Wann kommt das Reich Gottes?
I. Die Geschichte Israels
Ungefähre Zeitangaben vor Christus:
2166 - 1859 Die Patriarchen: Abraham, Isaak und Jakob (Gen 12-50)
2091 Abrahams Berufung und Verheissung des Landes Kanaans (Gen 12,1-9)
1876 - 1446 Knechtschaft in Ägypten (Gen 46 - Ex 11)
1446 - 1406 Wüstenwanderung unter der Führung Mose (Ex 12 - Num 36)
1405 - 1380 Eroberung und Aufteilung des Landes Kanaans unter Josua (Josua)
1110 - 970 Die Herrschaft Davids über das ganze Land (1. Könige)
970 - 930 Die Herrschaft Salomos über das Land Israels (2. Könige)
931 Reichsspaltung in ein Nord- und Südreich (1Kön 12)
721 Wegführung des Nordreichs in die assyrische Verbannung (2Kön 17)
606 - 586 Drei Wegführungen des Südreichs in die babylonische Gefangenschaft (2Kön 23-25)
536 - 445 Drei Phasen der Rückkehr Israels aus dem Exil in ihr Land (Esra 2-8; Neh 2,1-9)
444 - 168 Israel unter verschiedener Weltherrschaften
167 - 63 Der Makkabäer Aufstand (jüdische Herrschaft)
63 Der röm. Feldherr Pompejus erobert Jerusalem und macht Palästina (d. h. Israel) zu einer römischen Provinz
Ungefähre Zeitangaben nach Christus:
70 Der röm. Kaiser Titus zerstört Jerusalem
395 - 636 Palästina unter den Byzantinern
638 - 1099 Palästina unter arabischer Herrschaft
1099 Die Kreuzfahrer erobern Jerusalem
1187 Sultan Saladin besiegt die Kreuzfahrer
1291 Ende der Kreuzfahrerherrschaft in Palästina
1291 - 1516 Palästina unter den Mamelucken
11. - 15. Jahrh. Judenverfolgungen in Europa
1517 - 1917 Palästina unter den Türken
1896 Theodor Herzl veröffentlicht die Idee eines Judenstaates
1897 Erster Zionistenkongress in Basel
1901 Gründung des jüdischen Nationalfonds
1909 Gründung von Tel Aviv und erster Kibbuz in Palästina
1917 Die Balfour-Erklärung
1920 - 1948 Palästina unter englischer Verwaltung
1947 Die engl. Regierung legte das Schicksaal Palästinas der neugegründeten UNO in den Schoss, die über einen Teilungsplan abstimmte
1948 Die Staatengründung Israels, die von den Arabern nicht akzeptiert wurde
1956 Der Sinai Feldzug
1967 Der Sechstagekrieg
1968 - 2003 Obschon es nicht an Friedensplänen fehlte, wurden alle Vorschläge entweder von den Israelis oder von den Arabern verworfen (siehe Zusatzblatt mit heutiger Landaufteilung)
II. Die “Sammlung” Israels
Erstaunlich viele christliche Gruppierungen lehren und glauben heute noch, dass das fleischliche Israel nach wie vor das von Gott auserwählte heilige Volk sei (Dtn 7,7). Dem jüdischen Volk stehe heute noch eine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung zu (Dtn 30,1-5). Das ethnische oder nationale Israel werde ausserhalb des Missionsbefehls Jesu zum Glauben finden. Bei der ersten Wiederkunft Christi, werde den Juden das Heil gebracht. Christus werde seine Königsherrschaft auf dem Thron Davids in Jerusalem aufrichten. (Siehe Lektion 10: Das tausendjährige Reich.) Die Sammlung und Staatengründung Israels sei der deutlichste Beweis der prophetischen Erfüllung von den letzten Tagen (Jes 43,1-7).
Die Geschichte habe gezeigt, dass Gott seinem Volk auch in tödlichster Bedrohung immer beistand. Die besondere Verheissung gelte nach wir vor dem Berg Zion (Mi 4,2). Von der Bibel her bestehe kein Zweifel, wem dieser Platz gehöre. Weder Araber noch Israelis haben Anspruch auf diesen Berg, sondern Gott allein (Ps 69,36; Jes 2,3; 51,3; Joel 3,5).
