Gemeinden-13: Thessalonich

Gemeinden im Neuen Testament

Thessalonicherbriefe
Thema: Die Gemeinde, die die Wiederkunft Christi erwartete.

 

 

 I.   Wie entstand die Gemeinde in Thessalonich?

Auf der zweiten Missionsreise (ca. 49-50 n. Chr.) hat Paulus in der Nacht eine Vision (Apg 16,9-13). Ein Mazedonischer Mann bittet ihn um Hilfe im Glauben. Daraus schliesst Paulus und seine Mitarbeiter, dass Gott sie nach Mazedonien ruft, um den Menschen dort das Evangelium zu verkündigen (V. 10). Am andern Tag reisen Paulus, begleitet von Silas, Timotheus und Lukas (Apg 17,14-15) mit dem Schiff nach Troas und von da weiter nach Mazedonien. Sie kommen an eine jüdische Gebetsstätte, wo sie zu versammelten Frauen reden und sich einige Tag dort aufhalten. In Philippi bekehrt sich Lydia, eine Purpurhändlerin zum Glauben (Apg 16,14-15.40). Paulus treibt einer Frau, die ihn stark bedrängt, ihren Wahrsagegeist aus und wird anschliessend dafür, zusammen mit Silas, festgenommen, ausgepeitscht und ins Gefängnis geworfen (Apg 16,16-39). Lukas, der Schreiber (sein Bericht ändert von „wir“ auf „sie“, vergleiche Apg 16,16; 17,1), und Timotheus werden in dieser Angelegenheit nicht erwähnt. Während Paulus und Silas im Gefängnis erneut ein grosses Wunder erleben.

Am andern Tag reisen Paulus, Silas und Timotheus weiter nach Thessalonich (Apg 17,1-15). Dort predigt Paulus an drei Sabbaten in der Synagoge das Evangelium mit grossem Erfolg, so dass einige Juden und Griechen zum Glauben finden und eine neue Gemeinde gegründet wird. Eifersüchtig gewordenen Juden rotten sich zusammen und suchen Paulus und Silas vergeblich im Haus Jasons. Jason und einige Brüder werden zu den Behörden der Stadt geschleppt. So ist der erste Anlauf in Thessalonich vorerst vereitelt worden. Paulus und seine Mitarbeiter reisen weiter nach Beröa, wo die Juden edler gesinnt sind als die in Thessalonich. Nachdem einige Menschen dort den Glauben gefunden haben, kommen die eifersüchtigen Juden auch dort hin, so dass Paulus erneut flüchten muss. Paulus lässt Silas und Timotheus in Beröa zurück und reist nach Athen und später nach Korinth. In Korinth bleibt er ein Jahr und sechs Monate (Apg 18,11), von wo aus er die beiden Briefe an die Thessalonicher schreibt. Später kommen Silas und Timotheus auch nach Korinth (Apg 18,5).

 

 II.   Was wissen wir über die Gemeinde in Thessalonich?

Paulus diktiert dem Timotheus vermutlich beide Briefe, ca. ein Jahr nachdem er aus der Stadt flüchten musste (ca. 50-51 n. Chr., 2Thess 3,17). Er bedankt sich für die liebevolle Aufnahme, die er und seine Mitarbeiter, bei den mehrheitlich aus Heiden bestehenden Neubekehrten, erhalten haben (1Thess 1,9). Er lobt sie für ihre Werke des Glaubens, ihre Arbeit in der Liebe und ihre Ausdauer in der Hoffnung (1Thess 1,2-10). Er rühmt sie auch, weil sie bereit waren das Evangelium unter viel Trübsal aufzunehmen und es andern weiter zu verkündigen, so dass sie darin allen Gläubigen in der Provinz zum Vorbild geworden sind.

Anschliessend verteidigt er seinen Dienst an den Thessalonichern (1Thess 2). Offenbar gab es Widersacher, die ihn auf verleumderische Weise angriffen. Deshalb erwähnt er, dass er und seine Mitarbeiter Tag und Nacht hart gearbeitet haben: Gearbeitet, um ihr tägliches Brot selbst zu verdienen (2Thess 3,8). Paulus arbeitete als Zeltmacher (Apg 18,3). Gearbeitet, indem sie sich wie eine stillende Mutter und wie ein besorgter Vater um die Neubekehrten kümmerten. Paulus und seine Mitarbeiter hielten in der Gemeinde eine Art Seminar ab, an dem viele Fragen und Antworten in Bezug auf den christlichen Glauben diskutiert wurden. Paulus bedankt sich bei den Thessalonichern, dass sie das Evangelium bereitwillig annahmen als von Gott und nicht von Menschen. Doch leider mussten Paulus und seine Mitarbeiter die Stadt kurzfristig verlassen und wünschten so sehr, dass sie wieder zurückkommen durften.

