Gemeinden im Neuen Testament
Sechste Gemeinde in Offenbarung 3,7-13
Thema: Die Gemeinde mit der offenen Tür.
I. Was wissen wir über die Stadt Philadelphia?
Die Stadt wurde ca. 150 v. Chr. gegründet von König Attalos II., der 159-138 v. Chr. schon Pergamon regierte. Die Liebe zu seinem Bruder war so gross, dass er Philadelphos genannt wurde, mit der schliesslich auch die Stadt benannt wurde.
- Philia (φιλία) = Liebe,
- Adelfos (ἀδελφός) = Bruder,
- zusammengefasst; Bruderliebe.
Heute heisst die Stadt in der moslemischen Türkei „Alasehir“ (und hat ca. 40'000 Einwohner gemäss der Website). Philadelphia sollte der friedlichen Ausbreitung der griechischen Sprache, Literatur und Wissenschaft dienen.
Die fruchtbare Vulkanerde (Katakekaumene genannt = verbrannte Erde), war ein ideales Weinbaugebiet und machte die Stadt für seinen Wein berühmt.
Im Jahre 17 n.Chr. wurde Philadelphia, zusammen mit elf anderen Städten, durch ein schreckliches Erdbeben zerstört. Kaiser Tiberius erwies sich beim Wiederaufbau der Stadt grosszügig, so dass die Bewohner aus Dankbarkeit den Namen änderten, in „Neocäsarea“ (= die neue Stadt des Kaisers). Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Kaiserkult ursprünglich von der Bevölkerung ausging und nicht von oben herab aufgezwungen wurde.
Domitian (81-96 n.Chr. das röm. Reich regierte), bestand darauf, dass man ihn anbetete und mit Dominus et Deus (= Herr und Gott) ansprach. Das widerstrebte vor allem den Juden und den Christen. Deshalb wurden sie auch mit äusserster Schärfe verfolgt. Mit diesem Hintergrund muss das ganze Buch der Offenbarung betrachtet werden das ca. 95 n. Chr. geschrieben wurde, um die verfolgten Gläubigen im geistigen Krieg zu trösten und zu ermutigen.
II. Vers 7: Der Schlüssel Davids
Jesus Christus lässt der Gemeinde in Philadelphia verkünden:
Ich bin der Heilige!
Damit deutet Jesus auf seine Gottheit, an die seine Zuhörer glauben und vertrauen dürfen. Diese Bezeichnung wurde im AT nur auf Gott bezogen, nie auf einen Menschen. Denn vollkommen heilig kann nur Gott sein, der sich von den Sünden der Welt absondert und rein hält. Weil Jesus als Sohn Gottes unberührt blieb von allem Bösen, ist auch ER der Heilige Gottes, wie das seine Jünger bekannten: Joh 6,68-69.
Ich bin der Wahrhaftige!
Mit andern Worten: „Glaubet nicht an die toten Götter, denn ich allein bin der wahrhaftige Gott!“ „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater ausser durch mich!“ (Joh 14,6). Was ich zu sagen habe ist wahr: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ Mt 24,35). Wer mit Jesus Christus konfrontiert wird, braucht nicht mehr nach dem wahren Gott zu fragen: 1. Johannes 5,20-21.
Ich besitze die Schlüssel Davids!
Z. B. Wer die Schlüssel eines Hauses besitzt, der entscheidet wann und wem die Türe geöffnet wird. Die Schlüssel sind ein Symbol für Autorität und Vollmacht, die Jesus über den Tod und Hades hat: Offenbarung 1,18.
Die Tatsache, dass Jesus die Schlüssel Davids besitzt bedeutet, dass er der verheissene Messias ist und öffnen und verschliessen kann wie er will. Er ist der ewige König und Nachfolger, der nun auf dem Thron Davids regiert (Apg 2,30-36). Deshalb besitzt Jesus die alleinige Vollmacht zu entscheiden, wer in sein neues Jerusalem eingelassen wird, wer Zugang zum lebendigen Gott und zum Himmelreich erhält.
III. Vers 8: Die offene Tür
Jesus sieht das Bemühen der Gläubigen!