Im Blick auf unsere eigene Zukunft müssen wir ernstnehmen, was die Bibel über die Schlüsselrolle Israels für die übrigen Völker sage: Wir können nur mit Israel gesegnet werden, nicht gegen oder ohne Israel (Gen 12,3). Als Christen seien wir aufgefordert, mit Psalm 122 zu beten: „Erbittet Heil für Jerusalem! Ruhe sollen die haben, die dich lieben! Heil sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen Palästen.“
Alle diese falschen Behauptungen können angeblich mit der Bibel bestätigt werden. Es stellen sich die folgenden Fragen:
1. Lehrt uns die Bibel, dass Gott heute immer noch einen Plan und ein besonderes Ziel mit Israel verfolgt, das sich von der neutestamentlichen Gemeinde unterscheidet?
2. Wie sieht der Heilsplan Gottes für sein Reich aus?
III. Der Heilsplan Gottes
Zuerst muss festgehalten werden, dass das Heil von den Juden kommt: Joh 4,22. Gott ist barmherzig und gütig, der sich ein Volk erwählt und es geliebt hat (Dtn 5,7-8). Trotz seiner grossen Liebe zu seinem Volk, kennt Gott kein Ansehen der Person (1Sam 2,30; Röm 2,10-11).
Das Heil kam durch den verheissenen Nachkommen, Jesus Christus: Gal 3,16. Nicht das ganze Volk Israel ererbte diese Verheissung, sondern nur Jesus, der als einziger Nachkomme die gesamte Menschheit aus der Knechtschaft des Gesetzes befreite (Gal 4,4-5). Er ist der verheissene Nachkomme Abrahams, durch den Gott den neuen Bund mit uns Menschen schloss: Galater 4,21-31. Das fleischliche Israel wird mit der Sklavin Hagar verglichen, die mit Abraham einen Sohn nach dem Fleisch zeugte. Das geistliche Israel hingegen wird mit der Ehefrau Sara verglichen, die mit Abraham den Sohn der Verheissung zeugte. Alle an Christus Jesus Gläubigen sind Kinder Saras (Abrahams Nachkommen und gehören zum himmlischen Jerusalem: Gal 3,26-29. Christus hat durch sein Blut für uns eine ewige Erlösung erworben, die er durch das Blut eines ewigen Bundes versiegelt hat (Hebr 9,11-12; 13,20).
Leider haben die Juden ihren himmlischen König erneut verworfen wie damals, als sie einen König forderten (1Sam 8,7). Sie sind die Bauleute, die den kostbaren Eckstein verworfen haben (Mt 21,42; Apg 4,11). Sie sind die Weingärtner, die den Erben getötet haben (Mt 21,33-46): Matthäus 21,43. Auch Stephanus klagt seine jüdischen Brüder deshalb in seiner Verteidigungs-rede an und muss dafür mit dem Tod bezahlen (Apg 7,51-53).
Das Heil in Jesus Christus wird nun allen Menschen aus allen Nationen angeboten (Gleichnis vom Hochzeitsmahl: Mt 22,1-14). Der Aufbau des Römerbriefes erklärt sehr gut, dass Juden und Heiden aus Glauben an den Messias gerettet werden können (Römer):
Kapitel 1 zeigt die Gottlosigkeit der Heiden.
Kapitel 2 spricht auch die Juden zu Sündern.
Kapitel 3 erläutert, dass weder Juden noch Heiden bei Gott einen Vorzug haben, da ja alle gesündigt haben und dringend die Gnade Gottes durch Jesus Christus benötigen (Röm 3,23): Röm 3,28-29.
In Kapitel 11 erklärt Paulus das Gleichnis vom Ölbaum: Röm 11,17-24 (siehe Skizze). Aus den Juden werden die Ungläubigen wie Äste weggeschnitten. Aus den Heiden werden Gläubige zum Baum des Lebens hinzugefügt. Die Wurzel des Lebens bleibt für beide Völker dieselbe: Jesus Christus.
In Christus Jesus werden Juden und Heiden vereint zu einem neuen Menschen (Eph 2,11-22). Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz die Scheidewand des Zaunes abgebrochen. Gläubige Juden und Heiden bilden gemeinsam den heiligen Tempel im Herrn. Das Geheimnis wurde dem Paulus vom Geist Gottes offenbart: Epheser 3,4-9.
