.

 

 I.   Vom Unkraut unter dem Weizen

Die in diesem Gleichnis vorkommenden Bilder waren den Menschen in Galiläa durchaus vertraut. Der Weizen war in Palästina sehr wichtig und wurde fast überall angebaut. Das Unkraut, das gesät wurde, ist ein giftiges Gras, mit dem Namen Lolium Temulentum (Taumellolch), das hauptsächlich in Eurasien und Nordafrika vorkommt. Am Anfang des Wachstums ist dieses Gras kaum vom Weizen zu unterscheiden. Wenn man aber erkennen kann, was da heranwächst, ist es zu spät zum Aus-jäten, denn die faserigen Wurzeln des Unkrauts sind schon mit dem Wurzelstock des Getreides verwachsen. Das ist der Grund, warum der Landwirt befahl, alles miteinander wachsen zu lassen, bis zur Ernte. Siehe Beispiel „Tödliche Verwechslung“ (den Artikel über Bärlauch am Ende).

Das Reich Gottes wird hier nur mit einem einzigen Acker verglichen (im Gegensatz zum Gleichnis vom Sämann), der für jeglichen Samen bereit ist. Der Landwirt sät den guten Samen auf seinem gesunden Acker. In der Nacht kommt der Feind und sät Unkraut dazu. Als der Landwirt seinen Weizen wachsen sieht, da entdeckt er auch das Unkraut.

 

 II.   Auslegung

Die Auslegung des Gleichnisses finden wir in Matthäus 13,36-43.

Auslegung des Gleichnisses (gem. Verse 36-43):

Der Landwirt = der Sohn des Menschen (V. 37): Mt 24,14; Offb 14,6.

Der Acker = die Welt (V. 38).

Der gute Same = die Söhne des Reiches (V. 38; 1Joh 3,10).

Das Unkraut = die Söhne des Bösen (V. 38): 1Joh 3,8-10.

Der Feind = der Teufel (V. 39).

Die Ernte = das Ende der Welt (V. 39).

Die Schnitter = die Engel (V. 39): Mt 25,31-34.

Der Feuerofen = die ewige Verdammnis (V. 42).

Scheune = das Reich des Vaters, die ewige Seligkeit (V. 43).

Das Reich Gottes bezieht sich hier auf die Welt, über die Gott herrscht. Der Acker bedeutet nicht etwa die Gemeinde! Mit der Welt sind nicht etwa nur die Ungläubigen gemeint. Die Welt mit all ihren Völkern ist ein Teil des Herrschaftsbereichs, über das Gott herrscht. Unter diesem Herrschaftsbereich wächst Unkraut und Weizen heran. Es herrscht also ein Ausnahmezustand, der unter der Herrschaft Gottes das Gute und das Böse gewähren lässt.

 

III. Was lehrt uns das Gleichnis?

Das Gleichnis lehrt uns, dass es auf der Welt stets feindliche Mächte gibt, die mit allen Mitteln darauf aus sind, die gute Saat zu vernichten. Die Existenz des Bösen ist eine unleugbare Tatsache. Darum ist unser Leben ein einziger geistiger Ringkampf: Epheser 6,10-13. Leider gleicht die Welt nicht einem perfekten Weizenfeld ohne unreine Beimischungen. Sie bringt vielmehr Weizen als auch Unkraut hervor. Das ist in jeder Einheit der Fall: Es gibt keine christliche Nation, keinen christlichen Staat, keine christliche Stadt, kein christliches Dorf. Nicht einmal die vollkommensten Gemeinden und die besten Familien sind durch und durch christlich. Ganz gleich wo man hinschaut, wird man Unkraut entdecken (Mt 24,40-42). Das ist bestürzend, aber Jesus lehrt, dass das Leben auf dieser Welt diesen Charakter trägt und dass es immer so sein wird.

Das Gleichnis lehrt uns, dass das Gute vom Bösen kaum zu unterscheiden ist. Es gibt viele Menschen, die eine täuschend echte Form der Frömmigkeit an den Tag legen (1Tim 4,8). Es gibt viele Menschen, die Gutes tun und sogar machtvolle Taten vollbringen können: Mt 7,21-23 (2Tim 2,5). Mit dem Unkraut sind alle Menschen gemeint, die sich für irgendeine Ideologie einsetzen, die nicht von Gott stammt, z. B. die Politik, Philosophien, Religionen usw. die zwar religiös sind, aber nur Lippendienste für den König leisten (Mt 7,21). Auch die Gemeinde des Herrn bleibt vom Unkraut nicht verschont: Jesus warnt vor falschen Propheten: Mt 7,15; 10,16. Paulus warnt vor: reissenden Wölfen: Apg 20,29-30, vor falschen Aposteln: 2Kor 11,13-15. Eine Gemeinde oder Kirche kann unter den Menschen volle Anerkennung und göttliche Autorität geniessen, aber in Gottes Augen längst tot sein: Offb 3,1-6.

Das Gleichnis lehrt uns, mit unserem Urteil nicht vorschnell zu sein. Es ist unmöglich eine genaue Trennungslinie zwischen den Guten und den Bösen ziehen zu können. Unsere Aufgabe besteht im Einhalten der Gebote Gottes und nicht im Richten (Röm 2,1.16)! Solange dieser Ausnahmezustand herrscht, gibt es noch die Gelegenheit zur Umkehr: 1Kor 4,5. Wir werden aufgerufen, zum geduldigen Ausharren bis zur Wiederkunft: Jakobus 5,7-9.