Er sieht jedes gute Werk das wir in seinem Namen tun. Wenn wir etwas Gutes tun, dann dürfen wir getrost sein, denn Jesus sieht alles! Seinen Augen entgehen nichts, auch wenn niemand auf Erden es sieht, was wir wieder Gutes geleistet haben. Es ist sogar besser, wenn wir dafür nicht von Menschen Lob und Ehre empfangen: Matthäus 6,1.
Obschon die Gläubigen zu Philadelphia geringe Kraft hatten, öffnete Jesus der Gemeinde eine Tür. Es könnte sein, dass die Gemeinde klein war und durch die drückende Herrschaft der Römer und der Überzahl der Gottlosen geringe Kraft hatte in der Stadt. Doch das hält Jesus nicht davon ab, in Philadelphia eine Tür zu öffnen! Warum? Weil die Glieder in der Gemeinde zu Philadelphia Gott und seinem Wort treu waren, öffnete der Herr ihnen eine Tür. Weil sie nicht die toten Götzen aus Stein anbeteten und sich nicht von falschen Lehren von der Wahrheit abbringen liessen. Weil sie sich gerade wegen ihrer geringen Kraft desto mehr auf den Herrn verliessen, segnete der Herr sie.
Wir lesen vom Bericht des Paulus in der Gemeinde zu Antiochia, dass den Heiden eine Tür zum Glauben geöffnet wurde (Apg 14,27). Auch in Ephesus und Troas hat sich für Paulus eine Tür des Herrn für das Evangelium geöffnet, wie er berichtet: 1. Korinther 16,8-9 (2Kor 2,12). Weil sich Paulus völlig bewusst ist, dass nur Christus diese Türen öffnen kann, bittet er die Kolosser für ihn zu beten: Kolosser 4,2-4.
Wichtig ist, dass wir folgendes daraus lernen:
Es liegt allein am Herrn Jesus, ob er uns als Gemeinde eine Tür öffnet oder nicht! Unsere Aufgabe ist es zu säen, aber das Gedeihen schenkt der Herr. Nur Jesus kann Türen öffnen und schliessen, denn er besitzt die Schlüssel zum Reich Gottes. Gott unterstützt oft diejenigen, welche geringe Macht haben. Warum? Weil sie eher dazu neigen sich auf den Herrn zu verlassen, als die Starken. Wer stark ist, vertraut auf seine eigene Kraft und seine eigenen guten Ideen.
Paulus bekennt: „Wenn ich schwach bin, bin ich stark“ (2Kor 12,10).
Und: „Alles vermag ich, durch den, der mich stark macht“ (Phil 4,13).
Erst, wenn ich mich dem Herrn ganz hingebe, dann kann er mit mir arbeiten. Erst wenn ich mich durch Jesus Christus stark machen lasse, dann bin ich wirklich stark, aber nicht durch meine eigene Kraft!
IV. Vers 9: Der Sieg ist gewiss
Die Gläubigen in Philadelphia haben schwer unter dem Hass und den Verleumdungen der Juden gelitten. Doch Jesus tröstet sie mit den Worten, dass sie zu den Siegern zählen und den Siegeskranz bereits in den Händen tragen. Sie müssen ihn nur noch bis zum Ende festhalten: Vers 11.
Wer ist denn berufen zum Sieg in Jesus Christus? 1. Korinther 1,26-29. Es sind meistens nicht die Reichen, die Einflussreichen und die Weisen, die auf Jesus vertrauen können. Sondern es sind oft die, welche in ihrem Leben die Erfahrung gemacht haben, dass sie klein und schwach sind ohne Jesus.
Es wird sich bald zeigen, sagt der Heilige Geist, dass alle, die die Gläubigen verleumdet und verfolgt haben, vor ihnen auf die Knie fallen werden. Die Pseudo-Juden, die eine äussere Frömmigkeit vortäuschten und vorgaben die Heiligen und Gerechten zu sein, werden zu den Verlierern gehören (2Tim 3,5). Denn wer ist ein Jude in Gottes Augen? Römer 2,28-29. Philippus klagt die Juden an für ihren Unglauben: Apg 7,51-53.