Nirgends wird uns in der Bibel etwas von einer Wiederherstellung des Staates Israels nach alttestamentlichem Vorbild geschildert. Die einzige Stelle im NT, die auf eine Wiederherstellung des irdischen Reiches Israel hinzudeuten scheint, findet sich in Apg 1,6, wo die Jünger fragen: „Herr, stellst Du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“ Jesus verweist auf das, was in Zukunft in der Verkündigung der Apostel den Vorrang haben soll: Das Reich Gottes, über das er sie unterrichtete (Apg 1,3). Keiner von ihnen hat fortan das Thema von der Wiederherstellung eines irdischen Reiches Israel noch einmal aufgegriffen, weder in einer Predigt, noch in einem Brief. Das, was die Apostel Jesu gepredigt haben, war einzig -
das Reich Gottes (Apg 28,31),
das unerschütterliche Reich (Hebr 12,28),
das ewige Reich: 2. Petrus 1,11.
Das geistliche Israel wird im Himmelreich aufgebaut und muss sich keinen Landbesitz auf Erden mehr erkämpfen: Phil 3,20-21. Der wahre Jude ist am Herzen beschnitten: Röm 2,28-29. Das wahre Jerusalem ist im Himmel: Hebr 12,22-24; 13,14. Ganz Israel besteht aus Juden und Heiden, die sich bekehren, einpfropfen und retten lassen (Röm 11,26). Alle Gläubigen bilden das geistliche Volk Israel, das als königliche Priesterschaft dem lebendigen und ewigen Gott am himmlischen Heiligtum dient: 1Petr 2,4-10. Gottes Wort bleibt damit in keiner Weise unerfüllt: Röm 9,6-8.24-28.
Zusammenfassung:
Das heutige Land Israel wurde rein durch menschlichen Willen erobert und erzwungen. Biblisch gesehen gibt es keine Sammlung oder Wiederherstellung Israels auf Erden. Im Neuen Bund geht es allein um das himmlische Land, um das sich Seelen aus allen Generationen und Nationen im Glauben an den ewigen König sammeln als geistlicher Staat Israels.
Ergänzung
Jahrhundertelang haben viele die Schuld der Juden für einen aktiven antisemitischen Aufruf genutzt. Juden wurden als „Christusmörder” bezeichnet. Viele bezichtigten das ganze jüdische Volk des Mordes an Gott. Martin Luther ist ein tragisches Beispiel für diese falsche Auffassung. In den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens wurde er ein verbitterter Mann, der schreckliche Dinge schrieb, die viele Zeitgenossen zum Glück nicht ernst nahmen. Er schrieb 1543 „Über die Juden und ihre Lügen”. Unter anderem sagte er: „Zündet ihre Synagogen oder Schulen an und ... vergrabt und bedeckt mit Erde, was nicht brennen will ... reisst die Häuser nieder und zerstört sie; nehmt ihnen ihre religiösen Bücher weg; gebt ihnen kein sicheres Geleit auf den Landstrassen.” Zum Glück fanden solche Worte keine breite Zustimmung.
Im nationalsozialistischen Holocaust wurden solche Konzepte jedoch in die Tat umgesetzt. So wurden im Frühjahr 1945 acht oder neun Tonnen menschliche Asche auf drei Lastwagen verteilt in einen Kanal gekippt. Damit versuchte man den Massenmord an den Juden zu vertuschen.
Es gibt keinen Zweifel darüber, dass Antisemitismus falsch, unmoralisch und ungerecht ist. Es gibt keinen Grund Rache an den heutigen Juden zu üben. Der Tod Jesu am Kreuz war Gottes Plan vor Grundlegung der Welt (Eph 1,4). Vielmehr sollte sich jeder an die Worte Jesu am Kreuz erinnern, der vor seinem Tod am Kreuz sagte (Lk 23,34): „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!”
Nicht nur die Römer und die Juden sind für den Tod Jesu verantwortlich, sondern die gesamte Menschheit. Jesus starb für alle Menschen, weil alle Menschen durch ihre Sünden von Gott getrennt worden sind (Röm 3,23). Unsere Sünden haben Jesus wie geplant ans Kreuz gebracht (1Kor 15,3). Wir alle sind also für den Tod Jesu am Kreuz verantwortlich.
Genauso wenig gibt es einen biblischen Grund für den modernen Zionismus, der für ein irdisches Land und weltliches Ansehen der Juden kämpft. Selbstverständlich steht ihnen, wie auch allen übrigen Völkern auf dieser Erde, ein Land zu, um in Frieden zu leben. Doch diese grosse Herausforderung steht allein der Politik zu und hat mit dem Glauben an Jesus Christus wenig zu tun. Gemäss der Bibel ist es Gottes Plan, dass eine geistliche Sammlung Israels stattfindet, da es um ein himmlisches, ewiges Reich geht und nicht mehr um ein Irdisches.