Da sie von Satan immer wieder gehindert wurden, schickten sie den Timotheus alleine nach Thessalonich, um nach dem Rechten zu sehen (1Thess 3). Und Timotheus kam mit guter Nachricht zurück. Paulus und seine Mitarbeiter freuten sich über die lieben Grüsse und den guten Bericht über die Gemeinde. Trotzdem wünschte Paulus zurückkehren zu können, da es bei den neuen Geschwistern noch einige Mängel im Glauben gab, denen er Abhilfe schaffen wollte (1Thess 3,10-13).

Paulus wiederholt in seinen beiden Briefen die Thematiken, die während seines Aufenthalts in Thessalonich verkündigt und diskutiert wurden und gebietet ihnen:

Dass sie weiterhin den vorbildlichen Glauben, die Liebe und die Hoffnung an den Tag legen mögen (1Thess 1).

Dass sie an allem treu festhalten sollen, was Paulus und seine Mitarbeiter ihnen beigebracht hatten (1Thess 2).

Dass sie sich in ihren Trübsalen nicht betrüben lassen sollen (1Thess 3,1-8).

Dass sie im Glauben wachsen und reich werden in der Liebe (1Thess 3,9-13).

Dass sie sich heiligen lassen in ihrem Wandel (1Thess 4,1-8).

Dass sie die geschwisterliche Liebe weiter pflegen (1Thess 4,9-10).

Dass sie tüchtig sind und ihrer täglichen Arbeit nachgehen (1Thess 4,11-12).

Dass sie einander trösten mit den ermutigenden Worten über die Verstorbenen (1Thess 4,13-18).

Dass sie allezeit wachsam sind auf den Tag der Wiederkunft und die geistige Waffenrüstung anziehen (1Thess 5,1-11).

Dass sie die 14 Punkte beherzigen, die Paulus ihnen im ersten Brief nahelegte (1Thess 5,12-22).

Dass sie den Brief allen Brüdern vorlesen sollen (1Thess 5,23-28).

Dass sie standhaft bleiben mögen im Glauben (2Thess 1,1-12).

Dass sie sich nicht vom Wort Gottes abbringen lassen sollen durch die Irrlehrer und Gesetzesfeinde, sondern die Liebe zur Wahrheit bewahren (2Thess 2,1-12).

Dass sie an den mündlichen und schriftlichen Überlieferungen festhalten sollen (1Thess 2,13-17).

Dass sie für Paulus und seine Mitarbeiter beten mögen (2Thess 3,1-5).

Dass sie sich an Paulus und seinen Mitarbeitern ein Vorbild nehmen sollen und zur Arbeit gehen (2Thess 3,6-18). Dass sie die Unordentlichen unter ihnen zurechtweisen. Dass sie sich im schlimmsten Fall von den Unordentlichen zurückziehen.

Dass sie nicht müde werden sollen das Gute zu tun (2Thess 3,13).

Schliesslich bestätigt Paulus, dass er ihnen vertraut, dass sie all das tun werden, was „wir euch“ gebieten (2Thess Auslegung, Seite 9).

 

 III. Was waren die typischen Probleme in der Gemeinde?

Die Heiligung zum keuschen Wandel (1Thess 4,1-8).

Das falsche Verständnis in Bezug auf die Wiederkunft Christi (1Thess 4,13-18).

Die Verunsicherungen in Bezug auf die Wiederkunft Christi durch falsche Lehrer (2Thess 2,1-12).

Die Meinung, nicht mehr arbeiten zu müssen (1Thess 4,10b-12; 2Thess 3,6-15).

 

 IV. Ermahnung verschiedener Art (14 Punkte): 1Thess 5,12-22

Anerkennt die Verantwortlichen der Gemeinde! Die Verantwortlichen in der Gemeinde: Älteste, Diakone und Evangelisten (1Tim 3,1-13; 4,12-16). Leitende Geschwister (M&F) mit verantwortungsvollen Aufgaben (Hebr 13,7.17; Tit 2,4).

Sie „arbeiten“ (1Thess 2,9; 1Kor 4,12; 2Tim 2,6; Kol 1,28-19; Apg 6,3; 20,28-31).

Sie „stehen euch vor“ (1Tim 4,10-11.16; 1Thess 1,6; 2,14; Hebr 6,11-12; 1Petr 5,2-4).

Sie „weisen euch zurecht“ (Tit 1,5.13; 2,15; 1Tim 5,1-2.20; 1Thess 5,14).

Schenkt ihnen Anerkennung (Mt 10,40; 1Tim 5,17-18; Gal.4,14; 6,6; Phil 2,29; 1Petr 5,5).

Haltet Frieden untereinander (Hebr 12,14-15; Jak 3,18; Kol 3,15; Eph 4,3)!