Das Gleichnis lehrt uns, dass sich keine Seele dem Weltgericht entziehen kann. Die Zeit wird kommen, wo diese Zwischenstufe aufgehoben wird: 1Joh 3,2. Christus wird am Ende das Reich dem Vater übergeben: 1Kor 15,24-27. Dann wird der Weizen eingesammelt und vom Unkraut getrennt in die sicheren Scheunen gebracht. Um bis dann eine möglichst grosse Ernte einzubringen, ist es wichtig, dass auch das Gute unermüdlich immer wieder von neuem angesät wird.

Was muss mit dem guten Samen geschehen, bevor er Frucht tragen kann? Joh 12,24-25; 1Kor 15,36-36. Wir können zwar jemand taufen nach den biblischen Anweisungen der Apostel, aber die Wiedergeburt findet innerlich in einem Menschen statt (Joh 3,5). Nur Gott allein sieht in unsere Herzen und kann erkennen, ob jemand abgestorben und von neuem geboren wurde. Welche wichtigen Merkmale lassen uns zum grossen Teil erkennen, ob jemand wiedergeboren ist und zum Weizen gehört? Sein Bekenntnis, seine Taufe und sein Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Verändertes Auftreten und Verhalten gegenüber Glaubensgeschwistern und Mitmenschen (Joh 15,12). Treue zu Christus und seiner Gemeinde (Joh 15,4).

Das Gleichnis lehrt uns, dass es Gott allein zusteht, am Ende der Zeit die Welt mit Gerechtigkeit zu richten (Apg 17,31)!

Gottes Aufgabe ist es zu richten: 2Kor 5,10.

Unsere Aufgabe ist es barmherzig zu sein: Lk 6,37.

 

 Schlussfolgerungen

Das Reich Gottes ist mit einem Acker zu vergleichen, auf dem Gutes und Böses nebeneinander aufwächst bis zum Endgericht. Vieles sieht täuschend echt aus. Aber beim Endgericht wird der Herr seine Engel aussenden und das Unkraut vom Weizen trennen.

Was lehrt uns das Gleichnis?
Das Gleichnis lehrt uns, dass es auf der Welt stets feindliche Mächte gibt, die mit allen Mitteln darauf aus sind, die gute Saat zu vernichten. Das Gleichnis lehrt uns, dass das Gute vom Bösen kaum zu unterscheiden ist. Das Gleichnis lehrt uns, mit unserem Urteil nicht vorschnell zu sein. Das Gleichnis lehrt uns, dass sich keine Seele dem Weltgericht entziehen kann. Das Gleichnis lehrt uns, dass es Gott allein zusteht, am Ende der Zeit die Welt mit Gerechtigkeit zu richten.

 Tödliche Verwechslung (aus der Zeitung)

Eine Zürcherin ist an einer Vergiftung durch Herbstzeitloseblätter gestorben. Sie meinte, es sei Bärlauch. Es handelt sich um den zweiten Todesfall nach dem Genuss von Herbstzeitloseblättern innerhalb weniger Tage.

Die 58 jährige Frau aus Zürich hatte die hoch giftigen Blätter letzte Woche gepflückt und gegessen. Sie starb, weil sie die Blätter mit Bärlauch verwechselt hatte. Bereits Anfang April starb in Vorarlberg ein 62 Jähriger an derselben Vergiftung. In der Schweiz sind in den letzten 35 Jahren 200 solcher Fälle bekannt geworden; drei verliefen tödlich. Viele Leute sammelten im Frühjahr die würzigen Blätter des Bärlauchs im Wald, wüssten aber oft nicht, dass in nächster Nähe des Bärlauchs auch Herbstzeitlosen wachsen könnten, schreibt das Tox-Zentrum. Deren Blätter könnten leicht mit jenen des Bärlauchs verwechselt werden. Die Herbstzeitlose enthalte das starke Gift Colchicin, von dem bereits 0,8 Milligramm pro Kilo Körpergewicht lebensgefährlich seien. Bereits der Genuss von wenigen Blättern sei gefährlich. Laut Tox-Institut führt der Konsum der Herbstzeitlosen in der Regel nach einigen Stunden zu Bauchweh. Der Tod kann innerhalb von drei Tagen eintreten.

Die Blätter des Bärlauchs sind gestielt, elliptisch und verströmen einen Knoblauchduft. Die Blätter der Herbstzeitlose dagegen sind ungestielt, lanzettlich und geruchlos. Wer nach einer Bärlauchmahlzeit Bauchbeschwerden bekommt, sollte sich beim Tox-Zentrum beraten lassen oder einen Arzt aufsuchen.

Unter 'Leben': Die Meisten wissen nicht, dass in nächster Nähe des Bärlauchs auch Herbstzeitlose wachsen können, deren Blätter mit denen des Bärlauchs leicht verwechselt werden. Zu dieser Verwechslung trägt bei, dass beide Pflanzen in der Saison keine Blüten haben, an denen sie leicht zu unterscheiden sind.