Jesus nennt die Zusammenkunft, wo die Juden mit totem Herzen Gott anbeten, eine „Synagoge Satans.“ Auch in der heutigen Zeit werden Christen von sogenannten Christen als Sektierer verleumdet und verfolgt, weil sie Jesus beim Wort nehmen und ihm nachfolgen! Es hat sich am Prinzip noch nichts geändert! Was würde Jesus wohl über all diese Kirchengebäude sagen, die nichts anderes als Götzentempel (= Ikonenverehrungen) sind, Synagogen Satans, wo von Menschen besucht werden, die für Gott tot sind in ihren Herzen?
Deshalb tröstet Jesus alle eifrigen Gläubigen, in Philadelphia und überall auf der Welt, die sich von ihm verändern und führen lassen, mit dem ewigen Sieg!
V. Vers 10: Bewahrung ist garantiert
Der Auferstandene verheisst allen, die ihn lieben und seine Gebote halten, dass sie bewahrt und belohnt werden. Auch in Bezug auf die Versuchungen liegt alles beim Herrn! Er kann uns so versuchen lassen, dass wir zu Fall kommen. Der Herr verspricht uns aber, wenn wir treu sind und sein Wort bewahren wie die Gläubigen in Philadelphia, dass er uns in keine Versuchung führen wird, die über unser Vermögen gehen wird (1Kor 10,13).
Denn (2Petr 2,9), „der Herr weiss Fromme aus der Versuchung zu erretten, Ungerechte aber für den Tag des Gerichts zur Bestrafung zu verwahren.“
Wenn wir aber nicht ehrlich sind, sondern uns selbst und andere betrügen mit unserer Heuchelei, dann werden nicht bestehen vor dem Herrn.
Alle, die mit dem Glauben nicht ernst machen, werden die Versuchungen, die über den ganzen Erdkreis kommen, nicht bestehen: 2Thess 2,8-12. Der Gesetzesfeind ist der, welcher sich nicht an das Wort Gottes hält, sondern mit eigenen Geboten die Menschen verführt und betrügt. Es ist eine wirksame Kraft der Verführung, die die Menschen glauben lässt sie seien gerettet, während sie in Wirklichkeit einer Lüge gefolgt sind. Es sind jene Menschen, die ihre eigenen Lüste vor Gott gestellt haben, aber von den Irrlehrern die Bestätigung erhalten, sie seien gerettet.
- Z. B. durch die Kindertaufe oder ein Gebet gerettet.
- Z. B. durch die allgemein verbreitete Meinung, dass man Christ sein könne ohne einer Gemeinde (Kirche) anzugehören.
- Z. B. Israel sei durch den Sechstagekrieg erneut von Gott bestätigt worden als seine Nation und habe noch Verheissungen ausstehend.
Das ist die wirksame Kraft der Verführung, die jetzt über dem ganzen Erdkreis herrscht!
VI. Verse 11-13: Aufruf zur Überwindung
Jesus verspricht allen, die an ihn glauben die ewige Siegeskrone! Sie werden zu Säulen im himmlischen Tempel. Das heisst, wenn sie auch in dieser Welt geringe Kraft haben, so doch nicht im Himmel, denn dort gelten sie wie als Träger eines Gebäudes.
Jesus tröstet uns vor den Übermächtigen, indem er sagt (Joh 16,33): „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Röm 8,33-35.38-39).
Auf die treuen Christen soll der Name des neuen Jerusalems geschrieben werden. Nach Hesekiel wird die neue Stadt heissen (Ez 48,35): „Hier ist der Herr“ oder „der Herr allhier.“ Damit wird gesagt, dass alle, die Gott treu sind, zu Bürgern der himmlischen Stadt werden, zu Erben der Verheissung (Gal 3,29).
Auf die treuen Christen will Jesus seinen neuen Namen schreiben. Auch Jesus erhält einen neuen Namen, den nur er selbst kennt (Offb 19,12). Mit diesem Namen wird er alle Treuen einst kennzeichnen (V. 12). Das bedeutet, dass an diesem Zeichen deutlich erkennbar sein wird, wer zu ihm gehört und an seinem Sieg teilhaben darf.
Möge der Herr uns die Kraft und die Ausdauer schenken alle Versuchungen des Lebens zu überwinden, um jetzt schon Säulen der Gemeinde Jesu zu sein!
„Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinauskommen; und ich will auf ihn den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, schreiben, das aus dem Himmel von meinem Gott herabkommt, und meinen neuen Namen“ (3,12).