Die Unordentlichen: Weist die zurecht, die „faul“ sind (2Thess 3,11-13)!

Die Kleinmütigen: Ermutigt die, denen es an Selbstvertrauen fehlt (Mt 12,20; Joh 21,15; Röm 14,1; Röm 15,1-3; Gal 6,1-2; 1Thess 2,7)!

Die, welche sich selbst kaum verzeihen können.

Die, welche viel Liebe und Zuneigung brauchen.

Die Schwachen: Helft den Schwachen (Röm 14,1; Apg 20,35; Hebr 12,12)!

Die, welche sich schnell ein Gewissen machen.

Die, welche schnell in Zweifel geraten und leicht Versuchungen erliegen.

Langmut: Habt mit allen Geduld (Eph 4,2; Kol 3,12-13; 1Kor 13,4; 2Petr 3,9)!

Vergeltung: Achtet darauf, dass keiner Böses mit Bösem vergilt, sondern jagt dem Guten nach mit allen Menschen (Spr 17,13; 20,22; 24,17-20.29; 25,21; Mt 5,39.44-45; Röm 12,17-21; 1Petr 2,22-23; 3,9; Phil 4,8-9)! Keine Rachegefühle aufkommen lassen. Gutes suchen, loben und Gutes tun. Gegenüber allen Menschen (Gal 6,10; 2Tim 2,24; Tit 3,2; 1Petr 2,17).

Freut euch, was auch immer geschieht (Mt 5,12; Lk 10,20; Röm 12,12; 2Kor 6,10; Phil 4,4)!

Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen (Lk 21,36; Röm 12,12; Eph 6,18; Kol 4,2; 1Petr 4,7)!

Dankt Gott in jeder Lebenslage (Ps 34,1; Eph 5,20; Phil 4,6; Kol 3,17; Hebr 13,15)!

Legt dem Wirken des Heiligen Geistes nichts in den Weg (Eph 4,30; 6,16)! Die Gemeinden im ersten Jahrhundert hatten noch keine Bibel. Gott offenbarte sein Wille direkt durch die Gaben des Heiligen Geistes (1Kor 14,30; 1Tim 4,14; 2Tim 1,6). Heute heisst das für uns, dass wir unsere Herzen nicht verhärten und so das Wirken des Heiligen Geistes im Gemeindeleben blockieren (Eph 4,30-31; 1Petr 3,7; Hebr 3,7-19; 1Joh 5,16-21).

Geht nicht geringschätzig über prophetische Aussagen hinweg! Die Gemeinde im ersten Jahrhundert hatten Propheten (Eph 2,20; 4,11; Apg 15,32; 1Kor 14,3). Zusammen mit den Aposteln wirken sie heute noch durch die Bibel (Eph 3,5; Offb 22,9).

Prüft alles und nehmt das Gute an (Apg 17,11; Röm 12,2; Phil 1,10; 1Joh 4,1)!

Lasst euch auf nichts ein was böse ist (Mt 6,13; Joh 3,20; 5,29; Röm 13,10; Eph 6,16; 1Kor 5,13; 1Petr 3,11; 3Joh 11)!

 

 Schlussfolgerungen

Die Gemeinde in Thessalonich war grundsätzlich auf dem guten Weg. Allerdings kann gesagt werden, „ein neuer Besen wischt immer gut“. Es wäre sicher interessant zu wissen, wie die Gemeinde in 10, 20 oder gar 30 Jahren sich entwickelte. Die Offenbarung, die ja einige Jahre später geschrieben wurde, richtete sich leider nur an 7 Gemeinden. Es wäre sicherlich auch interessant zu wissen, wie viele Glieder sich dort in Thessalonich regelmässig zur Anbetung Gottes versammelten.

Die Tatsache allein, dass es in Thessalonich eine örtliche Gemeinde gab, lehrt uns die Bedeutung und die Notwendigkeit der christlichen Glaubensgemeinschaft. Gelebtes Christentum und die örtliche Gemeinde gehören laut der Bibel unzertrennlich zusammen. Die Belehrung durch die gesunde Lehre und die Liebesgemeinschaft der örtlichen Gemeinde sind notwendig, um uns auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Selbst als Bekehrte haben wir nach wie vor unterschiedlichste Mängel im Glauben, die nur durch die regelmässige Belehrung im Wort Gottes abgebaut werden können. Unser Glaube wächst durch die Belehrung (Mi) und durch die Verkündigung (So), durch die gemeinsame Anbetung und durch die Beteiligung an einem aktiven Gemeindeleben.

Darum, lasst uns der Gemeinde treu sein und nach Möglichkeiten schauen, wie wir in unserem Glaubensleben zunehmen und wachsen können zur Ehre und zum Dank Gottes, unseres Herrn!